HMV: Die haben Sie auch nie abgeholt oder zum Essen gerufen?
Bonobo: Nö, ich hab da direkt … Ich war ein Schlüsselkind! Ich hatte einen Schlüssel um den Hals. Ich konnte jederzeit nachhause gehen. Das fing im Kindergarten sogar schon an. Ich hatte immer einen Schlüssel um den Hals und konnte jederzeit heim. Was das betrifft …
HMV: Das Verhalten Ihrer Eltern, so wie Sie es schildern, kommt mir doch sehr merkwürdig vor. – Wie kann man sein Kind, fünf, sechs Jahre alt, bei einem Nachbarn mehrere Stunden sich selbst überlassen!?
Bonobo: Jo. – Übernachtet hab ich auch! Oliver war doch mein Freund – das macht man so! Das finde ich nun wieder gar nicht so ungewöhnlich!
HMV: Aber ungewöhnlich ist, dass die Eltern nicht nachhaken.
Bonobo: Ja? Ich weiß nicht. Ich hab ja so etwas Ähnliches als Erwachsener selbst erlebt, mit anderen Kindern.
„Ach, mein Kleiner wird langsam erwachsen!“
HMV: Gut, das kommt sicherlich später. Lassen Sie uns nochmal zurück gehen, wie sie es damals erlebt haben. Sie fuhren also mit Miriam und diesem Mann, der sich als ihr Vater ausgab …
Bonobo: Gilbert!
HMV: Gilbert! – Zu dessen Anwesen. Dort waren viele andere Kinder, nackt – auch Erwachsene!?
Bonobo: Später – auch.
HMV: Also beim ersten Mal waren keine anderen Erwachsenen da.
Bonobo: Doch, auch, aber erst später. Ich bin da rein gekommen und da waren erst mal nur die Kinder. Das ist eine große Halle gewesen. – Man muss sich das so vorstellen: Das ist ein riesiges Haus gewesen! Wenn man rein kommt, sieht man gleich eine riesige Halle, den Eingangsbereich. Und da sind halt die Kinder herum gehüpft – nackt! Es war ein Schwimmbad da, es war eine Sauna da, es war alles da! Es war ein Arztzimmer da, eine richtige Praxis. Ein Filmstudio war da und viele Schlafzimmer. Alles, was das Herz begehrt. Mit Wald, mit Tieren, alles drum und dran, mit Katzen. Alles, was man sich vorstellen kann. Hühner haben sie auch gehabt.
HMV: War das ein landwirtschaftliches Anwesen?
Bonobo: Ich würde es als Herrenhaus bezeichnen. Das ist ein Riesen Ding! Mitten im Wald drinnen, mehr oder weniger, mit einer langen Zufahrtsstraße. Das ist wie im Film, das Ding. – Und ich weiß nicht, wo das Ding steht!
HMV: Sie wissen nicht, wo das Anwesen ist?
Bonobo: Ich weiß nicht, wo das Ding steht! Ich finde es nicht!
HMV: Wie heißt Ihr Heimatort?
Bonobo: Alzenau – das ist bei Aschaffenburg. Würzburg / Aschaffenburg, dann Hanau, Frankfurt.
HMV: Vermuten Sie das Anwesen in der Nähe von Aschaffenburg?
Bonobo: Ich tendiere eher zu Frankfurt. Ich weiß es nicht. Man hat es dann so gemacht, dass ich so genial abgelenkt wurde, dass ich das so nicht mitbekommen habe, wo wir überhaupt hinfahren.
HMV: Sie haben kein Gefühl mehr dafür, wie lange die Fahrt dahin gedauert hat?
Bonobo: Wir sind, erstens, andere Wege gefahren, zweitens, es hat einmal lang gedauert, dann war es wieder relativ kurz. Wir sind einmal Autobahn gefahren, wir sind einmal keine Autobahn gefahren – das weiß ich noch. Dann habe ich mich, irgendwann, da war ich neun oder zehn, gefragt, warum wir einmal so und einmal so fahren. Aber ich hab mir keine großen Gedanken darum gemacht.
HMV: Neun oder zehn – das heißt, bis dahin sind circa 5 Jahre vergangen!?
Bonobo: Ja.
HMV: Okay. – Sie erzählten gerade, wie sie zum ersten Mal dort hin kamen und wie sie das wahr genommen haben, mit den anderen Kindern. – Was ist dann passiert?
Bonobo: Ich wurde quasi den Kindern bekannt gemacht, dann durfte ich mit denen spielen. Das Erste, was es dann hatte, war, dass ich mit drei anderen Kindern in einen Raum gehen musste, da waren drei Männer, zwei Frauen gesessen, wenn ich mich recht erinnere. Wir haben uns da in die Mitte hinstellen müssen, die haben so einen Kreis gebildet, sodass wir ja nicht mehr abhauen konnten. Und dann … ja, durften die uns anfassen. Das war eigentlich, im Großen und Ganzen, erst mal so alles.
HMV: Wie „anfassen“?
Bonobo: Ja! Wir haben halt da gestanden und sie durften uns streicheln … Penis anfassen. Wir konnten – mussten aber nicht, sie anfassen. Das war, keine Ahnung, was das für ein Spiel gewesen sein soll! … Zum Einführen oder … Keine Ahnung!
HMV: War Miriam auch dabei?
Bonobo: Nein, ohne Miriam. Drei Jungs. Und, wie gesagt, drei Männer und zwei Frauen. Irgendwie so – wenn ich mich recht erinnere. … Ja … Wobei die Leute angezogen waren. Das war damals so. Aufgenommen wurde es, das weiß ich noch! Aber ich hab das Ding nie wieder gesehen! Keine Ahnung, was damit passiert ist, was sie damit gemacht haben. … Das war so das Erste. Ich wurde dann auch gefragt, ob es mir Spaß macht. … Pfh – ich hab auch noch gesagt: „Ja!“ … Ja und dann kamen die ersten, richtigen Freier. Ich wurde dann langsam eingeführt. Also, ich bin dann erst dem Arzt vorgeführt worden. Wir haben ihn „Hundenase“ genannt, weil er, aus irgendwelchen Gründen auch immer, am Geschlechtsteil der Kinder geschnüffelt hat – wie so ein Hund eben! Dem wurde ich also vorgestellt, der hat mich untersucht, von Kopf bis Fuß. …
HMV: … Bitte?
Bonobo: Der hat mich untersucht! Von Kopf bis Fuß. … Ja … Ist dann eben zu der Entscheidung gekommen, dass ich soweit gesund bin, dass man mich vögeln kann, um es jetzt mal einfach krass auszudrücken. … Und daraufhin hatte ich dann meinen ersten Sex mit Gilbert, der mir einen geblasen hat und ich hab ihm einen blasen müssen. Und der auch das erste Mal Analverkehr mit mir gemacht hat. … Öh … ja, tat Scheiße weh. … Nachdem das dann vorbei war, durfte ich gnädiger Weise zu Miriam. An diesem Tag war dann damit Schluss. Miriam hat mich gedrückt, ich hab geheult, es tat mir alles weh. Miriam hat mich getröstet, usw. usf. Hat so etwas gesagt wie: „Irgendwann macht dir das nichts mehr aus!“ Ich hab nicht ganz kapiert, was sie damit meint. … [kichert] … Ja! … Beim zweiten Mal, also am nächsten Tag dann, wollte ich mich weigern. Das war dann ein fremder Mann, der Sex mit mir machen sollte – oder wollte. … Wollte ich mich weigern. Daraufhin hat man mir einen Hund geschenkt, einen kleinen Welpen. Und das ist mein Hund, auf den muss ich jetzt aufpassen, den muss ich füttern, mit dem muss ich in den Garten raus, usw. usf. … Und wenn ich nicht brav bin, nehmen sie mir den Hund weg. Und das war dann mein Hund. Ich wollte nicht, dass sie ihn mir wegnehmen, also hab ich mitgemacht. … Ja, so ging das halt. … Ich wurde dann ein bisschen aufmüpfig, weil ich festgestellt habe, ich kann mir ein bisschen mehr erlauben, wie die anderen Kinder, was ich … Den Grund dafür habe ich erst später richtig mitgekriegt. – Ich hatte ja eine Familie im Hintergrund und jede Verletzung musste in irgendeiner Form erklärt werden. Das ist – war der Grund, warum ich mir ein bisschen mehr heraus nehmen konnte und ich ein bisschen weniger geschlagen wurde, wie die Anderen, oder nicht zu den größten Arschlöchern hingebracht wurde. – Sagen wir es mal so.
HMV: Man hat sie geschlagen?
Bonobo: Ja – aber bei weitem nicht so, wie die Anderen. Ich hab mal eine Ohrfeige gekriegt oder den Arsch drauf, oder eine auf den Hinterkopf … Ptt ... [deutet einen Klaps an] … „Bist Du jetzt brav!“ – So etwas schon.
HMV: Es stand also nicht nur die Drohung im Raum, dass man Ihnen den Hund weg nimmt, womit man Sie unter Druck gesetzt hat, man hat Sie auch …
Bonobo: … körperlich gezüchtigt. – Also mit dem Hund oder mit den Tieren allgemein. Es gab ja auch Katzen, drum und dran, das, was man am liebsten hatte … Also ich hatte halt einen Faible für Hunde, da hat man so einen Hund geschenkt gekriegt. Und wenn man ein bisschen übertrieben hat oder nicht mehr so ganz bei der Stange war, wie man sein sollte, oder wenn nur die Gefahr bestand, bei mir speziell, dass ich eventuell versuchen könnte, irgendetwas zu verraten, ist man kurzerhand hergegangen und hat den Hund umgebracht. In Beisein des Kindes. … Also meinem ersten Hund, dem hat man den Hals durchgeschnitten, wo ich zugucken musste. Ich hab geheult wie ein Schlosshund. Das war mein armer Hund und hin und her. Da war ich lange Zeit sehr, sehr brav. Dann habe ich wieder einen Hund geschenkt gekriegt. Ich wollte nicht haben, dass der das gleiche Schicksal erfährt. – Aber im Grunde genommen, konnte man machen, was man wollte, der wurde irgendwann … Der war dafür … Der wurde einfach irgendwann umgebracht! Das ist … Ja, und irgendwann … Ich glaube, ich hab sechs oder sieben Hunde verschlissen! Irgendwann wusste ich ganz einfach, dass das einfach ein Spiel für die ist, um mich irgendwie bei der Stange zu halten. – Das hat irgendwann einfach nicht mehr gewirkt! Das … Ja!
Читать дальше