Das ist also auch im Menschen, bei uns da. Dort sind die Mächtigen in uns, die die Liebe nicht gönnen. Erscheinen auch im Bild der Offenbarung von Johannes mit vielen Köpfen; haut man sie ab, kommen neue Köpfe, es lässt uns nie in Ruhe. Das ist das Gefühl, dass man krank ist. Und der Mensch, der echte Mensch, der, kann man sagen, naive Mensch, spürt eine Schuld, er schämt sich, krank zu sein. Der heutige Mensch stolziert mit dem Kranksein, immer hat er eine Tasche mit Mittelchen bei sich, fortwährend lebt er in der Angst …“ (MARK, S. 154 f.).
Eine andere Sicht auf Gott, die Welt und die Ewigkeit; 1:1-3
Apokalypse bedeutet übersetzt eigentlich die Enthüllung und Eschatologie, das sind die letzten Dinge. Beides wird oft zusammen gebraucht, weil wir irgendwie erwarten, dass die Enthüllung am Ende sein wird, dass die letzten Dinge enthüllt werden. Was im Menschen eigentlich immer lebt ist doch diese Sehnsucht nach einem Sinn des Lebens, also nach einer Enthüllung, einer Mitteilung, warum gewisse Dinge so geschehen mussten, nicht anders sein konnten, die Enthüllung auch nach der Frage, was ist der Sinn des Leidens, der Sinn des geboren Werdens und Sterbens. Man hofft manchmal, dass diese große Enthüllung, nach dem Tode, nach der irdischen Zeit sein würde, aber man weiß es auch nicht. Man möchte gerne im Leben über diese Enthüllung erfahren, und ich glaube, dass alles Suchen des Menschen, ob es nun Wissenschaft ist oder Kunst, oder du ein Geschäft hast, immer doch eigentlich der Antrieb ist, dahinter zu kommen, warum ist das alles? Oder sich die Mittel zu verschaffen, den Schlüssel zu erhalten, um dieses `warum´ irgendwann einmal klären zu können, dass man Geld bekommt, um weitere Studien finanzieren zu können, oder große Reisen zu unternehmen. Alles was wir tun, ist wie man sagt, um später einmal Zeit zu haben, dann muss ich lesen und jetzt muss ich die Ausgangsbasis erst schaffen, dass es später dafür Ruhe ist und immer treibt das, weil das Leben so wie es ist, voller Rätsel ist. Und wie ich schon oft versuche mir und den anderen klar zu machen, dass es doch unmöglich ist, hier zu leben, ohne eine Frage nach dem Sinn des Ganzen, dass es unerträglich ist, und es einfach ein Betrug ist, wenn man sagt, bei mir sind keine Rätsel mehr da, ich habe alle gelöst. Ich habe mir einige Verse ausgewählt, sei es aus der Bibel, oder aus dem Zen oder aus den Veden, und diese Verse werden es mir schon sagen – und das ist Alles.
Wir wissen eigentlich, dass das nur ein Betrug ist, wie wenn ein Mensch sich in einen Rausch versetzt und nicht mehr wissen will, was um ihn herum ist. Wenn es der Mensch nur tut, unter Bedrängnis und der Bedrängnis willen, dann werden sie sich in irgendeinen Rausch stürzen, eben um zu vergessen, eben um keine Fragen mehr zu stellen, denn sie wissen, es gibt Nichts. Nun, gerade die Menschen, die glauben die Rätsel schon gelöst zu haben, die sind die Schlimmsten im Rausch. Ihr Rausch ist einfach alle anderen zu bedrängen, diese Lösung auch zu akzeptieren. Die tun nichts anderes, ruhelos herumrennen um jeden zu überzeugen, dass man Recht hat. Auch das ist ein Rausch und ein lästiger Rausch. Ich frage mich, ob ein Betrunkener, der mich anrempelt auf der Straße, oder einer , der mich mit seinen Traktätchen anreden will, lästiger ist? Es kommt beides aus der gleichen Verzweiflung, einer Verzweiflung, die sagt, wir wissen nicht, wir tun, als ob diese Rätsel gelöst sind. Das ist die Gefahr, dass man glaubt, dass Dogmen identisch sind mit Erstarrung. Dogmen könnten gewaltig schön und gut sein, wenn sie Ausgangspunkt zum Leben sind, dass sie in anderen Situationen, wieder neues Leben schaffen und neues Leben geben können. Sonst müsste man erstarren in der Zeit, in der das Dogma formuliert wird , man müsste sich ganz buchstäblich daran halten. Dann könnte ich auch sagen, ein Dogma wäre: Auge um Auge, 26Zahn um Zahn – und behüte, dass das so ist. Wir verstehen jetzt und könnten immer verstehen und jederzeit wieder, das bedeutet: Es gibt eine Gerechtigkeit, ein Gleichgewicht, das du tun magst, hier praktiziert werden könnte, da die Welt hier sehr vergänglich ist. Jeder Tag kommt und geht, kommt und geht, es kommen immer neue Tage, die bleiben doch nicht, wo ist Gerechtigkeit? Wir spüren, es muss anderswo sich konstituieren um wirklich Gerechtigkeit zu sein. Es zeigt nur, im Prinzip kannst du beruhigt sein, es gibt ein Gleichgewicht, es kann nicht etwas auf der einen Seite böse sein, wenn es nicht auf der anderen Seite gut ist. Es steht die Welt auf diesen beiden Seiten, rechts und links, und alles zeigt sich so, aber ich sage, das ist heilig, ich muss es erst durchführen! (Die rechte Seite, sowie die linke Seite der Schöpfung sind heilig, siehe Tabelle 1. Die Vereinigung im dritten und sechsten Schöpfungstag ebenso. Vereinen wir die Gegensätze, so erkennen wir erst, dass es heilig ist, heil, ganz, AdV.) Wie in manchen Ländern es vorkommt, und gesagt wird: |›Sei still, muss zuerst die eine Hand abgehauen werden, dann die zweite Hand, das dritte Mal der Kopf‹| 27– glaub ich, man sagt so ähnlich. Das ist ein Dogma, das zur Erstarrung führt, vollkommen sinnlos und unmenschlich ist, und so sind wir.
Die ganze Bibel gibt nur den ewigen Ausgangspunkt, um das Leben in jeder Situation, in allen Variationen, in allen Möglichkeiten als richtiges, wahrhaftiges, erfreutes Leben zu erleben. Deshalb sind die Rätsel nicht da, dass wir sagen, wir können sie jetzt lösen. Das Leben scheint etwas in sich zu haben, das uns sagt: Es gibt da ganz weit weg, auf diesem Berg diese schöne Burg, die Gralsburg z.B. Da findest du geheime Sachen, da kannst du lang leben bis man dort oben ist, dann ist dort aber am Ende dieses Weges ein Geheimnis da, und jeder versucht diesen Weg irgendwie zu gehen. Es bedeutet dann, dass eine Enthüllung nur sein kann, wenn wir es spüren: Jetzt ist der Weg zu Ende, aber nicht so zu Ende, dass kein Weg mehr ist, sondern ganz anders zu Ende, nämlich er ist zu Ende und der Weg ist auch da! Es ist paradox, dass wir uns sagen „Entweder - Oder“, entweder du bist auf dem Wege oder du bist schon am Ziel. Wir spüren aber, der Weg, der das Ziel kennt, ist herrlich. Der Weg, der die Sicherheit hat, dass das Ziel erreicht wird und genossen wird, ist ein herrlicher Weg – und das Ziel besitzen, die Einheit zu haben ist auch schön, aber nicht das eine ohne das andere.
Ausgangspunkt der Schöpfung ist, wie doch auch in den alten Quellen gesagt wird, dass Gott in seiner Einheit, eben schenken will, das `Eins-Werden´, den Weg schenken will, und so beides zugleich. Wenn man die Burg erreicht, will es sagen, dann ist der Weg immer offen, kann ihn immer gehen, man kennt auch das Ziel. So wird auch Enthüllung genannt, eine Mitteilung des Zieles, eine Erklärung, ein klar werden des Zieles, denn dann ist der Weg sinnvoll. Sonst ist der Weg sehr spannend vielleicht, könnte aber auch derart schwierig werden, dass man während des Weges auch zugrunde geht, oder jedenfalls während des Weges so viel Leid erträgt, dass man sagt: Niemals wieder möchte ich das erleben, das ist schrecklich.
Wie ist nun die Enthüllung? Wir sprechen oft von der Apokalypse und wir wissen es gibt in der Bibel verschiedene Stellen, die wir dann apokalyptisch nennen können, z.B. im Propheten Hesekiel kommt etwas apokalyptisches vor, es kommt in Daniel manches apokalyptische vor, in Haggai, Sacharja. Den Propheten sind Mitteilungen gegeben, die offenbar en, etwas wahrscheinlich Kommendes, so sieht es aus, andererseits fragen wir immer: Wie lange dauert es noch? Bleibt es etwas Kommendes? Kann es der Moment sein, dass es schon da ist und immer kommend? Weiter sehen wir in den Offenbarungen im NT, das ist die große Quelle für die Apokalypse, könnte man sagen, aber was dort erzählt wird, wie hängen die Erzählungen, Daniel und andere Propheten zusammen? Die Wissenschafter sagen, der Eine hat es vom Anderen, aber man könnte auch sagen, beide haben es gesehen! Beide bekamen es. Hier ist die reine Folge nicht kausal zu sehen, dass zuerst der Eine sein muss und dann der Andere. Visionen sind nicht abhängig von der Kausalität, sie kommen außerhalb von Zeit und Raum, die sind da – man könnte sogar sagen, dass auch jetzt noch das gesehen werden könnte.
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