Ja, möglicherweise war er homosexuell! Aber dies hier war wunderschön. Und wenn dies schon Homosexualität war, dann war sie doch wunderschön! Mindestens ebenso schön, wie das Beisammensein mit Lea, eher jedoch noch schöner und noch herrlicher!
Und während er dies noch dachte, bewegte er die Kerze immer heftiger in seinem Anus auf und ab, während er sich dabei vorstellte, der Lehrmeister sei in ihn eingedrungen, um ihn nun heftig zu nehmen.
Er bewegte die Kerze immer heftiger in seinem Anus auf und ab und aus seinem heftigen Atem wurde allmählich ein Stöhnen und aus dem Stöhnen ein lustvolles Schreien. Mein Gott, war dies herrlich! Wenn dies Sünde war, wie herrlich war dann die Sünde und wie gern und wie oft wollte er sündigen!
Dann plötzlich, im lautesten Schreien und Stöhnen, zog sich alles in ihm in einem Punkt zusammen und ohne auch nur eine einzige Hand an seinen Penis gelegt zu haben, ejakulierte er schreiend in die Badewanne seiner Eltern, so lustvoll, wie nie zuvor.
Sogleich aber, da er sich seines Ejakulates entledigt hatte, waren Scham und Ekel in ihm. Ängstlich horchte er in die Stille der elterlichen Wohnung nach möglichen Geräuschen, die hätten auf die Anwesenheit anderer Menschen schließen lassen. Gottseidank war da aber nichts!
Angeekelt zog er die Kerze aus seinem Anus heraus und betrachtete sie. Sie verströmte einen dezenten Geruch nach Kot und anstatt des Seifenschaums bedeckte nun ein leichter Kotbrei ihre Oberfläche. Sein Anus brannte, aber es war durchaus nicht unangenehm und ihm kam flüchtig der Gedanke, dass er nun im Sinne der Homosexuellen möglicherweise keine Jungfrau mehr sei.
Angewidert warf er die kotbeschmierte Kerze sogleich fort, in den engen Schacht, in dem die Gas- und Heizungsrohre nach unten zu und bis in den Keller verliefen und zog sich die Hosen hoch.
‚Ich bin doch kein Homosexueller! ‘, dachte er: ‚Ich bin doch kein Affe! ‘
Er wusch sich die Hände so gründlich, als sei er ein Arzt, der einen Patienten mit einer tödlichen und hochgradig ansteckenden Krankheit behandelt hatte.
Dann fiel er in einer Ecke des Badezimmers auf die Knie und bat Gott inbrünstig um Vergebung. Er fühlte, dies sei Gott angesichts der Schwere seiner Verfehlung noch nicht ausreichend als Sühne und so zog er seinen kunstledernen Gürtel aus dem Hosenbund und nahm ihn in doppelter Lage in die rechte Hand, so dass die metallene Schnalle am Ende herab baumelte, dann hieb er sich den Gürtel mit der metallenen Schnalle ein paar Mal halbherzig über den Rücken, so als erfülle er damit zumindest halbwegs eine lästige Pflichtübung. Sobald es jedoch begann, zu schmerzen und um die lästigen Fragen von Lea zu vermeiden, stellte er die Geißelung jedoch ein. Gott würde sich mit dem geleisteten Ausmaß seiner Sühnehandlungen schon zufrieden geben!
Das Leben in der DDR wirkte auf den späteren Minister ohne Geschäftsbereich wie ein Dasein in einem Schnellkochtopf.
Irgendjemand steigerte von außen kontinuierlich Hitze und Druck. Entkommen konnte man jedoch nicht, denn der alles verschließende Deckel wurde immer fester aufgespannt.
Was dabei letztendlich heraus kommen würde, konnte man sich an seinen zehn Fingern abzählen.
Entweder würde alles Leben zugrunde gehen, was sich im Inneren des Topfes befand oder aber das ganze Konstrukt konnte explodieren!
Immer wieder hatte er in jener Zeit erwogen, aus dem verhassten Staat in das nahe Westberlin zu fliehen. Allerdings gab es zwei entscheidende Gründe, um im Lande zu bleiben: seine inzwischen bereits in die Jahre gekommenen Eltern und Lea, die inzwischen von ihm schwanger war!
Er hatte mit Lea über seine Fluchtpläne gesprochen. Aber es stand bereits fest, dass sie die DDR keinesfalls verlassen würde. Ihrer Eltern wegen und weil sie sich den Unsicherheiten des Lebens im Westen nicht gewachsen fühlte. Lea arbeitete inzwischen, nach Vermittlung durch ihren Vater, an der Berliner Predigerschule Johanneum. Eine evangelische Ausbildungsstätte des sogenannten Zweiten Bildungsweges für Pfarrer, Stadtmissionare und Prediger in Trägerschaft der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg.
Leas Vater war selbst evangelischer Pfarrer. Ihre Eltern lebten in Wendenschloß, jener prominenten Ortslage des Berliner Stadtteils Köpenick, die im Westen und im Süden an den von der Dahme durchflossenen Langen See, einen typischen Berliner Rinnensee, im Osten an den während der Eiszeit entstandenen bewaldeten Höhenzug der Müggelberge, die Köpenicker Altstadt und diverse hässliche Neubaugebiete grenzte.
Wendenschloß, im Kern noch immer eine Villenkolonie, welche aus der im Jahre 1890 erfolgten Einrichtung der Fähre von Grünau über den Langen See und der 1903 abgeschlossenen Etablierung der Städtischen Straßenbahn Cöpenick hervor gegangen war, bot zu jeder Zeit vielen bekannten Persönlichkeiten eine Heimstatt.
Darunter die Ehefrau Ernst Thälmanns, der Nobelpreisträger Gustav Hertz, der Stellvertretende Minister für Staatssicherheit der DDR, Bruno Beater, der Schauspieler Armin Mueller-Stahl, aber auch der bekannte evangelische Theologe und Nazigegner Werner Sylten.
Leas Vater vertrat vehement die Ansicht, wonach es unmoralisch sei, wenn alle die bereit dazu wären, zumindest moralisch Verantwortung zu übernehmen, der DDR den Rücken kehren würden, nur weil sich plötzlich die Aussicht ergäbe, im Westen möglicherweise besser verdienen zu können.
„Wenn es danach ginge, müssten alle Menschen heutzutage wohl in den USA leben und der Rest der Welt würde veröden! Moralisch ebenso, wie strukturell!“, pflegte er stets zu sagen.
Gerade ein Seelsorger und Theologe habe die Pflicht, bei seiner Herde zu bleiben und auszuharren. Selbst dann, wenn die Lebensumstände an Widrigkeit zunähmen.
Dies verstünde er unter Verantwortung, die zunächst einmal daraus bestünde, sich zu seinem Glauben zu bekennen und an jenem Orte zu wirken, an dem man von Gott gestellt worden war.
Verantwortung müsse ferner stets darin bestehen, seine Stimme gegen Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit zu erheben, selbst um den Preis, deswegen verfolgt, eingesperrt, gefoltert oder gar getötet zu werden:
„Das Bekenntnis zu christlicher Verantwortung ist stets ein Bekenntnis zur Menschlichkeit und Mit-Menschlichkeit! Es schließt jedoch auch das Bekenntnis zu meiner eigenen Verletzlichkeit und Endlichkeit mit ein! Meine geistige und körperliche Unversehrtheit sowie mein Leben stellen damit die höchsten Güter dar, die ich auf dem Altar dieser menschlichen und mit-menschlichen Verantwortung opfern kann, sofern der Allmächtige mir diese Prüfung auferlegt!“
Es war vollkommen offensichtlich, dass Lea ihre Eltern in ihrer Verantwortung keinesfalls jemals allein lassen würde.
So beschloss auch der spätere Minister ohne Geschäftsbereich, im Lande zu bleiben und Lea zu heiraten, die bereits sein Kind unter ihrem Herzen trug.
Der spätere Minister ohne Geschäftsbereich war nun ein frisch gebackener Ehemann und Vater. Und er musste feststellen, dass man als solcher ein durchaus angenehmes Leben in der geschmähten DDR hätte haben können, sofern man nur dazu bereit gewesen wäre, sich auf diesen Staat einzulassen.
Es gab keine existenziellen Sorgen und niemand konnte einfach daher kommen, um einem die Arbeit wegzunehmen oder einen aus der Wohnung auf die Straße zu setzen. Er jedoch betrachtete solche Behauptungen als dreiste propagandistische Gräuelmärchen, welche die Staatssicherheit und ihre bezahlten Spitzel aus gutem Grund über den Westen verbreiten würden. Wer dort arbeitslos war, der war letztendlich wohl nur zu faul zum Arbeiten und damit selbst an seinem Elend schuld! Und wer aus der Wohnung geworfen wurde, der hatte wohl sein Geld lieber versoffen, anstatt dem Vermieter pünktlich die Miete zu überweisen, wie es sich gehörte!
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