Wenn es darum geht, ein konkretes Portfolio aufzubauen, müssen Sie immer die Transaktionskosten im Blick haben. Sorgfältig auswählen, kaufen und behalten bringt in den meisten Fällen mehr Rendite als permanentes Handeln.
Das sind düstere Aussichten: Erfahrung gilt nichts, das Risiko steigt mit der Rendite und handeln ist teuer. Also lieber leben statt sparen? So wie der legendäre britische Fußballspieler George Best, der einmal sagte: Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst.
Mein Vorschlag:Leben und sparen. Was das Leben angeht, müssen Sie natürlich selber wissen, was Sie wollen. Was das Sparen angeht, würde ich es lieber Anlegen nennen. Denn:
Sparen:Oh toll, am Ende des Monats ist noch Geld übrig, das kommt jetzt aufs Sparbuch. Was dann damit passiert, weiß ich nicht. Ist mir auch egal, Hauptsache sicher.
Anlegen:Ich habe ein Ziel und einen Plan, wie ich dieses Ziel erreiche. Deshalb verteile ich am Anfang eines jeden Monats einen festgelegten Betrag auf ein sorgfältig und mit Bedacht ausgewähltes Portfolio aus zu mir passenden Finanzprodukten.
In diesem Buch soll es um das Anlegen gehen!
Die fünf Ebenen der Geldanlage
Jeder Do-it-yourself-Anleger muss vor dem Kauf einer Aktie oder Anleihe diese fünf Ebenen durchlaufen.
Ich habe mit Absicht eine Pyramide gewählt, denn die unteren Ebenen bilden das Fundament für die oberen Ebenen. Je breiter der Fuß einer Pyramide, umso höher kann man bauen.
Diese Pyramide wird uns durch das ganze Buch begleiten.
Geldanlage – von der Planung bis zur Ausführung
Diese fünf Ebenen der Entscheidung muss jeder Anleger durchlaufen
Quelle: Finanzwesir
Anlagepolitik 
Was sind Ihre Ziele im Leben? Wo soll die Reise hingehen und wie sieht der optimale Mix aus Aktien, Anleihen, Tagesgeld und anderen Anlagen aus, um diese Ziele zu erreichen? – Wer in fünf bis sieben Jahren eine Immobilie erwerben möchte, plant anders als jemand, der für seinen Arbeitgeber die nächsten Jahre im Ausland tätig sein wird.
Das Wunderbare an dieser Ebene: Obwohl sie das Fundament sämtlicher Geldanlageentscheidungen ist und eine falsche Anlagepolitik alles ruinieren kann, ist diese Ebene extrem preiswert zu durchschreiten: Sie brauchen nur Intelligenz, Ehrlichkeit bezüglich Ihrer Ziele, Bleistift, ein Blatt Papier und vielleicht ab und zu einen Taschenrechner oder Excel .
Wer solche Grundsatzthemen gerne bei einem Spaziergang diskutiert, leistet sich auf halbem Wege eine Stärkungstasse Kaffee, das war’s dann aber auch schon mit den Kosten.
Aktien- und Anleihenmix 
Wie sollen die einzelnen Anlageklassen aufgebaut sein? Zu welchen Teilen soll das Portfolio aus Aktien großer, kleiner, deutscher, europäischer, überseeischer Firmen bestehen? Wollen Sie Wachstumsaktien und/oder Aktien dividendenstarker Firmen besonders berücksichtigen? Entsprechend die Fragen bei Anleihen, hier stehen Staatsanleihen (deutsch, europäisch, US-amerikanisch), Pfandbriefe und Unternehmensanleihen mit den unterschiedlichsten Laufzeiten zur Verfügung.
Auch diese Ebene ist preisgünstig zu haben, man muss sich nur einlesen. Im Anhang finden Sie meine Liste empfehlenswerter Bücher.
Das klingt komplizierter, als es ist, denn die optimale Depotzusammenstellung für Buy-and-hold-Anleger ist meist recht einfach. Wichtig bei diesem Schritt: Der Anlagemix muss zu Ihrer Anlagepolitik passen. Gerade Anfänger neigen dazu, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen, und einen viel zu komplizierten Anlagemix auf die Beine zu stellen. Da hilft es, ab und zu zurückzutreten und sich zu überlegen, ob man wirklich Wachstumsaktien aus dem indopazifischen Raum im Depot braucht, nur weil es die reine Lehre des breiten Streuens so verlangt. Sollte die Antwort Nein lauten, dann weg damit.
Aktives oder passives Management? 
Hier geht es um die Methode zur Umsetzung der Anlagemischung. Trauen Sie sich zu, einen Fondsmanager zu finden, der den Markt langfristig schlagen kann? Wenn nicht, dann sollten Sie Ihr Geld in passiven Indexfonds anlegen.
Meiner Meinung nach sind passive Indexfonds für die meisten Anleger langfristig die beste Wahl, unter anderem, weil ein Indexfonds 80–90 Prozent der Gebühren einspart, die ein aktiv gemanagter Fonds kostet. Je nach Studie schlagen 90–95 Prozent der aktiven Fondsmanager ihren Vergleichsindex nicht und produzieren nur Kosten, ohne eine entsprechende Gegenleistung zu liefern.
Das Problem dieser Ebene: Mit einer Fehlentscheidung versauen Sie sich die gesamte Rendite.
Konkrete Produktauswahl 
Dies ist die mental schwierigste Ebene, weil man hier auf offenem Gelände dem werblichen Trommelfeuer der Finanzindustrie ausgesetzt ist: Glückliche, gut aussehende Familien, Paare oder Singles, denen das Geld nur so zufliegt, weil ihr Geld dank der Bank XY oder der Bausparkasse Z brutal hart arbeitet ( Fantastische Renditen ), aber dabei total sicher ist ( Meiner Bank kann ich vertrauen ).
Wenn man sich selbst auf die Suche nach konkreten Produkten macht und das Kleingedruckte liest, findet man sich auf einmal im magischen Dreieck der Geldanlage wieder und stellt fest: Rendite ohne Risiko gibt’s nicht!
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Die vierte Ebene übersteht man nur, wenn man auf den ersten drei Ebenen gute Arbeit geleistet und sich ein felsenfestes Fundament zugelegt hat. An dieses Konzept muss man sich dann aber auch halten, egal was kommt.
Die Hauptaufgabe in dieser Ebene ist öder Papierkram: Man muss das Kleingedruckte lesen und herausfinden, wo die Fallstricke sind.
Bei Fonds gilt es herauszufinden, wie hoch die Gebühren wirklich sind. Vor dem Aktienkauf sind die Geschäftsberichte immer einen Blick wert. Wer sich Anleihen ins Depot legen möchte, sollte vorher abschätzen, wie hoch das Ausfallrisiko ist.
Getreu dem Motto Was ich nicht verstehe, kaufe ich nicht zerpflückt man das Produkt und versucht, dessen Aufbau zu verstehen. Finanzforensik eben.
Kauf und Verkauf 
Hier geht es darum, den richtigen Broker und die passende Depotbank zu finden und die Wertpapiere zu kaufen.
Das Problem: Oft genug verschwenden Menschen ohne Anlagepolitik ihre Zeit mit Brokervergleichen. Die Klärung der Frage, ob sich bei den Depotgebühren übers Jahr gesehen 27,95 € einsparen lassen, ist vollkommen irrelevant für den langfristigen Erfolg. Egal ob Consors, Comdirect oder IngDiBa etc. : Die Discountbroker heißen Discountbroker, weil sie billig sind. Gebührenmäßig ist da nicht mehr viel zu holen.
Die Wunschpyramide der Banken und Sparkassen sieht ganz anders aus
Banken, Sparkassen und Finanzberater möchten verkaufen, weshalb sie diese Entscheidungspyramide nicht sonderlich mögen. Die Wunschpyramide der Finanzindustrie sieht eher so aus:
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