Wir boten ihnen einige Fische und Ente an, sie warfen diese aber zurück und gaben uns zu verstehen, dass sie keinen Mangel an Lebensmitteln hätten. Die einbrechende Nacht nötigte uns, von unseren Freunden Abschied zu nehmen, wir versprachen ihnen aber, sie morgen wieder zu besuchen. Der Mann sah uns bei der Abfahrt ernsthaft und aufmerksam nach, die jüngere Frau jedoch, die während unserer Anwesenheit in einem fort geplaudert hatte, fing jetzt an zu tanzen und fuhr fort, ebenso laut zu sein wie vorher. Unsere Seeleute erlaubten sich deshalb einige grobe Einfalle auf Kosten des weiblichen Geschlechts, wir aber fanden durch ihr Betragen die Bemerkung bestätigt, dass die Natur dem Manne nicht nur eine Gespielin gegeben, seine Sorgen und Mühseligkeiten zu erleichtern, sondern dass sie dieser auch die Begierde eingepflanzt habe, vermittels eines höheren Grades von Lebhaftigkeit und Gesprächigkeit zu gefallen.
Am folgenden Morgen kehrten wir zu den Insulanern zurück und brachten ihnen allerhand Sachen mit. Der Mann bewies bei dieser Gelegenheit ungleich mehr Verstand, als man bisher bei den meisten Bewohnern der Südseeinseln angetroffen hatte, denn er begriff nicht nur beim ersten Anblick den Wert und Gebrauch der Beile und Nägel, sondern er sah alles gleichgültig an, was ihm keinen wahren Nutzen zu haben schien. Er machte uns mit seiner ganzen Familie bekannt, die aus zwei Frauen, die wir für seine Weiber hielten, dem obgenannten jungen Mädchen, einem Knaben von ungefähr fünfzehn Jahren und drei kleinen Kindern bestand. Sie führten uns nach ihrer Wohnung, die auf einem Hügel lag und aus zwei schlechten Hütten bestand, die aus einigen Stangen und aufgedeckten Blättern und Baumrinde bestanden. Um uns Gegengeschenke zu machen, ließen sie es sich einige Zierrate und Streitäxte kosten, aber keine Speere, die ihnen wohl das kostbarste sein müssen. Als wir abfahren wollten, schenkte der Mann dem Kapitän noch Kleidung aus Flachsmatten, einen aus Gras geflochtenen Gürtel, einige aus Vogelknochen gemachte, aufgereihte Kügelchen und mehrere Albatroshäute, wobei er großes Verlangen äußerte, einen von unseren Bootsmänteln zu bekommen. Wir waren aber nicht gefällig genug, Kleidungsstücke wegzugeben, die wir nicht wiederbeschaffen konnten, doch ließ der Kapitän an Bord einen großen Mantel aus rotem Boy (Flanell) in Arbeit nehmen, um dem Mann bei unserem nächsten Besuch ein Geschenk damit zu machen.
Am folgenden Morgen konnten wir des Regens wegen nicht zu ihm gehen, als sich das Wetter aber nachmittags aufzuklären schien, fuhren wir zur Indianerinsel. Da sie wussten, dass wir sie besuchen wollten, befremdete es uns, dass sich keiner von ihnen am Strande sehen ließ und dass auf unser Rufen nicht einmal Antwort erfolgte. Wir stiegen an Land und wanderten zu ihrer Wohnung, wo die Ursache ihres seltsamen Betragens bald gefunden wurde. Sie bereiteten sich nämlich darauf vor, uns in all ihrem Schmuck und Staat zu empfangen. Sie hatten sich gekämmt, die Haare mit Öl oder Fett eingeschmiert und auf dem Scheitel zusammengebunden, auch weiße Federn oben in den Schöpf gesteckt. Einige trugen Federn an einer Schnur aufgereiht und um die Stirn gebunden, andere hatten Stücke von Albatrosfell in den Ohren. In diesem Staat erhoben sie bei unserer Ankunft ein Freudengeschrei und empfingen uns mit mannigfachen Zeichen der Freundschaft. Der Kapitän, der den neuen Mantel aus rotem Boy umgehängt hatte, überreichte ihn dem Mann, der darüber so erfreut war, dass er sogleich ein Pattu-Pattu, eine flache, aus einem Fischknochen verfertigte Streitaxt, aus seinem Gürtel zog und dem Kapitän schenkte. Wir versuchten, uns in eine Unterredung mit ihm einzulassen, und hatten zu diesem Ende den Korporal Gibson von den Seesoldaten mit uns genommen, weil dieser von der Landessprache mehr als sonst jemand verstehen sollte. Er war in der Sprache von Tahiti sehr erfahren, und zwischen dieser und der Sprache von Neuseeland ist nur ein Unterschied, wie er zwischen zwei Dialekten zu bestehen pflegt. Wir konnten aber nicht zurechtkommen, denn diese Familie schien eine besonders harte und daher unverständliche Aussprache zu haben.
Wir nahmen also Abschied von ihnen und beschäftigten uns den Rest des Tages damit, verschiedene Teile der Bucht in einen Riss zu bringen, nebenher ein wenig zu fischen und Vögel zu schießen und Muscheln und andere Seetiere zwischen den Felsen aufzulesen. Die beiden folgenden Tage über war der Regen so heftig, dass nichts unternommen werden konnte. Das Schiff lag so nahe an einem steilen, mit Baum- und Buschwerk bewachsenen Ufer, dass es in den Kajüten ständig dunkel war und dass wir sogar mittags oft Licht anstecken mussten. Doch ließen wir uns diese unangenehmen Umstände wegen des ständigen Zuschubs von frischen Fischen gefallen, weil wir bei einer so gesunden Nahrung, bei Sprossenbier und Myrtentee immer frisch und munter blieben. Seit unserem Hiersein waren wir wirkliche Fischfresser geworden, denn viele von uns aßen nichts als Fisch. Aus Besorgnis, wir könnten dieser trefflichen Speise überdrüssig werden, suchten wir neue Zubereitungsarten hervor. Wir machten Fischsuppen und Fischpasteten, wir kochten, wir brieten, wir rösteten sie, aber es war so, dass alle Kochkunst den Ekel, den wir verhüten wollten, nur desto geschwinder hervorbrachte, denn nur diejenigen, die die Fische schlechtweg in Seewasser kochten, blieben allein bei recht exemplarischem Appetit. Noch sonderbarer war es, dass wir uns auf eine einzige Art einschränkten, die unsere Matrosen wegen der schwarzen Farbe Kohlfisch nannten und die im Geschmack dem Kabeljau ähnlich war. Eine größere Art von Hummern, einige Schalentiere und zuweilen ein Seerabe, eine Ente, Taube oder ein Papagei verhalfen uns dann und wann zu einer angenehmen Abwechslung in unserer täglichen Kost.
Unsere ganze Reisegesellschaft vom Kapitän bis zum jüngsten Matrosen empfand die guten Wirkungen dieser veränderten Diät, sogar die Tiere an Bord schienen sich dabei zu erholen, nur unsere Schafe nicht, doch konnten sie auch bei weitem nicht so gut daran sein wie wir, weil das Land überall aus steilen, felsigen Bergen besteht und es weder Wiesen noch flache Gründe gibt. Die einzigen Stellen, wo flaches Land anzutreffen war, fanden sich im Hintergrund der Buchten, wo irgendein Bach ins Meer floss und nach und nach ein niedriger, flacher Grund entstanden war, allein auch hier wuchsen meist Stauden und Dorngebüsch, und wenn es am Wasser etwas Riedgras gab, so war es doch zu wenig und zu hart und grob. Selbst unsere Mühe, die jüngsten Grassprossen auszusuchen, dienten zu nichts, denn die Schafe rührten auch dieses nicht an. Bei genauerer Untersuchung fand sich, dass ihre Zähne lose waren und dass sie alle Anzeichen eines recht bösartigen Skorbuts an sich hatten. Von vier Mutterschafen und zwei Böcken, die Kapitän Cook vom Kap der Guten Hoffnung mitgenommen hatte, um sie an der Küste von Neuseeland auszusetzen, hatten wir nur ein Schaf und einen Widder erhalten können, und auch diese waren in einem so elenden Zustand, dass es noch sehr dahinstand, ob sie am Leben bleiben oder gleich den anderen noch draufgehen würden.
Am 11. schien uns die klare Luft einen schönen Tag zu versprechen. Wir ließen uns zur Bucht übersetzen, wo wir das erste Kanu angetroffen hatten und von weitem einen Wasserfall gesehen hatten, nach dem diese Bucht Kaskadenbucht benannt worden war. Dieser Wasserfall scheint in einer Entfernung von eineinhalb englischen Meilen eben nicht beträchtlich zu sein, dies rührt aber daher, dass er sehr hoch liegt. Denn nachdem wir angelangt waren, mussten wir den Berg, an dem er liegt, wenigstens sechshundert Fuß hinan steigen, ehe wir ihn völlig zu Gesicht bekamen. Von dort her ist die Aussicht groß und prächtig. Zuerst fällt in die Augen, dass eine klare Wassersäule sich mit reißendem Ungestüm aus einer Höhe von ungefähr 300 Fuß herabstürzt.
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