Emerson, p. 328 (Essays) „das Auge des abrundenden Geistes“. 8.538„welches diesen oder jenen Menschen zu einem Vorbild oder Vertreter der Humanität macht, mit dem Namen eines Heroen oder Heiligen“ ….. So geht der Text bei Emerson fort. Es ist also die alte, gewohnte und hauptsächlich gepflogene Leier. N dürfte es nur darum gegangen sein, an ihm gefallenden Formulierungen festzuhalten.
Die 3. erhaltene Erwähnung Emersons betraf dessen auf Seite 331 bereits erwähnte Feststellung, dass „das Leben der Wahrheit kalt ist und insofern traurig, aber es ist nicht der Sklave usw.“ 8.540
Zeitlich dazwischen findet sich eine bemerkenswert selbstmittelpunktlich unreflektierte Notiz, die sich auf Emerson bezieht ohne ihn zu nennen. Sie lautet:
Wie sehr wir [freien Geister?] auch die [derzeit gültige!] Moralität zersetzen [dieses Wort allein verrät etwas darüber, dass N sehr wohl wusste, was er tat und was seine Absicht war!] - unsre eigene [„Moral“], im ganzen Wesen [in seinem !] eingenistet, kann dabei nicht zersetzt werden. [Mit der Begründung:] Unsre Art, wahr und unwahr zu sein, bleibt [totalitär!] undiskutierbar. „Der Ton des Suchens ist einer und der Ton des Habens ist ein anderer.“ 8.539Das zitierte Emerson-Original stammt aus dem Essay „Die höhere Seele“ und findet sich auf Seite 211 der Essays.
Die 4. Erwähnung von Emersons Namen bezieht sich auf den gleichen Essay:
Emerson p. 201 die „ Überseele “ ist das eigentlich höchste Cultur-Resultat, ein Phantasma an dem alle Guten und Großen gearbeitet haben. 8.562
Auf Seite 201 hatte Emerson u.a. so maßlos wie immer aber von N sehr zurückhaltend mit eher zaghaften seitlichen Anstreichungen versehen folgendes ausgeführt:
Die geringste Tätigkeit der intellektuellen Kraft erlöst uns in gewisser Hinsicht von dem Einfluss der Zeit. [Man muss gläubig sein, um derlei Unsinn für weise zu halten. Ns Verhalten diesen Ausführungen gegenüber bewies das Gegenteil!] hören wir in Krankheit, in Niedergeschlagenheit nur eine Spur von Poesie oder eine tiefe Sentenz [bei des es in unserem Sinn etwas wichtiges zu denken gibt], so sind wir wie neue belebt; oder gib uns einen Band von Plato oder Shakespeare oder erinnere uns nur an ihre Namen und augenblicklich kommt ein Gefühl wie von langem Leben über uns [was durchaus nicht jedem ernst zu nehmenden Menschen so eher ästhetizistisch beeinflussbar geschehen muss!] Sieh, wie der tiefe, göttliche Gedanke [z.B. in den Allzusammenklangsmomenten, oder als so etwas, wie „ Das größte Schwergewicht “ aus dem 341. und eigentlich vorletzten Aphorismus der „Fröhlichen Wissenschaft“!] Jahrhunderte und Jahrtausende niederreißt und sich durch alle Zeitalter hindurch bemerkbar macht [was sollte denn das gewesen sein, wenn N dabei nicht ausgerechnet an so Maßloses wie die beiden angeführten Beispiele dachte?] ….. Und so ist immer die Skala der Seele eine; und die Skala der Sinne [Intuition und Wissenschaft?] eine andere. Vor den mächtigen [seit alters her gefühlten und geglaubten !] Offenbarungen der Seele schrumpfen Zeit, Raum und Natur zusammen [und auch der Verstand, - den auch N von Immanuel Kant aufgefordert war, zu gebrauchen !! - N jedoch wollte, als Wissenschaftsfeind, der er war, in die von Bauchgefühlen bestimmte Zeit vor der Aufklärungswissenschaft zurückflüchten !] ….. Die Dinge, die wir jetzt als unumstoßbar ansehen, werden eins nach dem andern [darauf beruhten Ns Hoffnungen!], gleich der reifen Frucht, sich [durch Ns Absichten sollten sie das!] von unserer [seiner neu gewonnenen] Erfahrung ablösen und fallen [da sie durch keine „objektive“ Methode bewiesen wären!] ….. Die Seele sieht beständig vorwärts [in Richtung auf das von N erkannte Ziel der Evolution hin?], indem sie immer eine Welt vor sich schafft und immer Welten hinter sich zurücklässt [was - wie immer! - wieder nur aus Ns - die Aufklärung vergessen lassen wollenden! - selbstmittelpunktlichen Wünschen und Absichten heraus, beurteilt war! Denn in diesem Sinn hatte er das zur Kenntnis genommen!] …..
Gleich danach notierte N, als 34-Jähriger, im Herbst 1878:
Emerson meint, „der Wert des Lebens [was eigentlich - nur für N nicht! - eine unmögliche Zusammenstellung von 4 Worten ist! - denn wie und wonach sollte ein solcher „Wert des Lebens“ ermittelt werden? - Er] läge in den unergründlichen Fähigkeiten desselben: in der Tatsache, dass ich niemals weiß, wenn ich mich zu einem neuen Individuum wende, was mir widerfahren mag [was ein winziges Zipfelchen preisgibt von den Schwierigkeiten, die N mit „Anderen“ hatte - weil er zwischen Superlativen befindlich im Relativen nicht abschätzen konnte, was zu erwarten sei!].“ Das ist die Stimmung des Wanderers [damit meinte N sicherlich sich , in der Stimmung des Autors von „Der Wanderer und sein Schatten“, der 2. Aphorismen- Fortsetzung zu „Menschliches, Allzumenschliches“, mit welcher er zu jener Zeit gerade beschäftigt war!]. p. 311 bei Emerson wichtig , die Angst vor der sogenannten Wissenschaft - der Schöpfer geht durch eine Tür hinein bei jedem Individuum. 8.562[weil N diese Angst beschlich, vor der so ganz seinen ihn total befriedigenden, ungerufenen, unverhofften, nicht zu kontrollierenden Allzusammenklangsmomente gegenteiligen Gewöhnungen?]
Nach Emersons himmelschreiend großartigen Erklärungen konnte N sich nicht vorstellen, dass diese Zustände ihm als ein Defekt eigen waren, - da es sich dabei doch um Anzeichen des Auserkoren-seins und der Erwähltheit für hohe Dinge handeln sollte!
Was N hier aus Emersons Essay „Erfahrung“ zitiert hatte und in Höhe des Wortes „Individuum“ von ihm in seinem Handexemplar seitlich angestrichen worden war, steht nicht auf der Seite 311, sondern auf Seite 310 ziemlich weit unten und findet seine Fortsetzung in den Worten: „Ich halte die Schlüssel zu meinem Schloss in der Hand [was eine gewisse Abriegelung signalisierte und nachfolgend seine Ergänzung fand in der recht neurotisch wirkenden Ausführung:], bereit sie meinem Herrn zu Füßen zu legen wo und in welcher Vermummung er auch immer erscheinen mag. Ich weiß, er ist in der Nähe unter Vagabunden [Landstreichern, Herumtreibern] versteckt.
Mit diesen Worten, denen nicht sonderlich genau nachzugehen ist, geht Emersons Seite 310 zu Ende. Was Emerson - soweit N ihn zitierte ! - vermittelt hat, ist die von N zögerlich und unsicher aufgenommene Feststellung, dass der „Wert des Lebens“ - eine an sich schon, damit umgehend, hoch gewagte Erwägung! - die allerdings eine Milderung erfährt in der Einsicht, dass dieser „in den unergründlichen Fähigkeiten“ des Lebens läge. Grundthema davon ist Verunsicherung , die verdeutlicht wird durch das Geständnis, niemals zu wissen, was einem durch ein unbekanntes Individuum widerfahren kann und damit Ns prinzipielle Verunsicherung mit „den Anderen“ thematisierte, - weil N diese „Anderen“ aus seinem eigenen Erfahrungsschatz und wegen seiner übergeozentrischen Gefühlsblindheit nicht sicher einzuschätzen verstand und deshalb jedes Mal mit erheblichen Überraschungen/Verunsicherungen/Enttäuschungen rechnen musste! - Wie das bei Emerson Nachfolgende, von N nicht Zitierte, neurotisch Unbestimmte und eigentlich Fragen aufwerfen müssende, auf Seite 311 Beginnende auf N gewirkt haben musste, ist nicht überliefert.
Die für N als eigentlich wichtig angesehene Seite 311 beginnt mit den Worten:
Soll ich mir meine Zukunft rauben, dadurch, dass ich mich aufs hohe Pferd setzte und freundlich meine Unterhaltung dem Bau der Köpfe [dem „ Inhalt “ von diesen wohl, - von den Gesprächspartnern, was ja „die Anderen“ wären!] anpasse? Wenn es dahin mit mir kommt, so sollen die Doktoren [der Anatomie!] mich für einen Cent kaufen ……
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