Schwarz von Menschen war das Kanalufer, Musikkapellen dazwischen. Das Volk jubelte.
„ Kaiser-Wilhelm-Kanal“
Hinter der „HOHENZOLLERN“ fuhren neun deutsche Schiffe, zwei englische, zwei aus Italien. Die Nationen Österreich, Frankreich, Russland, Spanien, Schweden, Norwegen, Amerika, Dänemark, die Niederlande, Rumänien, – alle waren sie vertreten. Vor Holtenau wartete die deutsche Marine und hundertfünfzig Schiffe aus dem Ausland.
Was für ein Bild! Wilhelm, der Zweite war auf der Höhe seiner Macht, und er zeigte sie. Die Deutschen jubelten – aber das Ausland? Sahen wohl langsam mit sorgenvollen Augen nach dem Preußenkaiser, der sich noch den Friedenskaiser nannte.
Wenn Schäfer Hinnerk und andere alte Leute mal hätten aufsehen können, hätten sie sicher gesagt, dass der Teufel wohl Hilfe geleistet hatte, denn für Menschenhände war das Wunderwerk zu schwer. Sie hätten aber auch gleich gemerkt, dass sie nicht mehr von einem Dorf zum anderen laufen konnten. Es gab nun diese – und die andere Seite.
Ganz Schleswig-Holstein ist durch den Kanal in zwei Teile geschnitten und Dithmarschen hat er zu einem Inselland gemacht, ist es doch von allen Himmelsrichtungen von Wasser umgeben.
Aber was wäre unser Land ohne Kanal, ohne diesen wunderbaren Wasserweg, der aus Kaiserzeiten stammt!
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Der deutschen Flotte sollte die Möglichkeit gegeben werden, „jederzeit von der Ostsee in die Nordsee zu gelangen, ohne unter dänischen Kanonen passieren zu müssen“.
Damit wurde der zunächst vorrangig militärisch-strategische Charakter des Kanalprojekts deutlich angesprochen. Die Generäle Moltke und Albrecht von Roon sprachen sich allerdings gegen das von Bismarck forcierte Kanalprojekt aus. Generalstabschef Helmuth Karl Bernhard von Moltke verfasste sogar ein Pamphlet: „Rede gegen den Kanalbau“.
1873 schien das Kanalprojekt gescheitert. Aber Bismarck fand Verbündete. 1878 legten der Hamburger Reeder Hermann Dahlström, auch „Kanalström“ genannt, und der Wasserbauinspektor Fritz Boden einen Plan für einen Kanal vor, der weitgehend entlang der heutigen Streckenführung von Kiel-Holtenau nach Brunsbüttel führen sollte.
Die kaiserliche Marine
Bismarck gelang es in der Folge, Kaiser Wilhelm I. für den Kanalbau zu gewinnen. 1883 erließ der Kaiser den Auftrag, Beratungen über einen Bau des Kanals anzustellen, und zwar ausdrücklich „mit den für die Flotte notwendigen Ausmaßen“. Die Brüder Georg Franzius und Ludwig Franzius sollten klären, ob der Kanal besser in die Kieler Förde oder in die Eckernförder Bucht münden sollte. Nach ihrem Votum wurde trotz erheblicher Mehrkosten 1887 die Kieler Lösung beschlossen.
1886 billigte der Reichstag ein Gesetz zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals, und am 3. Juni 1887 erfolgte die Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm I. in Kiel-Holtenau; leitender Ingenieur war Otto Baensch. Bis zu 8.900 Arbeiter bewegten circa 80 Mio. m³ Erdreich. Der Kanal war in dieser ersten Ausbaustufe 67 Meter breit und 9 Meter tief.
Am 20. Juni 1895 konnte nach acht Jahren Bauzeit Kaiser Wilhelm II. den zunächst noch „Nord-Ostsee-Kanal“ bezeichneten, am 26. Juni, aber nach seinem Großvater „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ umbenannten neuen Wasserweg eröffnen. Die Zeremonie wurde von dem Briten Birt Acres mit einer Filmkamera aufgenommen; sein Film Opening of the Kiel Canal gilt als die älteste Filmaufnahme Deutschlands.
Der regelmäßige Betrieb wurde am 1. Juli 1895 aufgenommen. Sein Bau kostete 156 Mio. Mark. Damit überschritt der Bau, ungewöhnlich für ein Projekt dieser Größenordnung, nicht die veranschlagten Kosten.
Der Kanal stand im Eigentum des Reiches, war somit die erste Reichswasserstraße und wurde vom Kaiserlichen Kanal-amt / Reichskanalamt in Kiel verwaltet.
1898/1900 begann Deutschland, seine Flotte erheblich zu vergrößern und zu modernisieren (siehe Tirpitz-Plan, Flottengesetze, Deutsch-Britisches Flottenwettrüsten). Einige nach 1900 gebaute Großkampfschiffe der Kaiserlichen Marine konnten den Kanal wegen ihrer Größe nicht durchfahren.
Von 1907 bis 1914 wurde der Kanal das erste Mal ausgebaut. Die Breite wurde auf 102 Meter erhöht und die Tiefe auf 11 Meter. Außerdem wurden in Kiel und in Brunsbüttel je zwei neue Schleusen gebaut. Diese sind mit 310 Metern Länge und 42 Metern Breite deutlich größer als die alten Schleusen mit 125 Metern Länge und 22 Metern Breite.
Der Ausbau kostete 242 Mio. Mark und war damit deutlich teurer als der gesamte Kanalbau vor 1895.
Bei Schacht-Audorf wurde zur Begradigung des Kanalverlaufs der sogenannte Rader Durchstich angelegt, durch den die Rader Insel entstand. Dadurch wurde die Audorfer Industriebahn getrennt. Um die Versorgung der Firmen und Gleisanschlüsse sicherzustellen, nahm am 5. April 1914 die Eisenbahnfähre Rade den Betrieb auf. Die frei fahrende Fähre konnte vier Waggons aufnehmen und war die einzige existierende Eisenbahnfähre über den Kanal.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nord-Ostsee-Kanal
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Hinnerk Scheper un de Konol
Hinnerk Scheper un de Konol
Opschreven von Anne-Marga Sprick ut Bargenstedt
De Dänenkönig Christian de Achte harr 1842 to´n letzten Mol den Foot op dithmarscher Borrn sett un an Taternpohl dat Land verloten. –
Keen Minsch kunn jichens dorvun drömen, dat good fofftig Johr loter de düütsche Kaiser op de „HOHENZOLLERN“ dwars dör Sleswig-Holsteen op de gröttste Woterstroot vun de Welt dampen dee un ok den Taternpohl passeer.
Bloots een halv Johrhunnert leeg dormank! Ok domols schien de Eer sick rascher to dreih´n. – In Alversdörp harr´t een olen Scheper geven, de wietsichtige Ogen harr un in de Tokunft kieken kunn. He worr utlacht vun de Lüüd. Se sä´n, he weer wat tüterig.
„Jan Jacob“, harr he to een Mann ut Dörp seggt, de em för vull nehm, „höör mi mol to. Ick heff vundoog so wat Snoksches sehn. Ick kann dor rein gorni för torecht komen, weet dat sölben nie, wat dat to bedüden hett.“ De ole Alversdörper froog torüch: „Wat weer denn dat, Hinnerk-Scheper?“ Nu vertell de Scheper, dat he boben op´n Vierth de Schoop hööd harr. De Hund leeg em to Föten, worr over so unruhig, weer een Huul´n un Brumm´n, een Susen un Fleuten in de Luft. Ganz unheemlig weer´t. Hinnerk-Scheper harr mit dat Gesicht no Schopstedt to seten, sehg een ganze Reeg vun Scheep ´ropkomen no de Giselau to. Dat nehm keen Enn, un dicken swatten Rook leeg doröver. Denn verswunn all´ns, so vertell Hinnerk-Scheper. – De Ool ut Alversdörp meen denn ok no´n Stoot besinnen, dat weer doch wull Tühnkrom. Mit rechten Dingen kunnt nie togoh´n.
Wo schull´n dor Scheep no Gröndohl komen? De Scheper wuss sick ok keen Root, sä over, sien umsichtigen Ogen harr he wull. – Wo recht kreeg Hinnerk-Scheper!
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