Ich schaute an mir herunter und sah meine mit Schlamm verschmierten Füße. Sie waren so dreckig, dass auch das komplette Bett hätte schmutzig sein müssen. Aber das war es nicht, dass Liam in diesem Augenblick verstummen ließ. Meine Beine waren mit Blut verschmiert, sodass man erst nicht erkannte, wo genau es herkam oder ob es mein eigenes war. Leider war es das, meine Beine waren aufgeschnitten. So tief und akkurat, dass es gewollt sein musste. Wann war das passiert? Ich sah nun in der Ecke meines Zimmers etwas, das vorher nicht da gewesen war. Das glaubte ich zumindest felsenfest. Ein Traumfänger hing in schönen, bunten Farben von der Decke hinab und drehte sich langsam im Kreis. Die Federn strahlten etwas Beruhigendes und Warmes aus. Fast hypnotisierend zog er mich in seinen Bann. Dann plötzlich bemerkte ich heftige Schmerzen, die vorher nicht da gewesen waren. Der Schmerz zog sich hoch bis zu meinem Kopf, der sich nun wieder so anfühlte, als wäre der Schlag darauf vor wenigen Minuten gewesen. Meine Beine bluteten, die Schnitte waren jeweils rechts und links neben dem Schienbeinknochen sauber gesetzt. Mein Gesicht verzerrte sich, als die Schmerzen schlimmer wurden. Ich sah Liam an und hielt ihm meine ausgestreckte Hand hin. „Hilf mir bitte!“ Dann sah ich, warum Liam mich weiterhin mit dieser Schockstarre im Gesicht anstarrte. Ich hielt eine Glasscherbe in der Hand. In der Hand, die auf Liam zeigte. Sie war blutverschmiert und bereits angetrocknet. Wie lange hatte ich in diesem Bett gelegen, mit einer Glasscherbe in der Hand, und nicht mal bemerkt, dass ich mich selbst damit verstümmelte? Das konnte nicht sein. Fing alles wieder an? Was war hier los? Ich hatte mich doch so gut gehalten und meine Genesung war bereits weit fortgeschritten.
Liam bewegte sich nun endlich und half mir, mich auf mein Bett zu setzen. Das Blut lief weiter an meinen Beinen hinunter. „Warte, ich hole die Ärztin!“ Und weg war er. Ich verstand noch immer nicht, was hier gerade geschehen war. Da hörte ich es … Ein Lachen. Ein leises und weit entferntes Lachen. Ruckartig hielt ich mir die Augen zu. Ich wollte das nicht wiedersehen. Keine Gestalten, die es vermutlich nur in meinem Kopf gab. Ich wollte nicht verrückt werden. Aber das Lachen wurde lauter und lauter. Nur verstand ich erst nach wenigen Minuten, dass dieses Lachen von draußen kam und nicht von drinnen. Ich nahm die Hände von meinen Augen und schaute mich im Zimmer um. Noch immer lief mir das Blut an meinen Beinen hinunter. Es brannte fürchterlich. Mein Blick glitt erneut zu dem Traumfänger in der Ecke, der weiterhin vor sich hin baumelte. Mit jedem Tropfen Blut, der an meinem Bein hinabrann, schmerzte es mehr und mehr. Als es kaum noch auszuhalten war, nahm ich meinen Mut zusammen und schaute aus dem Fenster. Eine Frau stand unten im Park und schaute zu mir hinauf. Sie lachte, laut und herzlich. So laut, dass auch andere Patienten nun auf sie aufmerksam wurden. Gerade, als ich versuchen wollte, zu erkennen, wer es war, drehte sie sich um und ging lachend vom Gebäude weg. Meinte sie mich? Konnte sie mich sehen? Wer war das? Becky?
Mir wurde schwummrig, das musste der Blutverlust sein. Mittlerweile hatte sich eine stattliche Pfütze unter mir gebildet. Ich kippte nach vorne weg. Nun lag ich da, wieder einmal am Boden. Wieder einmal allein und ohne Hilfe. Diesmal in meinem eigenen Blut. Was war hier geschehen und warum tat man mir das schon wieder an?
Ich hörte Schritte. Dr. Miller und noch weitere Personen betraten mein Zimmer. Das erkannte ich an den verschiedenen Schritten, die nun auf mich zukamen. Liam war auch wieder dabei. Er half den Ärzten, mich aufzuheben, und stellte sich, als ich endlich wieder saß, hinter mich. Als ich erkennen konnte, wer nun alles hier im Raum war, legte Liam beide Hände auf meine Schultern und sagte: „Ich bin hier, Emma, und ich gehe nicht wieder weg. Ich bin da. Du bist nicht mehr allein!“
Nun kamen weitere Personen und Schwestern mit einer Trage in mein Zimmer und luden mich darauf. Dr. Miller sah mich besorgt an. Ihr Blick sprach Bände, aber ich hatte keine Kraft, mich zu verteidigen. Als ich lag, schloss ich meine Augen und kämpfte nicht mehr gegen die Müdigkeit an. Ich fühlte in den letzten Sekunden, in denen ich bei Verstand war, eine Hand, die meine hielt und diese nicht mehr losließ, bis ich mich nicht mehr erinnern konnte und einschlief.
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