Befremdet starrte Marie auf das Display. Was hatte dieser Fünfzehn-Sekunden-Anruf zum Ziel gehabt? Ihr war nicht wohl bei der Sache, doch sie zwang sich, dem jetzt nicht nachzugehen. Stattdessen nahm sie sich die Kopien, die sie am Mittag von Jean-Baptistes Unterlagen gemacht hatte, vor. Ihr schien schon bald, dass die meisten der Seiten, die sie wahllos von Jean-Baptistes Schreibtisch aufgegriffen und kopiert hatte, nichts mit dem Fall Goldberg zu tun hatten. Jean-Baptiste hatte die Wikipedia-Seite zu Tolkiens »Der Herr der Ringe« ausgedruckt. Des Weiteren waren da ein paar Artikel zum bevorstehenden G8-Gipfel. Schließlich blieb nur ein einziges Blatt Papier: eine handschriftlich erstellte To-do-Liste. Obwohl Jean-Baptiste den Namen Goldberg nie ausgeschrieben hatte, sondern immer nur die Initialen der Goldberg-Familie verwendet hatte, war offensichtlich, dass diese eine Seite relevant war.
Marie ging die notierten Aufgaben und offenen Fragen durch.
Zu klärende Fragen:
Finanzsituation der G: wirklich nur die 30.000 FF oder noch irgendwelche Anlagen?
Verbleib der verschollenen Tochter?
Mögliche Fluchtorte von HG? Land sofort verlassen?
Warum hat HG seinen Job als Forscher aufgegeben?
Wie konnte HG nach dem Mord so schnell untertauchen? Langfristig vorbereitet?
Geldtransfers?
Wieso hat SG HG betrogen?
Wie hat HG herausgefunden, dass SG ihn betrügt?
Wer waren HGs Freunde?
Wer waren SGs Freunde?
Reisen & Urlaubsziele der G?
Lebensstil?
Welche Agentur vermittelt die ehemalige Wohnung der G?
Wer wohnt jetzt in der Wohnung?
Wer hat außer Mellier an dem Fall gearbeitet?
Wer ist Doktor Chambille?
Was ist P-F?
To-dos
Einwanderungsbehörde für mehr Hintergrundinfos zu den G
Rathaus 13. Arrondissement wegen Eheschließung
Einbürgerungsbehörde – Infos Annahme der französischen Staatsbürgerschaft SG, HG
Krankenhaus Pitié-Salpêtrière – ehemalige Kollegen von SG? Geburten der zwei Kinder? HG dort bekannt?
Paris Université Club, wo HG und die Kinder offenbar Tennis spielten
Butte-aux-Cailles-Viertel, wo HG sein Schokoladen-Café hatte
Forschungslabor, in dem HG gearbeitet hatte, bevor er das Schokoladen-Café eröffnete (Name des Labors noch in Erfahrung zu bringen) – Grund für sein Ausscheiden?
Schulen der Kinder
Universitäten, bei denen SG und HG eingeschrieben waren
Diesen Arzt, Doktor Chambille, aufsuchen wegen HGs Termin vor Mord
Banque Postale wegen Finanzsituation der G. Getrennte Konten oder gemeinsames Konto?
Immobilienmakler, der die Wohnung vermietet, ausfindig machen. Infos zu den G?
Botschaften von Burundi und Deutschland (?)
Fabrice Mellier anrufen (Telefonnummer??)
Die meisten der Fragen überraschten Marie nicht, denn auch sie hatte die Goldberg-Akte aufmerksam gelesen. Die Punkte zu dem genannten Doktor Chambille und der etwas kryptische Eintrag »was ist P-F?« schien Jean-Baptiste für besonders relevant zu halten. Sie waren unterstrichen und mit einem dicken Ausrufezeichen am Blattrand versehen. Marie stimmte Jean-Baptiste bei.
Viele der Aufgaben waren mit einem Haken versehen; Jean-Baptiste musste diese bereits abgearbeitet haben. Anders als Michel Moncourt gemutmaßt hatte, schien Jean-Baptiste fleißig gewesen zu sein. Marie war beeindruckt.
Ein paar weitere Fragen hatte Jean-Baptiste offenbar nachträglich hinzugefügt:
Wo waren die Gs 1994 und 1995 während der Sommerferien?
Wenn sie 2 Monate nicht da waren, wie konnte das mit SGs Arbeit zusammenpassen?
Was war während der jeweils 2 Monate mit HGs Schokoladencafé?
Was hatte Jean-Baptiste an den Sommerferien 1994 und 1995 auffällig gefunden? In der polizeilichen Akte fand sich jedenfalls keine Antwort auf diese Fragen.
Maries Blick blieb an einer Randnotiz hängen.
»Gilles Ho anrufen?«, hatte Jean-Baptiste dort in schlecht leserlicher Schrift hingekritzelt.
Interessant! Der alte Klassenkamerad von der Polizeischule, dachte Marie. Ich bin gespannt, wie das weitergeht.
Es war an der Zeit, dass sie im Fall Goldberg eine aktivere Rolle einnahm. Sie würde das am nächsten Morgen in Angriff nehmen.
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