K.P. Hand
Willenbrecher
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Inhaltsverzeichnis
Titel K.P. Hand Willenbrecher Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
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Epilog
Impressum neobooks
Alessandro glaubte nicht, dass er sich je in einer solch peinlichen Situation befunden hatte.
Zähneknirschend schielte er von links nach rechts um seine Umgebung betrachten zu können, doch mehr als graue, fensterlose Wände waren sowieso nicht zu erkennen.
So sahen also die Verhörzimmer der neuen Polizeistation von innen aus, musste er erkennen. Das war interessant. Er hätte nicht erwartet, dass alles so nach Filmrequisite aussah. Aber ob nun klischeehaft oder nicht, trotzdem wäre es ihm allemal lieber, er hätte mehr als nur eine knappe Unterhose am Leib.
Nun gut, er musste dem jungen Polizisten, der ihn festgenommen hatte, zugestehen, dass er ihm immerhin erlaubt hatte, barfuss in seine Turnschuhe zu schlüpfen, bevor man ihn mit Handschellen aus seiner Wohnung geführt hatte.
Tja, den Mietvertrag würde er jetzt wohl nicht mehr verlängern können, befürchtete Alessandro. Die alte Dame, die ihm die kleine Wohnung vermietet hatte, war schon immer paranoid und übermisstrauisch ihm gegenüber gewesen. Nun, da er mit großem Aufsehen abgeführt worden war, würde sie ihn wohl kaum länger in ihrem Haus dulden. Sie hatte immer angenommen, er wäre ein Krimineller, jetzt hatte sie die Bestätigung.
Zu schade eigentlich, die Wohnung war schön gewesen , bedauerte er seufzend.
Die Tür öffnete sich und zwei junge Polizisten in ziviler Kleidung betraten den Raum. Ihre Gesichter wirkten verschlossen und hart; attraktiv waren sie trotzdem. Beide hatten dunkles Haar, einer war kleiner und schmäler, während sein Kollege sehr groß und gut durchtrainiert aussah. Seine Schultern waren breit, sein Oberkörper wurde zur Hüfte hin schmäler, und er hatte ein kantiges, männliches Gesicht. Er war geradezu perfekt! Es war derselbe junge Polizist, der Alessandro auch vor etwa einer Stunde festgenommen und hier her gebracht hatte.
Der schmälere Mann hielt sich abseits und sein gut aussehender Begleiter setzte sich gegenüber von Alessandro auf einen Stuhl. Nur noch der Tisch stand zwischen ihnen, aber für Alessandro war auch dieser schon zu viel. Gern hätte er ihn beiseite geschoben ...
Der junge Polizist legte eine Akte auf die Tischblatte und schlug sie auf.
»Also«, begann er und räusperte sich, »Alessandro Martin, achtundzwanzig Jahre alt-«
»Jung«, fiel Alessandro ihm ins Wort.
Der Polizist stoppte und schielte ihn genervt an.
Oh, welch wundervoller Blick aus tiefgründigen braunen Augen , dachte sich Alessandro schmunzelnd. Wie gern er doch dem Ermittler diese ernste Falte zwischen den dunklen Augenbrauen mit dem Daumen glatt gestrichen hätte.
Der Polizist klappte die Akte zu; ein Zeichen dafür, dass er die Sache nun doch anders angehen wollte. Er lehnte sich zurück und fragte: »Sie sind verwandt mit Enio Martin, richtig?«
Alessandro nickte. »Er ist mein Bruder. Aber ich bin sicher, das wissen Sie selbst. Es steht doch ganz bestimmt in Ihrer hübschen Akte dort.«
Der Polizist ignorierte den Kommentar. »Ihr Bruder ist hier nicht unbekannt.«
»Bin ich deswegen hier?«, klugscheißerte Alessandro entnervt. »Ist es ein Verbrechen der Bruder meines Bruders zu sein?«
Abschätzend betrachteten sie sich gegenseitig.
Doch der andere Polizist unterbrach das nette Anstarrduell, indem er vortrat und das Wort erhob: »Wir wollen von Ihnen wissen, wo Sie letzten Montag gegen Einundzwanzig Uhr waren, Herr Martin.«
»Oh mein Gott, tun Sie das bitte nicht!« Alessandro verzog angewidert das Gesicht. »Nennen Sie mich nicht so, sonst fühle ich mich gleich dreißig Jahre älter.«
Kollektives seufzen kam von den beiden Polizisten. Eine typische Reaktion anderer Personen auf Alessandro, der die Ausweichtaktik in den letzten Jahren perfektioniert hatte. Ihm war es nicht fremd, dass man so auf ihn reagierte. Um ehrlich zu sein, hätte es ihn mehr verwundert, wenn es anders gewesen wäre.
»Beantworten Sie einfach unsere Fragen«, forderte der gut aussehende Mann auf.
Alessandro grinste ihn an und wollte wissen: »Beantworten Sie dann auch meine Fragen, Herr Kommissar ?«
Er wurde nur kühl angesehen.
Enttäuscht lehnte er sich gegen seine Stuhllehne. Einen momentlang musterte er die Erscheinung des jungen Mannes, der ihm gegenüber saß. Er schätzte, der Ermittler konnte höchstens in seinem Alter sein.
So jung , dachte Alessandro bei sich. So jung aber seine Augen strahlten mehr Klugheit und Weisheit aus, als all die anderen Polizisten, denen Alessandro im Laufe seines Lebens bereits begegnet war.
»Sie sind neu, nicht wahr?«, fragte Alessandro. »Ein Frischling in der Abteilung.«
Noch immer erwiderte der Mann nichts, sein kühler, distanzierter Blick blieb immer gleich. Abwartend saß er dort, als kenne er bereits jeden Ablenkungstrick, den Alessandro auf Lager hatte.
Ein Schmunzeln breitete sich auf Alessandros Lippen aus. Dieser Kerl schien ein harter Brocken zu sein. Gut ! Denn Alessandro mochte es, wenn man es ihm nicht so leicht machte. Endlich hatte die Abteilung für organisiertes Verbrechen einen fähigen Ermittler ins Rennen geschickt. Diese Sache hier konnte tatsächlich interessant werden.
»Sie wollen wissen, wo ich letzten Montag war?«, fragte Alessandro und lehnte sich auf die Tischplatte. »Ich sag Ihnen was, schicken Sie doch Ihren Kollegen nach draußen und ich verrate Ihnen alles, was Sie wissen wollen.«
Der Kollege schnaufte belustigt, doch das Interesse des anderen Ermittlers war geweckt, das konnte Alessandro ihm deutlich ansehen. Er schien sowieso keine Lust dazu zuhaben, das man ihm bei dem Verhör über die Schulter blickte.
»Ist gut«, beschloss er und wandte sich dann an seinen Kollegen, »geh doch kurz vor dir Tür, ich regle das.«
Der Kollege blickte den Mann vor Alessandro grimmig an. Er schien etwas sagen zu wollen, doch er schloss wieder den Mund und ging kopfschüttelnd zur Tür.
Alessandro sah ihm etwas verwundert nach, er hätte nicht erwartet, dass sein Vorschlag so schnell angenommen werden würde.
Befürchtend blickte er den Kommissar wieder an, der nun ein leicht amüsiertes Funkeln in seinen braunen Augen hatte.
Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen, befürchtete Alessandro. Er wäre nicht der erste Verdächtige, der verprügelt worden wäre.
»Also«, drängte der Ermittler, »wo waren Sie am besagtem Tag?«
Alessandro nahm einen verschlossenen Gesichtsausdruck an und lehnte sich wieder zurück, eher er erwiderte: »Wieso, was war denn da?«
»Das wollte ich von Ihnen hören, Alessandro«, wich der Ermittler aus.
Alessandro lächelte und sagte: »Das ist unfair, oder?«
»Was denn?«, brummte der Kommissar.
»Sie kennen meinen Namen, ich aber Ihren nicht.« Und es war wichtiger denn je, den Namen zu erfahren. Er schien ein unnachgiebiger, verbissener Hund zu sein, die Sorte Ermittler, die endlich mal Aktion in das Getümmel bringe würde. Aber nichtsdestotrotz war er eine Gefahr, die man besser im Auge behalten sollte. »Nennen Sie mir Ihren Namen, Herr Kommissar, und ich verrate Ihnen, wo ich letzten Montag war.«
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