2. Intraperitoneale Ruptur:
Jede vierte Blasenruptur ist eine intraperitoneale Ruptur. Sie wird durch eine plötzliche Druckerhöhung oder durch eine Dezeleration verursacht. Die intraperitoneale Fraktur betrifft vor allem das Blasendach.
3. Spontane Ruptur:
Diese Form macht ungefähr fünf Prozent aller Blasenrupturen aus. Spontane Rupturen werden in der Regel bei Blasen mit Vorschädigung beobachtet.
Merke:
Als Komplikation der Blasenruptur kann es zu einer akuten Peritonitis(Bauchfellentzündung) - mit weiteren Risiken wie Bauchhöhlen-Entzündung, Durchbruch, Minderung der Blutversorgung in den Organen des Bauchraums mit insbes. Sauerstoff-Unterversorgung und der Gefahr einer Sepsis – und/oder zu einer Urosepsis(d.i. eine systemische Entzündungs-Reaktion des gesamten Organismus infolge einer von den Harnwegen ausgehenden bakteriellen Infektion. Mit einer Inzidenz von 3 von 1000 führt eine Urosepsis zu einer schweren septischen Erkrankung, die mit einer Mortalität von 50 bis 70 Prozent im höchsten Maße lebensbedrohlich ist) kommen.
Weiterhin ist ein paralytischer Ileus(d.i. eine Darmlähmung, die zu einer Aufhebung der Darmpassage führt. Ein Ileus ist lebensbedrohlich und bedarf als medizinischer Notfall einer sofortigen Intensiv-Therapie bzw. einer operativern Intervention) möglich.
Merke:
Eine akute Harnverhaltung immer ein medizinischer Notfall!
Besteht die Harnabfluss-Behinderung über eine längere Zeit – wie z.B. bei der chronischen Harnverhaltung –, kann es zu folgenden Komplikationen kommen:
a. Aufsteigende (aszendierende)Stauung des Harns
In die Harnleiter (Ureter) Hydroureter (= erworbene Harnleiterstauung) Hydronephrose (= Hydroureteronephrose = Stauungsniere = krankhafte Erweiterung des Nierenbeckens und der Nierenkelche; auch genannt „Wassersack-Niere“ ) Druckatrophie des Nierenparenchys
b. Auf- und absteigende Harnwegsinfekte
c. Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
d. Urosepsis (s.o) septischer Schock Kreislauf- und Multi-Organ-
Versagen (Lunge, Niere, Leber mit Blutungen)
e. Chronische Niereninsuffizienz (CNI) (chron. Nierenversagen)(s.v.)
Die mit größte Komplikation ist die
f. Urämie
(= die Kontamination(Vergiftung/Intoxikation) des Blutesmit harnpflichtigen Substanzen. Eine Urämie kann als Folge einer terminalen Niereninsuffizienzoder eines akuten Nierenversagensauftreten. Die Nierensind in beiden Fällen nicht mehr in der Lage, harnpflichtige Substanzen in ausreichender Menge mit dem Harnauszuscheiden)
Besteht ein Harnverhalt über eine längere Zeitspanne hinweg, so kann es zu einer Funktionsbeeinträchtigung des Blasenschließ-Muskels kommen; eine solche Funktionsbeeinträchtigung zeigt sich beispielsweise in einem Harnträufeln, das willentlich nicht zu beeinflussen ist.
Ein Harnverhalt – oder Harnverhaltung bzw. Harnretention oder Ischurie – bezeichnet die Unfähigkeit zur willentlichen Blasen-Entleerung (Miktion) mit einem dadurch bedingten Harn(auf- oder rück-)stau bis hinauf in die Nieren.
Die Harnverhaltung wird den „Blasenentleerungs-Störungen“ zugerechnet.
Beim Harnverhalt gilt es zu unterscheiden – entsprechend dem vorliegenden beschwerdebild und dem Verlauf – zwischen:
1. Akute Verlaufsform
= stets als Leitsymptom „Schmerzen“
2. Chronische Verlaufsform
= verläuft ohne Symptome („asymptomatisch“) und hat vielmals zur Folge eine sogen. „Überlauf-Inkontinenz“
Der „akute Harnverhalt“ betrifft vielmals ältere Männer; aber auch Männer im mittleren Lebensalter können betroffen sein.
Infolge einer gutartigen (benignen) Prostata-Vergrößerung (Prostata-Hyperplasie) kann es plötzlich zur Einengung der Harnröhre kommen.
Die Blase füllt sich stetig, aber durch die Einklemmung kann kein Urin mehr abgegeben werden. Das Ergebnis sind bis stärkste Schmerzen und ein unangenehmes Druckgefühl im Unterbauch. Andere mögliche Ursachen sind die Blockade der ableitenden Harnwege durch Nierensteineoder Blasensteine, Tumoren oder Störungen der Nerven, etwa durch einen Bandscheibenvorfall.
Der akute Harnverhalt ist ein medizinischer Notfall!
Es droht ein Reißen der Harnblase.
Hier ist umgehender medizinischer Handlungsbedarf geboten!
Der „ chronische Harnverhalt“verursacht meist keine Schmerzen, dafür aber andere Beschwerden.
Dazu zählen:
1. Häufiger Harndrang, ohne wirklich viel Wasser lassen zu können.
2. Nach dem Wasserlassen besteht immer noch ein Harndrang.
3. Häufiges Wasserlassen
4. Harn- Inkontinenz.
Eine akute wie chronische Ischurie kann entstehen aufgrund zahlreicher und unterschiedlicher Ursachen.
Mögliche Ursachen sind:
A. Entzündungen des Harntraktes
( Zystitis=Harnblasenentzündung – Urethritis= Harnleiterentzündung)
oder der Prostata
( Prostatitis)
B. Medikamenten-Nebenwirkungen
(z.B. Anticholinergika/Parasympatholytika wie u.a. Atropin und Scopolamin)
C. Abfluss-Stauungen im Bereich von Harnblaseoder Harnröhre infolge von:
a. Steinverlegung
( Zystolithiasis= Harnblasenstein – Urethralithiasis= Harnleiterstein)
b. Prostataerkrankungen
( benigne Prostatahyperplasie= gutartige Prostatavergrößerung – Prostata- Karzinom)
c. Harnröhrenstriktur
(= Verengung der Harnröhre)
d. Harnröhrenklappen
e. Harnblasenkarzinom
D. Gebärmuttersenkung
E. NeurogeneBlasenentleerungsstörungen infolge von:
a. diabetischer Polyneuropathie
b. Wirbelsäulentumoreoder - Metastasen
c. (anlage-bedingte) Fehlbildungen an der Wirbelsäule
(Myelo-Meningozele, Spina bifida occulta)
d. Hirndurchblutungsstörungen
(insbes. Zustand nach ausgedehntem Hirninfarkt)
e. Hirnareal-Läsion
(z.B. Hirnblutung, schwerem Schädel-Hirn-Trauma)
f. Multiple Sklerose
(MS – Encephalomyelitis disseminata/ED)
g. Querschnitts-Syndrom
(Verletzung des sakralen Rückenmarks) oder
h. als Folge einer Epidural-bzw. Spinalanästhesie
(post-operative Harnverhaltung)
F. psychisch bedingter Harnverhalt
Leitsymptome eines akuten Harnverhalts sind bis zu heftigsten Unterbauch-Dauerschmerzen (auf der Visuellen Analog-Skala vielmals mit einem subjektiven Wert von 10 angegeben), dazu sogen. psycho-somatische/psychovegetative Beschwerden – wie Kaltschweißigkein, Herzrasen (Tachykardie) und Blutdruckanstieg –.
Dazu und daneben liegen neben einem bis sehr starken Harndrang Harnentleerungsstörungen – von Oligurie (d.i. eine Unterschreitung der alters-üblichen physiologischen Urinmengeauf weniger als 200 ml pro m 2 Körperoberflächetäglich) bis Anurie (d.i eine Unterschreitung der altersüblichen physiologischen Urinmengeauf weniger als 100 ml in 24 Stunden bzw. weniger als 5 ml/m 2 Körperoberfläche/h) und evtl. liegt eine Überlaufinkontinenz (= eine fortgeschrittene Form der Blasenentleerungsstörung[Harninkontinenz] mit fortdauerndem Abgang kleinster Harnmengenaus der maximal gefüllten Harnblase[ Überlaufblase] = „Harnträufeln“) – vor.
Beim chronischen Harnverhalt liegt vielmals eine (weitgehende) Beschwerdefreiheit vor.
Ansonsten Symptome wie bei der akuten Verlaufsform, insbesondere Harnträufeln bei Überlaufblase.
Die akuten Beschwerden und die Angaben des Betroffenen zum „Verlauf“ mit schlußendlicher Harnverhaltung weisen den Weg zur Diagnose.
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