Natürlich hat Paul meistens ja gesagt. Paul isst gerne mal ein Butterbrot. Als ER mal zu einer Feier bei dieser Familie war, hatte er sich einen Splitter in den Zeigefinger der rechten Hand gestochen. Anette Lüder, die Tochter der Familie, kümmerte sich um Paul und zog IHM den Splitter raus. Das war ein bisschen kompliziert, aber sie hat das sehr liebevoll gemacht. Eine sehr nette Frau, und da sind dann noch 2 Brüder, Frank und Thomas. Während Thomas auch sehr freundlich ist, tut Frank immer sehr arrogant. Naja macht nichts. Paul hat mit Frank nichts weiter zu tun. Herr Lüder hat jedenfalls bei Paul einen bleibenden Eindruck hinterlassen. ER hat, nach dem er das Fliesenwerk verlassen hatte, oft an ihn gedacht und denkt heute auch noch an ihn. Irgendwann in nächster Zeit wird er Herrn Lüder mal anrufen. Vor einigen Monaten hat Paul mal mit Mutti über Herrn Lüder gesprochen. Daher weiß ER, dass der Mann noch bester Gesundheit ist und da hat sich Paul gefreut, denn solche gute Menschen sollen lange Leben. Paul würde sogar mal wieder in die Kirche gehen und für Herrn Lüder beten. Es ist gut, dass Gott darüber wacht, dass es IHM gut geht. Einen solchen Vater hätte Paul sich gewünscht. Aber dafür ist ER selber ein sehr guter Vater geworden.
WENN VATI NACHMITTAGSCHICHT HAT
Es gibt auch schöne Momente über die Paul erzählen kann. Das Verrückte daran ist, dass es die Zeit ist, in denen SEIN Vater Nachmittagsschicht hat. Denn da ist er mit Mutti ALLEIN und da ist niemand da, der meckert. ER freut sich immer, wenn Vati sagt, nächste Woche ist Nachmittagsschicht. Was muss in einem Kind vor sich gehen, wenn es so denkt? Paul ist froh, wenn er Vati in dieser Woche nicht so viel sieht. Halb 11 am Abend klopft es am Stubenfenster und ER geht raus und schließt das Hoftor auf.
Paul und Mutti genießen diese Woche immer sehr. Keiner ist da, der meckert und Paul hat Mutti für sich ALLEIN. Eigentlich sehr ungewöhnlich, aber sein Vater ist für IHN kein Vater. Kümmert sich kaum, macht IHM nur zum Handlanger und behandelt Paul mal in Vatis roten Sessel sitzen und das genießt er. Wenn Vati wieder da ist, fährt er Paul an „Lass mich in mein Sessel“ oder „Hol mir ein Bier.“ Paul flitzt sofort los und holt Bier, ER diskutiert nicht, weil das SEIN Vater ist, aber wenn der Nachmittagsschicht hat, braucht er das nicht. Er macht das ja gerne, weil das SEIN Vati ist. Nur sagt der nie Danke. In der einen Woche, die alle 8 Wochen ist, genießen das Mutti und Paul, dass der Vater nicht da ist. Es ist traurig, das zu sagen, aber wie kann eine Familie froh sein, dass der Vater nicht zu Hause ist.
Ganz einfach: Wenn der Vater ein Tyrann ist. Das einzige, was ihn interessiert, ist sein Kolpings zeug, der Acker und die Dachrinnen, die er nebenbei bei Leuten an die Häuser baut.
Ansonsten hat er für Mutti und vor allem für Paul nur Meckern übrig. Sowas ist in den Nachmittagsschicht-Wochen nicht der Fall. Vati ist 22.30 Uhr zu Hause, dann trinkt er noch sein Bier, welches ihm Paul natürlich holt und dann geht’s ab ins Bett.
Paul erinnert sich an einen Vorfall auf dem Feld. ER fragt, ob er Moped fahren darf. Und da IHM das Spaß machte, fuhr er nicht nur eine Runde, sondern noch eine zweite. Er denkt in dem Moment nicht daran, dass Vati zur Schicht muss und sie wieder nach Hause fahren müssen. Vati ist stinksauer und Paul darf danach eine Weile nicht Moped fahren.
Wie kann man sich da nur so aufregen? Der Kerl hat echt nichts anderes im Kopf, als pausenlos zu meckern und Paul das Leben zur Hölle zu machen. Und das als Vater. Aber so ist er halt. Den kann man nicht ändern. Der wird immer und ewig so sein. Nur zu Beatrix und Alex ist er freundlich. Paul sehnt sich immer nach dieser Nachmittagsschicht-Woche! Leider sind die nur alle 8 Wochen, weil in der Werkstatt 8 Leute arbeiten und jeder abwechselnd 1 Woche Nachmittags arbeitet.
Nach dieser Woche hat Vati wieder normale Tagesschicht und diese schöne Woche ist vorbei. Jetzt heißt es wieder, Vati tagtäglich ertragen, Bier holen und alles andere an Nettigkeiten!
Bis zur nächsten Nachmittagsschicht...
Paul ist vielleicht 5 oder 6 Jahre, als Mutti und Vati einen kleinen Hund von einem Bekannten kaufen. Er ist eine Mischung. Vater Schäferhund, Mutter Collie. Vati hat zwar einen Hund, einen Schäferhund, der heißt Greif. Bescheuerter Name für einen Hund. Aber Vati braucht einen neuen als Arbeitshund, um den Hänger aufs Feld zu ziehen! Und da Greif zu alt ist, kauft Vati jetzt einen neuen, gerade zur Welt gekommen. Der wird auf den Namen Bruno getauft. Vati spannt die Hunde auch nebeneinander. Das findet Paul nicht gut, weil so ein Gespann kann nicht funktionieren. Das passiert so nach einem Jahr ungefähr, Bruno soll angelernt werden, sagt Pauls Vati. Aber die beiden Hunde spielen verrückt, vor allem Bruno. Ist ja normal. Der Junge will es dem Alten zeigen. dann kommt der Tag, wo Greif weg ist und Bruno zieht den Wagen allein. Und wie er das tut. Oftmals zu schnell, unkontrolliert, ein Junger wilder eben! Sehr wild! Aber Paul liebt diesen Hund! Für Vati ist Bruno leider nur ein Arbeitstier. Für Paul ist er wie ein Bruder. Ein schönes Tier, ein süßer Hund! Paul spielt auch oft mit IHM. Aber IHN stört, dass Bruno immer angekettet ist. Er könnte doch auf dem Hof so rumlaufen. Vati lässt ihn aber nur an der Kette. Auch die Hundehütte ist nicht das, was Paul mag. Eine alte Tür an eine Wand gestellt. Paul wollte mal eine richtige Hütte bauen, aber Vati sagt, das reicht so! Er hat ja auch ein anderes Verhältnis zum Hund wie Paul. Für Vati ist er eben nur ein Arbeitstier, den er für unser Feld braucht. Zu mehr braucht er Bruno nicht. Paul geht ab und zu mit dem Hund spazieren. Auslauf hat Bruno sicher genug, aber dass Vati nie mit dem Hund spazieren geht, ist für Paul nicht zu verstehen. Er bringt ihm zwar jeden Tag aus dem Fliesenwerk zu fressen mit nach Hause, aber ansonsten ist Bruno für Vati nur zum Arbeiten da. Er liebt den Hund vielleicht auch, aber auf seine Art. Aber diese Art muss eine sehr seltsame Art sein, weil man nichts davon merkt. Aber so ist Vati nun mal .Bruno bekommt von Paul sehr viel Zuwendung, der Hund ist für IHN wie ein Bruder und wenn die beiden miteinander spielen, ist der Hund richtig ausgelassen und glücklich. Sie tollen beide herum und auf dem Feld hat Paul den Hund mal losgelassen. und der ist rumgerannt wie ein verrückter, das war für Bruno mal ein richtiges Gefühl von Freiheit. Das hat er richtig genossen, wie Paul sehen konnte. Vati hat das NIE mit Bruno gemacht. Wenn sie auf dem Feld waren, blieb der Hund immer im Hundegeschirr. Das ist ein aus Leder bestehendes Teil ,was ein Hund umgeschnallt bekommt, am Ende ist eine Kette, die wird am Hänger befestigt und dann kann der Hund losziehen.
Paul ist auch öfter allein auf das Feld gefahren, natürlich mit Bruno. Da ist es schon mal vorgekommen, wenn der Hänger leer war, dass Bruno so schnell gezogen hat, dass Paul in einer Rechtskurve hingefallen ist. und der Hänger sich überschlagen hat. Da hat Paul natürlich mit Bruno geschimpft, aber dann fuhren sie weiter und der Hund war wieder superschnell.
In einem Winter ,als es mal viel schneite, fuhr Paul mit anderen Jungs aus SEINER Straße zum Rodelberg rodeln. Beim Rodeln kam IHM eine tolle Idee. ER fuhr mit einigen Jungs nach Hause ,band das Hundegeschirr an SEINEN Schlitten und an den zwei andere Schlitten. Und Paul selbst nahm Bruno an die Leine, sozusagen als Schlittenhundeführer. Die anderen Jungs waren begeistert. Bruno zog die Schlitten und Paul rannte daneben. Es war richtig geil, machte richtig Spaß. Der Hund hatte auch seinen Spaß, denn im Winter fuhren Vati und Paul nicht aufs Feld. Vati hat bei solchen Späßen natürlich nicht mitgemacht, den interessieren solche Sachen nicht, nur Kirche und Dachrinnen. Aber dass sein Hund auch mal Spaß braucht, daran denkt Vati natürlich nicht. Bruno wurde natürlich auch älter, nach 15 Jahren konnte er den Wagen nicht mehr ziehen. Er war dann nach Menschen Jahren 105 .Das ist viel für einen Hund. Pauls Vater musste ihn dann einschläfern lassen. Da hat Paul geweint und war sehr traurig.
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