Manchmal ließ ich auch noch das Oberteil des Kleides über die Schulter gleiten, sodass ich praktisch nackt dasaß, und es war irrsinnig aufregend, so zu fahren, denn häufig steckten ein paar Finger meines Ehemannes in mir, während ich seinen Schwanz liebkoste, den ich ihm mit erregten Fingern aus der Hose geholt hatte. Erwischt wurden wir dabei nur einmal, von einem Lastwagenfahrer, der völlig unerwartet in einer scharfen Kurve vor uns aufgetaucht war. Wir konnten gar nichts machen, so schnell war er an uns vorbei, und im Rückspiegel sah ich dann, dass sein schwerer Anhänger ins Schleudern geriet und beinahe von der Straße abgekommen wäre. Ihm war wohl gerade aufgegangen, was er soeben gesehen hatte! Wir lachten uns halb tot, und dann machten wir eine kurze „Fick-Pause“, um uns zu lieben.
Je näher wir an Vincents Ranch kamen, desto stärker wurden meine Depressionen und Ängste. Die wunderbare Freiheit unserer Hochzeitsreise ging nun unweigerlich zu Ende. Das Gefühl hatte ich jedenfalls, denn in Zukunft würde ich nur noch in der Abgeschlossenheit unseres Schlafzimmers nackt herumlaufen können.
Wie sollte man auch im Freien bumsen können, wenn so viele Leute in der Gegend waren? Denn Vincent hatte mir erzählt, dass das Haus außer von seinem Bruder auch noch von einer großen Anzahl Dienstboten bewohnt wurde. Die Stallburschen wohnten in einer Baracke neben dem Haupthaus.
Irgendwie hatte ich immer noch die Befürchtung, dass Francois mich ablehnen könnte, denn aus Vincents spärlichen Erzählungen konnte ich doch immerhin entnehmen, dass er seinen Bruder liebte und in selten enger Verbindung zu ihm stand. Die beiden waren sogar gemeinsam zum Militär gegangen, zur Luftwaffe, hatten gemeinsame Kampfeinsätze im Irak und Afghanistan geflogen und waren gemeinsam nach Hause zurückgekehrt, um die Ranch zu übernehmen, als ihr Vater im Sterben lag.
Vincent hatte mich ja gewarnt: die Ranch lag tatsächlich Kilometerweit entfernt von jeder menschlichen Siedlung.
Es war eine unvorstellbar große Ranch!
Als Vincent angekündigt hatte, dass wir jetzt auf seinem Besitz angelangt waren, ging es immer noch viele, viele Kilometer über eine unebene Lehmstraße, bevor er sagte: „So, ma belle, nach der nächsten Kurve sind wir da. Zu Hause.“
Und er haute voll auf die Hupe, um unsere Ankunft bekanntzugeben.
„Hab jetzt keine Angst, ma chérie, alle werden dich liebhaben. Und mach dir auch keine Sorgen wegen der Einsamkeit. Wann immer du in die Stadt willst, brauchst du nur einen Ton zu sagen, dann lass ich dich von einem der Jungs nach Marseille fahren.“
„Vincent, du hast mir ja nie gesagt...“
Meine Worte wurden unterbrochen, als er wieder auf die Hupe drückte. Dann waren wir schon in die Kurve gegangen, und jetzt sah ich nichts anderes mehr als dieses riesig große Haus – es erinnerte mich eher an eine Plantagen-Villa aus einem der Südstaaten-Filme, die ich im Kino gesehen hatte. Umgeben war dieser Palast von einer weiten grünen Rasenfläche durch den ein schmaler Kiesweg zum Eingang führte.
Ich weiß, dass mir beinahe die Augen herausfielen, und ich war vollkommen sprachlos, bis ich die Hand meines Mannes spürte, die sich beruhigend auf meine Schenkel gelegt hatte.
„Das darf doch nicht wahr sein“, meine Worte erschienen mir selber banal. „Du hast immer nur von dem alten Schuppen geredet, und ich dachte...“
„Aber das ist nun mal der alte Schuppen, ma chérie! Mein Alter war halt optimistisch gewesen und hatte mit mehr als zwei Söhnchen gerechnet!“
Seine Stimme klang jetzt etwas künstlich und angeberisch, und ich hätte ihn erwürgen können. Aber jetzt kamen Leute aus allen Gebäuden gelaufen, und meine Nervosität wurde unerträglich, sodass ich mich an Vincents Arm festhalten musste. Dann brachte er den Kombi zum Stehen, und ein muskulöser Mann mit dunklen Haaren öffnete mir die Türe.
„Alain Chamisso, mein Aufseher“, stellte Vincent vor. „Alain, das ist meine Frau Cecile. Sie ist doch wirklich eine Schönheit, stimmt´s?“
Ich beobachtete Alain, der schüchtern nickte. Seine Haut war genauso gebräunt wie Vincents, und sein Gesicht war verwittert und ausdrucksvoll.
„Und das ist Lucia, die dir als Zofe zur Verfügung steht. Sie gehört schon seit ihrer Kindheit zur Familie.“
Ich sollte ein Dienstmädchen bekommen?
Die Frau, die Vincent mir vorstellte, war eine aufregende Schönheit! Sie wirkte etwas exotisch, leicht Südeuropäisch. Ihr langes schwarzes Haar wurde von einem hübschen Band zusammengehalten, sodass es ihr nicht in das ovale Gesicht mit den hohen Backenknochen fallen konnte.
„Ich bin sehr glücklich, Sie kennenzulernen, Madame“, sagte sie mit sanfter, höflicher Stimme. Ihre Augen bleiben völlig undurchsichtig, und ich fragte mich, was sie wohl wirklich dachte.
Und dann hatte ich plötzlich das Gefühl, dass mir das Herz stehenblieb, und ich wäre bestimmt die Treppe heruntergefallen, wenn Vincent mich nicht festgehalten hätte. Denn der Mann, der da auf der obersten Stufe auftauchte, war eine perfekte Kopie von Vincent. Die gleichen braunen Augen, das gleiche dunkelblonde Haar, der gleiche hochgewachsene Körper; haargenau dieselbe Frisur, und sogar dasselbe Lächeln und dasselbe Grübchen.
„Ihr seid ja Zwillinge“, japste ich. Dann stöhnte ich: „Oh je, wie soll ich jemals lernen, euch auseinanderzuhalten?“
Beide brachen in dröhnendes Gelächter aus. Dann hob Vincent mich hoch und trug mich die Treppe hoch, über die Türschwelle. Als wir an Francois vorbeikamen, beugte der sich vor und küsste mich auf die Lippen.
„Sie ist genauso schön, wie du sie mir beschrieben hast, und ich weiß jetzt schon ganz genau, dass ich mich in sie verlieben werde“, sagte Francois feierlich, als sein Bruder mich wieder auf die Füße stellte.
„Wir haben uns tatsächlich immer in dieselben Mädchen verliebt – wahrscheinlich, weil wir eineiige Zwillinge sind“, fügte er hinzu.
Ich war ein bisschen verstimmt. Meinte er das ernst?
Erst als Vincent anfing zu lachen, fühlte ich mich wieder besser.
„Du bringst meine arme Frau noch so durcheinander, dass sie sofort wieder zurück nach Paris will“, sagte er mit gespieltem Ernst zu Francois. „Aber du kannst Cecile trotzdem hinauftragen“, meinte er noch.
Und prompt wurde ich von Francois Armen gepackt und eine weite, kurvige Treppe hinaufgetragen. Er hielt mich so nachlässig, dass ich meinen Arm um seinen Hals legen musste. Ich hätte schwören können, dass ich einen teuflischen Blick in seinen Augen entdeckte. Er war Vincent so ähnlich, sogar sein Geruch, dieser saubere Männerschweiß gemischt mit Zitronen-Rasierwasser, erinnerte an Vincent. Ich war richtig erleichtert, als er mich oben endlich absetzte.
Lucia war uns gefolgt und öffnete jetzt die Tür zu einem Schlafzimmer. Inzwischen war mein lachender Ehemann nachgekommen, und sie zeigten mir mein Zimmer. Ein Riesenraum mit einem gigantischen verzierten Holzbrett in der Mitte, dicken Teppichen, in denen ich zu versinken glaubte, und einem geschnitzten Schrank, der eine ganze Wand auszufüllen schien. Eine andere Wand bestand ganz aus Fenstern, die von schweren Brokatvorhängen verdeckt waren. Trotz meiner Freude und Überraschung war ich etwas verstimmt, als sie mir sagten, das wäre mein Schlafzimmer.
Fragend drehte ich mich zu Vincent um. „Hast du gesagt, mein Schlafzimmer? Aber...“
Ich war zu schüchtern um weiterzusprechen, aber Vincent hatte schon begriffen und tröstete mich.
„Ma chérie, das ist bloß eine alte Familientradition. Jeder von uns hat ein eigenes Zimmer – sogar meine Mutter, als sie noch lebte. Aber du brauchst keine Angst zu haben, du wirst nie allein schlafen müssen!“
Ich wurde rot, nicht nur weil er das gesagt hatte, sondern auch wegen seines ganz besonderen Blicks, den ich in letzter Zeit so gut kennengelernt hatte. In diesem Moment wünschte ich mir nur, mein Mann und ich wären allein und lägen nackt auf diesem großen, kühlen Bett. Aber Vincent wollte erst das Gepäck abladen lassen. Lucia sollte mir das Badezimmer zeigen, damit ich mich erfrischen konnte, während er sich mit Francois unterhielt.
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