Gut nur, dass die damals blindwütig angreifenden STYXX wegen der wahrscheinlich unbeabsichtigten Explosion von PHAETON selber ins Gras beißen mussten. Aber überlegt doch mal, wo wir heute bei der Erforschung unseres Universums wären, wenn uns diese Mistkerle seinerzeit nicht in die Suppe gespuckt hätten.
Erst jetzt kann ich den unbändigen Zorn meiner Busenfreundin Brigid-Thor so richtig verstehen. Komm her, lass dich mal kurz knuddeln, Brigid. Es muss schrecklich sein, das Verlorene noch einmal zu betrachten“, fügte sie sogleich mit tröstender, aber dennoch bittender Miene hinzu.
„Ich komm’ schon damit klar, Fürstin Mora. Vor allem, weil du gerade ‚wir’ und ‚uns’ gesagt hast. Das zeigt mir, dass du dich nicht nur mit uns überlebenden Lemurern verbunden fühlst, sondern dass wir auf dich und deine terranischen und larojanischen Verbündeten zählen können. Und dafür danke ich dir im Namen aller überlebenden Lemurer ganz herzlich, meine Liebe.“
„Okay, dann ist ja jetzt wieder alles im Lot und ich muss nicht mehr befürchten, dass mein Fürst mich heute Nacht in unser Schiffsgefängnis schmeißt“, meinte Mora Kranz trocken, während sie ihrem Alex einen schnippischen Blick zuwarf.
„Diese mir angetraute Frau ist unverbesserlich – und ja, meine befehlshabende Fürstin – das abendliche Martern und die Nacht in unserem Schiffsknast bleiben dir heute ausnahmsweise erspart“, mischte sich Alexander Kranz an dieser Stelle in den Dialog zwischen seiner Frau und Niome-Pan ein.
„Werd’ jetzt aber nicht übermütig, ich pass’ sehr genau darauf auf, was du als Nächstes zum Besten gibst. Also benimm dich wie eine fürstliche Dame und begrenz’ deine flotten Sprüche künftig ein bisschen. Das kriegst du doch hin, geliebte Fürstin – oder?“
„Krieg’ ich, mein Fürst. Ist ziemlich easy, Eure fürstliche Vergesslichkeit. Und ja, ich hab’s jetzt begriffen. Vor allem, weil du mich gerade so nett darum gebeten hast“, grinste Mora ihren Mann in diesem Moment lausbübisch an.
„Also, machen wir weiter und sorgen dafür, dass wir den STYXX bei einem eventuell erneuten Invasionsversuch mit der FREYA kräftig in die Eier treten können.
Unser geschätzter Oberst Thure-Pan wollte uns am Ende dieser Besprechung doch dazu noch was Neues verklickern. Hat wahrscheinlich mit dieser gigantischen Kugel zu tun, in der er gestern bis spät in die Nacht zusammen mit Pitt Breuer und Niome-Pan herumgekrochen ist.“
„Das kann ich aber gerade nicht, liebe Fürstin, weil ich meine humorvolle Seite momentan nur noch schwer zurückhalten kann“, antwortete der lemurische Oberst im selben Augenblick mit einem schallenden Lachen.
„Aber du hast wie immer recht, Fürstin Mora. Also, kommt alle mit. Das, was ich euch zu sagen – oder besser – zu zeigen habe, sehen wir uns am besten jetzt gleich bei der Innenbesichtigung der FREYA an. Das erspart mir zudem, euch mit der Theorie technischer Details dieses Raumschiffs zu langweilen.“
Kapitel 6 Das Großkampfschiff FREYA
Kaum war die versammelte Gruppe leitender Offiziere über die abwärts führende Treppe im zweiten Stockwerk der Werft an der oberen Eingangsschleuse der FREYA angekommen, warnte Thure-Pan seine Begleiter noch einmal eindringlich.
„General Blackhorse, Ladys und Gentleman“, benutzte er jetzt die formellere Anrede seiner inzwischen auf über zwanzig Personen angewachsenen Gefolgschaft schon wie ein professioneller Touristenführer.
„Gestern haben wir die FREYA ja nur von den äußeren Laufstegen aus betrachtet. Heute sind wir nach vielen Jahrmillionen die ersten menschlichen Nachfahren, die dieses Schiff wieder betreten.
Haltet euch deshalb bitte auf den gelben Leuchtstreifen am Fußboden – und verlasst die angezeigten Gänge und Laufbänder nicht. Das hier ist ein noch unfertiges Schiff – und ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, wenn einer von euch wegen eines Fehltritts einen Kilometer weit in die Tiefe fällt.“
Bei diesen warnenden Worten sahen alle Besucher interessiert, dass es im Schiffsinneren und auf den Montageebenen an der Außenhülle vor Astor-Androiden sowie vor larojanischen und terranischen Technikspezialisten geradezu nur so wimmelte.
„Die Instandsetzung und der Weiterbau der FREYA dulden keinen Aufschub. Auch daher meine eben ausgesprochene Warnung. Wir betreten jetzt nämlich eine Baustelle.
Wie ihr sehen könnt, sind all die Arbeiten, die ohne unsere lemurischen Spezialisten aus den Medostationen der THIKAL-X und der KIMBAL momentan möglich sind, auf meinen Befehl hin bereits im Gange.“
„Das war eine gute Einleitung, Oberst Thure-Pan. Ich bin beeindruckt, wie du das hier bisher handhabst. Doch jetzt hoffe ich auf weitere spannende Erkenntnisse bei dieser ungewöhnlichen Führung. Ich wäre zudem sehr dankbar, wenn ich euch dabei begleiten dürfte“, erscholl es jetzt vom hinteren Teil der zum Einstieg in die FREYA ausgefahrenen Rampe, an deren vorderen Ende die Besucher noch immer warteten.
„Admiral Mero-Khan, was für eine Freude. Natürlich! Erlaubnis erteilt!“, rief Oberst Thure-Pan sofort, als er den im Hintergrund stehenden neu hinzugekommenen Besucher erkannte.
„Danke, Oberst – aber ich hab’ auch noch jemand anderen mitgebracht. Du kennst die Dame bereits. Sie ist nach langem Überreden heute zusammen mit ihrem Mann hier angereist, weil sie endlich mal eine lemurische Erfolgsstory erleben will.“
„Kommodore Lara-Thar, selbstverständlich erkenne ich sie. Hallo und willkommen, ich freue mich sehr, dass du deinen alten Chef hierher begleitest“, erwiderte Thure-Pan höflich, als ihm auch bereits die in solchen Dingen unberechenbare Mora Kranz ins Wort fiel.
„Lara-Thar, verheiratete MacLeod, sehe ich das richtig? Du bist ein wenig füllig geworden. Um die Hüften und deinen Bauch herum, meine ich“, rief Mora Kranz freudestrahlend, als sie der larojanischen Ehefrau von Peter MacLeod in ihrer gewohnten Art entgegeneilte und spontan um den Hals fiel.
„Du wirst doch nicht etwa ...?“
„Doch, Fürstin Mora – ich bin schwanger. Schon im fünften Monat. Ich hatte das niemals erwartet. Und Peter und ich sind so glücklich darüber, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Auch wenn das gar nicht geplant war“, fügte Lara nach einer kleinen Pause dann noch hinzu.
„Das ist ja super, Lara. Ich freu’ mich riesig für dich und Peter. Apropos, wo hast du den alten Schwerenöter denn gelassen? Dieser Haudegen von einem Highlander hat dich doch sicher hierher begleitet und seine Lodge auf Skye einmal Lodge sein lassen – oder?
Und zu uns traut er sich nicht her, weil dieser sparsame Schotte dann heute Abend ’ne umfängliche Runde auf deine Schwangerschaft ausgeben müsste, stimmt’s?“
„Zunächst mal, Mora du liegst vollkommen falsch. Wie oft soll ich dir noch erklären, dass deine Gedankenleserei bei uns Larojanern meistens nicht funktioniert.
Und was unsere schöne Lodge betrifft – die Verpflichtungen daheim hat Peter letzte Woche wieder mal an seine Cousine Lizzy übergeben. Vor allem, weil er fand, dass wir nochmal zu zweit Urlaub machen müssten, ehe unsere Tochter geboren wird. Und da kam uns der von Admiral Mero offerierte Trip in die USA gerade recht.
Momentan ist Peter bei seinem Bruder Alec und deiner larojanischen Großcousine. Er schaut dort, ob und womit er ihm vielleicht bei der Betreuung seiner Patienten helfen kann. Er ist ja unter anderem auch ausgebildeter Rettungssanitäter. Kameradschaft unter ehemaligen SAS 7-Kämpfern, du verstehst?“
„Na sicher, das ist sehr gut. Doch jetzt wollen wir die laufende Besichtigung nicht weiter aufhalten. Doch halt, zuerst kriegt noch einer von euch beiden einen Begrüßungskuss von mir.“
Damit umarmte Mora Kranz prompt den auf ihrer ersten KUNTUR-Mission geretteten Admiral und ehemaligen phaetonischen Flottenbefehlshaber, während dessen vormalige Stellvertreterin Lara-Thar der bereits in der Schiffsschleuse verschwundenen Besuchergruppe mit gemessenen Schritten hinterherging.
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