John J. Jokes
Der Drachenjäger
Fantasy-Komödie
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel John J. Jokes Der Drachenjäger Fantasy-Komödie Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
XX.
XXI.
Epilog
Making off: Vom Drachentöter zum Drachenjäger
Ebenfalls bei Electric Books
Impressum neobooks
Auf dem Planeten Helgoort, in der Nähe der Granitberge, in denen es reiche Bauxitvorkommen gibt, was auf dieser Welt aber keinen interessiert.
Der Wald hatte einen Meister.
Hier unten, am Fuße der Granitberge, standen die mächtigsten Tannen, die auf dem Planeten Helgoort wuchsen. Saftiges Moos bedeckte den Boden, es gab bunte Waldblumen, schuppige Flechten und Pilze von der Größe eines Kohlkopfes. Leider wurden nur die giftigen Arten so groß, aber früher, schworen die alten Leute, früher seien auch die Speisepilze riesig gewesen.
Früher war alles größer und irgendwie besser gewesen als heute, mit Ausnahme vielleicht des prächtigen Hirsches, der soeben auf die Lichtung trat. Das Vieh war wirklich stattlich, mit einem Geweih von fünfzig Enden, die ihm in einem wirren Muster vom Kopf abstanden. Früher waren die Gehörne der Hirsche kleiner gewesen, das mussten sogar die Alten zugeben. Aber damals hatten die Tiere ja auch noch nicht so viele Giftpilze fressen müssen.
Der Hirsch richtete seinen glasigen Blick ins Unterholz, wo ein Wolfsrudel lauerte, vierundzwanzig graubraune Bestien, die jetzt angriffslustig auf die Lichtung schlichen. Zog man die Wölfe ab, die der Hirsch nur wegen seines übermäßigen Pilzkonsums sah, blieben zwölf Raubtiere übrig, aber das waren immer noch ganz schön viele. Ein Dutzend hungrige Bestien, von deren Zähnen Geifer tropfte. Zwölf Herrscher des Waldes. Aber seine Meister waren sie nicht.
Der Hirsch senkte drohend das Geweih. Er hatte genug freie Spitzen, um alle Wölfe aufzuspießen. Mit etwas Glück und einer reichlichen Pilzmahlzeit im Magen konnte ihm dieses Kunststück tatsächlich gelingen. Der Hirsch war der König des Waldes, aber auch er war nicht sein Meister.
Der Meister war der Mann, der hinter den Wölfen auf die Lichtung torkelte und einen Schluck aus einem Tonkrug nahm. Arogarn, der Waldläufer.
Er war in grünes Leder gehüllt, hatte schwarzes, zu Zöpfen geflochtenes Haar, das einer Pflegespülung bedurfte, und Schaum auf der Oberlippe. Er rülpste und hob seine Armbrust. Dabei lächelte er geringschätzig, obwohl er nur einen Schuss abgeben konnte, ehe sich die Wölfe auf ihn stürzen würden. Arogarn, der arrogante Waldläufer.
Die Wölfe ergriffen die Flucht. Sie kannten sich nicht mit Armbrüsten aus. Der Hirsch schüttelte sich und stakste in den Wald. Riesenpilze verursachten häufig Tollkühnheit.
Arogarns Bolzen traf einen Baum. Es lag am Bier, aber in den Dörfern würde man von Arogarns Gnade erzählen, denn dieser Mann war eine lebende Legende, der Meister des Waldes, der Waldmeister. Die Frauen liebten und die Kinder verehrten ihn. Ein Quellwasserhändler hatte sogar ein Erfrischungsgetränk nach ihm benannt.
Bei den Männern war Arogarn weniger beliebt. Er wusch sich selten, arbeitete nie und war ein Herumtreiber, auch wenn er sich auf Geheiß des Königs herumtrieb. Arogarn, der königliche Kundschafter. Mit diesem Titel konnte er jede Frau haben, die seinen Weg kreuzte. Die Männer schimpften, der Waldläufer sei kein Vorbild. In Wirklichkeit waren sie nur neidisch, weil sein Vorbild unerreichbar für sie blieb.
Arogarn pulte den Bolzen aus dem Baum und lud seine Armbrust. Er wollte vorbereitet sein. Zwei Wochen lang hatte er die Wälder durchstreift. Nun war er wieder auf der Jagd. Zwei Wochen waren eine lange Zeit für einen Mann wie Arogarn. Seine Beute hieß Marietta und wohnte in einem Dorf in den Bergen.
Bei Einbruch der Dämmerung wartete Marietta in der alten Scheune am Waldrand. Arogarn hielt sich nicht lange auf. Er tötete zwei Spinnen, die vom Dachsparren hingen, verscheuchte eine Mäusefamilie und nahm das rothaarige Mädchen im Heu. Marietta musste immer wieder staunen. Dieser Mann hatte einen Krug Schnaps getrunken und wurde trotzdem nicht müde. Er war voll animalischer Kraft, ganz anders als ihr eigener Mann, der niemals Schnaps trank und immer erst fragte, ob er sich ihr nähern durfte. Natürlich bekam der Trottel die Antwort, die ihm zustand, schließlich musste sich Marietta für Arogarns Besuche aufsparen.
An diesem Abend kam der Waldläufer zweimal, doch in den Schänken würde man später erzählen, es sei ein Dutzend Mal gewesen, weshalb Arogarn nicht mehr bei Kräften war, als es passierte.
Die Liebenden standen eng umschlungen am Scheunentor, über ihnen tauchte der Mond das Land in silbernen Glanz. Marietta hoffte, dass ihr Arogarn in dieser Nacht einen Antrag machen würde, Arogarn hoffte, dass ihm noch einmal eine Ausrede einfallen würde, und niemand weiß, wie die Sache ausgegangen wäre.
Ein Geräusch ließ den Waldläufer herumfahren.
Drei schwarz verhüllte Gestalten standen dort, magere Burschen mit Gesichtern wie Totenschädel. Skelettierte Klauen hielten gefährlich aussehende Rohre. Ein blauer Blitz zuckte an Arogarns Gesicht vorbei. Der Waldläufer hörte eine langstielige Axt zu Boden fallen, wandte sich um und sah einen breitschultrigen Bauern mit dümmlichem Gesichtsausdruck zusammenbrechen. Mariettas Ehemann. Er hatte sich von hinten an das Liebespaar herangeschlichen, doch nun hatte er ein rauchendes Loch in der Brust.
»Danke, Freunde, aber den hätte ich auch alleine geschafft«, lallte Arogarn, der arrogante Waldläufer.
Die Fremden richteten ihre Waffen auf ihn. Wie Freunde wirkten sie nicht. Der eine hielt einen Limonadenkrug aus gebranntem Ton und verglich das Bild auf dem Etikett mit Arogarns Gesicht. Aus der Brust des schwarzen Monstrums klangen blechern drei Worte, die übersetzt wohl Er ist es bedeuteten. Neben Begriffen wie Mama, Liebe oder Stirb, du Sackgesicht war das eine Redewendung, die in allen Sprachen leicht zu erkennen war.
Arogarn begriff, dass der Krug Quellwasser mit natürlichen Aromastoffen enthielt, das Getränk, das der geschäftstüchtige Händler nach ihm benannt hatte. Nach Arogarn, dem Waldmeister, dem Mann, der sich wie kein zweiter in diesem Land auskannte.
»Sag uns, wo die ???????????? ist«, verlangten die Knochengesichter. Ätzender Atem rasselte aus den Sieblöchern, die sie anstelle von Nasen hatten.
Aber natürlich hatte Arogarn dieses Wort noch nie gehört. Das sollte ihm noch leidtun.
Auf dem Planeten Helgoort, im Reich König Godors, der eine Tochter und ein Problem hat und beide gerne los wäre.
Es war zwei Jahre her, dass Prinzessin Orleia Pickel bekommen hatte. Damals hatte König Godor seinem Hofalchimisten befohlen, Schwefelpuder zu machen, und er hatte einen Barden dafür bezahlt, dass er in fernen Ländern von Orleias Schönheit sang.
Früher war Orleia ein liebes Mädchen gewesen, aufgeweckt und quirlig, ein Sonnenschein, dem niemand böse sein konnte. Selbst dann nicht, als die kleine Prinzessin den königlichen Schlachtrössern Locken in die Schwänze drehen wollte, wobei sie die Hitze unterschätzte, die von einem Brandeisen ausgeht. Godor musste einen Krieg verschieben, weil der Gegner den Respekt vor seiner Reiterei verloren hätte, solange die Pferdeschwänze nicht nachgewachsen waren. Trotzdem lachte der König nur und drohte seiner Tochter mit dem Zeigefinger. Orleia lachte ebenfalls und steckte sich den linken Daumen in die Nase.
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