„Lisa? Sie ist wieder in Salzburg."
„Soll das heißen, dass du im Moment unbeweibt bist?"
Er lächelte. „Das bin ich nie."
„Seltsam. Du sprichst mit mir zum ersten Mal über diese Dinge. Ich habe immer gedacht…" Sie unterbrach sich und führte den Satz nicht zu Ende.
„Was hast du gedacht?"
„Eigentlich nichts Besonderes, aber dann brachte mich Samuel auf diese verrückte Idee."
„Auf welche Idee?"
„Dass du schwul bist."
Er zuckte zusammen. „Wer ist Samuel?", murmelte er.
„Samuel Geyersperg. Der Notar. Er arbeitet mit Jonas zusammen", sagte sie.
„Wie kann er nur so etwas denken oder sagen?"
„Er meinte, du seiest so weich und feminin. Mehr hat er nicht gesagt. Aber da klickte etwas in mir. Und ich fragte mich plötzlich, ob Samuel Recht haben könnte'', meinte sie.
„Du hättest diesen Kerl auf der Stelle zurechtweisen müssen!"
Lena lachte. „Du bist heute wie verwandelt. Direkter, gröber… männlicher."
Er schaute sie an. „Muss man denn wie ein Prolet auftreten, um als Mann akzeptiert zu werden?"
„Manchmal schon", sagte sie.
„Du hieltest mich also für schwul", sagte er.
„Nein, nein", widersprach sie rasch, „aber ich habe mich im Ernst gefragt, ob an Samuels Worten nicht etwas dran sein könnte."
„Das musst du mir erklären."
„Du siehst gut aus. Viel zu gut für einen Mann. Damit geht es los", sagte sie. „Wahrscheinlich war Samuel auf dich und dein Äußeres einfach eifersüchtig. Nun ja, aber da war noch etwas anderes. Du hast niemals versucht, mir zu nahe zu treten.“
„Du bist die Frau meines Freundes", sagte er.
„Samuel ist ebenfalls mit Jonas befreundet, aber das hat ihn nicht davon abgehalten, mich verführen zu wollen", erklärte Lena lächelnd.
„Weiß Jonas davon?"
„Nein."
„Hast du mit Samuel geschlafen?"
„Um Himmels willen, nein. Ich will damit nur sagen, dass du anders als die anderen auftratst. Das gab dann Samuels Vermutung eine gewisse Nahrung..."
„Eine gewisse Nahrung!", echote David bitter.
„Du dachtest also die ganze Zeit, ich sei schwul. Und Lisa, mit der ich einmal auf einer eurer Partys aufkreuzte, hast du sicherlich nur als ein von mir gewähltes Gegenalibi betrachtet, als meinen hilflosen Versuch, mich den anderen Gästen gegenüber als normaler Mann darzustellen."
„Jetzt bist du böse", bedauerte sie.
„Was ist mit Jonas?", fragte er. „Denkt er wie Samuel?"
„Nein. Es war dumm von mir, mich in dieser Weise von Samuel beeinflussen zu lassen."
David warf plötzlich den Kopf in den Nacken und lachte kurz. Es klang nicht sehr fröhlich. Lena fragte erstaunt: „Was belustigt dich daran?"
„Samuel hat eine hübsche Frau, nicht wahr?", fragte David langsam. „Er sieht zwar aus wie ein Affe, aber er ist reich und geachtet, sodass man verstehen kann, weshalb Amelie ihn heiratete."
„Amelie ist eine Klassefrau", nickte Lena.
„Ich werde mit ihr schlafen", sagte David.
„Hey, was ist los mit dir?"
„Ich werde mit ihr schlafen", wiederholte er. „Und zwar so, dass Samuel uns dabei ertappt. Ich freue mich auf das dumme Gesicht, das er dabei zeigen wird. Keine schlechte Idee, was? Der Mann, den er für schwul hält, pennt mit seiner schönen Amelie!"
„Wie willst du sie herumkriegen?", fragte Lena ihn interessiert.
„Das überlasse nur mir."
„Fällt es dir leicht, Frauen zu verführen?"
„Nicht leichter und nicht schwerer als anderen, nehme ich an", sagte er.
„Ich erkenne dich nicht wieder!"
„Es wird offenbar Zeit, dass ich mein Image aufbessere", sagte er lächelnd und schaute sich nach der Stereoanlage um. „Kannst du nicht für ein bisschen Musik sorgen?"
„Gern", meinte Lena. „Rock? Pop? Oder etwas zum Träumen?"
„Ja, etwas zum Träumen", bat er. „Etwas Romantisches. Etwas, was mir die Vorstellung erleichtert, Amelie zu vernaschen."
„Du bist rachsüchtig", sagte Lena amüsiert und legte eine CD ein. Sie setzte sich wieder, griff nach ihrem Glas und sagte: „Du wirst es schwer haben."
„Mit Amelie?"
„Ja. Ich kenne nämlich noch ein Gerücht. Es besagt, dass Amelie lesbische Neigungen hat. Und ich habe gute Gründe, diesem Gerücht zu glauben."
„Wieso", fragte er. „Hat sie versucht, sich dir zu nähern?"
„Ja - aber behalte das bitte für dich."
„Sie wird bisexuell sein", meinte er.
„Schon möglich."
„Ich schlafe mit ihr, mein Wort darauf."
„Ich glaube, dass du es schaffen wirst", meinte Lena und musterte ihn prüfend. „Du zeigst ein neues Gesicht, du bist auf einmal... männlich."
„Ich bin niemals anders gewesen", sagte er. „Aber offenbar leben wir in einer Zeit, die höfliche Männer nicht respektiert. Ich werde daraus zu lernen versuchen."
Er stand auf. „Tanzen wir?"
Lena erhob sich lächelnd, nachdem sie ihr Glas beiseite gestellt hatte. „Du tanzt zum ersten Mal mit mir", sagte sie. „Warum eigentlich?"
„Ich weiß es nicht", meinte er und zog sie an sich.
Ein Schauer überlief ihn, als er fühlte, wie sich der schlanke biegsame Leib der attraktiven jungen Frau an ihn schmiegte. Er spürte vor allem den leisen, erregenden Druck ihrer vollen Brüste und fragte sich, wie lange sein Penis dieser Herausforderung zu widerstehen vermochte, ohne sich in der gewohnten Weise zu entfalten.
„Du tanzt gut", sagte Lena leise und drängte ihren beweglichen Unterleib gegen ihn.
„Danke“, erwiderte er. „Und du tanzt erregend."
„Erregend?", flüsterte sie.
Er holte tief Luft. „Ja", meinte er. „Merkst du nicht, was in meiner Hose los ist?"
Lena blieb abrupt stehen und löste sich aus seinen Armen.
„Du bist betrunken", sagte sie scharf.
„Betrunken? Nein. Aber trunken. Trunken von deiner Schönheit und deinem Körper…"
„Lass diesen Quatsch", sagte sie ärgerlich. „Es ist nicht fair, dass du Jonas Abwesenheit in dieser schamlosen Weise auszubeuten versuchst."
„Ich will dich ficken, das ist alles."
Sie starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Ein paar Sekunden lang war sie außerstande, etwas zu erwidern. Seine Kühnheit verschlug ihr die Sprache.
David grinste. Sein Herz klopfte zwar heftig, aber er hatte keine Angst. Jetzt hatte er die Barrieren niedergerissen, jetzt würde sich zeigen, wie es weiterging.
Er besaß die besseren Waffen, er verfügte über den besseren taktischen Ausgangspunkt, und er war entschlossen, diese Vorteile kühn zu nutzen.
„Du willst mich… was?", flüsterte Lena schließlich.
„Ficken", wiederholte er geradezu genüsslich. „Vögeln. Ist dir das nicht Recht?"
„Du hast den Verstand verloren!"
„Im Gegenteil", sagte er, „ich fange endlich an, ihn zu benutzen."
„Ich muss dich jetzt bitten, zu gehen. Und zwar sofort!", stieß sie hervor.
„Nach oben?", erkundigte er sich grinsend. „In dein Schlafzimmer?"
„Jonas wird empört sein, wenn ich ihm erkläre, wie sein guter Freund David sich zu benehmen wagte."
„Er wird nichts erfahren."
„Weshalb sollte ich dein unmögliches Auftreten auch noch decken?", fragte sie.
Er zog sie mit beiden Armen an sich. In ihrem steif werdenden Körper war spröde Abwehr. „Lass das“, sagte sie.
David grinste ihr in die Augen und genoss den Duft des Jakobsüßen Parfüms, der ihrem Haar und ihrer glatten Haut entströmte. Hart presste er seine wachsende Erektion gegen ihren unwillig reagierenden Körper.
„Viel größer wird mein Schwanz nicht mehr", meinte er, „aber du weißt, dass Größe allein kein Garant für echte Lust ist. Leidenschaft braucht Fantasie, sonst muss sie verkümmern. Ich besitze davon eine ganze Menge. Ich muss dir das beweisen. Ich will dich haben, Lena."
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