Peter Weber
Tod im Verlies
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Inhaltsverzeichnis
Titel Peter Weber Tod im Verlies Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kaptitel 13
Epilog
Impressum neobooks
Zwei annähernd gleich gekleidete Frauen betraten ein Kellerverlies. Während die eine hochhackige Pumps trug, steckten die Füße der anderen in hohen Schaftstiefeln, die bis über die Knie reichten. Beide trugen schwarze Netzstrümpfe, die von ledernen Strapsen gehalten wurden. Darüber hatten sie enge lederne Bodys an, die mehr enthüllten als verdeckten. Ihre Gesichter waren durch Masken unkenntlich gemacht. Nur dem genauen Beobachter blieb nicht verborgen, dass die eine der Frauen ihre Bikinizone noch nicht entsprechend behandelt hatte. Dem Mann, der in einem Käfig in dem Verlies an ein Andreaskreuz gefesselt war, konnte die nachlässige Intimpflege der einen Domina egal sein. Die aufrechte Haltung, die der Mann noch einnahm, hatte er nur den Ketten, mit denen er gefesselt war, zu verdanken. Als die Frauen erkannten, dass der Gefangene leblos war, stürmte die eine vermummte Gestalt schreiend aus dem Verlies, während die andere ihre Nerven behielt, und den Mann rasch losband. Sie ließ den Leblosen vorsichtig zu Boden gleiten, begann durch Herzmassage, seinen Kreislauf aufrecht zu erhalten, und versuchte an Hand von Mund zu Mund Beatmung, den Leichnam mit Leben spendendem Sauerstoff zu versorgen. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie diese zwecklosen Versuche durchgehalten hatte. Sie wusste nicht wie viel Zeit zwischen dem Entdecken des Toten und der sanften Gewalt, die sie hinderte, dem Verstorbenen wieder Leben einzuhauchen, vergangen war. Jemand zerrte sie von dem Mann weg und sagte: „Sie haben das sehr gut gemacht. Aber lassen Sie uns jetzt unsere Arbeit machen.“
Als sie den Mann, der sie angesprochen hatte, erstmals bewusst anblickte, sah sie einen Rettungssanitäter. Abgelenkt durch ihren verzweifelten Versuch der Wiederbelebung hatte sie gar nicht bemerkt, dass inzwischen ein Notarzt und mehrere Ersthelfer eingetroffen waren.
Vorsichtig und ungelenk, behindert durch die hohen Stöckelschuhe, die sie nach wie vor trug, erhob sich die Frau und versuchte, das kribbelnde Gefühl in ihren eingeschlafenen Füssen zu ignorieren.
Als sie endlich in der Lage war, ein paar Schritte zwischen sich und den Leichnam zu bringen, sah sie einen uniformierten Polizeibeamten auf sich zukommen.
„Na die Erziehung ist wohl zu heftig ausgefallen“, erklärte er mit einem verächtlichen Grinsen auf den Lippen. „Hast wohl ein wenig zu fest zugeschlagen Du lausige Domina. Lass mal Dein Gesicht sehen.“
Die Frau hatte, durch die Ereignisse abgelenkt, gar nicht gemerkt, dass sie noch immer in ihrem Kostüm gefangen war. Jetzt erst, nachdem sie Ruhe gefunden hatte, wurde ihr bewusst, wie sie auf den Polizisten wirken musste. Aufgrund ihrer Erfahrungen in diesem Gewerbe war ihr diese Art der Behandlung nicht fremd. Besonders bei unerwarteten Kontrollen in ihrem Studio hatte sie immer das Gefühl, dass ihre Berufskleidung die Beamten dazu verleitete, sie als Menschen respektlos zu behandeln. Sie hatte festgestellt, dass selbst die Polizistinnen, mit denen sie zu tun gehabt hatte, glaubten, sie würde die Gewalt und die Unterdrückung, die sie bei ihrer Arbeit anwandte, auch in ihrem privaten Umfeld leben.
„Lieber Herr Inspektor, wenn Sie eine deftige verbal-erotische Unterhaltung mit mir pflegen wollen, kostet das fünfzig Euro extra.“ erwiderte sie in erstklassigem Hochdeutsch, das auf eine ausgezeichnete Bildung schließen ließ. Verunsichert durch die offen zur Schau gestellte erzieherische Überlegenheit der Domina, wurde die Wortwahl des Gehänselten noch primitiver: „Wüllst mi rolln Du Huar?“ Schon überlegte die derart diskriminierte Frau eine passende Antwort, als der ausufernde Dialog unterbrochen wurde: „Gestatten Sie gnädige Frau mein Name ist Herbert Wolff, und ich wurde als ermittelnder Beamter der Wiener Polizei hierhergeschickt. Kann ich Ihnen einige Fragen stellen?“ wurde die Domina höflich angesprochen.
„Ja natürlich. Was wollen Sie wissen Herr Wolff?“ lächelte ihn die Frau an.
Noch einmal schenkte sie dem uniformierten Beamten, der sie respektlos behandelt hatte, einen verächtlichen Blick und verließ mit Wolff die Folterkammer.
„Wollen Sie sich nicht umziehen Frau…?“
„Entschuldigen Sie Herr Wolff, mein Name ist Eva Huber. Ich stehe Ihnen gleich für ein Gespräch zur Verfügung.“ antwortete die Domina mit leiser Stimme und verschwand in Richtung der Garderoben.
Als Sie nach einigen Minuten zurückkehrte, wurde sie von Wolff fast gar nicht mehr erkannt. Sie war in weite Jeans und einem legeren Shirt gekleidet. Ihre hochhackigen Pumps hatte sie gegen bequeme Ballerinas getauscht. Da auch ihr Haar jetzt offen auf ihre Schultern fiel, erinnerte ihn lediglich ihr stark geschminktes Gesicht noch an die Profession, die sie ausübte.
„So gefallen Sie mir besser Frau Huber.“, eröffnete der Kriminalist seine Einvernahme. „Warum waren Sie mit dem Verstorbenen hier? Und wer ist die Frau, die Sie begleitete?“
„Die erste Frage scheint sich wohl von selbst zu beantworten Herr Wolff. Der tote – sein Name ist Reinhard Strobel – wollte entspannt werden. Reinhard hat vor einigen Tagen für heute einen Termin im Klub vereinbart. Er hat mich gefragt, ob es mich stören würde, wenn seine Frau ihn begleitete. Er sagte, sie wolle sich das ansehen, und lernen seine besonderen Neigungen zu befriedigen. Da ich die Kunden verliere, sobald sich die Ehefrauen mit diesen Praktiken auseinandersetzen, stimme ich normalerweise solchen Vorschlägen nicht zu. Da aber Reinhard bereits ein mehrjähriger Stammkunde war, und ich ihn wahrscheinlich in der nächsten Zeit sowieso an eine andere Domina verloren hätte, erklärte ich mich bereit den Termin wahrzunehmen. Ich stimmte der Begleitung seiner Frau zu. So sind wir heute in den Klub gekommen und haben begonnen die Nummer durchzuziehen. Reinhard war verrückt danach, an ein Kreuz gefesselt und anschließend einige Minuten allein gelassen zu werden. Wenn ich dann zu ihm zurückgekommen bin, war er schon so erregt, dass ich ihm sofort die Fesseln lösen musste und er sich mit drei oder vier Streicheleinheiten selbst befriedigte. Nachdem er sein Sperma auf meine Schuhe gespritzt hatte, musste er die Pumps sauber lecken. Wenn er seinen eigenen Samen schlucken musste, habe ich den Anblick des Ekels auf seinem Gesicht genossen. Das war das einzige Vergnügen, das ich bei den Sitzungen mit ihm empfand. Anschließend habe ich ihm noch ein Stück Papier einer Küchenrolle gegeben, um seinen Speichel wegzuwischen. Heute Abend haben seine Frau und ich ihn ans Kreuz gebunden, und den Raum verlassen, wie er es gewünscht hatte. Susanne - seine Frau - und ich haben uns an der Bar unterhalten, während er im Keller alleine war. Als wir ihn wieder aufgesucht haben, hing er seltsam verzerrt in den Ketten. Susanne hat zu schreien begonnen und das Verlies verlassen. Ich habe ihn losgebunden und mit Erster Hilfe begonnen. Ich glaube er war schon tot, als wir ihn fanden. Das ist meine Geschichte.“, schloss sie die Erzählung ab.
„Wie lange kannten Sie Herrn Strobel schon?“
„Seit etwa drei Jahren war er mein Kunde. Auf den Tag genau kann ich es nicht sagen.“
„Wussten Sie Näheres von ihm?“
„Was meinen Sie?“
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