Der stets nur um ihn selbst kreisende Versuch, mit diesen wenigen Formeln und Floskeln die unbeschreibliche Vielfalt der Lebensbeziehungen und Bezüglichkeiten beschreiben und zugleich in eine gewisse Ordnung bringen zu wollen, konnte schon deshalb nicht gelingen, weil N wegen des Bezuges auf nichts außer sich selbst alles immer unzulänglich erscheinen musste!
Frage geistreiche Mediziner, sagt Emerson [das war eine Verlegenheits-Erwähnung des heiligen Namens, weil N nicht wagte, aus eigenem Ermessen auf den dieses klären sollenden „Mediziner“ zu sprechen zu kommen:], wie viel Temperament nicht entscheidet und was es überhaupt nicht entscheidet. Unser Temperament aber ist nichts als unser Gemüt, auf dem sich die Eindrücke unsrer Verhältnisse und Ereignisse ausgeprägt haben.
Hier taucht bei N - nicht nur als Stichwort-Notiz! - sondern in einem logischen Zusammenhang erstmals der Name Emersons auf: Und zwar angerufen als eine Autorität ! Die Art der Formulierung verrät einen guten Teil von Ns Einstellung zu ihm: Er war zur Klärung unsicherer Fälle zu befragen! Man müsste N dankbar sein, diesen Namen als Bestätigung für die hier vorgebrachten Kommentare in seinem Aufsatz von sich aus so klar und deutlich genannt zu haben: Als Beweis zumindest dafür , dass ihm dieser in Europa damals relativ unbekannte und damit wenig bedeutungsvolle Schriftsteller zum Zeitpunkt der Niederschrift seiner früh schon so bekenntnishaft ausgefallenen Ausführungen nicht unbekannt war, was angesichts der tatsächlich gegebenen Umstände natürlich eine heillose Unterschätzung der wahren Maßstäbe bedeutet, ist doch jede Zeile der Jugendaufsätze mit Emersons „Geist“ so getränkt und gesättigt, dass sie von diesem fast „triefen“.
Es geht hier nicht darum, nachzuweisen, dass N von Emerson irgendetwas abgekupfert hat. Das Verhältnis des 17-jährigen N zu Emerson ist nicht als Plagiatsfall aufzufassen, denn es handelt sich um viel mehr: Nämlich um eine wahrhaft tragisch verlaufene , unreflektierte und für N auch unreflektierbar gebliebene und in ihrem Verlauf des „ Erfüllens , was bei Emerson geschrieben steht “ letztlich auch pathologische Identifikation mit Emerson‘schen „ Formen “ als ein übernommenes Evangelium in , für und zu all seinen scheinbar großartigen und Bewunderung erfordernden, kein Maß kennenden „eigenständigen“ Handlungen, die gar keine solchen waren und sind. Die Identifikation war es, die N zu dem machte, was er war und ist: Formal lebte er - in seinem „Stil“! - seine eigene Begabung, - inhaltlich dagegen erfüllte er Emerson: „ auf dass erfüllet werde die Schrift “! -
Von Emerson kam alles, was „gedanklich“ zu etwas führte, das philosophischen Anstrich besitzt. N bewegte sich in dessen Anregungen, Vorgaben, Regeln, Werten, als wäre Emerson sein Skelett, - für einen, dem - in seiner haltlosen Bezogenheit ausschließlich auf sich selbst ! - aus sich selber heraus kein anderer Orientierungsrahmen für seine nur auf seine überrissene eigene „Größe“ gerichteten „Ehrgeiz bis zum Defekt“. NR.320gegeben war.
N hat nach dem „Rezept“ Emersons gelebt , - um seinem mindestens drei Jahre vorher schon nach „Herrscheramt“ so bedürftigen Wesen die Möglichkeit einer „Existenz“ in „großem Stile“, als Alpha-Wesen, „allen immer voran“, zu geben; - gemäß der wahrhaft berauschenden Vorgabe Emersons, nach welcher „der Maßstab, den du selbst an dein Tun und Sein legst, sich gewiss immer daraus ersehen lassen wird, ob du dies Tun und Sein gern umgehen möchtest und deinen Namen [in falscher Bescheidenheit zu] verleugnen [bereit bist], oder ob du dein Werk an der konkaven Sphäre des Himmels sichtbar werden lässt, wo es eins ist mit dem Umlauf der Sterne“ EE.113
Das letztere wollte N! - Wenigstens !
Der begeisterte Vollzug der Identifikation mit Emersons Ausführungen ist der - schwerlich sofort auffällig werden könnende und auch nicht auffällig gewordene - Beginn des Wahnsinns in Ns Leben ! Er offenbart sich in der Tatsache, dass N an einer Vielzahl von „Emerson-Weisheiten“ - die ja nur „Sprüche“ waren! - sein Leben lang hängen und kleben blieb und nicht in der Lage war, sich aus Emersons so gut zu ihm und auf seine Veranlagungen passenden Gedankengewebe aus eigener Kraft und mit selbstkritischen Fähigkeiten wieder zu befreien! Schließlich erwies N sich doch ansonsten wie ein Gott der Verneinung allem und jedem gegenüber kritisch wie kaum einer zuvor! - Das aber war er letztlich - und damit wurde sein Kritizismus zu einem Teil seines Wahns ! - weil er in Emerson diesen allzu festen Halt „gefunden“ hatte . - An diesem „Halt“ musste er fortan alles messen und für ungenügend erachten, da die ihn umgebende Welt nicht mit Emersons Wahrheiten - und auch nicht mit seinen von Emerson sanktionierten Momenten des Allzusammenklangs! - in Übereinstimmung zu bringen war! N war, ohne von dieser Tatsache etwas mitzubekommen, restlos in Emerson gefangen - bis an sein Ende, welches zwangsläufig - entsprechend dem defekten Beginn! - die „geistige Umnachtung“ sein musste - sowohl inhaltlich als auch formal! Ns unsinniges, scheinbar geheimnisvolles „Werde der du bist“ vollzog sich in der Erfüllung der ihm von Emerson schmackhaft gemachten „Rolle“, dass Er der vom „großen Gott auf unseren Planeten“ gesandte „Denker“ sein könne - oder sogar wäre ! - und „nichts in der Wissenschaft“ bliebe, „was nicht morgen [durch ihn!] eine Umdrehung erfahren haben möchte“. EE.226
Die N anfänglich nur als inbrünstige Sehnsucht greifbar gemachte Übernahme der ihm von Emerson in all ihren vorgeführten Maßlosigkeiten umrissene „Rolle“ war der Beginn seines Wahns! - Allerdings gehörte eine reichlich abnorme Anlage dazu, auf Emerson dermaßen „hereinzufallen“! Ns Verhalten in der für ihn immer stärker werdenden - einen Prozess der Enthemmung durchlaufenden! - Überzeugtheit von der tatsächlich gegebenen Wirklichkeit seines Seins als „höchste Instanz, die es auf Erden gibt“ 18.10.88, mit der er seine „herrscheramtliche“ Besonderheit - à la Emerson eben! - „ definieren “ konnte: - Das war sein gelebter Wahn, - den er - wegen vielerlei Vorsichtigkeiten in Hinsicht auf die Öffentlichkeit! - und um vor allem nicht ausgelacht zu werden ! - seine vorherrschende, den Enthemmungsprozess hinausziehende Angstposition! - die er erst im letzten Augenblick wirklich ungeniert ausleben konnte ; - und damit - zu seinem Glück! - letztlich keine Schande erfuhr, weil er über den Moment seines „coming out“ hinaus - im „Ecce homo“! - a) nichts Nachteiliges mehr mitbekam und b) umständehalber ein großer, leider nur wahnsinnig gewordenen „Philosoph“ bleiben konnte, - was ja sein Ziel gewesen war.
Dass N sich mit so gut wie allen ihm wesentlich erscheinenden Inhalten, die sein Leben bestimmen sollten, schon in seinen Jugendaufsätzen nachweislich von Emersons Inhalten leiten ließ und er sich damit „hervortat“, lässt erkennen, dass in diesen Aufsätzen - wie es auch von allen N-Anbetern anerkannt wurde und wird! - bereits „alles enthalten“ ist, was N im Laufe seines Lebens zustande brachte und zu seiner „Philosophie“ erklärt hat ! - Das stimmt und ist dennoch eine Legende: Denn nicht der große Denker ist in diesen Aufsätzen enthalten oder gar vorgeprägt, sondern der Infizierte, der den Infektionscharakter seiner „Leidenschaft“ nicht begriffen hatte und in der Folge glaubte, die ihm nicht gemäße Welt auf sein „geistiges Format“ zurechtstutzen zu müssen, wobei - ebenfalls auf unfreiwilliger Basis! - die „Einheitlichkeit“ von Aufsatzinhalt und Lebensaufgabe daraus bestand, dass nichts Wesentliches hinzugekommen ist in seinem Leben! - Bis auf einige hoffnungslos vergebliche Versuche, seine Lehre der „Ewigen Wiederkehr“ wissenschaftstauglich zu machen. Das wird noch in aller Deutlichkeit darzulegen sein. Mit der „konkaven Sphäre des Himmels“ hatte Emerson N nur die Form vorgegeben, wie und wo er „sichtbar werden“ wollte: „mit dem Umlauf der Sterne“! - Aber Emerson hatte N damit und dazu - außer der auf Ns Mitwirkung nicht angewiesenen Evolution! - keine wirklichen Inhalte ,1 - kein Thema geliefert, das ihm garantiert hätte, damit sein Sehnsuchtsziel - ein wirklich großer Denker zu sein! - zu erreichen! N „besaß“ außer Emersons phantastischen Perspektiven nur sich selbst, was nicht ausreichen konnte, in der Welt - d.h. außer seinen literarisch draufgängerischen Maßlosigkeiten! - etwas konstruktiv und nachhaltig zu bewegen! Dass N auf die „allgemeine“ Erkenntnis der Evolution zurückgriff und auf die Schnapsidee des aus dem maßlos gewordenen Geist der Zeit heraus geborenen „Übermenschen“ als in die Zukunft verlegte „Superrasse“ verfiel, war von Emerson her zwar geebnet, nicht aber beabsichtigt, widersprach jedoch dessen großartig versprochenen anderen Inhalten nicht . Deshalb nahm N dieses Thema, zuerst noch konkretisiert am Künstler, am Genie, am überragenden Menschen demonstrativ auf, wollte sich aber sehr bald selber als solchen - und das eben auch in unhaltbarer Maßlosigkeit! - als einen Einzigen sehen und so auch angesehen und behandelt wissen.
Читать дальше