Ein deutsches Bein zurücklassen?
Eine nicht außer Acht zu lassende Frage ist, wie viel von der eigenen Identität in der alten Heimat verbleiben soll (oder muss) oder ob ein vollständiger Wechsel vollzogen werden kann?
Für uns spielte das (und spielt zum Teil noch) eine erhebliche Rolle. So haben wir z.B. laufende Altersvorsorge, die nicht sinnvoll durch neue UK-Verträge zu ersetzen ist. Daraus ergibt sich jedoch die Konsequenz, dass i.d.R. ein deutsches Konto benötigt wird, das in vielen Fällen an eine deutsche Adresse geknüpft ist (Anmerkung: unser Konto bei der DKB ist da eine Ausnahme, das konnten wir behalten). Daran hängt wiederum die Frage des Geldtransfers, der wiederum mit dem Wechselkurs zusammenhängt.
Meine Frau steckte außerdem noch in einer erst zu 80% abgeschlossenen Weiterbildung, zu deren Vollendung sie noch einige Male zu nach Deutschland reisen musste.
Übrigens kann man nach deutschem Recht keinen Zweitwohnsitz in Deutschland haben, wenn der Erstwohnsitz sich im Ausland befindet. Und an einem deutschen Erstwohnsitz hängen wiederum entsprechende Verpflichtungen.
Mein Tipp
Gründlich prüfen, ob alle Verpflichtungen in Deutschland unter akzeptablen Konditionen beendet oder ggf. in Großbritannien ersetzt werden können. Im letzten Jahr schwankte der Wechselkurs zwischen Pfund und Euro um ca. 5%, was erhebliche Auswirkungen auf evtl. vorhandene Zahlungsverpflichtungen haben kann.
„Leben in Großbritannien ist teuer“ – dieses pauschale Urteil hört man an jeder Ecke. Und stimmt es denn?
Die Antwort ist ein klares it depends und zu einer endgültigen Klärung muss man nicht nur die Ausgabenseite betrachten, sondern auch die Einnahmen. Stichwort Steuern: der Steuersatz auf dasselbe Einkommen ist hier geringer. Andererseits ist das Kindergeld geringer und auf Einkommen bis 50.000,- Pfund beschränkt. So wird manch einer, der in Deutschland für seine Kinder noch mehrere tausend steuerfreie Euro einstecken konnte, in UK in die Röhre schauen – ein nicht unerheblicher Realeinkommensverlust.
Wenn man die Ausgabenseite betrachtet, so gilt vom Prinzip der Spruch: „Das Einzige, das billiger ist, ist der Golfsport.“ Die meisten Lebenshaltungskosten sind in der Tat vergleichbar, allerdings gibt es einige Dinge, die erheblich teurer sind. Dazu gehören Restaurant-Besuche, Eintrittskarten und Sprit genauso wie z.B. Bahn-Pässe (die Bahnen sind allesamt privatisiert; eine Jahreskarte 2. Klasse auf einer ca. 80 Meilen langen Strecke nach London kostet ungefähr anderthalb mal so viel wie die Netzkarte 1. Klasse der Deutschen Bahn…).
Ach ja, und Immobilien natürlich. Die sind eigentlich nicht teurer, sage ich immer – man bekommt nur erheblich weniger fürs gleiche Geld (Platz, Größe und Qualität). Effektiv muss man je nach Region für ein vergleichbares Haus mit einem 50% Aufschlag rechnen. Happig.
Mein Tipp
Die Einnahmen-Ausgaben-Seite eingehend prüfen. Einem günstigeren Steuersystem gerade für kleine Einkommen stehen ggf. Einnahmeverluste gegenüber für Leistungen, die es in UK gar nicht gibt.
Von unserem Wohnort aus sind es nur rund 650 Kilometer zu unserer alten Heimat im Westen Deutschlands. München ist von dort genauso weit weg. Man sollte jedoch nicht unterschätzen, welche Auswirkung eine solche Distanz auf die Möglichkeiten des Zusammenkommens mit Freunden und Verwandten hat. Auch der Ärmelkanal wirkt – zumindest gedanklich – als große Barriere und schreckt manchen Besucher ab, „einfach mal so“ auf die Insel zu kommen. Erschwerend kommt der Tunnel hinzu, der nicht nur zusätzlich Zeit, sondern auch Geld kostet. Flüge sind i.d.R. teurer.
Zudem kannten wir, als wir hier ankamen, so gut wie niemanden. Und die Engländer sind durch ihre sprichwörtlich zurückhaltend höfliche Art nicht besonders zugänglich. Auch da gelten regionale Unterschiede, im entspannteren Norden sollen die Leute zugänglicher sein – das Leben ist gemächlicher fern vom hektischen London.
Schwerer wiegt jedoch der Verlust des familiären Umfeldes – mal eben Oma oder Opa zum Babysitten dazu rufen, ist hier nicht, wir sind weitgehend auf uns selbst gestellt.
Mein Tipp
Plattformen wie Meetup.com nutzen oder sich einem der zahlreichen lokalen Vereine und Charities (gemeinnützige Organisationen – sehr populär) anschließen. Wenn das nicht hilft: Der nächste Pub ist nie weit weg…
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