Susanne Sievert
Julie's Monsters
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Susanne Sievert Julie's Monsters Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung Widmung Für alle Überlebenden. Es geht immer weiter. Irgendwie.
Was bisher geschah Was bisher geschah Nach der Nachricht über den Tod meiner Eltern reiste ich zurück in meine Heimatstadt Cherryhill. Es war der letzte Ort, an dem ich sein wollte, aber ich musste mich selbst von ihrem Tod überzeugen und außerdem freute ich mich auf ein Wiedersehen mit meinem Bruder Jules. Ich hatte ihn fünf Jahre nicht gesehen und ich fürchtete mich davor, dem Ort des Schreckens und unserer schmerzhaften Kindheit, alleine gegenüberzustehen. Er war nicht da und das Wiedersehen musste noch warten. Den Zeitpunkt meiner Rückkehr hätte ich nicht schlechter wählen können. Es war der Beginn des Weltuntergangs und was hatte ich im Kopf? Alkohol und Zigaretten ... Später am Tag traf ich in der Bar auf Bob Baker. Er war es gewesen, der Jules und mich damals aus unzumutbaren Verhältnissen befreit hatte, indem er uns beschäftigte und bezahlte. Ihm verdankten wir nicht nur unser Leben. Wir verdanken ihm so Vieles mehr. Ein Gedanke ließ mich niemals los: Ich musste Jules finden. Nach einem Telefonat mit meinen Bruder erhielt ich die Gewissheit, dass er sich am Hafen aufhielt und auf mich wartete. Unsere Gruppe versteckte sich in einem Bootshaus. Wir ruhten uns aus, lernten uns kennen und widerwillig gestand ich mir ein, dass nicht alle Menschen verabscheuungswürdig sind und meine Verachtung verdienen. Ein Leuchtturmsignal bedeutete unsere Rettung und gleichzeitige Verdammnis: Jules machte mit dem Licht auf sich aufmerksam und lotste unbeabsichtigt Scharen von Zombies vor unsere Tür. Die einzige Möglichkeit, nicht gefressen zu werden, bestand darin, in den kalten Atlantik zu springen und zu hoffen, dass Jules uns finden würde. Er rettete uns alle und unsere Geschichte nimmt nun weiter ihren Lauf.
Albträume
Waffenstillstand
Redwood Park
Peng! Peng!
Monster
Leben am Limit
Ausgeknockt
Ester
Fütterungszeit
Kampfbereit
Zuflucht
Das Geschenk
Kratzer
Freundschaft
Katzen, Kuchen und Kunstwerke
Nachricht
Ein Funken
Versprochen ist versprochen
Ein Gefallen
Eine Insel
Nachgedanken
Die Flucht nach vorn
Geschichte meines Lebens
Liebe und Splitter
Sail away, Julie
Danksagung
Für meine Freundinnen
Bisherige Werke
Impressum neobooks
Für alle Überlebenden.
Es geht immer weiter.
Irgendwie.
Nach der Nachricht über den Tod meiner Eltern reiste ich zurück in meine Heimatstadt Cherryhill. Es war der letzte Ort, an dem ich sein wollte, aber ich musste mich selbst von ihrem Tod überzeugen und außerdem freute ich mich auf ein Wiedersehen mit meinem Bruder Jules. Ich hatte ihn fünf Jahre nicht gesehen und ich fürchtete mich davor, dem Ort des Schreckens und unserer schmerzhaften Kindheit, alleine gegenüberzustehen. Er war nicht da und das Wiedersehen musste noch warten.
Den Zeitpunkt meiner Rückkehr hätte ich nicht schlechter wählen können. Es war der Beginn des Weltuntergangs und was hatte ich im Kopf? Alkohol und Zigaretten ...
Später am Tag traf ich in der Bar auf Bob Baker. Er war es gewesen, der Jules und mich damals aus unzumutbaren Verhältnissen befreit hatte, indem er uns beschäftigte und bezahlte. Ihm verdankten wir nicht nur unser Leben. Wir verdanken ihm so Vieles mehr.
Ein Gedanke ließ mich niemals los: Ich musste Jules finden.
Nach einem Telefonat mit meinen Bruder erhielt ich die Gewissheit, dass er sich am Hafen aufhielt und auf mich wartete. Unsere Gruppe versteckte sich in einem Bootshaus. Wir ruhten uns aus, lernten uns kennen und widerwillig gestand ich mir ein, dass nicht alle Menschen verabscheuungswürdig sind und meine Verachtung verdienen.
Ein Leuchtturmsignal bedeutete unsere Rettung und gleichzeitige Verdammnis: Jules machte mit dem Licht auf sich aufmerksam und lotste unbeabsichtigt Scharen von Zombies vor unsere Tür. Die einzige Möglichkeit, nicht gefressen zu werden, bestand darin, in den kalten Atlantik zu springen und zu hoffen, dass Jules uns finden würde.
Er rettete uns alle und unsere Geschichte nimmt nun weiter ihren Lauf.
Das Leben ist beschissen, und dann geschieht etwas unfassbar Schreckliches – sagen wir mal, das Ende der Menschheit – und du denkst: Hätte ich mal auf Holz geklopft.
Die Welt zieht an mir vorbei, während ich das Paddel locker ins Wasser halte und meine Gedanken um die letzten fünf Tage kreisen. Ich bin müde, grüble vor mich hin und wechsle nur selten ein Wort mit den anderen. Es ist besser für sie, denn in meiner momentanen Stimmung kann nichts Nettes aus meinem Mund kommen. Meine aufbrausenden Launen sind bekannt, aber meine Lunte ist mittlerweile so kurz, dass die Ausbrüche ganz neue Dimensionen annehmen. Daher ist es klüger, den eigenen Gedanken nachzuhängen, als seine Mitstreiter zu nerven.
Mein Blick schweift über die kleine Gruppe von Überlebenden und trotz meiner schlechten Laune vergesse ich nicht, dankbar zu sein. Denn was wäre aus Jules und mir geworden, hätte Bobby uns nicht ein neues Leben ermöglicht? Auch jetzt, als Erwachsene, steht er beschützend an unserer Seite und will unser Überleben sichern.
Hinter ihm sitzen Hank und Rob. Hanky Boy, dem ich im Musikgeschäft zum ersten Mal begegnet bin. Sein Blick ist starr geradeaus gerichtet und auch wenn wir keinen guten Start hatten, entwickelte sich doch eine Freundschaft zwischen uns. Auch meine Freundin Judith ist an Bord, die sich von meinen Launen am wenigsten abschrecken lässt. Ich lernte sie in Bobs Bar kennen. Geplant war ein gemütlicher Abend mit Tanz und viel Alkohol, aber stattdessen wurde die Bar von Zombies überrannt und Judith und ich rannten gemeinsam um unser Leben – bis zum heutigen Tag.
Olivia wirft einen Blick über die Schulter und ich nicke ihr lächelnd zu. Das Mädchen hatte im zarten Alter von elf Jahren schon so viel Schlimmes erleben müssen ...
Der Einzige, auf den ich gut und gerne verzichten könnte, ist Rob. Ein ekelhaftes Schwein, das nur mit uns im Boot hockt, weil er einen Haufen Waffen besitzt, die wir während unserer Flucht definitiv brauchen werden.
Von all den Menschen an Bord kann nur ein einziger mein Gefühlschaos nachvollziehen, denn wir teilen seit unserer Geburt dasselbe Leid. Mein Bruder Jules. Er hat mich gerettet, und dass wir wieder als Familie vereint sind, grenzt an ein Wunder.
Vor wenigen Tagen befanden wir uns noch auf einer Jacht, mit einem gewissen Komfort, den wir jetzt schmerzlich vermissen. Wir hatten alles, wovon man in einer Welt voller Zombies nur träumen kann. Gemütliche, weiche Betten, ein Badezimmer mit fließendem Wasser, eine Toilette mit der dazugehörigen Privatsphäre und an Deck bot sich eine Aussicht, die einem das Gefühl von Freiheit schenkte und leise flüsterte: Ja, du kannst es in einer Welt voller Zombies schaffen! Es gibt noch Hoffnung.
Das alles haben wir so lange genossen, bis uns der Treibstoff ausging. Bei einer Jacht von dieser Größe dauerte das nicht einmal zwei Tage.
Unser Vater hatte damals zu Jules und mir gesagt: „Von so einer Jacht können alle anderen nur träumen. Sobald das Schätzchen in Fahrt kommt, zieht es einem sekündlich die Dollarscheine aus der Tasche.“ Dabei hatte er sich die Schuppen von der Schulter gewischt und den Bund seiner Hose zurecht gezogen.
Читать дальше