Mario Covi - VON KANADA NACH PANAMA - Teil 2

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VON KANADA NACH PANAMA - Teil 2: краткое содержание, описание и аннотация

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Es ist gar nicht so lange her, da war die weite Welt für junge Menschen nicht mit einem Klick in einem Internet-Reiseportal erreichbar. Da halfen nur Abenteuerlust, ein bisschen Hippie-Mentalität, ein alter VW-Bulli und die richtige Partnerin, um auf eine 30.000 km lange, fast ein Jahr dauernde Individualreise durch Kanada, die USA, Mexiko und Mittelamerika aufzubrechen. Im Wirtschaftswunderland war der Alltag noch von einer gewissen Spießigkeit geprägt, was bei jungen Menschen eine anders geartete Aufbruchsstimmung auslöste. Die Sehnsucht nach fernen Ländern, nach Exotik, nach dem spannenden Unbekannten. Die lange Reise wurde zur Selbsterfahrung, sie war letzten Endes das eigentliche Abenteuer.
Rückblickend, und mit allerlei selbstkritischen Erkenntnissen gespickt, möchte der Autor die unvergesslichen Momente und Erlebnisse dieser ungewöhnlichen Hochzeitsreise mit dem Leser teilen.

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Enttäuscht traten wir die Flucht nach vorne an. Herbert brachte mich nach Progreso, wo wir versuchten die beiden Unfallfahrer im Hafenbaugelände zu finden. Anhand der Wagenpapiere hatten wir Namen und Fotos, doch keiner der Lkw-Fahrer im Gelände hatten Erinnerungen an die Gesuchten. Klar, wer hätte schon Kollegen an Gringos verpfeifen wollen. Also, letzte Chance: zur Polizei!

Das indes hätten wir uns echt schenken können! Unser Ansinnen, einen Unfall anzuzeigen, wurde mit arrogantem Lächeln vom Tisch gewischt. Im Sinne von: wie, ihr reichen Gringos wollt einen armen Mexikaner anzeigen? Das ist doch lächerlich, die Reparaturkosten tun euch bestimmt nicht weh! Und das war's dann!

Stinkig machten wir uns auf den Rückweg zur VW-Werkstatt. Und wer stand da und wartete auf uns? Pablo, der Lümmel! Oh, was für ein Glück, dass wir ihn nicht hatten anzeigen können bei den vermaledeiten Mistkerlen von Polizisten!

Pablo überzeugte uns, dass die VW-Leute viel zu teuer seien. Er hätte eine Werkstatt, die unseren Camper für weniger als die Hälfte reparieren würde. Es sei bereits alles geregelt, deshalb habe er sich auch so verspätet.

So landeten wir in einer archaisch anmutenden Werkstatt, im Gassenviertel Méridas, bei einem liebenswerten Meister mit typischem Mayagesicht und hellen blauen Augen. Welcher Konquistador da wohl einst ein Techtelmechtel mit einer seiner liebreizenden Mayavorfahrinnen gehabt haben mochte? Hildrun meinte: "Das war bestimmt ein Seemann..."

Die Reparatur war zeitaufwendig Der Meister aber hatte Verständnis für unsere - фото 20

Die Reparatur war zeitaufwendig. Der Meister aber hatte Verständnis für unsere Lage als gestrandete Weltenbummler und hatte nichts dagegen, dass wir im Hinterhof der Werkstatt übernachteten. Wir standen sowieso schon da, und auch Herbert und Uschi fanden Platz im Hof, zwischen allerlei Karosserieblechen und Autoteilen. Wenn man nachts mal pinkeln musste, konnte das schon etwas blechern klingen, je nachdem wo man hinzielte.

Mit Herbert und Uschi streiften wir durch die Straßen und Gassen Méridas. Wir hatten zwangsläufig viel Zeit, um die freundliche Stadt und ihre Mayabevölkerung auf uns wirken zu lassen. Die Leute in der Werkstatt hatten vor, bis 23 Uhr an unserem Auto zu arbeiten.

Merida Straßenszene Vor allem die Häuser der Wohlhabenden waren mit bunten - фото 21

Merida, Straßenszene

Vor allem die Häuser der Wohlhabenden waren mit bunten Glühlampen und Bildern verziert, die Szenen aus dem Stall von Bethlehem zum Inhalt hatten. In vielen Geschäften, auch in den Banken, waren große Krippen mit vielen romantischen Krippenfiguren aufgestellt. Abends zogen Kinder mit Lampions und selbstgebastelten Krippenfiguren aus Wachs durch die Straßen und sangen Weihnachtslieder. Dabei begleiteten sie sich mit Schellen. Die Erwachsenen belohnten das mit Süßigkeiten oder Geld.

Nach zwei Nächten bei unserem Maya-Meister war unser Bulli soweit fertig, dass wir über die Feiertage irgendwohin fahren konnten. Wir verkrümelten uns an Heiligabend nach Dzibilchaltun, nördlich von Mérida, wo man erst vor kurzem mit archäologischen Ausgrabungen begonnen hatte. In diesem Buschgelände, zwischen altem Mayagemäuer, fanden wir Ruhe und Stille - und zelebrierten Weihnachten fern der Heimat.

Aus Akazienzweigen bastelte ich einen Mini-Weihnachtsbaum, der mit roten Blüten, kleinen wilden Kürbissen und Papierstreifen verziert wurde. Mit vereinten Kräften fabrizierten wir ein leckeres Weihnachtsmahl. Als Auftakt wurde bei Kerzenschein ein Martini kredenzt. Dann gab es frische Hühnersuppe. Hauptgericht war ein Hühnchen mit pikantem Knoblauchreis und Tomatensalat. Zum Nachtisch gab es frische Zapotes, mangoähnliche saftige Tropenfrüchte. Zum Essen wurden eine Flasche Roséwein und eine Flasche Rotwein aufgefahren. Hildrun hatte liebevoll Weihnachtsteller zusammengestellt, mit Mandarinen, Nüssen, Plätzchen und Süßigkeiten. Es war ein gelungenes Festmahl, dem sich die Bescherung anschloss. Von meiner geliebten Frau erhielt ich eine kleine antike Tolteken-Maske aus Ton, sowie ein Paar sehr schöner Manschettenknöpfe. Natürlich aus Silber, hecho en Taxco. Für Hildrun hatte ich eine Silberbrosche mit Türkiseinlagen sowie Ohrringe in Taxco erstanden. Und gegen die Sonne, die auch an Weihnachten kräftig scheinen konnte, bekam sie einen feingearbeiteten Panamahut.

Noch einmal mussten wir am 26. Dezember in die VW-Werkstatt nach Mérida, weil seit dem Unfall unser Tacho nicht mehr funktionierte. Aus der Tageszeitung erfuhren wir, dass über die Feiertage vom 16. bis zum 26. Dezember in der Stadt Mexiko 37 Menschen durch Totschlag und 76 durch Ermordung ihr Leben verloren hatten.

Noch einmal übernachteten wir vor dem VW-Autohaus und konnten dann, am 27. Dezember, endlich weiterreisen.

Und noch einmal fuhren wir Richtung Progreso an die Küste, wo wir in einem verträumten kleinen Küstendörfchen, in Chicxulub (Tschikschulup gesprochen), gleich bis zum 30. Dezember blieben.

Von dieser Küste aus war einst ein großer Teil der Sisalproduktion Mexikos verschifft worden. Kunstfasern hatten in den Sechzigerjahren die klassischen Naturfaserprodukte verdrängt, doch seit der Jahrtausendwende erholt sich der Markt zugunsten der Agave wieder.

Beim Bummel durch das Küstendörfchen bestaunten wir einige prachtvolle, blendend weiße Villen. Sie waren ganz im Stil der alten Mayahäuser, aber in großzügigeren Ausmaßen, an die Meeresküste gebaut worden. Der Verwalter einer der Villen kam mit uns ins Gespräch und fand uns 'Exoten' wohl so sympathisch, dass er uns spontan einlud, hier sicher im Hof zu übernachten.

Hier konnten wir endgültig entspannen, blieben gleich drei Nächte und schauten, das Rauschen der Palmen und der Meeresbrandung im Ohr, gelassen dem Jahresende entgegen.

6. KARIBISCHES ENDE DER WELT

Noch schrieben wir das Jahr 1967. Den 30. Dezember. Mit Valerie und Harald hatten wir verabredet, uns zu Silvester an der Karibikküste bei Puerto Morelos zu treffen. Also los! Bis dorthin waren es noch über 400 Kilometer. Auf der löcherigen Nr.180 ging es quer durch die Halbinsel Yucatán, vorbei an den Ruinen von Chichen Itzá, denen wir auf dem Rückweg einen Besuch abstatten würden, und durch die koloniale Kleinstadt Valladolid. Danach wurde es richtig einsam. Wir erreichten das Territorium Quintana Roo, das mit 50.000 Quadratkilometern etwa so groß wie die Slowakei oder Costa Rica ist. Ein weites, streckenweise unerschlossenes Land aus Dschungel und Regenwald, in dem noch viele unentdeckte Mayastädte schlummerten. Irgendwo auf dieser Strecke übernachteten wir, und erreichten pünktlich an Silvester die Karibik bei Puerto Juarez.

Puerto Juarez Ist das nicht bei Cancún Richtig dort befindet sich heute die - фото 22

Puerto Juarez? Ist das nicht bei Cancún? Richtig, dort befindet sich heute die Touristenhochburg Cancún - und dort, wo wir hin wollten, beginnt heute die 'Riviera Maya' mit Playa del Carmen und, und, und...

Okay, jetzt über den Verlust der letzten Paradiese zu jammern, wäre unfair denen gegenüber, die die heutige Welt entdecken möchten. Dann lasst euch einfach mal mitnehmen in eine Zeit, als das alles wirklich noch am sprichwörtlichen Arsch der Welt lag, einsam, abgeschieden, ursprünglich, fast jungfräulich, genau das Richtige für uns junges Volk, das die Welt für sich entdecken und als individuelles Abenteuer erleben wollte.

Puerto Juarez war ein Fischerdorf mit vielleicht hundert Einwohnern. Dort endete die geteerte Straße 180 und wir mussten nach Süden auf eine Muschelkalk-Piste abbiegen. Nach 42 Kilometern kamen wir in ein verschlafenes Küstendörfchen. Unter zerzausten Kokospalmen standen palmblattgedeckte Maya-Cabanas mit freundlichen Bewohnern, die uns bestätigten, dass hier das Ende der Welt sei -, si, si, das hier sei Puerto Morelos.

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