„Ich kann nicht mehr!“, erklärte sie entschieden.
„Oh!“, sagte Caramella bedauernd und im nächsten Moment war der Tisch leer.
„Danke für das schöne Kleid!“ Amelie war ein bisschen verlegen, weil ihr das nicht eher eingefallen war. „Und überhaupt, danke für alles. Ich habe mir das Schlaraffenland ganz anders vorgestellt. Laufen denn hier nicht die gebratenen Schweine mit Messer und Gabel im Rücken herum?“
Frau Caramella schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber Kind, gebratene Schweine können doch nicht mehr herumlaufen! Womöglich glaubst du auch an das Märchen, gebratene Vögel würden den Leuten ins Maul fliegen?“
Amelie nickte verschämt. Ihre Gastgeberin lachte. „Ach, was ihr Menschen euch so alles vorstellt!“ Bei diesen Worten vollführte sie eine elegante Handbewegung und hatte plötzlich eine Kaffeetasse in der Hand. Zwei Stückchen Zucker tauchten in der Luft auf, schwebten einen Moment über der Tasse und plumpsten dann hinein.
„Wenn du dir die Stadt angesehen hast“, plauderte Caramella und nippte an ihrem Kaffee, „dann kannst du ja auf deiner Rückreise wieder bei mir hereinschauen. Ich würde mich freuen! Es kommen nur noch selten Gäste zu uns, weißt du. Früher kamen die Knechte und Mägde scharenweise aus der Menschenwelt, um sich einmal richtig satt zu essen. Aber heutzutage glaubt niemand mehr an die Zauberwelt.“
„Ich schon!“, rief Amelie. „Und ich will erst wieder heim, wenn ich mir alles angeschaut habe!“
Caramella wurde plötzlich ernst, beugte sich über den Tisch und flüsterte: „Sieh dich nur vor, Kleines, dass du dem Schloss nicht zu nahe kommst! Die Zuckerkönigin hat große Macht und sie kann sehr ungemütlich werden!“ Ihre Stimme war immer leiser geworden, als habe sie Angst, belauscht zu werden.
„Meinen Sie das weiße Schloss auf dem Berg?“, hauchte Amelie erschrocken. Aber Caramella schüttelte den Kopf. „Nein nein, da wohnt die Zahnfee. Das Schloss der Zuckerkönigin liegt am Rande der Stadt in einem großen Park, du wirst es von weitem erkennen. Geh aber nicht zu dicht heran!"
„Aber warum denn nicht?“ So schnell gab Amelie nicht auf. Caramella seufzte.
„Die Königin besitzt geheimnisvolle Zauberkräfte, die sie aber nicht, wie wir normalen Schlaraffen, zum Guten verwendet. Das war nicht immer so. Vor vielen Jahren war sie eine gute Königin, man kannte sie als gütig und weise. Doch die Macht hat sie verändert. Jetzt lässt sie sich kaum noch außerhalb des Palastes blicken und verbreitet Unheil über das Volk.“
Amelie war erschrocken. Vielleicht sollte sie doch lieber wieder nach Hause gehen? Caramella lächelte, als habe sie die Gedanken des Mädchens erraten. „Du brauchst keine Angst zu haben, einem Menschenkind kann in der Traumwelt nichts Böses geschehen! Aber dennoch: Hüte dich vor ihr!“
Nach diesen mahnenden Worten verabschiedete sich Amelie von der guten Frau Caramella. Sie war sehr neugierig auf die Stadt, obgleich ihr nicht recht wohl zumute war, wenn sie an die gruselige Königin dachte. Sie beschloss, einen Bogen um das Schloss zu machen und mit leichtem Sinn spazierte sie in ihrem roten Kleid die Straße entlang auf die Schlaraffenstadt zu.

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