Grace Madisson - Das Monster vom Eastend

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Endlich ein neuer Inspector Lestrade
Whitechapel London 1889: Das Eastend Londons das sagenumwobene Slum. Die Endstation für Hunderttausende, mit seinen Gassen und stinkenden Hinterhöfen sind Hölle pur – bis im August Frauen Leichen gefunden werden die der Täter offenbar aus purer Bosheit platziert. Inspector Lestrade von Scotland Yard würde sich lieber um andere Fälle kümmern doch Dienst ist leider Dienst … Wer ist das Monster, das die elenden Gassen in einen Film aus Blut taucht? Wurden sie Opfer des Schlachters von Whitechapel? Lestrades Ermittlungen führen tief in die Abgründe der viktorianischen Seele. Kämpft mit den Tücken der White Hall Bürokratie und dem eisernen Gesetz der Bewohner der Slums nie de Mund aufzumachen. Ein raffinierter Thriller mit verblüffenden Wendungen.
Grace Maddison ist eine exakte Beobachterin. Sie beschreibt nicht nur Untaten, sie seziert die Seelen der Menschen, der Täter und der Opfer, seziert eine Gesellschaft am wahnhaften Rand des 20. Jahrhunderts. Und ihr Inspector Lestrade ist Kult, kein eiskalter Verbrechensaufklärer, auch wenn man erst tief in seine fein gezeichnete Seele schauen muss.

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»Also, Herr Minister, ich sehe, Sie sind nicht auf dem laufenden. Sicherlich fällt es nicht in Ihr Ressort, aber sagt Ihnen der Begriff Londons Geburtstag etwas? Da wir nun hier zusammensitzen, auf Idee unserer verehrten Königin.«

Sir Elfields langes Gesicht mit dem herabhängenden Vollbart nimmt einen feierlichen Ausdruck an. »Alle kommen. Majestäten aus aller Welt werden uns mit einem Besuch beehren. Das kulturelle Niveau der Stadt wird angehoben, eindeutig angehoben, das edle Blut bringt Kultur und Prosperität.« sagt er verklärt.

»Dank Ihnen, mein Bessschter«, nuschelte der Innenminister und ruckte mehrmals mit dem knackenden Kinn. »Und nun erklären Sie uns, warum die heutige Schitzung scho dringlich ischt.«

Die Blicke richteten sich auf das, gelangweilte Gesicht dieses wichtigen Mannes. Der die Macht besaß mit ein paar Einflüsterungen in das richtige Ohr, Karrieren auf lange Zeit zu blockieren. Von Bülow nickt zu Inspector Lestrade, er erwartet einen Lagebericht.

»Die nötigen Maßnahmen sind ergriffen worden, Minister«, beginnt er laut als säße er in seiner Bude bei Scotland Yard oder in welches Wachhaus ihn seine Arbeit gerade hinverschlagen hatte.

»Jeder der Befragten wurde ermahnt nicht das Maul aufzureißen, oder mit den Zeitungen zu kooperieren. Kein Wort vom Tiger fallenzulassen.«

»Das hat ja gut hingehauen, mein Lieber Inspector Lestrade. Ich muss gestehen, Sie sind ein ausgefuchster Kerl, Sie wussten natürlich das spätestens in einer Stunde, die, Tiger Geschichte herum ist!«, lobte von Bülow und deutete ein feines applaudieren an. »Der Briefträger, der die Leiche gefunden hat, wurde gebeten eine Geheimhaltungsverpflichtung zu unterschreiben mit einer 15 Pfund Strafandrohung, wenn er seinen Mund aufmacht.«

Der Innenminister Elfields zwirbelte an seiner weißen struppigen Augenbraue, »Fünfschehn Pfund, Schie glauben Fünfschen Pfund nun mir scheint die Schumme unangemeschen niedrig zu sein, nicht wahr?«

»Exzellenz vergessen das ein Briefträger nicht besonders gut verdient, ich nehme an um die zwanzig Pfund, zumindest kenne ich keinen Briefträger, der in Pimlico Crescent lebt«, sagte von Bülow.

»Fünfzehn Pfund sind völlig ausreichend!« erklärte Inspector Lestrade. Von Bülow sitzt wieder und schreibt in sein Notizbuch.

»Der Briefträger, der die Leiche gefunden hat, ist ein guter Mann, trinkt nicht übermäßig viel Gin.«

»Sehr schön«, lobte der Polizeichef Londons Sir Stevenson.

»Wozu bedurfte es dann dieser dringenden Zusammenkunft? Warum haben Sie gebeten, die verschiedenen Ebenen der Polizei und Innenbehörden zusammenzutrommeln?« Von Bülow warf einen gefühllosen Blick auf den Polizeichef, der eine Bitte der Königin nicht mit der erwarteten Freude eines Untertanen nachkam.

»Exzellenz, nicht ich habe gebeten, die Leiter der ministerialen Ebenen einzuladen, sondern unsere Hoheit. Der Fall, dieser unseligen Morde ist äußerst beunruhigend und von höchster Wichtigkeit für Victoria, so dass sich außer der Justiz die zuständige Abteilung der Polizeidistrikte, auch die Herren vom Innenministerium damit beschäftigen müssen.«

»Und das alles wegen ein paar Morde von diesem Irren? Mein Gott man sollte doch annehmen, dass Majestät sich mit wichtigeren Dingen beschäftigen würde. Ich nenne da nur die immense Aufrüstung der russischen Flotte!«, sagte der Polizeichef rüde, für ihn war von Bülow nur ein hergelaufener Aufsteiger, sein Vater soll ein Schiffer gewesen sein, flüsterte man in Gesellschaft. Von Bülow machte eine Pause und fixierte eine Stelle auf Sir Stevensons Stirn. »Da haben Sie ihre Königin falsch beurteilt.«

Von Bülow s Stimme ist scharf wie das Messer des Mörders.

»Mein Bester, Hoheit interessiert sich sehr lebhaft darum, ob Verwandte aus Europa, selbst Russland nachfragen lassen, ob London Hilfe bei der Aufklärung des Falles brauche, als sein die Polizeibehörden ihrer Hoheit in den Händen von tumben Bauern!«

»Nun Reden Sie schon, von Bülow hier ist nicht der Ort ... «, nuschelt der Innenminister und blickte den Beamten gespannt an. »Spannen Sie uns nicht auf die Folter.«

»Es tut mir sehr leid, aber Sie müssen die vollständige Untersuchung in die Hände eines Mannes legen, dazugehört auch völlige Akteneinsicht.«, sagte von Bülow ziemlich leise, aber diesmal hörte der Innenminister und der Polizeidirektor sehr gut.

»Wer befiehlt das?« ächzte er.

»Sind Sie verrückt!« blaffte der Innenstaatssekretär.

»Unerhört!« rief der oberste Staatsanwalt Prokof. Inspector Lestrade erlaubte sich keine Äußerung, dazu war sein Rang zu gering. Er presste die dicken Lippen zusammen und hoffte von Bülow meine nicht ihn, der die Ermittlungen leiten solle. Es wäre ein Wespennest, nein Wespen stachen einen nur einmal und selten in den Rücken. Hier ging es um die Karriere die Zukunft, in diesen Kreisen wurde man erdolcht noch, ehe man sich bequem in den Amtssessel setzen konnte. Man musste nur an das Schicksal des beliebten Bürgermeisters von London denken. »Akteneinschicht auch etwa die Geheimen, die irischen Akten?« fragte der Innenminister mit fassungsloser Stimme. Von Bülow runzelte die blasse Stirn. Er wusste sehr gut, wie lange und eifersüchtig der Polizeidirektor und der Innenminister ihre Akten gesammelt und wie ihre Augäpfel gehütet hatten, die Namen der prominentesten Sympathisanten der Fenianbewegung. Sehr heikles Material. »Ich verstehe alle Bedenken, eure Exzellenz, aber wir machen uns einfach nur noch lächerlich. Mit jeder Untat wird den Nachbarn klar das man London nicht zu fürchten braucht, fragt sich wieweit wir ein Anrecht auf Kolonien haben, wenn ihre Polizei nicht einmal einen Mörder zur Strecke bringt, den halb Scotland Yard jagt. Ich fürchte, dass der Mörder zu einem Politikum geworden ist.« Wieder löste Bülow s Erklärung Unmut aus. »Es ist keine Politik, dieser Mann ist kein besonderer Fall!« entrüstete sich der Staatsanwalt. »Mörder sind kein Politikum!« beharrte der Polizeichef. »Wasch denn für einen Mörder?« fragte der Innenminister, als eine Pause eingetreten war. Alle fixierten den Innenminister, dessen Gedächtnisaussetzer zu einem Problem zu werden drohten. Inspector Lestrade starrte ihn verblüfft mit aufgeklappter Kinnlade an. »Eure Exzellenz, das ist der berüchtigte Mörder, der seit einigen Jahren in London sein Unwesen treibt«, erklärte Staatsanwalt Prokof feinfühlig, sein Vater litt, auch an der Altersdemenz. »Wenn Sie erlauben, erzähle ich.« Von Bülow blätterte in seinem Notizblock zurück. Der Innenminister legte die Hand auf den Tisch und starrte sie, als gehöre sie einem Fremden, verwundert an. Der Polizeichef säuberte sein Ohr, in dem er mit einem zusammengedrehten Taschentuch in seinem Ohrgang bohrte, Inspector Lestrade setzte eine Brille mit starken Gläsern auf und sah auf seine Akten. Prokof lächelte ironisch. »Wie sich Euer Exzellenzen vielleicht erinnern, hat es im Verlauf des Jahres 1896 in acht Monaten, in den weniger guten Gegenden Londons sechs bestialische Morde gegeben. Der Mörder benahm sich äußerst frech. Einmal schickte er dem mit dem Fall betrauten Inspektor eine halbe Niere, die er einem seiner Opfer herausgeschnitten hatte.«

»Das stimmt so nicht, die Niere war die eines anatomischen Präparats, es war ein Scherz! Und der Adressat war kein Ermittler, sondern der Vorsitzende des Selbstschutzvereins von Whitechapel«, rief Inspector Lestrade, der die halbe Niere zu Gesicht bekommen hatte. »Inspector, wenn Sie erst die volle Akteneinsicht haben, werden Sie wissen, dass die Niere eben kein Scherz war.«

»Aber warum tut er schowasch?«, wunderte sich der Innenminister schockiert und zog schnell die Hand vom Tisch. »Es ist nicht nur die Tatsache das er arme Menschen ermordet, die die revolutionäre Propaganda nährt, sondern die Art und Weise, wie er seine Opfer tötet.«

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