Wilfried Esch
Der Krieg der Hexenjäger
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Inhaltsverzeichnis
Titel Wilfried Esch Der Krieg der Hexenjäger Dieses eBook wurde erstellt bei
Prolog
Erster Teil Denuntio
1 Dreizehn
1.1 Der Alptraum
1.2 Die Infantin
2 Die Schwesternschaft des Bösen
2.1 Die Besessenen
2.2 Sophias Visionen
2.3 Die Hexe im Nonnenkleid
3 Inkognito - Der französische Rat
4 Visionen einer Nonne
4.1 Die 4. Offenbarung
4.2 Maria Magdalena
4.3 Kirche der verlorenen Seelen I - Verdammnis
5 Der Widersacher
5.1 Falsches Zeugnis
5.2 Heimkehr
5.3 Die Bedrohung
6 Der Herr der Ratten
7 Gelenius – Die Leiden einer Nonne
7.1 Die falsche Magd
7.2 Peinliches Verhör
Zweiter Teil Daemonicus
8 Die Saat des Bösen
8.1 Andra
8.2 Der Verdacht
9 Schrecklicher Advent
9.1 Spurensuche
9.2 Rattus rattus
9.3 Hilferuf
9.4 Quacksalberei
9.5 Teuflische Visionen
9.6 Das Verhör der Rattenfängerin
9.7 Die Leiden eines Vaters
9.8 Hexe oder Heilige
9.9 Andras Fluch – Tödlicher Nikolaus
9.10 Jagdzeit
9.11 Wie ein Geschwür im Fleische des HERRN
Dritter Teil Der Krieg der Hexenjäger
10 Eisengrind
10.1 Die Bestie
10.2 Die Köhlerin
10.3 Die Jagd
11 Reise in die Vergangenheit
11.1 Rückblende
11.2 Matthias, der 13. Apostel
11.3 - 13 Linden – Ein Tor zum Himmel
12 Ohne Ausweg
12.1 Erkenntnis
12.2 Sophias Geständnis
12.3 Gedanken an Flucht
13 Siegburg, Abtei Michaelsberg
13.1 Kirche der verlorenen Seelen II – Die Erlösung
13.2 Das Ende des Widersachers
14 Das Urteil des Churfürsten
14.1 Greuelische Zauberey!
14.2 Schwarzenbergh
14.3 Das Urteil
14.4 Der Tod einer Nonne
15 Auf der Flucht
15.1 Maurus und Enja
15.2 Der Gesandte der Infantin
Epilog
Impressum
Prolog
Eine große Dunkelheit zog auf, alles Licht verzehrend, bis eine schreckliche Finsternis herrschte. Alles Gute schien vergangen, alle Liebe erloschen. Die Welt erstarrte in Angst und Schrecken, denn die Tore der Hölle hatten sich aufgetan. Legionen über Legionen von Dämonen des Fürsten der Finsternis machten sich auf, die Erde zu erobern, um aller Seelen habhaft zu werden. Daraus entbrannte ein Krieg, ein schrecklicher Krieg, der kein Erbarmen, kein Entrinnen kannte, der nicht mehr unterschied, zwischen Gut und Böse. Es war der Krieg der Hexenjäger.
Gott schien die Welt verlassen zu haben, traurig abgewandt von den Gräueln, die Menschen einander antaten. Fortan lebten die Menschen in Angst und Schrecken, fürchteten die Hatz der Hexenjäger, die einen Krieg entfesselt hatten, der gottlos und unbarmherzig geführt wurde gegen jene unglücklichen Seelen, die man als vermeintliche Hexen, als Jünger Satans, ausgemacht hatte. Ein Krieg im Namen Gottes, der aber dem HERRN zum Hohn gegen seine Gebote verstieß, jedwede Menschlichkeit vermisste.
So gerieten nicht nur Gottes Gebote in Vergessenheit, sondern auch jene Mysterien, die das Leben lebenswert machen, wie der Weg der Rose aus Jesses Art, der Weg der Liebe und des Lichtes. Alsbald schien sich niemand mehr daran zu erinnern, was diese Hexenjagd ausgelöst hatte. Denn sehr bald schon ging es nur noch um Geld und Macht, sich auf Kosten der armen Seelen dieser geschundenen, misshandelten, gequälten und gemarterten Kreaturen, von Gott verlassen, Taschen und Bäuche zu füllen, aller Menschlichkeit entartet, nur noch dem schnöden Mammon dienend.
Auch ich geriet inmitten dieses Krieges, hin und her gerissen in meinen Gefühlen, voller Angst um die, die mir am Herzen liegen, voller Furcht vor dem wahren Gesicht Satans und voller Zorn und Wut über die Ohnmacht, die mich zu überkommen schien. So erinnerte ich mich in dieser schlimmen Zeit daran, dass die Zeit uns einst zusammenführte, so wie sie uns auch wieder trennte, meinen Freund Matthias und mich.
Doch wie sagt Jesaia:
„ Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR und seine Herrlichkeit erscheint über dir . Und die Heiden werden zu deinem Licht ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.“
Ich erinnerte mich! So folgte ich dem Wort des HERRN und dem Weg der Liebe und des Lichts, so folget auch Ihr denn dem Pfad des Lichts, erkennet die Rose in den Herzen, begreift das Geheimnis der Rose.
Jetzt sitzen die Mächtigen der Welt zusammen und beraten über den Frieden in Münster und Osnabrück, über das Schicksal Europas. Dennoch, ich bin voller Hoffnung und ich weiß, sie wird eines Tages kommen, Die Zeit des Erwachens!
Veere, 31. August AD 1648
Aus den Memoiren des
Maurus Schouwenaars van Leuven
Erster Teil Denuntio
1 Dreizehn
1.1 Der Alptraum
Es war heiß, die Sonne stand hoch am Himmel. Drei Knaben spielten Fangen in einem Hof, der zu einer Seite von einer mit Zinnen bewehrten Mauer begrenzt wurde. Die Knaben, einer mochte etwa acht Jahre alt sein, die beiden anderen vielleicht elf, trugen helle Kutten und hatten Spaß am Spiel.
Plötzlich sprang einer der beiden Älteren auf die Mauer.
»Seht nur, was ich kann«, rief er den anderen zu und kletterte behände auf eine der Zinnen.
»Was machst du da?«, rief der Kleine und schaute ängstlich drein. Der Junge auf der Zinne lächelte und breitete seine Arme aus.
»Ich werde jetzt von Zinne zu Zinne hüpfen«, rief er den beiden anderen zu. Der Größere lachte, hingegen der Kleine weinerlich schrie: »Mach’, das nicht, du wirst stürzen!«
»Du bist ein Angsthase, Georg ist doch der Drachentöter. Der Erzengel Michael wird ihm Flügel verleihen. Er wird vom Wind getragen werden wie ein Vogel«, lachte der Knabe neben dem Kleinen. »Los Georg, flieg’! Zeig es unserem Angsthasen!«
Der Junge auf der Mauer überlegte nicht lange und sprang von einer Zinne zur anderen.
»Siehst du, Georg geschieht nichts«, verhöhnte der andere den Kleinen. Doch dann geschah es! Als Georg wieder auf einer Zinne landete, löste sich ein loser Stein und brach unter seinen Füßen weg. Er strauchelte, wand sich wie ein Wurm, versuchte das Gleichgewicht zu halten. Sein Gesicht war plötzlich voller Angst und Panik. Dann stürzte er. Der Kleine rannte sofort zur Mauer und schaute hinunter. Georg hing an einem Strauch unterhalb der Zinne, der sich im bröckelnden Mörtel zwischen den Steinen verwurzelt hatte.
»Nimm meine Hand, Georg«, rief der Kleine und streckte Georg seine kleine Hand entgegen, der diese mit der Kraft der Verzweiflung ergriff. »Lambert, Lambert, hilf mir. Ich kann ihn allein nicht halten«, schrie der Kleine verzweifelt und versuchte, Georg hochzuziehen. Doch dann gab das Wurzelwerk des Strauches nach. Georg fand keinen anderen Halt mehr, hing nur noch mit einer Hand an der Hand seines jüngeren Spielkameraden.
»Matthias, ich rutsche ab, bitte! Hilf mir!«, hörte der Kleine verzweifelte Worte. Todesangst und Verzweiflung waren jetzt in dessen Augen zu sehen.
Matthias Hände wurden feucht und rutschig, der Junge mit dem blonden Lockenkopf konnte den wesentlich größeren und schwereren Georg nicht mehr halten. Langsam, aber unaufhaltsam, entglitt ihm dessen Hand. Mit entsetzt geweiteten Augen sah der Kleine seinen Freund in die Tiefe stürzen und in einem roten Nebel verschwinden. Dunkelheit!
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