Evelyne Leandro - Ausgesetzt oder Der Kampf mit einer längst vergessenen Krankheit

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Ausgesetzt oder Der Kampf mit einer längst vergessenen Krankheit: краткое содержание, описание и аннотация

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Eine Brasilianerin zieht mit ihrem deutschen Mann nach Berlin. Sie ist jung, gebildet und voller Elan und freudiger Erwartung. Alsbald beherrscht sie die deutsche Sprache, findet Freunde und eine Arbeit, die sie fordert und ihr Freude bereitet. Alles ist gut.
Bis sie eines Tages Flecken entdeckt. Am linken Arm, am rechten Knie und an der Wade. Sie nimmt die Sache nicht sonderlich ernst, befragt ihren Hausarzt, konsultiert die Hautklinik und befindet sich, ohne es zu ahnen, am Beginn einer unglaublichen Odyssee. Nach vielen vergeblichen Untersuchungen bekommt sie endlich die Diagnose: Es ist Lepra.
Eine Krankheit, die man in Europa längst vergessen hat, die man in seinem Bewusstsein mit der Pest und der Cholera ins Mittelalter oder mit Ebola und Malaria in unzivilisierte Welten verdrängt hat.
Verzweifelt und tapfer, aber nicht humorlos und stets mit kritischem Sinn hat sie sich dieser biblischen Herausforderung gestellt. Und hat sich selbst eine Therapie verordnet, die sie neben der intensiven medizinischen Behandlung geheilt hat: Sie hat über die ganze, schreckliche Zeit Tagebuch geführt.
Ihre Geschichte zu lesen bedeutet nicht nur, etwas über die vergessene Krankheit Lepra zu erfahren, es bedeutet vor allem, den mutigen Kampf einer jungen Frau zu begleiten, die trotz aller Verzweiflung, trotz aller Schmerzen niemals aufgehört hat, an sich und das Leben zu glauben.
Auf ihrem qualvollen Weg hat sie dieses Wort der brasilianischen Dichterin Cora Coralina begleitet und ermutigt: «Auch wenn es scheint, dass alles zusammenbricht, liegt es an mir, mich zu entscheiden zwischen Lachen oder Weinen, Weitergehen oder Stehenbleiben, Aufgeben oder Kämpfen; denn ich habe auf dem ungewissen Weg des Lebens entdeckt, dass das Wichtigste das Entscheiden ist».

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Evelyne Leandro

Ausgesetzt

oder

Der Kampf mit einer

längst vergessenen Krankheit

Ein Tagebuch aus dem heutigen Berlin

Copyright © 2014, Evelyne Leandro

Alle Rechte vorbehalten

Kontakt:

www.facebook.com/EinTagebuchAusBerlin

Übersetzung aus dem Portugiesischen:

Burkhard Puwalla

Lektorat:

Alfred Cordes, Osnabrück

www.alfred-cordes.de

Umschlagbild:

Sibylle Cordes & Evelyne Leandro

Umschlagdesign:

Giannina Mihalic, Berlin

published by:

epubli GMBH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-1405-7

Wir danken für die Unterstützung durch

CIOMAL, Genf

und

DAHW, Würzburg

Ich verbiete dir, eine Kirche, ein Kloster, einen Jahrmarkt, eine Mühle,

einen Markt oder eine Versammlung von Menschen zu besuchen.

Ich verbiete dir, dein Haus ohne die dich ausweisende Kleidung

und ohne Schuhe zu verlassen.

Ich verbiete dir, deine Hände oder andere Sachen an einem Fluss

oder einer Quelle zu waschen oder daraus zu trinken,

es sei denn, du benutzt eine eigene Schöpfkelle.

Ich verbiete dir, bei einem Kauf oder Tausch etwas zu berühren

bevor es dein Eigentum ist.

Ich verbiete dir, ein Gasthaus zu betreten;

und wenn du Wein kaufst oder angeboten bekommst,

muss er in dein eigenes Gefäß gefüllt werden.

Ich verbiete dir, dein Haus mit einer anderen Frau

als deinem Weib zu teilen.

Solltest du auf der Straße angesprochen werden, so befehle ich dir,

dich windabwärts zu stellen bevor du antwortest.

Ich verbiete dir, enge Gassen zu betreten,

um ungewollte Berührungen mit Bürgern zu vermeiden.

Ich verbiete dir, den Rand oder das Seil eines Brunnens zu berühren,

es sei denn, du trägst Handschuhe.

Ich verbiete dir, Kinder zu berühren

oder ihnen etwas mit der Hand zu reichen.

Ich verbiete dir, aus einer anderen Schüssel als deiner eigenen

zu essen oder zu trinken.

(Mass of Separation. England, 13. Jahrhundert)

Inhalt

Prolog

Ausgesetzt

Berlin Calling

Leben auf der Achterbahn

Summer in the City

Nächster Halt: Würzburg

Prosit Neujahr

Rehabilitation

365 Tage danach

Epilog

Über die Krankheit

Prolog

»Auch wenn es scheint, dass alles zusammenbricht, liegt es an mir, mich zu entscheiden zwischen Lachen oder Weinen, Weitergehen oder Stehenbleiben, Aufgeben oder Kämpfen; denn ich habe auf dem ungewissen Weg des Lebens entdeckt, dass das Wichtigste das Entscheiden ist.«

Dieser Satz der brasilianischen Dichterin Cora Coralina hat mich begleitet und ermutigt, als ich den Weg antreten musste, von dem ich nicht ahnen konnte, wie lang und beschwerlich er werden würde. Er hat mir mein Lachen erhalten und mich auf diesem Weg geleitet. Denn ich hatte viele Entscheidungen zu treffen. Dieser Satz hat bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren, mehr noch: er hat sich in mir bewiesen und ich werde ihn für den Rest meines Lebens in mir tragen.

Dieses Buch ist eine Erinnerung, ein Tagebuch aus Vergangenheit und Gegenwart und in gewisser Weise bin ich Cora Coralina, die ihre Geschichte im Laufe dieser unbegreiflichen Zeit erzählen wird. Zunächst sei nur so viel gesagt: ich bin eine Brasilianerin, die seit etwas mehr als zwei Jahren in Berlin lebte, als sie im Januar 2012 von einer Krankheit überfallen wurde, die niemand mehr in Europa erwartet: die Hansen-Krankheit.

In Deutschland besser bekannt als Lepra.

Von Anbeginn wollte ich nicht zulassen, dass diese Krankheit mein Leben zerstört oder mich daran hindert, das zu erreichen, was ich erreichen will. Denn ich will meinen Weg fortsetzen. Dieser Weg ist lang, schmerzhaft und manchmal auch einsam. Ich möchte meine Geschichte zu etwas Greifbarem werden lassen. Etwas, das mir irgendwann erlaubt, das Buch zu schließen und sagen zu können: »Ich habe gesiegt!«

Denn, wie mir mein Onkel schrieb: »Es ist nicht der Pausenhof, auf dem wir lernen.«

Ohne zu ahnen, dass ich eine Krankheit in mir trug, flüsterte mir das Universum eine Idee zu. Ich, die immer Lust hatte, ein Buch zu schreiben und häufig etwas angefangen hatte, ohne es zu Ende zu führen, hatte einen Geistesblitz, als ich in einem Papiergeschäft ein wunderschönes Tagebuch sah: ein Buch in Form eines Tagebuches zu schreiben, über eine Frau, die für einige Tage in einem Krankenhaus interniert ist.

Die Geschichte würde aus der Perspektive der Patientin erzählt werden, über ihre Gefühle und Empfindungen, ihre Anpassungsprobleme, ihren emotionalen Zustand, über die Personen in ihrem Umfeld, ihre Kommunikation mit der Umwelt, ohne notwendigerweise die Krankheit in den Vordergrund zu stellen. Die Krankheit würde nur ein Anlass für die Geschichte sein. Sie wäre nebensächlich.

Diese Idee ging mir nicht mehr aus dem Kopf, bis ich, zwei Wochen später, entdecken musste, dass es sich bei dieser kranken Frau um mich selbst handelte. Ich lachte über die Ironie des Schicksals, lachte darüber, wie mir das Universum ins Gesicht grinste. Bevor ich also wusste, dass ich krank war, keimte schon die Idee in meinem Kopf. Und seitdem geht sie nicht mehr fort.

Die Geschichte basiert auf realen Tatsachen, hält sich aber nicht notwendigerweise minutiös an sie. Einige Momente habe ich nicht mehr in Erinnerung und andere werde ich aus verständlichen Gründen weglassen oder ein wenig schönfärben müssen. Nennen wir es so: Das Leben nach dem Aufprall. Über alle die Zufälle, die kommen werden. Oder sollte ich besser Vorsehung sagen? Ergänzend zu meinem Tagebuch werde ich Mails von meinen Verwandten und Freunden, Dialoge mit Ärzten und eigene Anmerkungen veröffentlichen und alles, was ich für erforderlich halte, um die jeweilige Situation verständlich zu machen, aber auch, um das Lesen angenehmer zu gestalten.

Es ist ein Stück von mir. Und ich möchte es teilen.

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