Szenemedien
Die Bandbreite an Printmedien ist im Metal im Vergleich zu anderen Szenen relativ umfangreich. Einer der Vorreiter war seit 1980 das niederländische Blatt Aardschok das als erste Publikation ausschließlich über Metal berichtete (wobei dieser nicht vom Hard Rock abgegrenzt wurde), seit 1981 erschien in englischer Sprache Kerrang!. Neben den beiden größten deutschsprachigen Publikationen, der ursprünglich eher auf traditionellen Metal ausgerichteten Zeitschrift Rock Hard und dem Metal Hammer gibt es noch zahlreiche kleinere Zeitschriften, wie Metal Heart, Heavy, das Eternity Magazine, oder auch die auf extremere Spielarten spezialisierte Zeitschrift Legacy. Außerdem widmen sich einige Fans dem Vertrieb eigener Fanzines. Diese zählen neben Konzerten, Festivals und Tape-Trading zu den wichtigen Kommunikationswegen unter Metallern.
In den 1980er und 1990er Jahren gab es auch Fernsehsendungen, die sich mit dem Metal beschäftigten, dazu gehörten u. a. Hard ’n Heavy (musicbox/Tele 5, 1983-1991), moderiert von Annette Hopfenmüller, MOSH (RTL Plus, 1988-1989), moderiert von Sabina Classen (Holy Moses) und Götz Kühnemund, Metalla (VIVA, 1993-1998), moderiert von Ralph Krieger, Adam Turtle und Markus Kavka, und Virus (VIVA2, 1998-1999).
International wurde vor allem die Sendung Headbangers Ball populär. Sie wurde in den USA (MTV, 1987-1995), moderiert von Kevin Seal (1987–1988), Adam Curry (1988–1990) und Riki Rachtman (1990–1995), und parallel dazu in Europa (MTV Europe, 1990-1997), moderiert von Kristiane Backer (1990) und Vanessa Warwick (1991–1997), ausgestrahlt.
Seither sind spezifische Heavy-Metal-Sendungen im Fernsehen sehr selten anzutreffen. Als eine der letzten Sendungen wurde das unmoderierte Hell’s Kitchen auf VIVA abgesetzt, das in halbstündiger Laufzeit Videoclips präsentierte. Videos werden gegenwärtig auf label-eigenen DVDs vertrieben, als Beilage der obengenannten Zeitschriften oder vor allem über Label-Kanäle und Band-Profile bei Videoplattformen wie YouTube oder MySpace veröffentlicht. In diesem Zusammenhang tragen auch Online-Magazine zur Verbreitung der Videos bei. Das Internet konnte sich mit Online-Magazinen wie Powermetal.de, Vampster oder metal.de und -Communitys (Foren, etc.) als weiteres wichtiges Kommunikationsmedium etablieren. In Regionen, wo es mitunter keine Live-Auftritte gibt, kommt Aufnahmen und anderen Kommunikationswegen eine zentrale Bedeutung zu.
Heavy Metal entstand ursprünglich im britischen Raum, der bis in die frühen 1980er Jahre auch dominanter Teil der Subkultur blieb. Mit dem Aufkommen des Thrash Metal in der ersten Hälfte der 1980er, der größtenteils von US-amerikanischen und deutschen Bands geprägt wurde, änderte sich das. Mit der folgenden Stilexplosion der 1980er Jahre wurde besonders Skandinavien bedeutend für die Weiterentwicklung der verschiedenen Metal-Stile, aber auch in anderen Regionen der Welt begannen sich eigenständige Metal-Szenen zu entwickeln. Mit Blick auf die Extreme-Metal-Szene resümierte Keith Kahn-Harris zur Struktur der Metal-Szene: „Die Szene ist global, enthält darin aber quasi-autonome lokale Szenen in den meisten Ländern der Welt.“. Heute ist Metal ein Phänomen geworden, das in fast allen Ländern der Welt beheimatet ist, die Online-Datenbank Encyclopaedia Metallum weist Metal-Bands in über 130 Ländern nach, darunter Ländern wie Botswana, Kuba, Grönland, Iran, Myanmar, Madagaskar und Pakistan.
Nordafrika und Naher Osten
In Nordafrika sowie dem Nahen Osten finden sich überall Metal-Szenen. In muslimisch geprägten Gesellschaften stehen sie unter mehr oder weniger starkem Druck, der von allgemeinem gesellschaftlichen Misstrauen bis zu staatlichen Einschränkungen und Sanktionen reicht. Dabei sind es insbesondere aus satanistischen Topoi des Metal abgeleitete Verdächtigungen, die vor dem Hintergrund religiösen Konservatismus der Mehrheitsgesellschaft zu Konflikten führen.
In Marokko begann sich Mitte der 1990er eine Metal-Szene zu entwickeln, Pioniere wie Immortal Spirit verbanden Metal und heimische Musik. Anfang der 2000er war Metal dann eine verbreitete Jugendbewegung. 2003 wurden dann 14 Metal-Musiker und -Fans unter dem Vorwurf, zu einem „internationalen Kult der Teufelsanbetung“ beizutragen, zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Verurteilung führte zu Protesten sowie einem Metal-Konzert vor dem Parlamentsgebäude. Aus der Auseinandersetzung ging die Metal-Bewegung Marokkos gestärkt hervor, wenige Jahre später wurde die rein weibliche Thrash-Metal-Band Mystik Moods in den königlichen Palast eingeladen. Die Affäre wurde im 2007 in Marokko erfolgreichen und international beachteten Film Les Anges de Satan verfilmt.
Auch in Ägypten konstituierte sich in den 1990ern – von Anfang an unter gesellschaftlichem Druck – eine Metal-Szene. Als Zeitungen 1997 Konzertfotos mit umgedrehten Kreuzen zeigten, wurden über 100 Jugendliche als Teufelsanbeter verhaftet. Eine gesellschaftliche Solidarisierung wie in Marokko blieb aber aus, das öffentliche Bild von Metalheads bestimmten Zeitungen, die sie beschrieben als „tätowierte, teufelsanbetende Jugendliche, die Orgien abhielten, Katzen häuteten und ihre Namen mit Rattenblut“ an Wände schrieben. Unter dem Druck von Öffentlichkeit und Regierung kollabierte die Szene, Musiker gaben auf und lang blieb die Metal-Szene eingeschüchtert. Erst langsam wuchs sie im neuen Jahrtausend wieder. Musikalisch stach zu dieser Zeit besonders die als „beste Death-Metal-Band Ägyptens, wenn nicht des Mittleren Ostens und Nordafrikas“ gelobte Band Scarab (vormals Hatesuffocation) heraus.
Ähnlich wie in Ägypten verlief die Entwicklung im Libanon. Seit dem Libanesischen Bürgerkrieg hatte sich in der kulturell liberalen Hauptstadt Beirut eine Metal-Szene formiert, von den Behörden als politisch verstanden, misstrauisch beäugt und schikaniert. Als sich 1997 ein Metalhead und Sohn eines Armeegenerals das Leben nahm, löste das eine Verfolgungswelle bis hin zu Verhaftungen aus, Tonträger von Bands wie Nirvana und Metallica wurden zeitweise verboten. Nur langsam kam die Szene wieder in Gang, neben gemäßigten Pop-Metal-/Hard-Rock-Bands wie Blend und The Kordz entstand aus ihren Reihen auch eine der erfolgreichsten arabischen Extreme-Metal-Bands, die Death-Metal-Band Oath to Vanquish.
Von vornherein nur unter strengen Einschränkungen kann Metal in extrem religiösen Gesellschaften wie Saudi-Arabien oder dem Iran gelebt werden. Aus Saudi-Arabien wurden Verhöre wegen des Tragens langer Haare und Arreste wegen des Tragens von Slayer-T-Shirts berichtet, bei Konzerten im Iran werden Stücke ausschließlich instrumental gespielt, um so einen konfrontativen Eindruck zu vermeiden.
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