Marc P. Wyss - Aufstieg zur Menschlichkeit

Menschlichkeit trägt uns näher an unser Selbst, hin zu einem bewussteren Dasein. Es öffnet die lebensfrohe, beschwingte, unvoreingenommene und offene Seite im Menschsein. Güte und Aufrichtigkeit, Mut und Mitgefühl werden nicht länger von Ängsten oder Verschlossenheit unterdrückt, sondern sind ein alltägliches Lebensgefühl. So entfernt man sich von den ungesunden egozentrischen Strömungen, von kranker Selbstzerstörung oder übertriebener Selbstaufopferung.

Wo Menschlichkeit erblüht sind Ethik und Moral, Menschenrechte und Menschenwürde bloß Begriffe, die zu füllen oder zu diskutieren nebensächlich wird. Gelebte Humanität verkörpert die Essenz dessen, was ethisch-moralische Denkansätze zu beschreiben versuchen, besser als jede Definition, jede Erklärung und jedes Gesetz dies jemals tun können. Damit beginnt und gelingt ein Aufstieg in neue Sphären, zu einem bewussteren Dasein und innigeren Miteinander.

Ersetze die biederen Denk- und Wortspiele durch gelebte Menschlichkeit. Lass die in Gedanken projizierten Verlangen und egoistischen Absichten los und wende dich realen Werten, erfüllenden Erfahrungen und wahren Bestrebungen zu. So wird dieses Heute, dieses Jetzt, zum Aufbruch in eine neue Epoche von Mitgefühl und Harmonie, zur Heimkehr in die bewusste Menschlichkeit.

Verliert der Mensch den Bezug zu seiner menschlichen Natur, entfernt er sich von seinem wahren Wesen und Selbst. Aus dieser unbewussten Schwächung heraus entstehen viele Beschwerden und Störungen der Neuzeit. Anstelle unter den Auswüchsen zu leiden und einzelne Symptome mühsam zu lindern, vermittelt der Aufstieg zur Menschlichkeit grundlegend hilfreiche Ansätze.

Wie findet man zur ihr zurück, wodurch wird sie verhindert, was macht sie aus? 40 Leitsätze vermitteln bewusste Einsichten und wertvolle Direktiven für einen Umschwung im Alltag, im eigenen Wesen und in der Gesellschaft.

»Wenn Tiere sich nicht verhalten,

wie man es von ihnen erwartet,

nennt man ihr Verhalten rasch entartet.

Wenn aber der Mensch sich seiner

Menschlichkeit nicht mehr besinnt,

nimmt es die Gesellschaft billigend hin,

akzeptiert es und schweigt still.«

sea1.01 - Richtige Haltung und Gesinnung

sea1.02 - Ursprung der Menschlichkeit

sea1.03 - Tierische und menschliche Natur

sea1.04 - Entartetes Verhalten

sea1.05 - Die humanistische Verantwortung

sea1.06 - Gleichheit und Verbundenheit

sea1.07 - Wesentliche Aspekte der Erziehung *

sea1.08 - Kleine Gesten, große Wirkung

sea1.09 - Falschen Anreizen und Strömungen

sea1.10 - Die Verpflichtung der Mächtigen

sea1.11 - Das belastete Erbe *

sea1.12 - Fortschritt als Chance

sea1.13 - Luxus und Genuss

sea1.14 - Verbunden mit den Wurzeln

sea1.15 - Was das Menschsein ausmacht

sea1.16 - Gesinnung für jeden Tag

sea1.17 - Hörigkeit und Abhängigkeit

sea1.18 - Selbstsucht und Selbstmitleid

sea1.19 - Das Rollenbild von Frau und Mann

sea1.20 - Schmerz und Leid ablegen

sea1.21 - Mut zur inneren Öffnung *

sea1.22 - Menschlichkeit ist Herzlichkeit

sea1.23 - Vordringen zu wahrem Lebenssinn *

sea1.24 - Tausend Begriffe und Erklärungen

sea1.25 - Ethik - eine philosophische Disziplin

sea1.26 - Moral - die gesellschaftliche Norm

sea1.27 - Natürliches Verhalten

sea1.28 - Individuelle Entwicklung *

sea1.29 - Religiöse Gewalt

sea1.30 - Leiden ist nicht der Schlüssel *

sea1.31 - Extremismus und Radikalismus

sea1.32 - Aus purer Freundlichkeit

sea1.33 - Menschenrecht und Menschenwürde

sea1.34 - Freiheitliches Denken und Sein *

sea1.35 - Natur der Menschlichkeit

sea1.36 - Falsche Strömung

sea1.37 - Neues Verständnis der Ökonomie

sea1.38 - Erhebende Einflüsse

sea1.39 - Die bewusste Wesensart *

sea1.40 - Verändere das Heute und Morgen

* Auszug aus Band 1 der Signum Series, ›Wahrheit und erfülltes Sein - Signum Veritas Vol.I‹, teilweise bearbeitet oder ergänzt.

sea1.01 ~ Das Menschsein birgt weder automatisch noch zwingend Menschlichkeit in sich. Humanität, wie ein anderer Begriff dafür lautet, erfordert eine bewusste Entwicklung in der eigenen Haltung und Gesinnung. Vom Ego und dessen gedanklichen Ansinnen unbelastet trifft man auf sie, von dessen Verführungen und Ängsten geblendet aber geht sie leicht verloren.

Wer ohne Respekt lebt für sein Umfeld und die Umwelt, kein Mitgefühl entwickelt, Gewalt sät ohne Bedrohung, Frieden nicht schätzt vor dem Konflikt, sich Liebe verschließt, keine sozialen Züge zeigt, andere ausnützt oder unterdrückt, nie wahre Werte anstrebt oder höheres Bewusstsein, kann wohl in der Gesellschaft unter seinesgleichen bestehen, sich behaupten und im Ego wert- oder machtvoll fühlen. Menschlichkeit aber wird man durch eine solche Haltung in sich nicht erlangen.

Menschsein ist ein Geschenk. Menschlichkeit hingegen muss man sich in den Wesenszügen durch Willensstärke aneignen. Manchen gelingt dies leicht und ungesehen, zumeist, weil sie weniger tief in ihren Gedanken und im Ego verhaftet sind. Viele jedoch lassen sich von bedeutungslosen Einflüssen und Absichten verführen. Ohne diesbezügliche Einsicht, gebunden an geistige Fixierungen und Abhängigkeiten, gelingt der Aufstieg zur inneren Öffnung und Befreiung und damit zur Menschlichkeit nur schwer. Und dies, obwohl dessen Nutzen ganz unbestritten ist. Er kommt nicht nur dem Gemeinwohl zugute, sondern weitaus mehr dem eigenen Wohlergehen.

So soll es das ständige Bestreben aller sein, mehr Menschlichkeit zu erlangen. Von außen betrachtet ist sie eine Haltung, innerlich eine Gesinnung, ermöglicht durch die Entwicklung in der Psyche, vorangetrieben von eigens erlangter Einsicht über den wahren Wert und die Bedeutung im Dasein.

Wenn in einer Zivilisation vermehrt gelebte Humanität sich in allen Bereichen und Belangen ausbreitet, bedeutet dies automatisch ein Aufstieg in eine neue Ära, für jeden einzelnen Menschen und die Menschheit als Ganzes. Dafür ist die Mithilfe von jeder Person wertvoll, ob Frau oder Mann, arm oder reich, jung oder alt. Durch Menschlichkeit kann jede einzelne Person einer Gesellschaft Größe zeigen und Bedeutsames bewirken.

sea1.02 ~ Eine humane Gesinnung ist jedem Menschen möglich, nicht jedoch grundsätzlich gegeben. Inmitten all der Gedanken, der psychischen Befangenheit und Ängste entfernt man sich vielmehr von ihr, als im Alltag zu verwirklichen, was schon bei der Geburt in einem angelegt ist.

Das, was man als Menschlichkeit bezeichnet, diese Haltung der Vernunft und Toleranz, von Sanftmut und Sensibilität, ist nicht das ausschließliche Privileg des Menschen, wie der Begriff vermuten lässt. Was sie ausmacht, kann durchaus von anderen Individuen im Rahmen ihrer Möglichkeiten erlangt werden, mitunter ausgeprägter als dies einem Menschen im Verlaufe seines Lebens gelingen mag, wenn sich dieser nicht mehr der wesentlichen Belange seines Daseins besinnt.

Durch die kognitiven Fähigkeiten zur Selbsterkenntnis ist es unserer Spezies willentlich möglich, eine menschenwürdige, humanitäre Haltung einzunehmen. Keine andere Lebensform auf der Erde kann diese gedankliche Einsicht so klar erlangen. Keine ist dadurch in der Lage, derart viel Förderliches und Hilfreiches zu erwirken, auf der anderen Seite aber auch derart viel Niedertracht, Schmerz, Leid und Verderben zu säen. Durch die verstandesmäßigen Vorteile, mit der die Evolution den Menschen ausgestattet hat, liegt es immer in dessen individueller Verantwortung, die rechte Einstellung zu erlangen.