Angela Rommeiß
Der Schneeprinz und die Rose
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Inhaltsverzeichnis
Titel Angela Rommeiß Der Schneeprinz und die Rose Dieses ebook wurde erstellt bei
Die Eisgeister
Ein seltsamer Junge
Jacobs Geheimnis
Der Sommer
Die Rückkehr der Eisgeister
Die Belohnung
Impressum neobooks
Der Schneeprinz und die Rose
Am Südpol, wo die Welt am kältesten ist, wohnen Wesen, die bis vor kurzem kein Mensch je gesehen hat, obwohl sie uns regelmäßig besuchen. Es ist das edle Geschlecht der Eisgeister, die dort ihr Zuhause haben. Du wärst sehr erstaunt, wenn du einmal an den Südpol kämest und sich einer dieser Eisgeister bei dir blicken ließe, denn sie sehen sehr erstaunlich aus: Ihre Körper sind von schöner Gestalt, manchmal fast durchsichtig, manchmal schneeweiß und ab und zu glitzernd wie Eis, dass es in den Augen blendet. Sie können in der Luft schweben wie eine Wolke und unter Wasser schwimmen wie ein Fisch. Je kälter es ist, desto größer können sie werden. Der Eiskönig erreicht bisweilen im antarktischen Winter eine so gigantische Größe, dass du ihn für einen Berg halten würdest. Einen Berg, der ruhig und majestätisch dasitzt, seinen wallenden Bart streicht und dich aus klugen Augen anblickt. Du aber würdest wahrscheinlich nur einen Eisfelsen sehen, den ein Schneesturm umtost.
Seine Frau, die Schneekönigin, macht diese Schneestürme. Oh, sie kann das gut. Aber sie macht ja auch seit Jahrtausenden nichts anderes.
Sicher hast du das Märchen von der Schneekönigin schon einmal gehört, die einen kleinen Jungen in ihr Reich lockte und ihn bei sich behalten wollte. Nun, das ist nur ein Märchen, denn die echte Schneekönigin hat an Menschenkindern kein Interesse. Ebenso wenig wie ihr Mann, der Eiskönig. Die beiden haben selbst Kinder, vier an der Zahl, die sie sehr lieben und auf sie achtgeben, wie es Menscheneltern auch tun. Sie bilden sie in allen Künsten aus, die ein Wintergeist haben muss, aber jedes hat auch ein Spezialgebiet, für das es besonders begabt ist.
Die beiden ältesten Kinder, Prinz Weißherz und Prinzessin Kristallklar, sind für die Schneeflocken und das Zufrieren zuständig. Jeden Tag zieht die Mutter mit ihnen hinaus auf das Eismeer, wo Prinz Weißherz übt, kleine und große, eisnadelspitze oder dicke feuchte Schneeflocken herzustellen. Prinzessin Kristallklar überzieht derweil das erstarrte Meer oder die schwimmenden Eisberge mit einer dicken, glänzenden Eisschicht, sodass die Pinguine darauf ausrutschen.
Das dritte Kind, Prinzessin Eisfein, kann ihre Kunst zuhause in der Eishöhle üben. Sie malt unter den aufmerksamen Augen ihres Vaters wunderschöne Eisblumen an die Höhlenwände und später, bei den Menschen, auch an Fensterscheiben oder auf Pfützen, die ihre Schwester vorher zufrieren lässt.
Der jüngste Prinz hat noch kein Gebiet gefunden, das für ihn am geeignetsten wäre. Am liebsten tollt er im Schnee herum und türmt ihn auf, wirft ihn wieder um und freut sich daran, wie er sich formen lässt.
Die Eltern drängen ihn nicht, schließlich ist er noch klein – keine dreihundert Jahre alt. Er würde schon noch erkennen, was für ihn die beste Aufgabe ist. Prinz Schneeball – so heißt der Kleine – begleitet oft seinen Vater, der als Eiskönig stets überall nach dem Rechten sehen muss. Des Nachts sitzt er mit seinen Eltern und Geschwistern in der unterirdischen Eishöhle. Du und ich, wir würden dort erfrieren, aber die Eisgeisterfamilie findet sie sehr behaglich. Sie liegen in ihren gemütlichen Schneebetten, spielen mit klirrenden Eiswürfeln und erzählen sich Geschichten über Pinguine, die Eisbären vom anderen Ende der Welt und auch über uns Menschen, die sie regelmäßig besuchen.
Prinz Schneeball reist natürlich auch mit seinen Eltern und Geschwistern um die Welt, überall dahin, wo es gerade Winter ist. Wenn es Herbst wird und die Sonne später aufgeht und eher wieder untergeht, wird es langsam kälter. Die Bäume verlieren ihr Laub, die Tiere bereiten sich auf ihren Winterschlaf vor und die Leute holen ihre dicken Jacken aus den Schränken. Dann machen sich die Schneegeister auf den Weg. Sie fliegen wie ein Hauch über die Welt, und so kommen sie auch zu uns.
Sind sie im Anmarsch, sagen manche Leute: „Es riecht nach Schnee“. Im Wetterbericht wird eine Kaltfront angekündigt und die Gärtner decken ihre Rosensträucher mit Tannengrün zu, damit sie nicht erfrieren. Die Kinder freuen sich schon auf die weiße Pracht und holen vorsorglich ihre Schlitten aus den Kellern und Schuppen. Wenn dann Prinz Weißherz die ersten Flocken schneien lässt, laufen sie ans Fenster und schauen begeistert in den Himmel hinauf. Hat Prinzessin Kristallklar den See zufrieren lassen, kommen die Leute mit ihren Schlittschuhen und ziehen ihre Bahnen auf dem Eis. Später stehen sie im Schnee, stampfen mit den Füßen und wärmen sich mit heißem Tee. Derweil malt Prinzessin Eisfein ihnen zuhause die Fensterscheiben voller schöner Eisblumen.
Das ist das Leben der Eisgeister.
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