Marlon Thorjussen
Bis Utopia
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Inhaltsverzeichnis
Titel Marlon Thorjussen Bis Utopia Dieses ebook wurde erstellt bei
In der Hauptrolle: Peer Flint In der Hauptrolle: Peer Flint Eine seiner Exfreundinnen bescheinigte ihm einmal, wie ein ansehnliches Landschaftsaquarell zu sein, welches man aufgrund eines großen Missverständnisses von einem Bekannten zum Geburtstag geschenkt bekommt. Man hängt es dann aus reiner Höflichkeit an eine nicht allzu wichtige Wand, betrachtet es ein paar Sekunden und befindet es dann für in sich stimmig. Und wenn man dann die Wand neu zu streichen hat und das Bild im Zuge dessen wieder abhängt - und es beispielsweise auf dem Dachboden verstaut - vergisst man hinterher, es wieder aufzuhängen. Und so verkommt dieses Gemälde natürlich einfach. Denn es ist plötzlich noch weniger präsent als vorher, und da Gemälde sich nicht selbst aktiv an Wände zu hängen pflegen, um auf sich aufmerksam zu machen, und auch, weil nie wieder jemand nach genau solchen Gemälden schaut - es sei denn, man wollte seinen Keller räumen und sich von dem üblichen Schund befreien - schwebt das Landschaftsaquarell zwischen dem Zustand der festgestellten Überflüssigkeit und dem Gedanken daran, dass man etwas vergessen haben könnte, was aber so wichtig schon nicht sein wird. Irgendwo zwischen vergessenen Passwörtern, Geschichten aus der Schulzeit und der Lieblingsfarbe eines Expartners dümpelte also auch der Gedanke an diesen armen, langweiligen Mann dahin. Peer konnte es gut nachvollziehen, als seine Freundin ihm die weniger charmante Variante, auch kürzer und weniger erklärend formuliert, lieferte; Er war nun wirklich kein besonders abstraktes Werk mit Wiedererkennungswert. Eher der Baum auf dem Hügel, im Hintergrund fänden Baumwipfel eines Waldes oder auch eine Windmühle Platz, ein paar gelbe Kleckse als Winterblumen lieblos dahin gesprenkelt, Wolken von schmieriger Konsistenz - wahrscheinlich war es ein Tag im Februar. Kein Schnee, kein Regen, aber ein wenig Wind und Restkälte dargestellt in grauen Schlieren. Keine Tiere, keine Menschen, keine Wege, die irgendwo hinführten, wo es etwas Besonderes gab. Einfach nur ein wenig Langeweile, abgelegen, ein Ort, den man wahrscheinlich nur aus Versehen erreichen würde, wenn man sich verfahren hatte. Gerade deshalb war es verlockend – und einfache Menschen würden es so handhaben! - Peer Flints Erlebnisse als „Schicksal“ zu bezeichnen. Denn wie zu erahnen, gab es an diesem Menschen eigentlich wenig, das zur Geschichtsschreibung taugen könnte. Zu anderen Zeiten hätte aus ihm eventuell ein glücklicher Leibeigener werden können, aber in unserer Zeit sollte seine ganze Person nur zum Statisten genügen. Da war es gewissermaßen ein großes Glück, dass Peer Flint da in etwas hineingezogen wurde, das er weder abwenden noch beeinflussen konnte. Eventuell war es doch Schicksal.
Von Aprilscherzen und geölten Türen – 1. April, ca. 17:00
Von Verträgen und Aufreißlaschen – 1. April, ca. 17:45
Von Zigarren und Brokat – 1. April, ca. 18:20
Von Briefzustellungswegen und toten Hunden – 2. April, ca. 08:00
Von Taxifahrern und Dates – 3. April, ca. 11:00
Vom Wintergarten und dem Ende der Welt – 4. April, ca. 11:00
Von noch mehr Klonen und von der Schönheit – 8. April, ca. 10:50
Von großer Ordnung und von Doktor Sunday Chart – 8. April, ca. 15:25
Von der Genetik und der Lobotomie – 8. April, ca. 20:00
Vom Essen aus Robotern und X – 8. April, ca. 20:40
Von den Geburten eines Wunders – 9. April, ca. 09:00
Mai
Juni
Juli
Von Hortensien und von Beethovens letzter vollendeter Symphonie – Ende Juli
Von der Taufe, von der Freude und von der Trauer – Ende Juli, zwei Tage später
Von Gewässern – Ende Juli, einen weiteren Tag später
Von Eigenverantwortung und von Fremdverantwortung – Ende Juli, ca. 11:40
Unterdessen bei Genetic Advancement Services
Von den Qualitäten eines Menschen und von der Liebe – Ende Juli, ca. 19:25
Von Trümpfen und von Geheimnissen – Ende Juli, ca. 17:20
Von den Begnadigten und den zu Tode Verurteilten – Anfang August
Von seinen Frauen und von Schmonzetten – Anfang August, ca. 11:40
Von den Vieren und dem Einen – Anfang August, Dienstag
Vom Pech und von den Sternen – 14. August, ca. 16:00
Von Peers Gewohnheiten – Im August
Von den Körpern und von den Sportlern – 24. August, ca. 10:05
Von Testamenten – 24. August, ca. 11:20
Vom verlorenen Sohn – 27. August
Von Bärten – 28. August, ca. 09:00
Von der Warnung – 28. August, ca. 12:20
Von Archibalds Abschied – 28. August, ca. 17:00
Von der Vetternwirtschaft – 30. August, ca. 12:10
Von der letzten Mahlzeit – 1. September, ca. 17:00
Vom letzten Freund – 9. September, ca. 19:00
Dosenbier und Gleichgültigkeit – 11. September, ca. 01:00
Impressum neobooks
In der Hauptrolle: Peer Flint
Eine seiner Exfreundinnen bescheinigte ihm einmal, wie ein ansehnliches Landschaftsaquarell zu sein, welches man aufgrund eines großen Missverständnisses von einem Bekannten zum Geburtstag geschenkt bekommt. Man hängt es dann aus reiner Höflichkeit an eine nicht allzu wichtige Wand, betrachtet es ein paar Sekunden und befindet es dann für in sich stimmig. Und wenn man dann die Wand neu zu streichen hat und das Bild im Zuge dessen wieder abhängt - und es beispielsweise auf dem Dachboden verstaut - vergisst man hinterher, es wieder aufzuhängen.
Und so verkommt dieses Gemälde natürlich einfach. Denn es ist plötzlich noch weniger präsent als vorher, und da Gemälde sich nicht selbst aktiv an Wände zu hängen pflegen, um auf sich aufmerksam zu machen, und auch, weil nie wieder jemand nach genau solchen Gemälden schaut - es sei denn, man wollte seinen Keller räumen und sich von dem üblichen Schund befreien - schwebt das Landschaftsaquarell zwischen dem Zustand der festgestellten Überflüssigkeit und dem Gedanken daran, dass man etwas vergessen haben könnte, was aber so wichtig schon nicht sein wird.
Irgendwo zwischen vergessenen Passwörtern, Geschichten aus der Schulzeit und der Lieblingsfarbe eines Expartners dümpelte also auch der Gedanke an diesen armen, langweiligen Mann dahin.
Peer konnte es gut nachvollziehen, als seine Freundin ihm die weniger charmante Variante, auch kürzer und weniger erklärend formuliert, lieferte; Er war nun wirklich kein besonders abstraktes Werk mit Wiedererkennungswert. Eher der Baum auf dem Hügel, im Hintergrund fänden Baumwipfel eines Waldes oder auch eine Windmühle Platz, ein paar gelbe Kleckse als Winterblumen lieblos dahin gesprenkelt, Wolken von schmieriger Konsistenz - wahrscheinlich war es ein Tag im Februar. Kein Schnee, kein Regen, aber ein wenig Wind und Restkälte dargestellt in grauen Schlieren. Keine Tiere, keine Menschen, keine Wege, die irgendwo hinführten, wo es etwas Besonderes gab. Einfach nur ein wenig Langeweile, abgelegen, ein Ort, den man wahrscheinlich nur aus Versehen erreichen würde, wenn man sich verfahren hatte.
Gerade deshalb war es verlockend – und einfache Menschen würden es so handhaben! - Peer Flints Erlebnisse als „Schicksal“ zu bezeichnen.
Denn wie zu erahnen, gab es an diesem Menschen eigentlich wenig, das zur Geschichtsschreibung taugen könnte. Zu anderen Zeiten hätte aus ihm eventuell ein glücklicher Leibeigener werden können, aber in unserer Zeit sollte seine ganze Person nur zum Statisten genügen. Da war es gewissermaßen ein großes Glück, dass Peer Flint da in etwas hineingezogen wurde, das er weder abwenden noch beeinflussen konnte.
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