„Jedoch verstehe ich jetzt endlich, warum unser gemeinsamer Freund Baldur so sehr darauf drängt, den Kommandosessel aus der MINOKA auszubauen und mit der in Stasis liegenden Amal möglichst rasch auf die ERDE zu bringen“, meinte Großadmiral Dagmund-Thor jetzt befehlsgewohnt, als er auch bereits von den kurz gefassten Anweisungen der Kommandantin der MHORA-X geradezu überrollt wurde.
„MHORA-X, hier spricht eure Chefin. Oskar 1, ich befehle den sofortigen Start mit Zwischenlandung auf meiner derzeitigen Position. Professor Steiner soll sich mit allem, was er medizinisch auf die Beine stellen kann, für einen äußerst ungewöhnlichen Notfall bereithalten, deshalb gebe ich hiermit Alarm für das gesamte Bordlazarett.“
Nach einer knappen Denkpause, meinte Mora Kranz jedoch nachdenklich: „Oder wäre es vielleicht besser, wenn wir sie in eurem Bordlazarett auf der MARKON weiterversorgen?“
„Nein, nein. Unsere Krankenstation ist dafür nicht geeignet. Die MARKON ist ja ein Kampf- und kein medizinisch hochgerüstetes Saatschiff. Im Lazarett der MINOKA wäre eine Behandlung sicher möglich gewesen, aber leider ist die – wie das gesamte Schiff – energetisch nicht mehr intakt“, erwiderte Marschall Baldur sogleich.
„Okay dann. Macht in unserem Krankenrevier auf der MHORA-X gleich mal ein bisschen Platz frei, denn Alex und Rhea werden dort gleich mit einer unkonventionellen Fracht und einer – ich sag‘ mal der Einfachheit halber in einem Rollstuhl sitzenden jungen Frau – remateralisieren. Die Schaltpläne des mandoranischen Lebenserhaltungssystems, an das sie inzwischen angeschlossen wurde, werden euch von der MARKON aus in Kürze übermittelt.“
„Verstanden Kommandantin. Hier spricht Oskar 1. Ich bin dank deiner, uns schon die ganze Zeit über belauschenden Teleporter-Zwillinge bereits an Bord der MHORA-X. Wir haben roten Alarm und sind in wenigen Minuten startbereit. Unser Shuttle können wir später abholen“, erwiderte der Chef der auf Moras Schiff stationierten larojanischen Androiden sofort. Gleich darauf meldete er sich erneut auf der Frequenz seiner Schiffskommandantin.
„Oskar 1 an Landekommando. Fürstin Mora, wir haben an Bord alles vorbereitet, damit deine Patientin ab Eintreffen optimal versorgt werden kann. Außerdem haben Professor Manthey und Oberstleutnant Wolfgang Ries schon den Kurs zu unserer nordamerikanischen Einsatzbasis berechnet und in unseren Navigationscomputer eingegeben. Darüber hinaus wissen auch die Ärzte auf der THIKAL-X Bescheid und stehen in Bereitschaft. Von uns aus kann‘s also losgehen.“
„Du bist ein Schatz, Oskar 1. So zuverlässig, wie immer. Wir verlassen gerade die Kommandosektion des abgestürzten Raumers. Ich hätte aber gleich noch eine weitere Bitte an dich.
Funk‘ bitte unsere amerikanische Einsatzbasis an und sag‘ unserem Boss Kendo und den dortigen Kommandeuren, dass die MARKON diesmal über der AFB Nellis in Stellung gehen und das Wrack eines fast ebenso großen Raumschiffwracks anlanden wird. Flottenmarschall Baldur beabsichtigt nämlich nachher, die arg beschädigte MINOKA per Traktorstrahl zu bergen und später in Nevada zur weiteren Inspektion abzusetzen.
Aber keine Sorge – die MARKON selber wird wegen der viel zu kleinen Landefläche im Orbit um TERRA bleiben und die JDEF-Einsatzbasis Amerika nur mit Teilen ihrer Besatzung per Shuttle heimsuchen. Also, alles so, wie immer, mein lieber Oskar 1. Allerdings bleibt das Ganze vorerst noch geheim“, erinnerte Mora Kran ihren Chefandroiden der MHORA-X mit Nachdruck.
„Und was wird aus unserer großspurig angekündigten Marsexpedition?“, fragte Alexander Kranz nach einem geflissentlichen Räuspern, als er sich gerade den beiden Botschaftern Rhea und Ares sowie den beiden Ärzten der MARKON anschließen wollte.
„Das besprechen wir später. Sieh du lieber zu, dass ihr diesen verdammten Stuhl rüber zu unserem Schiff bringst. Wie ich sehe, haben die mandoranischen Spezialisten soeben die letzten Haltebolzen gelöst.
Ich bleibe vorerst noch zur Unterstützung hier und kläre mit unseren lemurischen Freunden, ob sie mit der ODIN und der SOL noch weiter in ihrer alten Mondstation herumkramen wollen. Danach fliege ich euch mit Clark Rodgers und unseren Androiden mit meinem Shuttle hinterher. Und jetzt haut endlich ab – es pressiert nämlich.“
Wenige Augenblicke danach hob die MHORA-X unter dem Kommando von Alexander Kranz von ihrem Landeplatz vor der Mondbasis ab, um zusammen mit der im Mondorbit wartenden CONDOR-X in Richtung Heimat zu fliegen. Nach einer Weile betrat der völlig erschöpfte Bordarzt des Schiffs, Professor Dr. Ludwig Steiner, die Brücke des Explorers.
„Sie ist einigermaßen stabil, Alex. Aber gesehen habe ich so etwas noch nie. Deshalb ist es auch gut, dass ihr die mandoranischen Kolleginnen Cora und Lea mitgebracht habt. Die sind bei diesem Notfall viel kompetenter als ich. Jedoch wollen sie wissen, wann in etwa wir in Nevada ankommen werden?“
„In rund einer halben Stunde, obwohl wir schon mit allem fliegen, was unserer Triebwerke hergeben“, erwiderte der Chefpilot Rando Starke knapp. „Dort unten auf der Einsatzbasis ist übrigens bereits seit Stunden der Teufel los. Wir werden direkt neben der THIKAL-X aufsetzen. Dort erwartet man uns bereits.“
„Alles klar, ich geh‘ dann mal wieder in unsere Krankenstation runter und sehe zu, wie ich und der Kollege Herbert Schmidt Cora und Lea assistieren können. Vor allem kann ich ja bei alledem noch etwas lernen – zum Beispiel, wie man über so lange Zeit inaktive Zellen und Körperfunktionen konservieren und danach wieder ins Leben zurückholen kann.“
Als das Explorerschiff, gefolgt von Viktor Thules CONDOR-X, endlich auf der AFB Nellis gelandet war, ging die Rettungsmission sofort in die nächste Phase. Das Ehepaar MacLeod stand schon in den Startlöchern und sorgte dafür, dass die von der MINOKA geborgene Patientin rasch aus ihrem Kontursessel befreit und in ein bequemes Bett auf der Intensivstation der THIKAL-X gebracht wurde.
„Bloß gut, dass unsere gute THIKAL-X noch immer hier in Nellis als Lazarettschiff zur Verfügung steht“, meinte Mora-Sher gerade zu ihrem Mann Alec, nachdem sie sich mit den beiden mandoranischen Ärztinnen Cora und Lea bekannt gemacht hatte.
„Eigentlich sollte die THIKAL-X ja schon längst wieder in Europa sein. Wo steckt eigentlich meine Großcousine. Sonst wuselt sie uns doch nach der Landung ihres Schiffs immer gleich zwischen den Füßen herum und nervt uns mit ihren Fragen?“
„Meine neugierige Fürstin, pass auf. Ich habe vorhin noch Alex getroffen – und der hat mir gesagt, dass sie erst später ankommt. Sie will nämlich ihr noch auf dem MOND geparktes Shuttle in die MARKON einschleusen und dann den angekündigten Transport dieses uralten mandoranischen Wracks begleiten.
Die Besatzung von Brigids ODIN stellt in dem entdeckten Außenposten derweil noch Datenmaterial sicher, weshalb sie frühestens morgen hier ankommen dürfte. Und Thure-Pans SOL bleibt ebenfalls noch länger vor Ort bis Kendo mit seiner THERRA-X dort oben eintrifft“, meinte Dr. Alec MacLeod, ehe er fortfuhr:
„Wir sollten uns jetzt lieber mit Coras und Leas mandoranischer Methode zur Zellregeneration beschäftigen und zusehen, dass wir den Kolleginnen dabei helfen, diese hübsche Lady so rasch, wie möglich aus ihrem goldenen Ganzkörperanzug zu befreien.“
Als die MHORA-X-1 am späten Nachmittag neben ihrem Mutterschiff aufsetzte, war nicht nur Mora Kranz, sondern auch Flottenmarschall Baldur an Bord des kleinen Schiffs.
„Die MARKON steht mit den Überresten der MINOKA im Gepäck in einem erdnahen Orbit. Wie weit seid ihr mit dem Parkplatz für das Wrack. Wir wollen dessen Anlandung nämlich schnellstens erledigen und dann zu General Amal rüber“, rief Mora, als sie mit dem still vor sich hin lächelnden mandoranischen Kommandeur im Gefolge in die Einsatzzentrale hereingestürmt kam. „Und wo treibt sich überhaupt unser Oberboss Kendo rum?“
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