Es wird mit der Ausführung beider Bäume beabsichtigt für die Leserinnen und Leser ein „ Selbstexperiment“ zu ermöglichen: Lesen Sie zuerst den Inhalt aus dem „Baum des Lebens“, in welcher Reihenfolge auch immer, lassen Sie sich auf die andere Bildsprache ein. Zuerst finden Sie den zu Papier gebracht Vortragsteil von F. Weinreb. Auch wenn die von Weinreb nicht in seiner Muttersprache gehaltenen Vorträge nur bestimmte stilistisch formale Ansprüche erfüllen, so nähert er sich erst behutsam, langsam diesem Inhalt und in mehreren Wiederholungen behandelt er das Kernthema. Seine Vorträge verbinden im gleichen Atemzug Altes und Neues Testament, sowie alle Kulturen und Menschen. F. Weinreb bleibt eine Ausnahmeerscheinung unserer Zeit, welcher für alle anderen Kulturen eine Tür in das alte jüdische Wissen geöffnet hat, und gleichzeitig jedem Menschen einen Weg weist mit seiner Sprache, Kultur und seiner Religion eine Tiefe zu erfahren, wo sich diese Unterschiede wieder aufzuheben beginnen (siehe Anhang: II. Biographie von Friedrich Weinreb, 1910 - 1988). Ohne dem alten jüdischen Wissen bleibt uns die Bibel weitgehend unverständlich.
Es folgt „die Offenbarung des Johannes nach dem Bauplan der Genesis“ vom Autor dieses Buches. Die Hinweise, dass die Struktur der Genesis die Grundlage für die Offenbarung bildet, werden herausgearbeitet und warum diese verborgene Beziehung zur Genesis besteht. Eine neue Perspektive zur Offenbarung wird eröffnet, welche die Welt und unser Leben bestimmen. Sie können diese Bilder, diese Botschaften vom „Baum des Lebens“ in sich wiederfinden, auch wenn Sie diese Bilder nicht in der gleichen Art und Weise deuten. Universelle Bilder oder Archetypen zeichnen sich durch ihre Vielschichtigkeit aus.
Anschließend lesen Sie im „Baum des Wissens“ und Sie werden sehen, unser Verstand „schaltet wieder um“ in unsere Alltagsorientierung, unsere gewohnte Bewertung und besonders nach dem Teil über den Kometeneinschlag (Kap.: Impakt) scheint alles vorher Gelesene ausgehebelt, der „Baum des Lebens“ entwurzelt oder gefällt zu sein. Aus diesem Grund hat der Autor in den „Anmerkungen des Verfassers“ in kurzer, prägnanter Form die Unterschiede der beiden Zugänge zu unserer Welt zusammengefasst. Diese Anmerkungen gibt es nach den Kapiteln zu: Impakt, Memetik (Weitergabe kultureller Information) und Monon (alle Kreaturen, alle Muster der Erde werden zu einem riesigen »intellektuellen Organismus« verbunden). Ziel dieser Zusammenfassung ist es, den „Baum des Lebens“ wieder in Erinnerung zu rufen und aufzurichten, ohne die Erzählungen oder Teile der Erzählungen aus dem Abschnitt „Baum des Lebens“ erneut zur Vergegenwärtigung lesen zu müssen. Nach diesem Buch wird das Bild vom Baum des Lebens besser erfassbar und kann so als Teil des eigenen Lebens erfahren werden. Der Unterschied zur „Gehirnwäsche“ von Sekten liegt in der unterschwelligen Angst, dass alle Menschen außerhalb der Gruppierung nicht errettet sind, diese Angst soll durch den Baum des Lebens genommen werden.
Bevor die Vortragsreihe von F. Weinreb über die Offenbarung des Johannes eröffnet wird, gibt es einen eigenständigen kurzen Vortrag von Friedrich Weinreb über die vier Evangelien, wo auch das Thema der Offenbarung des Johannes angesprochen wird, sowie das Diesseits und Jenseits und warum Weinreb sich überhaupt mit dem Thema der Offenbarung zu beschäftigen begonnen hat. Friedrich Weinreb spricht hier seine Überzeugungen und Motivationen sehr direkt aus, welche ebenso in seinen Büchern eingewoben zu finden sind. Man sollte diesen Vortrag oder insbesondere den Teil der Erläuterungen in einer Reihenfolge, nach eigenem Interesse als Einstieg oder zwischendurch lesen, besonders dann, wenn Weinrebs Betrachtungen für den Leser neu sind. Durch das Ansprechen von tiefen inneren Assoziationen soll jeder Leser für sich das Buch mit Leben erfüllen.
„Einseitige Erziehung und Ausbildung gibt es schon seit ein paar Jahrhunderten; unser Zeitalter aber hat Unterricht und Studium besonders extrem auf »Nutzen« ausgerichtet. Gewiß, wir sehen, das bringt mehr Wohl stand; aber je mehr davon auf rationale Art hervorkommt, desto mehr wächst auch der Widerstand , d. h. der Vernichtungswille, das Destruktive. Alles einseitig Rationale hat den Terror und das Destruktive im Gefolge – im Menschen wie in der Welt.“
Friedrich Weinreb,
(KTL, S. 50; TL, Bd. 1., S. 57.
Vorträge 1973/74 u. 1978/79)

Baum des Lebens
Die 4 Evangelien und die Offenbarung des Johannes
Vortrag von Friedrich Weinreb
Textfassung Wolfgang Wassermann
Man kann die Evangelien im Allgemeinen wie die Theologen sehen, als historische Fakten, dass es vier `Lesarten´ gibt, die alle nicht gleich sind. Die Offenbarungen sind Mitteilungen, die für unsere Vernunft unverständlich sind. Die Apostelgeschichte und Briefe erwecken den Eindruck von tatsächlicher historischer Korrespondenz. Das ganze NT wird zu einer Art Mitteilung von historischen Fakten, die man heute auch erleben könnte, und nur für die Wunder versucht man allerlei Erklärungen zu geben mit parapsychologischen Fakten. Man versucht die ethischen Lehren herauszunehmen und im Allgemeinen bleibt dann genug historisches Faktum da, dass man sagen kann, so war es nun.
Nun ist bei mir vielleicht deshalb ein gewisser Ärger gewesen dem NT gegenüber, weil ich hier etwas empfand. Wenn es historische Fakten sind, dann kann ich nicht dulden, dass all die Wunder erzählt werden und all die Mitteilungen, die historisch dann sowieso nicht stimmten, wie: Ihr werdet es noch erleben, dieses Geschlecht, diese Generation 2… aber nichts kam. Da widersetzte sich etwas bei mir, wo ich ein Gefühl hatte, da stimmt etwas nicht. Wenn ich es aber verglich mit dem AT, dann kam der gleiche Konflikt, da gibt es auch historische Mitteilungen, dass es sich auch so abgespielt hat „... und Gott sprach“ – welche Sprache? Hört man das?
Sehr früh habe ich mich eingewöhnt und auch in der jüdischen Überlieferung ist es gebräuchlich, dass der ganze Komplex der Bibel nicht diesseitig sondern jenseitig ist (z.B. 5Mo). Wer wird uns das alles sagen? Wer bringt uns das? Es ist in Eurem Herzen, in Eurem Mund! Das Jenseits, wenn man es weit weg sucht, dann ist es eine Verdrängung, eine Beziehungslosigkeit, die man sucht. Diesseits ist eigentlich das Zeiträumliche, Kausale, Messbare, Vernunftbeherrschte. Das Andere? Wie ist es möglich, dass der Mensch träumt und wie gibt es das, dass der Mensch Gefühle und Empfindungen hat, die mit der Vernunft gar nicht vereinbar sind? Es gibt also ein Jenseits in uns, Himmel in deinem Herzen, in deinem Mund. Es wird ja auch erzählt über das Hineinsehen in den Himmel (schaut in den Himmel). Wo sehen wir heute den Himmel? 3Wir verlieren uns in Unendlichkeit. Bei mir selber spüre ich eine Kommunikation – wo kommen die Sprachen her? Wo kommen Stimmungen her, woher Sympathie/Antipathie? Von woher funktioniert das, wenn wir ein Jenseits in unserer eigenen Existenz akzeptieren, die bis ins Göttliche hinein im Menschen ausgedrückt wird? In alten astrologischen Büchern sieht man den Menschen über den ganzen Kosmos ausgebreitet. Sind wir nicht eine ganze Welt? Vielleicht ist der Raum gar nicht so groß, wie wir denken und es ist der `Raum´ im Menschen selber? Das `weit´ Sehen ist vielleicht eine psychische Reaktion auf das sich `Verloren-Fühlen´, ein sich `Sinnlos-Empfinden´ des Menschen und es lassen sich dann Zeit und Raum entdecken, um unendlich weit zu sehen. Sie sind auch räumlich und zeitlich unendlich weit. Aber sind wir selber so beschränkt und haben mit all dem nichts zu tun? Die Bibel ist vielleicht eine Mitteilung aus dem Jenseits, dann meine ich ein Jenseits, das ich nicht mit meiner Vernunft, aber mit meinem Leben wahrnehmen kann. So, wie die Sprache aus mir hervorkommt: „Und das Wort ist bei Gott … “ – wo kommt das Wort her … von Gott …? Wenn wir vom AT sagen, es kommt vom Jenseits, dann bedeutet es auch, es kommt vom Menschen selber her, nicht eine Mitteilung von weit weg. Wer sagt, dass unser Inneres nicht so viel enthält oder viel mehr als wir wissen? Jesu ist in dir, du in ihm, das ist auch keine Blasphemie. Immer wenn wir das Weite suchen, vielleicht suchen wir eben Entfremdung aus den Beziehungen, eine Art Einsamkeit, die sinnlos ist ( man kann auch allein sein und einsam, aber voller Beziehungen), dass hier eine `Sinnlosigkeits-Existenz´ kommt, gerade in den unendlichen Maßstäben für Zeit und Raum?
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