Erst wenn die Ratio der Parteiführungslinie durchbrochen ist, entsteht eine offene und ehrliche Diskussion. Nicht der Parteisoldat soll in der Sendung sitzen, sondern der Mensch. Getreu dem Motto: „Zeig mir, was du trinkst und ich sage dir, was du denkst!“ Natürlich müssten wir die Sendung umbenennen. Mein Vorschlag hierzu wäre Sorgenbrecher Will trinken ! Dieses ist ein Konzept, welches Maßstäbe setzt. Es würde das schlechte Image unserer Politiker endlich wieder verbessern. Dann wären sie endlich voll akzeptiert. Denn, wie sagt schon der Volksmund: „Im Wein liegt Wahrheit!“ Und dieser Wahrheit müssen wir auf den Grund gehen.
Deshalb, liebe Anne, ich darf Sie doch wohl so nennen, empfände ich es als große Zuneigung Ihrer- oder darf ich sagen deinerseits, wenn ich mit der Hoffnung schwanger gehen dürfte, du wirst bei der Entscheidung sicher nichts zu bereuen haben, mich dieser Tage oder demnächst kennenlernen zu dürfen. Für mich ist es nur ein kleiner Schritt, vom Arbeitsamt hin zu dir in unser Studio. Ich freue mich schon unbändigst, wenn wir beiden Hübschen uns endlich vis-à-vis in die Pupillen schauen und uns endlich persönlich erheischen, damit der Odem des gesprochenen Wortes über die Kanäle in die Wohnstuben unserer gemeinsamen Mitmenschen getragen werden können, sollte, muss, wird.
Ich bin unfassbar normal und gerade deshalb werde ich ein Garant für deine oder sagen wir es gerade heraus, unsere Sendung sein. Sicherlich wartest du mit Spannung und Vorfreude auf meine Lebens- und Leidensgeschichte. Ich bin der Mann, auf den du immer gewartet hast. Auch sexuell liegen wir ja auf der gleichen Wellenlänge. Mir sind Frauen auch lieber. Sozusagen: „Geteiltes Leid ist halbes Leid!“ Wie du siehst bin ich auch ausreichend mit Humor geschlagen.
Nun will ich von mir sprechen!
Ich bin ein neunundvierziger Single-Mann, körperlich und geistig auf der Höhe der Zeit, obwohl mich heute etwas der Ischias drückt, im oberen Lendenbereich. Ich bin theoretisch arbeitsuchend, was aber dank deines Wohlwollens bald keine Relevanz mehr haben dürfte. Journalistisch habe ich zwar noch nie gearbeitet, im Grunde habe ich überhaupt keine Arbeitserfahrung, aber für meine Diskussionsfähigkeit und Gnadenlosigkeit bin ich geradezu berüchtigt. Auch internationale Fragen erörtere ich gerne und leidenschaftlich, wenn gewünscht auch gerne lauthals. Ich scheue mich auch nicht, Politiker direkt anzugehen. Wenn unsere Redaktion das wünscht, pöble ich auch gerne oder werfe den Söders dieser Republik ein Glas Wasser auf das Jackett. Es gibt einfach nichts, von dem ich nichts verstehe. Beispiel gefällig?
Bahnstreik – meine Mutter hatte eine Bahnhofstoilette – kenn ich mich aus. Rauchverbot – bin ich strikt dagegen - rauche auch in der Sendung – als legitimer Nachfolger von Helmut Schmidt. Sex vor der Ehe – absolut dafür - wo wär ich denn sonst heute? Du siehst, es gibt nichts, worüber wir nicht ausgiebigst reden können. Es ist toll, wie wir uns verstehen. Du bist mir jetzt schon so vertraut. Gern darfst du Hans-Günter zu mir sagen, Anne! Wie das klingt, Anne und Hans-Günter. Ich sag es frei heraus, du machst mich wuschig. Verzeih dies ungezügelte Wort. Beschämt und dennoch erregt fahre ich fort.
Ich finde es wunderbar, wie du den Mut aufbringst, endlich mal einen wirklichen Menschen einzuladen, einen Normalen, einen, der in der Realität des menschlichen Daseins fest verankert und verwurzelt ist, der gequält und getrieben wurde, der die Leichtigkeit des Seins und die tiefe Melancholie eines eisigen Waldsees ergründen will. Nicht degradiert zu sein, als Klatschkomparse, für sonstige Fernsehprogramme. Nicht mehr nur Zuschauer, nein, live und mitten im Leben des großen Fernsehuniversums stehen.
Ich habe einen tadellosen Lebenswandel. Gerne kannst du eine Schufa-Auskunft einholen. Ich bin ein unbescholtener deutscher Durchschnittsmann, der verkannt wurde, bisher.
Lass uns nun gemeinsam einen verbalen Krieg führen, gegen Dummheit und Ignoranz, Habgier und Kleingeistigkeit. Lass mich der Anwalt der Witwen und Waisen, des Rehbocks und der Ricke, der Nutte und ihres Freiers, dem Chef und seines Schleimers, lass mich dein Lautsprecher sein, gegen Wollust und Niedertracht.
Wie Moses einst das Rote Meer teilte, so will auch ich dem Feind mutig entgegenstehen. Denn, wie hat dereinst ein Kaufmann in Venedig gesagt: „Wenn Ihr uns stecht, Bluten wir nicht? Wenn Ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Und wenn Ihr uns liebt, stöhnen wir nicht?“
Ich bin ein Mann, der trotz seiner großen Lebensleistung auf dem Boden geblieben ist. Was sind schon Orden und Ehrenzeichen, es ist das Herz das zählt, die Leidenschaft. Ich will Vater und Mutter sein, all derer, die geschunden, getrieben und verflucht sind. Anne, ich bin dein Mann! Meine Liebe zu dir gärt und währet ewiglich!
Anne! Ruf mich an!
Ihr/Dein Hans-Günter
P.S.: Sollte dieses Plädoyer der Liebe zu deiner Sendung und dir nicht auf fruchtbaren Boden stoßen, dann gib den Brief bitte an Maybritt Illner weiter!
Wie von Zauberhand
(Dank an Matthias Beitien)
Nach langer Arbeit komme ich
Deprimiert – nach Haus.
Ein Bierchen auf, die Glotze an,
ach ja, die Schuhe aus.
Im ZDF kommt Wetten dass!
Mit Markus Lanz, das macht kein Spaß.
Das Dschungel-Camp bei RTL,
da kommt der Ekelfaktor schnell.
Doch plötzlich, wie von Zauberhand,
ich kann es gar nicht glauben,
stehst du da, in Full-HD,
tust mir mein Herzchen rauben.
Du bist nicht die Ferres,
du bist nicht die Berben.
Bist nicht Mutter Beimer,
trotzdem würd ich für dich sterben.
Bist nicht Helene Fischer
und auch nicht die Catterfeld.
Das wäre mir sowie so egal.
Mit geht es nicht um Ruhm und Geld.
Am Sonntag spritz ich dann
mein Fahrrad mit dem Gartenschlauch.
Was guckt ihr denn so erigiert?
So ist das bei mir Brauch.
Abends wieder auf die Couch,
die Lindenstraße läuft.
Das man sich als Single-Mann,
bei so was nicht ersäuft.
Doch plötzlich, wie von Zauberhand,
ich kann es gar nicht glauben.
Stehst du da, in Full-HD.
Tust mir mein Herzchen rauben.
Du bist nicht die Ferres,
du bist nicht die Berben.
Bist nicht Mutter Beimer,
Trotzdem würd ich für dich sterben.
Bist nicht Helene Fischer
und auch nicht die Catterfeld.
Das wäre mir sowieso egal.
Mir geht es nicht um Ruhm und Geld.
Nun sitz ich hier auf diesem Schiff
und schau mich ängstlich um.
Ganz rosa hier und ziemlich warm
und irgendwie – andersrum.
Hier bin ich wohl etwas verkehrt,
das fällt mir grade auf.
Na ja, was solls, c´est la vie,
so ist des Lebens Lauf.
Doch plötzlich, wie von Zauberhand,
ich kann es gar nicht glauben.
Stehst du in echt vor mir,
willst du mir mein Herzchen rauben.
Ich brauche nicht die Ferres,
was soll ich mit der Berben.
Geh weg mit Mutter Beimer,
von mir aus kann die sterben.
Brauch nicht Helene Fischer
und schon gar nicht die Catterfeld.
Für mich bist du der hellste Stern,
am Firmament dieser Welt.
Lied für Wiesbaden
Ku´damm bummeln in Berlin
und der Heurige in Wien.
München das Oktoberfest,
das ist im September jetzt.
Hamburg hat die Reeperbahn,
Lübeck sein Marzipan.
Gelsenkirchen schlechte Luft,
Echt Kölsch Wasser ist ein Duft.
Und in Flensburg die Kartei,
Passau hat der Flüsse drei.
Und aus Dresden kommt der Stollen,
Kieler Sprotten, die wir wollen.
Garmisch hat den höchsten Berg,
Rüsselsheim sein Opelwerk.
Bonn war mal Regierungsort,
Schifferstadt den Judosport.
Potsdam hat sein Sanssouci,
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