Mario Worm
Domino II
Game over
Ein historischer Kriminalroman
Dank an alle inoffiziellen sowie offiziellen Informanten, die mich mit Aussagen und Skripten versorgten, deren Namen hier aber nicht erwähnt werden können. Ohne ihre Einblicke und Informationen wäre die Story nicht halb so spannend geworden.
Ein spezieller Dank ergeht an meinen Geschichtslehrer, Herrn Peter Joswiak, viele Leser des 1. Teils und Freunde, die mich aus »Neugier« dazu trieben, den 2. Teil fertigzustellen.
Natürlich möchte ich mich auch recht herzlich bei Thuy, Andreas, Heiko und natürlich Peter Kirst bedanken, deren Fotos das Cover dieses Buches zieren, welches wiederum in akribischer Kleinarbeit meine liebe und geschätzte Simone Stolz entworfen hat.
Ich versichere, dass die genannten Personen weder mit dieser Geschichte noch mit irgendwelchem Gedankengut der Story zu tun haben.
ISBN 978-3-86557-356-8
ebook, 1. Auflage (2014)
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Vorbemerkung
Das vorliegende Buch hat eine eigene, abgeschlossene Handlung. Es ist allerdings empfehlenswert, »Domino« (Teil 1) zu lesen, bevor Sie mit der Lektüre dieses Buches beginnen. Die Vorgeschichte und Zusammenhänge der Handlung sind dann noch besser zu verstehen.
Erschienen ist »Domino« ebenfalls in der NORA Verlagsgemeinschaft mit der ISBN 978-3-86567-297-4 und kann in jeder guten Buchhandlung, sowie online bestellt werden.
Für alle, die dennoch sofort weiterlesen möchten, eine kurze Zusammenfassung von »Domino« (Teil 1):
Der Vollwaise Thomas Kiefer kommt völlig unerwartet in den Genuss einer üppigen Erbschaft, bestehend aus einer Villa am Starnberger See, einem Anwesen auf der spanischen Insel Mallorca sowie einer größeren Summe Bargeld.
Am Starnberger See entdecken er und sein Freund Nicolas Reimann ein Zimmer mit Relikten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Erst ein Brief, der als Tagebuch des Großvaters Paul Stubbe verfasst ist, bringt etwas Klarheit. Die Jungen erfahren von einem geheimen Buch mit Kontonummern in der Schweiz, wo Unsummen von Geld liegen, die ihren Ursprung in den Konzentrationslagern haben und die Stubbe und sein Kompagnon Koch illegal nach Zürich transportiert hatten. Kiefer versucht, mehr über seinen unbekannten Großvater und damit auch über seine eigene Identität zu erfahren.
Als die beiden Freunde beginnen, nach dem verschwundenen Kontobuch zu suchen, bemerken sie zu spät, dass sie bereits im Fokus rivalisierender Gruppen wie der Organisation ODESSA, dem Simon Wiesenthal Center und anderen stehen. Mit Hilfe der ehemaligen Haushälterin von Stubbe, der jungen Spanierin Miquel, inszenieren die Freunde einen »Showdown« am Grab des Großvaters, »dem letzten Pharisäer«, wie er sich selbst betitelte. Ziel der Aktion ist es, einen Vertreter von ODESSA auf einem Berliner Friedhof mit Hilfe einer Falle dingfest zu machen, so dass er beim Eintreffen der Polizei das vermeintlich in einem Grabstein versteckte Kontobuch in den Händen hält. Im Tumult wird Thomas Kiefer angeschossen, das Buch aber wird nicht gefunden! Als Thomas aus dem Krankenhaus entlassen wird, begreift er, dass er sich selbst der Frage nach Schuld und Verantwortung stellen muss. Er wählt den für ihn augenscheinlich bequemeren Weg, fährt zum Berliner Flughafen Tegel, kauft ein One-Way-Ticket nach Mallorca, um all das Erlebte hinter sich zu lassen.
Mario Worm
Mut ist, Verbrechen zu beweisen,
die angeblich nie passiert sind.
(Misereor)
Die in diesem Buch dargestellten Geschehnisse stimmen nicht immer mit dem realen Geschichtsverlauf überein. Ich habe ganz bewusst einige Daten verändert und andere durch meine Fantasie angereichert.
Namen, Orte und Institutionen sind von mir, soweit nicht belegt, willkürlich gewählt. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Und selbstverständlich hat es die hier im Buch beschriebene »Cyris Bank« sowie das Bankhaus »Luther & Luther« so nie gegeben.
Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands (Einigungsvertrag)
Eingangsformel
Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik, entschlossen, die Einheit Deutschlands in Frieden und Freiheit als gleichberechtigtes Glied der Völkergemeinschaft in freier Selbstbestimmung zu vollenden, ausgehend von dem Wunsch der Menschen in beiden Teilen Deutschlands, gemeinsam in Frieden und Freiheit in einem rechtsstaatlich geordneten, demokratischen und sozialen Bundesstaat zu leben, in dankbarem Respekt vor denen, die auf friedliche Weise der Freiheit zum Durchbruch verholfen haben, die an der Aufgabe der Herstellung der Einheit Deutschlands unbeirrt festgehalten haben und sie vollenden, im Bewusstsein der Kontinuität deutscher Geschichte und eingedenk der sich aus unserer Vergangenheit ergebenden besonderen Verantwortung für eine demokratische Entwicklung in Deutschland, die der Achtung der Menschenrechte und dem Frieden verpflichtet bleibt, in dem Bestreben, durch die deutsche Einheit einen Beitrag zur Einigung Europas und zum Aufbau einer europäischen Friedensordnung zu leisten, in der Grenzen nicht mehr trennen und die allen europäischen Völkern ein vertrauensvolles Zusammenleben gewährleistet, in dem Bewusstsein, dass die Unverletzlichkeit der Grenzen und der territorialen Integrität und Souveränität aller Staaten in Europa in ihren Grenzen eine grundlegende Bedingung für den Frieden ist, sind übereingekommen, einen Vertrag über die Herstellung der Einheit Deutschlands mit den nachfolgenden Bestimmungen zu schließen …
… Die Deutsche Demokratische Republik tritt dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland bei.
»Mit diesen Worten ist alles gesagt!«
1. Kapitel
Eins hatte er jedenfalls erreicht, er saß nicht mehr in diesem ostdeutschen Bunker fest, sondern war nach Westberlin, in die Justizvollzugsanstalt Moabit überführt worden. Das war ja auch sein gutes Recht als deutscher Staatsbürger! Oder doch Argentinier? Nein, Deutscher! Alles, bloß nicht in den Fängen des kränkelnden Kommunismus gefangen sein! Dabei war es doch schon ein Anflug von Ironie, dass ihn eben jetzt diese rote Bagage verfolgte. Zwei Jahre später würde man den sogenannten Staatsratsvorsitzenden vier Zellen weiter, abgeschirmt von den anderen Insassen, einquartieren. Die breite Masse wird am Bildschirm verfolgen können, wie sich der Volkszorn entlädt, indem man die Straße Alt Moabit säumt und wie wild auf das Dach des Autos klopft, worin der wohl populärste Gefangene sitzt, den dieser Knast jemals gesehen hat. Doch der Unterschied zwischen Erich Honecker und Christian Koch bestand zumindest in der Hoffnung, dass er, Koch, dieses Gemäuer wesentlich früher verlassen würde als der ehemalige Staatschef. Aber die geschichtlichen Abläufe sind an diesem Januartag für Koch noch nicht erahnbar. Er war nur von einem überzeugt, die Organisation würde ihn rausholen, über kurz oder lang. Schließlich wusste er zu viel, hatte aber dichtgehalten, dem Ehrenkodex gehorchend nur preisgegeben, was sie ohnehin schon wussten, geschwiegen, sowohl in den Verhören drüben, wie auch bei denen hier.
Sacht hatte sich die Sonne aus den Wolken hervorgeschoben und reflektierte mit ihren Strahlen das vergitterte Zellenfenster auf dem Fußboden. Christian resümierte. Was konnte man ihm eigentlich vorwerfen? Störung der Totenruhe. Allenfalls Grabschändung. Für alles was darüber hinausging, dürften die Beweise fehlen. Indizien, nichts weiter! Schon gar nicht, was seine Vergangenheit betraf. Außerdem, über das, was auf dem Friedhof geschehen war, gab es anscheinend nur Vermutungen. Er musste also nur schweigen, dann müsste man ihn gehen lassen. An anderer Stelle würde man seine Loyalität zu schätzen wissen. Christian Koch schaut in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Alt bist du geworden. Zu alt für diesen Quatsch.
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