„Das war, bevor du aufgetaucht bist. Ich glaube, ich habe meine heutige Verabredung gefunden“, säuselte er und kam ihrem Gesicht näher, sog ihren Duft in sich auf. Ja, das war die Richtige, denn sie war kurz vor ihrer Menstruation, verströmte den typischen Duft nach reifen Pfirsichen.
Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Sie kicherte. Süß. „Mandy.“
Sie reichte ihm ihre Hand. Marcus ergriff sie, führte sie sich an die Lippen und hauchte einen Kuss darüber.
„Marcus“, murmelte er. Sie starrte ihn ehrfürchtig an. Er wusste, sie roch ihn, und obgleich sie sich dessen nicht bewusst war, war ihr Schicksal in diesem Augenblick besiegelt.
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Oh mein Gott! Was war das für ein Prachtexemplar. Mandy fühlte sich schwerelos. Sie war beschwipst und mutig gemacht durch ein paar Pillen, als ihre Freundin Tessa ihr diesen Mann zeigte.
„Er hat ein bisschen was von Edward Cullen“, hatte Tessa ihr zugerufen, während sie ihre ausladenden Hüften im Takt der Musik bewegte. In der Hand hielt sie ein Glas Wodka Red Bull, aus dem ein dicker Strohhalm hervorlugte. Mandy kicherte. Seit den Twilight-Filmen waren die beiden jungen Frauen Fans der Vampirfamilie Cullen.
„Stimmt“, entgegnete sie ihrer Freundin etwas zu spät, so dass Tessa sie fragend ansah und loslachte, weil sie die Edward-Bemerkung zu spät registriert hatte. Sie verstummte erst, als Mandy sich umdrehte und zu ihm ging. Ihr Herz klopfte laut und sie kaute auf der Innenseite ihrer Wange herum, so lange, bis der süße Schmerz zu stark wurde. Schließlich blieb sie direkt neben dem hübschen Typen stehen und versuchte, ihre Stimme sexy klingen zu lassen. Hitze kroch ihr den Rücken hinauf, über die Schulterblätter und erreichte ihren Kopf.
Das waren die Pillen, die nun ihre Kraft entfalteten. Der Alkohol verengte ihr Blickfeld, in dem nur noch er zu sehen war.
Sie starrte wie gebannt in seine klaren Augen, die von einem dichten Wimpernkranz umrahmt wurden. Als er ihr antwortete, spürte sie seine tiefe Stimme, verbunden mit dem Bass der Musik, direkt in ihrem Bauch. Ihr Herz schlug bis zum Hals und raubte ihr fast die Luft zum Atmen.
„Mandy“, hörte sie sich selbst hauchen und fand sich unheimlich sexy dabei.
„Marcus.“ Der Typ nahm ihre Hand, führte sie an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf. Die Berührung schoss warm durch ihr Becken. Sie wurde feucht, presste die Beine zusammen und spürte verräterischeres Pochen zwischen ihren Schenkeln. Mandy drehte den Kopf zu Tessa, entdeckte ihr Gesicht in der Menge und formte lautlos mit dem Mund: Oh.Mein.Gott. Für einen Augenblick war es ihr, als würden nur noch er und sie hier stehen. Sie hätte alles für ihn getan in diesem Moment. Niemals zuvor war sie so erregt gewesen, hatte auf diese Art ihre eigene Weiblichkeit gespürt. Die Lebendigkeit floss durch ihre Adern. Mandys Mund wurde trocken, als er sich ein Stück vorbeugte. Ihre Nasenspitzen berührten sich sachte. Er legte seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie näher. Als würden sie einen engen und sexy Salsa tanzen, bewegte er sich und die Berührung seines Körpers machte sie noch heißer, als sie ohnehin schon auf ihn war.
„Was hältst du davon, wenn wir hier verschwinden?“, hauchte Marcus. Ihr wurde schwindelig. Sollte dies ihr erster One-Night-Stand werden? Sah so aus.
Mandy saugte an ihrem Strohhalm, stellte das Glas auf den Tresen und lächelte.
„Tolle Idee!“ An Tessa gerichtet, formte sie aus ihren Fingern das Zeichen für „wir telefonieren“, ergriff seine Hand und ging ihm nach.
Im Dunkeln auf dem Parkplatz übersah sie ein Schlagloch und stolperte auf ihren High Heels, doch der schöne Fremde ließ ihre Hand nicht los und zog sie voran. Ihr war schlecht. Die frische Luft knallte in Verbindung mit dem Alkohol wie eine Abrissbirne gegen ihren Schädel. Ihr war schwindelig und die Beine fühlten sich an wie Gummi. Den tollen Edward-Typen konnte sie nur noch verzerrt erkennen. Warum rannte er denn so?
„Mhey …“, nuschelte sie, „warum rennsdn duso?“ Sie erschrak über ihre eigenen Worte, die aneinandergeklebt aus ihrem Mund kamen. Erneut stolperte sie, hörte ein Lachen aus weiter Ferne. Dann war sein Gesicht plötzlich ganz nah vor ihrem. Sie zuckte zurück. Wie ging das denn? Sie versuchte ihre Hand hochzuheben, wollte ihn berühren, doch sie hatte keine Kontrolle über ihre Bewegungen. Verwundert blinzelte sie zu ihm. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen. Machte er sich Sorgen? Ein warmes Gefühl durchströmte ihren Bauch. Wie schön, er machte sich Sorgen.
„Nun komm schon. Wir wollen doch Spaß haben“, hörte sie seine Stimme, die ungeduldig, aber warm klang. Mandy nickte.
„Mja, natürlich wollenwir Spaß ham.“ Sie leckte sich über die trockenen Lippen. Verflucht.
Was der Typ vorhin ihnen verkauft hatte, hätte ein Upper sein sollen, eine Aufputschpille. Sie fühlte sich aber keineswegs angeregt, eher schläfrig und benommen. Mandy biss sich auf die Oberlippe, bis der Schmerz sie zusammenzucken ließ. Doch das half auch nicht.
Sie hatte weiterhin das Gefühl, wie in Watte gebettet zu sein, stakste auf ihren hohen Absätzen hinter Edward Cullen her, knickte immer wieder um. In ihrem Kopf herrschte gähnende Leere.
„Komm schon“, hörte sie seine Stimme von weiter Ferne. Verwirrt sah sie auf, wankte hin und her und starrte auf seinen Rücken. Was mache ich hier? Irgendwas ist nicht Ordnung. Ich sollte umkehren. Chaos in ihrem Kopf, die Gedanken kreisten, ließen sich nicht festhalten. Bevor sie darüber nachdenken konnte, was falsch gelaufen war, zog der Edward-Typ sie an sich, umschlang ihre Hüften, näherte sich ihrem Mund.
„Wie war noch gleich dein Name?“, nuschelte sie auf seinen Mund. „Marcus“, antwortete er flüsternd, legte seine Hand auf ihren Nacken und hauchte ihr sanft einen Kuss auf die Lippen. So weich, so schön, so zart. Nein, Marcus konnte nicht gefährlich sein. Mandy öffnete ihren Mund und spürte seine Zunge zögerlich auf ihrer. In ihr vibrierte es, hinter ihren geschlossenen Lidern funkelte ein Feuerwerk, die Hitze stieg von ihrem Bauch in ihre Brust und sank zurück in ihr Zentrum.
„Mja, Marcus, richtig“, stöhnte sie. Sie war bereit, ihm hier und jetzt alles zu geben. Mitten auf dem Parkplatz.
„Lass uns gehen, meine Schöne. Ich bringe dich zu mir und werde dich … vernaschen.“
Marcus hauchte ihr noch einen Kuss auf den Mund. Ein Kuss, der auf ihren Lippen kribbelte. Meine Schöne. So hatte sie noch nie jemand genannt. Es fühlte sich gut an. Widerstandslos ließ sie sich von ihm auf den Beifahrersitz helfen und von ihm anschnallen. Die Tür knallte er nicht zu, sondern ließ sie geräuschlos ins Schloss fallen.
Er umrundete den Wagen, und beinahe kam es ihr vor, als hätte er die kleine Strecke binnen einer Sekunde zurückgelegt, denn plötzlich saß er neben ihr auf dem Fahrersitz. Er rangierte mit dem Wagen und fuhr los. Während der Fahrt sagte er kein Wort, berührte sie nicht, starrte durch die Windschutzscheibe. Er schaltete, wenn der Motor danach verlangte, und blieb schließlich auf einer konstanten Geschwindigkeit. Mandy vermutete, dass sie nun auf einer Autobahn fuhren, aber sie konnte sich immer noch nicht konzentrieren und schloss die brennenden Augen, in der Hoffnung, sie könnte bald wieder schärfer sehen. Nicht lang. Ich will doch alles mitkriegen. Was dieser wunderschöne Mann mit mir machen wird. Ich will das alles mitbekommen … mitbekommen …
Mandy öffnete die Augen, als kalte und feuchte Luft ihre Füße umwehte und jemand an ihrer Schulter rüttelte. Sie versuchte, den Kopf zu heben, aber alles um sie herum schwankte und sie hatte das Gefühl, als würde ihr Gehirn ihr von innen gegen den Schädel schlagen. Sie saß noch immer in seinem Auto, doch die Tür war sperrangelweit geöffnet.
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