Der Hirschkäfer Max Doberstamm betrat tatsächlich die Manege, seine Gewichtheber – Hanteln hatte die für das Aufräumen und Ordnungstätigkeiten zuständige Zirkustermiten zuvor schon dorthin bewegt, allerdings legte Max eine ähnliche Motivation hin wie vorhin draußen am Eingang.
Max Doberstamm Uff!
Helm Hops Dann ein Tusch.
Durma Dorothea Gräfin von Durm Keine Müdigkeit vortäuschen, meine Mädels.
Max Doberstamm Uff.
Durma Dorothea Gräfin von Durm Keine Müdigkeit.
Helm Hops Anschließend betrat der Direktor wieder das Innere des Zirkus.
Direktor Terminus Eine Sensation, meine Damen und Herren, eine Sensation.
Helm Hops Nun war die Trapeznummer an die Reihe. Unterhalb der Zeltkuppel befanden sich die Mücke Stoch und die Fliege Steinbach. Während Stoch als Fänger fungierte, versuchte Steinbach, die nach unten baumelnde Mücke mittels ein paar Saltos entgegenzufliegen. Allerdings klappte dies nur bedingt, die Saltos mehr verunglückte Purzelbäume, und es gelang Stoch auch nicht, die Fliege Steinbach zu fangen. Kurzum die Fliege Steinbach stürzte auf den zu ihrem Glück einigermaßen weichen Untergrund der Manege.
Fliege Steinbach Pass doch auf.
Mücke Stoch Pass doch selber auf.“
Helm Hops Auf ein Auffangnetz hatte man verzichtet, weil man davon ausging, dass es bei Fluginsekten nicht notwendig gewesen wäre. Dann tauschte man die Rollen, so dass nun Steinbach von der Kuppel baumelte, und Stoch vom Trapez herunter hechtete - aber auch er fiel zu Boden.
Direktor Terminus Eine Sensation meine Damen und Herren, eine Sensation nach der anderen,
Helm Hops Nun waren es die Wespe Wea Bix und die Biene Bea Wix, die eigens für einen Box– Schaukampf in den Ring stiegen. Als Ringrichter fungierte der umsichtige Regenwurm Brandenburger.
Regenwurm Brandenburger Ihr sollt boxen. Und euch nicht dauernd verheddern.
Wea Bix Nicht so einfach.
Bea Wix Bei insgesamt acht Boxhandschuhen.
Regenwurm Brandenburger Und immer unter die Gürtellinie.
Bea Wix Wem sagen Sie das?
Wea Bix Sagt genau die Richtige.
Direktor Terminus Applaus, meine Damen und Herren, Applaus.
Helm Hops Zur Auflockerung für das Publikum tauchte als nächstes der Feuerschlucker Didi, der Checkburger auf – ein waschechter Feuersalamander.
Direktor Terminus Was ist mit Ihnen? Geht es Ihnen nicht gut?
Didi, der Checkburger Doch, doch.
Direktor Terminus Warum husten Sie dann so?
Didi, der Checkburger Ich habe mich verschluckt.
Direktor Terminus Was für eine Sensation, meine Damen und Herren, was für eine Sensation – und das war beileibe noch nicht alles.
Helm Hops Womit der Doktor Terminus nicht mal so Unrecht hatte – ganz im Gegenteil. Na ja, jedoch sollte das eine oder andere unterm Strich betrachtet vielleicht doch nicht hundertprozentig hingehauen haben, so fühlten Libell Libell und ich uns dennoch gut unterhalten.
K: Vergnügt gingen wir nach Hause.
Helm Hops Vergnügt gingen wir nach Hause. Libell Libell und ich. Am kleinen Tischchen in meiner kleinen Wohnung spielten wir dann noch ein paar Runden „Mau – Mau“. Und sie übernachtete dann auch bei mir. Auf meiner Couch natürlich, was sie sowieso öfters tut – und ich muss zugegeben, dass Libell Libell, meine gute, alte Freundin wie ein Brummbär schlief. Das konnte ich allerdings von mir weniger behaupten, obwohl auch ich ziemlich übermüdet war. Hauptursache für meine Schlaflosigkeit war ein lautes Krächzen von draußen, dass eindeutig von der dicken, fetten Amsel stammte. Und obwohl ich etliche mal nach draußen rief, sie möge doch endlich Ruhe geben, krächzte sie unvermindert weiter. Ja, und es dauerte, bis sie dann doch irgendwann verstummte, und es dauerte noch länger, bis auch ich endlich einschlafen konnte.
Nach dem Aufwachen am nächsten Morgen stellte ich fest, dass Libell Libell die Couch bereits verlassen hatte. Übernächtigt ging auch ich nach draußen, und konnte sogleich feststellen, dass sie noch nicht abgefahren war. Indes befand sie sich direkt unter der Bank, wo die Amsel auf den Boden lag.
Helm Hops Libell Libell, was ist – was ist mit ihr?
Libell Libell Weiß nicht. Glaube, sie stirbt.
Uhrenkuckuck Tick Tack, Amsel kaputt.
Helm Hops Libell Libell vergoss sogar ein paar Tränen, und auch ich wurde traurig. Na ja, richtig leiden konnte die fette Amsel von uns eigentlich keiner – die fette Amsel, die nie was sagte, und uns allen nur als etwas Gefräßiges erschien. Doch sie jetzt so leiden zu sehen, oder gar am Sterben, das wollte keiner von uns, und niemand hätte ihr dies gewünscht; dafür war sie dann doch zu sehr ein Teil von uns, doch dann sollte Rettung nahen.
Des Weges – des Schotterweges - kam nämlich kein Geringerer wie Heribert von Klinkhoven mit seinem kleinen, weißen Malertransporter angefahren.
Heribert von Klinkhoven Hallo, ihr Beiden – will schnell nur noch meinen Leiterwagen abholen.
Helm Hops Ach ja, stimmt ja – seine Utensilien wurden ja gestern für den Abtransport auf den grünen Waldtransporter geladen, so dass der Leiterwagen hierfür nicht benötigt wurde und hier an unserer Bank zurückgelassen worden war.
Heribert von Klinkhoven Na, und es gibt wirklich keinen Grund mehr, Trübsal zu blasen. Ich tu euch auch wirklich nichts mehr – versprochen. Und eurer Bank gleich dreimal nicht.
Helm Hops Es ist nicht wegen der Bank.
Libell Libell Unsere Amsel.
Heribert von Klinkhoven Amsel – was ist mit eurer Amsel.
Helm Hops Sie stirbt.
Libell Libell Ich bin so traurig.
Heribert betrachtete die am Boden dahinsiechende Amsel.
Heribert von Klinkhoven Tja, dazu kann ich gar nichts sagen. Ehrlich gesagt, ich kann nicht sagen, was sie hat. Wisst ihr, ich bin Handwerker und kein Arzt,
Helm Hops Heribert entnahm seinem weißen Malertransporter einen kleinen, leeren Eimer, staffierte ihn mit einer Wolldecke von seinem Rücksitz aus und legte die Amsel vorsichtig hinein – ganz vorsichtig und ganz behutsam und ganz sanft. Libell Libell und ich fanden Platz auf seinem Armaturenbrett und gemeinsam fuhren wir dann zu Tierarzt Doktor Hunger in die Stadt, der rasch herausfand, worunter die Amsel litt.
Doktor Hunger Tja, das Tier hat einen Holzsplitter verschluckt. Der ihm förmlich im Hals stecken geblieben.
Helm Hops Können Sie ihm helfen?
Doktor Hunger Wie ihr wisst, bin ich Arzt.
Helm Hops Und kein Handwerker, nicht wahr?
Libell Libell Bitte retten Sie sie,
Heribert von Klinkhoven Oh je – ich glaube, an allem habe nur ich Schuld.
Helm Hops Doktor Hunger leitete eine Notoperation ein, die er selber durchführte, und bei welcher er den Holzsplitter entfernen konnte. Allerdings wollte er sie zur Beobachtung für einige Tage noch bei sich behalten. Wir durften noch einmal kurz ins Krankenzimmer schauen, wo die Amsel mit einem dicken Halsverband in einem Bettchen lag und fest schlief.
Heribert von Klinkhoven Traurig.
Libell Libell Ach so traurig.
Doktor Hunger Nur nicht zu viel Sorgen machen. Und ich, denke, das Schlimmste hat sie überstanden. Sie können beruhigt nach Hause gehen.
Helm Hops Diesmal war ich es, der Libell Libell vorschlug, in den Zirkus zu gehen. Und auch Heribert von Klinkhoven, der ja auch ziemlich geknickt war, nahmen wir mit.
L: Sensationen, meine Damen und Herren
Doktor Terminus Sensationen, meine Damen und Herren! Nichts wie Sensationen!
Helm Hops Zum Programm des Zirkus gehört unter anderem auch ein weiterer Auftritt des Regenwurms Brandenburger, der demnach nicht nur als Ringrichter fungiert. In einem von unseren Zirkustermiten herein gerollten Berliner Pfannkuchen kriecht er vor dem staunenden Insektenpublikum hinein, um auf einer anderen Seite wieder heraus zu kommen. Vergnügen scheint es ihn zu bereiten, die Marmelade in seinem Gesicht zu verschmieren. Fast unbemerkt von der Seite hat sich derweil die Hamburgschnecke angeschlichen.
Читать дальше