Roman
Annina Boger
Annina Boger Romance Liebesroman Band 1
Vollständig überarbeitete und erweiterte E-Book
Fassung (V10), herausgegeben November 2018 von:
SchreibARTelier Gerber Germany
Anzahl Wörter: ca. 62‘800 (plus Anhang)
Anzahl Seiten Taschenbuchausgabe: 308
© 2011-2018 Copyright geschütztes Material.
Alle Rechte vorbehalten.
Dieser Roman ist auch als Taschenbuch bestellbar:
Tanzkavalier gesucht, Annina Boger
epubli Berlin 2018, ISBN 978-3-7467-6622-5
Neuer Job, neue Wohnung – fehlt nur noch die neue Liebe! Frühlingsduft liegt in der Luft, als Single Marina D’Amato beschließt, ihre Liebesbilanz anzukurbeln. Aber erst fordert sie der berufliche Wiedereinstieg, dann flattert ihr eine fiese Nachricht vom Ex-Mann ins Haus. Das beschwört Erinnerungen herauf, die sie lieber aus dem Gedächtnis streichen würde.
Marinas Dachwohnung grenzt ans Badezimmer ihres Nachbarn. Mal vernimmt sie sein Hüsteln, mal ein hinreißendes Trällern, weshalb sie es kaum erwarten kann, diesen widersprüchlichen Mann kennenzulernen. Beim Tanzen kann Marina Dampf ablassen und mehrere attraktive Kavaliere wirbeln ihren Alltag auf. Sie aber sehnt sich nach einer erfüllenden Liebesbeziehung. Als die Adventszeit naht, setzt sie alles auf eine Karte, um ihren Mister Right zu gewinnen. Welche Liebesbilanz wird sie zum Jahresende ziehen?
Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt an der spanischen Mittelmeerküste ist Annina Bogervor einigen Jahren von der Schweiz nach Bayern gezogen. Hier schreibt die Schweizer Schriftstellerin, Auftragsbiografin und begeisterte Hobbyfotografin vorwiegend bunte Kurzgeschichten wie » HEITER BIS BEWÖLKT – 9 Erzählungen «, Abenteuermärchen wie die fröhlich illustrierte Kinderbuch-Reihe »WINTERFEE CHIARINA « und romantisch-heitere bis sinnlich-spannende Liebesromane.
Prolog – Jeder Abschied ist ein Anfang
Eine hektische Arbeitswoche in der Fachschule für Touristik lag hinter Marina D'Amato, als sie Ende Juni 2009 aus dem Postauto stieg. Sie schlenderte zu dem ehrwürdigen Gebäude hinüber, in dessen Dachgeschoss sie seit einer gefühlten Ewigkeit hauste – regelrecht eingequetscht zwischen zwei Appartements.
In Erwartung der üblichen Werbesendungen öffnete sie lustlos den Briefkasten und zog eine Versandtasche heraus. Ihr Puls beschleunigte sich. Vielleicht hatte sie was gewonnen? Sie beteiligte sich an jedem halbwegs seriösen Gewinnspiel, das ihr vor die Augen kam, was ihr einige kleinere Preise beschert hatte.
Vergebens suchte sie nach dem Absender, konnte auch den verschmierten Poststempel nicht entziffern. Da hatte jemand auf Nummer sicher gehen wollen und kreuz und quer Klebeband über dem Umschlag verteilt. Auf den Stufen zum Dachgeschoss im vierten Stock zupfte sie ungeduldig daran und wollte soeben in ihre Singlewohnung schlüpfen, als ein stattlicher Herr mit Reisegepäck aus der Nachbarstür trat.
»Hallo, Marina, wie geht es dir?« Er stellte Koffer und Reisetasche ab und verriegelte gewissenhaft.
Sie sah zerstreut zu dem Hünen auf, weil die Frage, welche Schätze sie gewonnen oder wer an sie gedacht haben könnte, ihre volle Aufmerksamkeit erforderte.
»Hallo Archibald, danke und dir?«
»Ich möchte mich noch verabschieden. Alles Gute für dich und ein schöne Zeit!« Das klang unverbindlich, nur die Hand, die ihre Finger umfasste, bebte leicht. Weiche Männerlippen, umgeben von den rauen Härchen eines Dreitagebartes, streiften Marinas Wangen.
»Danke, für dich auch«, murmelte sie, den Blick schon wieder auf die geheimnisvolle Hülle gerichtet.
Ihr Nachbar polterte mit seinem Gepäck durchs Treppenhaus.
Marina trat ein, gab der Tür einen Stups mit der Hüfte und streifte die Handtasche von den Schultern.
In diesem Moment traf sie die Erkenntnis.
Archibald hat sich verabschiedet. Für immer! Und ich habe ihn einfach so gehen lassen. Ihr Herz zog sich zusammen, eine Träne rollte über ihre Wange. Sie wischte sie fort und straffte sich.
Denk vorwärts, Marina!
Sie schlitzte den Umschlag auf, zog eine in mehrere Papierbogen eingewickelte Tonbandkassette heraus. Ungeduldig löste sie die Schleife darum. Während sie die mit kühner Handschrift verfassten Zeilen überflog, ging der Sturm in ihr in ein sanftes Wogen über und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
Erinnerungen stiegen auf, so intensiv, dass sie sich einen Augenblick setzen musste. Ob die Ereignisse anders verlaufen wären, wenn sie Ursus früher kennengelernt hätte?
In Marinas Schlummer drangen vielfältige Laute, die sich mit ihren Traumbildern zu einem bunten Reigen vermischten. Leise seufzend tauchte sie aus den Tiefen ihres Unbewussten auf in die Realität eines Samstagmorgens Anfang April des Jahres 2008.
Mit geschlossenen Lidern lauschte sie dem Vogelkonzert aus dem Garten. Gewiss hielten die eifrigen kleinen Sänger Konferenz, wie sie das Wochenende gestalten wollten. Jeder von ihnen schien mit besseren Argumenten – sprich vielfältigeren Gesangsvarianten – die zwitschernden Gesellen überstimmen zu wollen.
Doch was war das? Ganz in der Nähe begann eine hinreißende Männerstimme zu summen. Mit einem Ruck setzte Marina sich auf, als die Summtöne in ein heiteres Trällern übergingen. Sie begann, die Geräuschquellen zu orten.
Von nebenan hustete und räusperte es seit Tagen durch die dünne Wand rüber: Das morgendliche Ritual ihres unbekannten Nachbarn zur Rechten. Vermutlich litt der alte Mann an bösem Raucherhusten oder an Bronchialasthma, denn es klang oft so beängstigend, als ersticke der arme Kerl demnächst.
Sicher verdankte sie es einem fiesen Karma, dass sein Badezimmer direkt an ihr Wohnschlafzimmer grenzte und selbst der Kleiderschrank, die Bücherregale und der Schreibtisch den Lärm nicht ansatzweise dämpften. Mehr konnte sie, neben dem schmalen Bett, einem Nachttisch und dem Zweiersofa, beim besten Willen nicht in dieses Zimmer quetschen.
Den Grund für des Nachbars Leiden würde Marina noch herausfinden, vorerst lenkte ein durchdringender Lärm sie ab. Die Wohnung unter ihr wurde renoviert, seit Tagen drang das Nerv tötende Schlagen, Hämmern und Bohren der Handwerker zu ihr hoch. Selbst heute ratterte alle paar Minuten eine Bohrmaschine.
»Aber doch nicht am Wochenende und dazu noch vor acht Uhr morgens«, stöhnte Marina und zog die Decke bis über beide Ohren, was ihr wenig half.
Sie horchte auf, als erneut jene fröhliche Singstimme einsetzte. Diese war eindeutig neu und schreckte Marinas urweibliche Instinkte auf, die seit ihrem Ehefiasko vor zwei Jahren brav vor sich hin gedämmert hatten und gefälligst weiter im hintersten Winkel der untersten Schublade ihres Triebe-Archivs vermodern sollten. Trotzdem lauschte sie den schmeichelnden Tönen, taumelnd zwischen Angst und Entzücken.
Wer wagte es, ihre innere Ruhe zu gefährden? Ihr Nachbar zur Rechten konnte es unmöglich sein, keiner konnte gleichzeitig bellen wie ein Totgeweihter und trällern wie ein junger Spund! Frau Caduff und Frau Spillmann zur Linken kamen auch nicht infrage. Seit ihrem Einzug hatte Marina so gut wie nichts von den beiden verwitweten Schwestern gehört, die sich als angenehme und ruhige Nachbarinnen erwiesen. Was nicht zuletzt daran lag, dass deren Wohnung an ihre schmale Küche grenzte.
Dafür waren von frühmorgens bis spätabends schwere lateinische Choräle aus der Wohnung unter ihr heraufgedrungen. Dort hatte ein Rentner gewohnt, der klassische Musik bevorzugte, weshalb Marina froh war um ihren CD-Player, den sie ohnehin rege benutzte.
Die Musikrichtung wählte sie je nach Stimmung. Es durfte durchaus Klassik sein, jedoch nie eintönig. Sie zog berauschende Werke vor: dramatisch aufwühlend, festlich schmetternd, zart jubilierend, leicht tändelnd, in Liebestaumel versinkend, spitzzüngig scharfsinnig oder komisch räsonierend.
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