Ist doch wahr, was für ein Einfall, diese Schreiberei, dabei hat er nichts, nicht eine einzige Zeile – oder doch: „Hugo Bauklotz – ein Zaun.“ Nicht mehr, ein Titel, doch ausreichend, um das ganze Umfeld hoffnungslos zu verprellen, an den Herr Lembel fange ich besser erst gar nicht an zu denken, nein, zu übel würde mir werden. Gelinkt, anders kann es nicht gesagt werden, pfui, über den Tisch gezerrt, unehrenhaft ist kein Ausdruck, beileibe nicht, nein, meine spontane Flucht entpuppt sich mehr und mehr als eine goldrichtige, in der Tat, in der Tat, bestimmte Dinge kann man nun mal einfach nicht mehr mit sich vereinbaren, schlichtweg: Hugo Bauklotz und sein dämlicher Zaun, ach, wenn ich das nur höre.
Oder die Anne, misst ihrer fehlenden Nähe nichts bei. Als ob sie das verdient hätte, nach all den schönen Jahren; verzichten will er, auf sie und ihr Talent, und das auch noch in seiner Lage! Mit dem Ungeschriebenen vor der Nase, unfassbar, und was spielt es eigentlich für eine Rolle, dass sie noch ein Kind? Allein mit einem Grammatikbuch will er es bewältigen, hoffnungslos zerfleddert, vom eigenen Kopf ganz zu schweigen. Und dem viel zu teuren Rechner, ach herrje, und ich befürchte, nicht einmal so etwas wie die russische Fassung hätte ihm davor bewahren können, jemals den Einschaltknopf zu finden.
Selbst der Ali nicht verschont geblieben, beileibe, der braucht ja bloß den ungedeckten Scheck zu entlarven, im Nu ist der abgewirtschaftet, ein gutes Ende nimmt das nie und nimmer. Ja, das ist anzunehmen, davon ist auszugehen, furchtbar, und alles nur wegen Hugo Bauklotz und diesem verdammten Zaun. Uh - und wer das nur sein soll! Dieser Hugo Bauklotz – ach herrje! Und das Allerschlimmste ist, dass nicht einmal er selbst es weiß. Der Zaun dazu, was für eine Idee, was für ein Einfall, mein Gott, Waschvollautomaten verkaufen sich wohl besser. Mehr oder minder, um auch einmal einen Vergleich zu wagen.
Ist doch wirklich wahr – und was es für etwas wie mich jetzt eigentlich noch gibt, gilt freilich noch zu erkunden. Ja, neu zu orientieren habe ich mich, fürwahr, na ja, vielleicht gibt es ja bei allen Düsterheiten doch noch etwas mehr zu erspähen wie der unerträglich lautratzende Unglücksrabe, mitten auf der Tastatur, und das unter Anbetracht des nicht einmal im Ansatz bewältigten Arbeitsberg. Nein, nicht einen Zentimeter, einfach nichts, und ist aufgebürdet schließlich nicht aufgebürdet? Und der arme, arme Lembel, oh, daran gedacht werden darf wirklich nicht.
Aber wenn man schon mal beim Neuorientieren, frei nach dem Motto „was bleibt so etwas wie mir auch anderes übrig“, ist vorläufig eines festzustellen: zappen düster ist es, zappen düster hier auf diesem Motherboard, bei aller Lichtarmut sind‘ s lediglich ein paar Sterne, wild irrend in der Höhe, die für ein klein wenig Helligkeit in unserem kleinen Zimmer sorgen. Fürwahr bunt, fürwahr, ein Ausdruck meines knallharten Aufpralls? Am Ende, beziehungsweise eine Folge, hier auf meinem viel zu engen Motherboard – aua! Überall zwickt es, überall zwackt es, aua, will ich eigentlich überhaupt noch?
Ein hübsches Schlamassel, und was sind das eigentlich für Sterne, ja, irrend ist kein Ausdruck, wirrend, beileibe, schwirrend, alle möglichen Farben, bunt, und in der Tat erzeugen sie ein klein wenig Helligkeit in die karge Tristesse. Hm – hm, und ist mir nicht so, als ob einer dieser Sterne heller leuchtet? Keine Frage, heller wie all die anderen, oh, wie schön er ist, zweifelsfrei, ist es am Ende nicht gar der erste wahre Trost, welch mir zuteil? Für die Einsamkeit auf meinem Motherboard, oh ja, schön ist er, emporschwebend im ganzen Raum, und silbern leuchtend, ja, silbern leuchtend – aber was ist das?
Nanu, oder ist es das Piksen, das verunsichert? Das Zwicken, das Zwacken, aber ich bin doch hellwach, vom Träumen keine Spur, a – a – ein Bild! Mitten auf dem Silberstern! Fürwahr, fürwahr, das gibt es doch gar nicht, einfach nicht, der, der, der – der frisch gestylte Kundenraum! Was aufgezeigt wird, der Kundenraum unserer Bankfiliale. Gleich nebenan, ohne Frage, Silberstern, oh, Silberstern, was soll das, oder willst du mich auf den Arm nehmen? Oder gönnst du mir nicht die Freude, die das Entdecken von dir mir entgegengebracht?
U – u – unsere Bank, ich fasse es nicht, bestens zu erkennen, mehr wie einem lieb sein könnte, ja, das ist anzunehmen. Davon ist auszugehen: die surrenden Glasschiebetüren, die kundenfreundlichen Beratungstische, die friedlichen Gummibäume in die Ecken, die Stehtische zum Ausfüllen von irgendwelchen Bankformularen, die Wartesitzschalen an der Sitzschalenwartewand, aus waschechtem Kunststoff, - and last but not least – Chantals Schalter! Doch bei all dem, die Filiale verwaist, nein, nicht eine Bewegung, keine Leute, wo nur sind sie alle hin? Fühlt man sich nicht erinnert an so etwas wie Parkhausatmosphäre? Ja, nichts und niemand – schlichtweg, nicht einmal die Chantal, die wird doch nicht einen auf krankmachen? Am Ende, nee würde nicht zu ihr passen, einfach nicht. Hm, und Urlaub hat die garantiert auch keinen, das hätte sich in unserem Vorstadtviertel längst herumgesprochen. Wie ein windiges Lauffeuer, nee, irgendwie ist der Wurm drin!
Ach, wenn‘ s denn nur ein Wurm wäre, ein Spuk ist‘ s, ein Spuk, ein elendiger Traum! Ach Silberstern, ach Silberstern, was du nur mit mir treibst? Genügt es nicht, dass ich zu flüchten hatte? Unbedingt, hier auf dieses verdammte Motherboard? Ein zusätzliches Vermiesen meines Dahinfristens, fürwahr, fürwahr, und die Chantal, wo ist sie nur hin?
Obwohl – vielleicht ist sie ja für kleine Mädchen! Schlicht und ergreifend, zeugt die Offenlegung Kunden relevanter Dinge nicht von einem urplötzlichen Verschwinden? Zwischenmenschlich hin, Bedürfnisse her, der Rollenschrank zum Beispiel – eine Handbreit offen. Die Noten in den Scheinfächern, farbiger und bunter sortiert denn je, nicht zu vergessen die an einem Papierkorb angelehnte tränenförmige Krokodilhandtasche, die nicht nur ihre einzigartige Lippenstiftarmada beherbergt, sondern einer durchaus respektablen Anzahl von Frauenzeitschriften, mit genügend Kreuzworträtseln natürlich, für die Fälle, bei welchen an ihrem Schalter nicht so viel los ist. Selbstverständlich, was denn sonst auch, aber ich weiß nicht, nein, ich weiß es wirklich nicht, oder ist sie doch nicht beim Pinkeln? Sondern bei der fühlbaren hunderttausendsten Besprechung im Büro des Filialdirektor Herr Ilja Indirekt, was auch nichts Neues wäre – beileibe nicht.
Hm, hm, auf jeden Fall irgendwo in der Nähe, das Laufen der Programme, merkwürdig, alles irgendwie, ein Reim will mir nicht einfallen. Wird zudem auf ihrem Bildschirm nicht Kundennahes aufgeführt? Ein, ein – ja, ein Kon- Kon – Konto gar! Seltsam ist es, viel zu seltsam, nur drauf schielen darf ich nicht, wider meine Natur, im wahrsten Sinnsinn! Das was ich allerdings doch erspähe, will ich auch nicht sehen. Mir dünkt es, irgendwie, oh weh, wie man sich fühlt, ich darf gar nicht daran denken, a – a – ein Text! Mitten auf einem Konto? mitten auf dem Bildschirm, mitten auf dem Stern? Doch, doch, ganz deutlich, ich will hinwegsehen, aber es gelingt nicht, es gelingt mir irgendwie nicht. Oh je, doch bei allem Elend, eines verwundert mich dann doch, denn was Buchführung und ähnlichem angeht, bin ich wahrlich kein Experte, wahrlich, wahrlich, soviel glaube ich aber dann doch zu wissen: werden Konten nicht mit Zahlen gespeist? Eigentlich? Wenn mich nicht alles täuscht? Beziehungsweise normalerweise? Bei aller Bescheidenheit? Doch, doch, ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, bestimmt ist dem so, was mir jedoch ins hundertprozentige Nichtauge fällt, sind Worte. Worte, Worte, nichts wie Worte, und den Eindruck, dass es immer länger wird, kann man sich auch nicht gerade entziehen.
Beileibe nicht, ach, wie kann man nur hinwegsehen, ich will das einfach nicht, du silberner Unglücksstern! Was du mir bescherst, geht das denn niemals zu Ende, nie und nimmer, nein, ich will nicht, unmöglich, ein Name am Anfang! Nein, das gibt es nicht. Einfach nicht, Zufälle sind das keine, oh Silberstern, aber ob das den Braten jetzt noch entscheidend fetter macht? So wie du mich ärgerst, Mengen an Unmengen an Mengen auf dem Konto, grenzenlos: an – ist er an? Was denn, du meine Güte, was bitte schön soll an sein, tatsächlich, er ist an, als ob mir diese Worte gänzlich bekannt vorkommen, geschafft, an, ja, was, verflixt, wer das je für möglich gehalten hat, uh, mehr wie einen leisen Verdacht habe ich. Einen mehr wie leisen wohlgemerkt, du meine Güte, das gibt es doch gar nicht. Einfach nicht, nein, das darf doch alles nicht wahr sein! Meine Worte, seine Worte, unsere Worte – aufgereiht wie auf einer Perlenkette. Na ja, gut Ding braucht sein Weilchen, nein, nein, und nochmals nein, was ist das denn für ein fauler Zauber! Mit dem der Silberstern uns ungeschminkt auf dieses unselige Konto katapultiert! Die Chantal, wenn die das liest, ich darf gar nicht daran denken, meinen leeren Luftschädel haut die ein! Ach, du verflixter, verflixter Silberstern, kannst du nicht Einhalt gebieten – na also, geht doch!
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