Heute leben wir getrennt und sind die besten Freunde.
Bernhard ist ein Weltenbummler. Er hält sich alle Wege offen und arbeitet daran, denke ich, sich mit seinem Vater, mit sich selbst und auch mit mir auszusöhnen.
Raphael, mein drittes Kind, war das genaue Gegenteil von Bernhard. Er war vorsichtig und tat nur, was er sich wirklich zutraute. Er riskierte nichts. Aber auch er litt unter all den Streitereien. Er war als Kind auf seine Weise ebenfalls wie ein Engel. Oft gab er weise Sprüche von sich und mit zirka zwölf Jahren schrieb er Kurzgeschichten. Dabei verwendete er manchmal Worte, die nicht einmal ich in ihrer Bedeutung verstand, wie zum Beispiel das Wort „Spektrum“. Seine Geschichten handelten von Gut und Böse, Ursache und Wirkung, so wie von Wiedergutmachungen. Er schrieb über das Kollektivbewusstsein der Pflanzen, über das tausendjährige Friedensreich, über die Heilwirkung der Musik und vieles mehr. Mir schien manchmal, als wäre er medial und von geistiger Hand geführt. Später, nach vielen unangenehmen Eskapaden in der Familie, begann er sich auf ganz subtile Weise zu verändern und zu schützen. Er mimte den Starken. Begann seinen Körper zu trainieren und kleidete sich dunkel. Gerne trug er eine Kapuze, als wollte er sich verstecken. Zumindest sah ich das so: Sein äußerliches Verhalten und Erscheinungsbild sollte signalisieren: „Kommt mir nicht zu nahe“. Dabei war er, wenn man mit ihm sprach, das genaue Gegenteil, nämlich freundlich und offen.
Ich habe durch meine Tochter zwei liebe Enkelkinder. Meine Enkelin Lina erinnert mich in ihrem Verhalten manchmal ein bisschen an mich. Fabian, ihr größerer Bruder, war, so nahm ich es wahr, wie ihr Beschützer.
Als meine Kinder größer waren, suchte ich mir wieder eine Arbeit. Da ich Einzelhandelskauffrau gelernt hatte, konnte ich bei Ikea als Verkäuferin anfangen. Ich liebte meine Arbeit sehr. Es tat mir gut, wieder etwas außerhalb der Familie tun zu können und Ikea bot auch einige Freizeitmöglichkeiten an. Ich fühlte mich frei, nützlich, bekam Anerkennung, gab mein Bestes und es war schön, denn Gerry, mein Mann, freute sich mit mir.
„Jetzt ist mein Leben besser“, dachte ich. Ich nahm an vielen Aktivitäten teil und lernte liebe Menschen kennen.
Doch dann, als alles gut zu sein schien, traf mich nach zweieinhalb Jahren bei Ikea das große Schicksal.
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