Werner Hetzschold - Der Nachlass

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Nikolai sitzt allein in der Wohnung von Großvater Thomas Boronsky, wie dieser noch wenige Tage zuvor. Völlig unerwartet hat der Großvater sich verabschiedet, nachdem er dem Enkel immer wieder mitgeteilt hatte, wo er was zu suchen hat. Nur den Enkel weihte der Alte ein. Nur er allein sollte wissen, wo was zu finden ist. Nikolai liest. Ihm öffnet sich eine Welt, die ihm unbekannt ist. Den Menschen, über die sein Großvater Thomas Boronsky schreibt, ist er, Nikolai Boronsky, nie persönlich begegnet. Es war eine völlig andere Zeit, es waren völlig andere Menschen. Damals. Zu keinem der Menschen, die in den Heftern des Großvaters als Figuren auftauchen, hat er irgendeine Beziehung. Er kennt sie nicht, weiß nicht, was sie gedacht und gefühlt haben, wohin sie in ihrem Leben gegangen sind und wo sie verstorben sind. Fremde, Unbekannte sind sie für ihn.
Nikolai erlebt immer die Geschichte in Form von Geschichten. Schicksale sind individuell erlebtes Sein, sind der Stoff für Dichtung, für Literatur.

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Ohne Schwierigkeiten erhält Thomas von der Schule und der Schulbehörde die Genehmigung für den Besuch der Erweiterten Oberschule. Einige seiner Klassenkameraden, deren Väter Ärzte oder selbständige Handwerker sind, werden abgelehnt.

„Wir können nur die Besten schicken“, sagt der Lehrer Herr Sanftmut.

Wer sind nun die Besten? Bei dem Ausleseverfahren merkt Thomas, dass die Besten nicht unbedingt die Klügsten, Intelligentesten, Fleißigsten, Strebsamsten sein müssen. Persönlich sucht der Klassenleiter die Eltern von Veronika auf, wobei Veronika längst nicht so leistungsstark ist wie Michael oder Bernd. Dafür ist aber Veronika ein Mädchen, und ihr Vater ist obendrein noch von Beruf Dreher.

Veronikas Vater gehört wie Vater Boronsky zur Arbeiterklasse. Michaels Vater dagegen und noch so manche andere Väter sind Angehörige der Intelligenz oder gar Unternehmer oder selbständige Handwerksmeister.

„Wir müssen die Arbeiterklasse fördern“, betonen immer wieder die Lehrer.

Umso überraschter ist Thomas, als er zu Schuljahresbeginn einige ehemalige Mitschüler wieder trifft, von denen er genau wusste, dass sie abgelehnt worden waren. Von ihnen erfährt er auch, dass einige der Abgelehnten den altsprachlichen Zweig wählten und nun die Thomas-Oberschule besuchen.

„Ich verstehe das nicht“, sagt Thomas zu Michael, „erst lehnen sie dich ab, weil dein Vater Angehöriger der Intelligenz ist und jetzt bekommst du die Erlaubnis.“

„Eben deshalb, weil mein Vater Angehöriger der Intelligenz ist.“ Ein vielsagendes Lächeln huscht über Michaels Gesicht. „Was wäre dieses Land für ein Land ohne seine über viele Generationen gewachsene Intelligenz? Die Intelligenz, die sie gerade dabei sind zu züchten, ist augenblicklich nicht einsatzbereit; inwieweit später, nun das wird sich zeigen. Augenblicklich sind sie noch von solchen Männern abhängig, wie mein Vater einer ist.“

„Und dieser Abhängigkeit hast du dein Hiersein zu verdanken?“ Thomas irritiert die Selbstsicherheit, die Michael ausstrahlt.

„So kannst du es nennen. Bestimmt wirst du auch noch im Leben nach Lösungen suchen müssen, um zu deinem Ziel zu gelangen.“

„Auch ich habe schon nach Lösungen suchen müssen“, verteidigt sich Thomas, „damals, als ich konfirmiert werden sollte, aber auch die Jugendweihe über mich ergehen lassen musste, sonst wäre ich nicht auf die Erweiterte Oberschule gekommen. Ich hatte Glück, unser Pfarrer war freundlich. Die Konfirmation folgte einige Wochen nach der Jugendweihe. Manche Pfarrer zeigten aber für die Probleme der Jugendlichen und deren Eltern kein Verständnis, entweder weigerten sie sich zu konfirmieren, wenn die Jugendweihe auch erfolgen sollte, oder aber zwischen Jugendweihe und Konfirmation musste ein Jahr dazwischen liegen. Während dieser Zeit musste der Jugendliche regelmäßig den Konfirmationsunterricht und die Kirche besuchen.“

Michael lächelt erhaben, während er sagt: „Oder der Jugendliche musste auf die Jugendweihe verzichten, die Konsequenzen tragen, damit rechnen, nicht den Besuch der Erweiterten Oberschule genehmigt zu bekommen. Wie ich zum Beispiel.“

„Aber da sie von deinem Vater abhängig sind, blieb dir der Weg zur Oberschule nicht verschlossen. Von meinem Vater ist niemand abhängig, deshalb musste ich das tun, was verlangt wurde, sonst wäre mir der Weg zur Oberschule versperrt geblieben. Wir als Familie sind von denen abhängig, die das Sagen haben.“ Thomas begreift mit einem Male, welche Wertigkeit die einzelnen Menschen haben, auch wenn in der Schule gelehrt wird, alle Menschen haben die gleichen Rechte und Pflichten im Arbeiter- und Bauernstaat.

Thomas ist stolz auf sich. Für die Leipziger Oper hat er zwei Karten für ‚Carmen‘ erstanden. Seine Mutter wird sich über den gemeinsamen Theaterabend freuen; gleichzeitig erinnert er sich an sein erstes Theatererlebnis mit ihr.

„Heute Abend gehen wir beide ins Theater“, sagt Frau Boronsky zu ihrem Sohn.

„Wir beide ganz allein?“ Ungläubig schaut Thomas seine Mutter an.

„Du hast richtig gehört, mein Sohn. Wir beide gehen ganz allein.“

„Und Vater! Und Gisela! Warum gehen sie nicht mit?“

„Deine Schwester interessiert sich nicht dafür. Und dein Vater erst recht nicht.“

„Bist du nie mit Vater im Theater gewesen? Ich meine, als ihr jung gewesen seid.“

„Dein Vater ist nie richtig jung gewesen. Einmal war ich mit ihm im Theater! Nie werde ich diesen Theaterabend vergessen! Nie! Ich habe mich so blamiert gefühlt. Und das alles nur wegen ihm. Stell dir vor, mein Junge! Wir waren in der Oper. ‚Carmen‘ wurde gegeben. Ich war so begeistert von dem Stück. Mir standen vor Rührung die Tränen in den Augen. Diese unsterbliche, diese schöne Musik! Mal temperamentvoll, mal traurig, mal schwermütig, mal heiter! Diese Oper ist ein Ohrenschmaus. Das kannst du mir glauben. Und was tut dein Vater? Er schläft. Seine Augen hält er fest geschlossen. Und sein Mund ist leicht geöffnet. Mich ergreift eine Panik. Wenn er jetzt anfängt zu schnarchen. Welche Blamage! Mit meinem linken Arm versetzte ich ihm einen heftigen Stoß. Erschreckt reißt er die Augen auf, wirft mir einen bösen Blick zu. Kannst du dir vorstellen, was er dann sagt? Er sagt: „Ich genieße die Musik.“ Er und die Musik genießen! Dass ich nicht lache ...! Geschlafen hat er. Neben uns macht es pst. Von da an hält er die Augen offen. In der Pause schimpft er, weil ihm der Schlips angeblich die Luft abwürgt. Und auf meine Frage, wie ihm das Stück gefällt, antwortet er: Die Kerle, damit meint er die Soldaten auf der Bühne, können nicht mal richtig Gleichschritt halten. Denen fehlt eine richtige Exerzier-Ausbildung, mosert er weiter. Kein Wort verliert er über die wunderbare Musik, über die unsterblichen Melodien! Kein Wort! Kannst du dir das vorstellen?“

Der erste gemeinsame Theaterabend mit ihrem Ehemann ist gleichzeitig der letzte gemeinsame Theaterabend mit ihrem Ehemann im Leben der Frau Boronsky.

„Wenn wir durchs Viertel gehen und jemanden Bekanntes treffen, sagst du ihnen nicht, wohin wir gehen. Du kannst mir glauben, sie werden uns fragen, weil wir uns so schick gemacht haben.“

Als Mutter Boronsky mit ihrem Sohn, aufgemotzt und angehübscht, das Viertel durchschreitet, bleiben die von ihr erwarteten Fragen nicht aus.

„Ei, ei, Mutter und Sohnemann! Wo soll es denn hingehen?“

„Fort! Wir gehen einfach fort!“ Thomas staunt über seine Mutter. Sie übertrifft jede seiner Erwartungen.

„Und Gisela? Und der Vater?“

„Sie hüten das Haus!“

„Was macht denn eigentlich ihre Große? Wir haben sie lange nicht mehr zu Gesicht bekommen.“

„Helga geht es sehr gut. Danke der Nachfrage.“

„Stimmt es, was die Leute tuscheln?“

„Ich weiß nicht, was die Leute tuscheln. Nur wir haben jetzt keine Zeit ...“ Und Mutter Boronsky lässt die Fragesteller einfach stehen. Gemeinsam streben Mutter und Sohn der Straßenbahnhaltestelle entgegen.

Bisher war Thomas nur in Schulveranstaltungen im Kinder- und Jugendtheater gewesen. Jetzt zum ersten Mal in seinem Leben betritt er das Theater für Erwachsene, das Schauspielhaus.

Feierlicher und viel gewaltiger wirkt auf ihn das Innere des Schauspielhauses in der Bosestraße als der Weiße Saal des Kinder- und Jugendtheaters am Zoo.

„Wie heißt eigentlich das Stück, das wir uns ansehen“, fragt Thomas seine Mutter.

„Der junge Gelehrte“! Und der Dichter, der dieses Stück geschrieben hat, heißt Lessing. Vor 200 Jahren hat er gelebt.“

„Und da wird es noch immer gespielt?“

„Richtige, echte Kunst, mein Junge, ist unsterblich. Sie ist unvergänglich. Sie ist nicht mehr wegzudenken.“

Thomas versteht, er muss Dichter werden, wenn er unsterblich werden will. Noch ist Thomas sich im Unklaren, ob er das eigentlich will, unsterblich zu sein. Er denkt an die Schule, an die armen Schüler. Wieder müssten sie sich mit einer weiteren Biografie und dem Werk eines Dichters beschäftigen.

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