Stefan Hoffmann
Als Eumel die Gardinen fraßen
40 Jahre Schulentlassung 1976 - 2016
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Stefan Hoffmann Als Eumel die Gardinen fraßen 40 Jahre Schulentlassung 1976 - 2016 Dieses ebook wurde erstellt bei
Zum Anfang paar Wörtchen
Alles ist möglich
Frauke goes to Bollywood
Aus fernen Tagen
Schulzeit
Was ging im Unterricht?
Eckdaten aus meinem Leben
Kino
Aus fernen Ländern
Die Kugelschreibermine
Status Quo
Ihr Kumpanen, was geht?
Hä? - Heinz ist Ketchup!
Urlaubstipps
Traumfrau
Epilog
Versionsangabe
Impressum neobooks
Also gleich zu Anfang, damit ihr Bescheid wisst, „Egmont“ habe ich bis heute nicht verstanden. Für Salingers „Der Fänger im Roggen“ interessierte ich mich erst Jahre nach der Realschulentlassung 1976, und ich war begeistert. Um die Jahrtausendwende besorgte ich mir dieses Buch erneut, weil ich das alte Exemplar aus der Schule einem ehemaligen Freund gegeben hatte und bis heute nicht zurückerhalten habe.
Das gleiche passierte mir genauso mit der LP „Unter falscher Flagge“ von den Toten Hosen, die mir jemand schon vor 25 Jahren wieder zurückbringen wollte. Ich warte bis heute drauf. Ach ja, wer hätte damals gedacht, dass Campino & Co einmal so erfolgreich werden würden? Diese Düsseldorfer Jungs brachen auf, um die Schnapsinsel mit ihren bildhübschen Mädels zu finden, was damals für sie das gleiche bedeutete wie das totale Paradies. Es wurde ohne Ende Schabau getrunken. Man wurde besoffen, aber bumste sich wieder so einigermaßen wieder nüchtern. Ein geiler Kreislauf ohne Ende.
Vor 25 Jahren begann ich, kräftig zu lesen. Ich war ja ein gelangweilter Single zu dieser Zeit. In meinem Keller häuften sich Jahr um Jahr Kartons voll mit gelesenen Büchern, wie zum Beispiel Krimis von amerikanischen Schriftstellern, Horror von Stephen King oder auch Bücher vom Superweib Hera Lind, aber bestimmt kein Werk von Goethe oder Schiller. Als das mit diesem eBay losging, verkaufte ich nach und nach diese Druckerzeugnisse im Internet. Da war ich etwas über 40.
Vor 40 Jahren gab es noch Hercules, Kreidler und Zündapp Mopeds. Wir fuhren mit Kleinkrafträdern halsbrecherische Rennen und ich frage mich bis heute, warum ich nicht laufend aus den Kurven geflogen bin. Dieses widersprach sämtlichen physikalischen Gesetzen der Fliehkraft.
Die konservativen Unterrichtszeiten, wo noch „Im Frühtau zu Berge“ während der Musikstunde gesungen wurde, war Mitte der 70er Jahre langsam vorbei. Wir durften unsere Schallplatten mitbringen und auflegen. Für meine Mitschülerin Heike Klamm war die Musik von Smokie und Sweet das Allerliebste. Zusammen mit Heike, Monika und Michael rauchte ich in einem Wäldchen meinen ersten Glimmstängel.
Zum Thema Rauchen aufgepasst!
Zigaretten wurden zunächst nur gepafft.
Bis zum schicksalsträchtigen Zug auf Lunge,
auch ich machte den als ungezogener Junge.
Das Atmungsorgan wurde nicht geschont,
heute bin ich das Qualmen zum Glück nicht mehr gewohnt.
Bereits seit der achten Klasse stellten uns eine Menge Leute die Frage: „Was soll mal aus euch werden?“ Jemanden, der großen Wert auf korrekt gesprochenes Deutsch legt, kann ich nur raten, mach es so wie Verona Pooth. Sie wirbt für ein Grammatikbuch, welches sie selber verfasst hat und bei Autogrammstunden liebend gern signiert. Im Sommer 1976 kam die Stunde der Wahrheit, für uns war die Realschule aus.
Jeder musste nun seine eigenen Wege gehen,
und stellte sich die Frage:
Welche Türen werden mir im Leben offen stehen?
Im Jahre 2016 trafen wir uns wieder. Von 26 Schülern tanzten exakt dreizehn an, also genau die Hälfte. Das ist einfaches Rechnen. Bei unserem ehemaligen Mathelehrer Hinz, ein Überbleibsel der harten preußischen Schule, bissen wir an ganz anderen Nüssen herum. Heike sah das locker. Für sie waren die gesungenen Sätze von Chris Norman wichtiger als der Satz des Pythagoras. Heute muss ich sagen, so hätte es jeder sehen müssen. Während der Mathestunden wurde ich eines Tages vom Lehrer gefragt, was als nächstes zu tun ist, um die an die Tafel gekritzelte Aufgabe zu lösen. Mir fiel nichts Besseres ein als „Ausrechnen!“ Ab diesem Zeitpunkt lautete meine Antwort auf Fragen zu Rechenaufgaben in der Regel „Ausrechnen!“ Da diese Antwort nicht immer passend war, machte der Pauker sich darüber lustig. Damals war ich noch nicht besonders kreativ, mir fiel nie etwas anderes ein. Zumindest hat mein „Ausrechnen!“ ein bisschen Klassengeschichte geschrieben, es sorgte für allgemeine Heiterkeit und lockerte so den Unterricht auf.
Als so nach und nach die alten Kameraden zum Treffen in der Kneipe eintrudelten, begann für mich das Rätselraten: „Verflixt! Wer war das noch mal?“ Nachdem die Aufklärung um die Identität erfolgreich abgeschlossen war, wurden viele Fragen gestellt.
Was passierte, als wir die Schule verließen,
und wo ist die erste große Liebe geblieben?
Hat es geklappt mit der Heirat, ihr Täter?
Wurde fröhlich geheiratet, aber Jahre später,
rief man verzweifelt nach ’nem Anwalt,
die Leidenschaften wurden bitterkalt?
Laut Helene Fischer war am Anfang das Feuer, in der Bibel ist es Gottes Wort. Und in der Heiligen Schrift kommt die fiese Schlange relativ am Anfang, in einem Supermarkt nervt sie am Schluss und in einer Ehe zeigt sich die hinterlistige Schlange erst im siebten Jahr.
Welche Erfahrungen mit Menschen machte man in all den vielen Jahren. Es stellte sich heraus:
Einige Menschen werden uns mögen,
andere wiederum nicht,
weil sie sich an uns stören.
Klassenkamerad Hans-Joachim war in vielen Belangen genau das Gegenteil von mir, er hatte viel mit Frauen gehabt, ich fast gar nichts. Heute ist Hans-Joachim der Ansicht, er hätte besser mal so gehalten wie ich. Das hätte ihm eine Menge Ärger ersparen können.
Wir werden ernten, was wir gesät haben.
Mein Erfolg als Schriftsteller blieb bislang aus, kaum jemand wollte in den letzten zwölf Jahren für meine Werke groß Geld hinblättern. Aber vielleicht kommt es ja noch. Alles ist möglich, oder nicht? Darüber habe ich folgende Kurzgeschichte geschrieben.
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