4 Evangelien: Die Geschichte in den Evangelien ist im Prinzip die gleiche. Man könnte auch sagen, die 4 Elemente sind Bausteine dessen, was wir um uns sehen. Die Überlieferung spricht von 4 Welten, nicht Welten (ineinander), sondern Wirklichkeiten, die der Mensch erleben kann. Diese 4-heit ist eine jenseitige 4-heit, welche sehr vieles erklärt über das Dasein des Menschen. Es ist nicht so eindeutig, wie man es sich gerne vorstellen möchte. Das Dasein des Menschen ist so, dass es Wurzeln hat in einem Jenseitigen. Man sagt, diese Welt ist wie eins der 4 Elemente, das Element Erde und man meint die Wirklichkeit des Zeiträumlichen; und dann gibt es drei andere Welten, wie viele Menschen in der Bibel drei Freunde haben: z.B. Abraham und Hiob haben drei Freunde, die drei Weisen aus dem Osten. Das sind die verborgenen Welten im Menschen selber – das Jenseitige.
Abbildung 2: Die 4 Evangelisten der Bamberger Apokalypse aus der Zeit zwischen 1000 und 1020. Seit dem 4. Jahrhundert werden in der christlichen Ikonographie die vier Evangelisten durch geflügelte Symbole dargestellt. Die häufigste Zuordnung seither lautet: Ein Mensch versinnbildlicht Matthäus, der Löwe Markus, der Stier Lukas und der Adler Johannes (wikipedia, 2018.01.22).
Nun gibt es mit diesen 4 zusammen noch keinen Abschluss, denn diese 4 Welten sieht man auch zur `Konkret-Werdung´ dieser Welt, als die anderen Stufen. Man könnte sagen, diese Welt ist die ganz dichte, verdichtete Welt und die anderen Welten sind die `verdünnten´ Welten. Im Jenseitigen des Menschen ist etwas vom Diesseitigen schon da, das sind gewisse Worte, die ähnlich sind, wie: Das Auge Gottes, die Hand Gottes. 13Es gibt Begriffe, die nah sind, das biblische Ägypten kennt auch ein historisches, irdisches Ägypten. Doch stimmt es nicht ganz überein, weil es jenseits ist. Im Ägypten der Bibel geschehen andere Dinge als im Ägypten der Welt. In den Erzählungen der Bibel geschehen andere Dinge, wo die Verdünnung noch größer wird, wo die Begriffe in dieser Bedeutung im Diesseits gar nicht mehr da sind, aber von den Gefühlen und Empfindungen schon etwas bei uns da ist, und wir können uns vorstellen, was es ist.
Weiters gibt es drei Welten in immer stärker werdender `Verdünnung´, wenn wir von hier aus sehen. Aber bei der Schöpfung wird gesagt, dass Gott die Welt erschaffen möchte – warum? Einfach, weil er die Freude am `Einssein´ nicht vollständig empfindet, wenn er nicht die Freude schenken kann, damit auch eine Einswerdung entstehen könnte. Das `Eins-Sein´ ist der höchste Punkt, den man sich vorstellen kann im Menschen, in der Welt überhaupt. Das `Eins-Werden´ vom Nichts zum höchsten Punkt ist eine ganz große Freude der Überraschung, dass es einen Weg zu einer Wahrheit und zu einem Leben gibt.
Dass dieses Eins-Werden geschehe, zieht Gott sich ganz zurück. Er gibt die Welt frei, damit sie eins werden kann, von selber, nicht mechanisch, mit einer Übung oder Praxis usw., sondern das ganze Abenteuer der Einswerdung von A-Z erlebt wird. Deshalb, wird erzählt, macht Gott die Welt. B eim Gedanken, dass er es schenken möchte, da entsteht die erste der 4 Welten (Welt, hebräisch ‹olam›), auch das erste Evangelium, die 1. Welt bei Gott hebräisch ‹atziluth›, erschaffen von Gott, ist bei Gott, ‹olam atziluth›: Die Welt, welche nahe bei Gott steht. Dann kommt eine 2. Welt zustande, hebräisch ‹bria›, die Welt der Schöpfung, weil jetzt der Weg anfängt hinunterzugehen, der Weg des Menschen von Gott weg, es kommt das Bedürfnis zu erschaffen, es kann Neues gemacht werden. Dann die 3. Welt, hebräisch ‹jatsira›, die Welt der Formung, der Formwerdung, noch ist sie jenseitig, aber dort sind schon die Urformen der Dinge da, die hier sind (Goethe sprach z.B. von der Urpflanze). Jeder Mensch kann das Jenseits erleben, dort gibt es Ägypten, Babylon usw. Auch im Judentum kennt man die Urblume, hebräisch ‹schoschanah›, im Hohelied mit 13 Blättern. 14Die 4. Welt ist unsere Welt, hebräisch ‹assia›, die Welt des Tuns, aber immer noch bleibt Gott jenseits dieser 4 Welten. Das bedeutet, der Mensch, wenn er in seinem Jenseits ist, ist Gott doch noch ihm gegenüber, im Jenseits. Dort ist Gott nicht am Thron gegenüber, aber dort zeigt sich Gott mit der großen Freude der Einswerdung, mit der mystischen Ehe, das ist die große Freude jenseitig.
So sind die 4 Evangelien zu verstehen, nicht in einer Stufe, eins nach dem anderen, aber doch in einer Art immer mehr Gott näherkommend. Während die 4. Welt oder das Vorige (3. Welt) von Gott weit weg ist, im Sinne von entfremdet, wo es in eine Verdichtung hineingeht, ist es bereits ähnlicher wie dort, wo die Welt ganz verdichtet da ist (zu 4 Welten, siehe GBW, S. 96; SIW, S. 200).
In dieser verdichteten, zeiträumlichen Welt begegnet man der Schlange. Wenn man nicht durch jene Welt gehen würde, würde dein Weg nicht anfangen. Die Schlange ist ein Mysterium des Bösen: Ich nehme die Welt zeiträumlich wahr, wenn ich jetzt in der Verdichtung bin und nichts anderes sehen kann. Wenn ich das tue, ist es schon da. Schau, hast du keine Sehnsucht? Ist das alles – ist doch nur das, was zählt? Liebst du nicht? Wenn du einen Menschen liebst, dann liebst du nur sein Äußeres, seinen Beruf, Einkommen, sein Gehabe – ist das alles? Gibt es nicht etwas, was dem trotzt, da du sagst: Ich möchte mich von dem befreien! Das ist aber auch die Erlösungsgeschichte, die sagt: Ihr seid hier gefangen, es kommt aber der Erlöser. Die 4 Evangelien sind die Mitteilung gerade in der Gefangenschaft. Diese Sünde, die ihr habt, diese Sünde, dass ihr alles zeiträumlich messen müsst – ihr könnt nicht anders, es ist keine Strafe, dass ihr geschlagen werdet.
Gott schaut laut Überlieferung in die Thora (die 5 Bücher Mose = Pentateuch, AdV) und macht die Welt; mit anderen Worten, er liest die Geschichte von der Schlange und macht die Welt.
Warum kommt die Schlange in die Welt hinein? Es ist nichts in die Welt gesetzt, das böse ist und den Menschen quälen sollte. Es ist ein großes Abenteuer einer großen Liebe, der größten Liebe, die überhaupt existieren könnte, aus der jede menschliche Liebe hervorkommt. Es ist das Geschenk des sich `Kennenlernens´, der Anfang des Weges. Das Kind kann noch nicht gehen, ist noch nicht aufrecht, es ist noch auf allen Vieren, es richtet sich auf und die Eltern freuen sich – „Schau, es steht!“ – es fängt an zu gehen und fällt wieder, es geht, dann kommt die Sprache. Es ist immer `das näher Kommen´ in allem. Aber dann kann man sagen, ist das Leben hier endlos? Diesseits, Jenseits habe ich kennengelernt, dann kommt der Moment, wo man Gott gegenübersteht, dem Vater & der Mutter, dem König, der Königin – in einem (siehe Erläuterung: 1. Herr, howe ist weiblich). Dann steht man erst diesem Unfassbaren gegenüber, das ganz anders ist. Könnte nicht gerade diese Apotheose, 15diese Offenbarungen von Johannes, dieses Stehen gegenüber, das große Rätsel, alles j e t z t wahr sein? Die Leidensgeschichte hat gespielt, verschwunden ist das ganze Diesseits und Jenseits im Menschen, ein ganzer Mensch geht weg mit seinem Diesseits und Jenseits. Dann kommt die merkwürdige Frage, dann ist man wo? Jetzt weiß ich die Quelle, wodurch alles erschaffen wurde. Ein Jenseitiges, das man kennt, eine Einheit, die der 4 gegenüber steht. Die hebräische Schreibart vom Baum des Lebens repräsentiert auch die 1–4 gegenüber dem Baum der Erkenntnis (= 4). 16Der Baum des Lebens – Baum bedeutet Zeit, Entwicklung, Sein u n d Werden in einem – ist der Baum vom Sein u n d Werden. Der Baum der Erkenntnis wird auch Baum des Werdens genannt. Das Werden kennt eben Kausalität, Reihenfolge, eine Phase muss verlassen werden, um die andere werden zu lassen, eines in das andere hinein. Der Baum des Lebens hat beide Seiten. Man erkennt dann das Land auch von beiden Seiten, diesseits des Jordans und jenseits. Man erkennt sich dann auch selber diesseits und jenseits und dann kommt es in die Welt zurück. Man spricht von 144.000. Es können Einzelne oder Milliarden sein, es ist keine quantitative Zahl, sondern eine `qualitative´ Zahl, eine Zahl, die ein `Leben´ hat und nicht nur zum Zählen benutzt wird, sondern benutzt wird zum Erzählen. Das ist absolut und hat dadurch einen anderen Wert, ein Erzählen, 17der Baum des Lebens, das Wort, das bei Gott ist.
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