Betty Paessler
Aus dem Schatten meines Borderliners
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Betty Paessler Aus dem Schatten meines Borderliners Dieses ebook wurde erstellt bei
Borderline
Hinter dem Vorhang des Schweigens
Meine Kindheit Meine Jugend
Ich brauche euch nicht
Verrat
Aus Freund wurde Feind
Vom ewigen Scheitern zum Sieg
Friedensabkommen mit meinem Borderliner
Danke, Sophie
Therapie
Mein Notfallkoffer
Skills
Achtsamkeit
Ein Wink des Schicksals
Schlussgedanken
Impressum neobooks
Betty Paessler
Aus dem Schatten meines
Borderliners
Vom Leben & Glücklichsein
trotz einer psychischen Erkrankung
Teil I
Über die Autorin
Sie wurde 1965 in Berlin (a.B.) geboren, wo sie nach dem Realschulabschluss an einer Gesamtschule, erfolgreich eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten absolvierte. In diesem Beruf war die Mutter von drei Kindern viele Jahre tätig, bis sie im Jahr 2001 die Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung erhielt, die letztendlich zum Ausstieg aus dem Berufsleben und hinein in die Frührente führte.
In diesem Buch erzählt sie von ihrem Leben als Borderlinerin, berichtet aus ihrer Zeit während der Therapie und vermittelt uns einige Achtsamkeitsübungen, die sie in dieser Zeit erlernt hat
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Deutsche Erstveröffentlichung Juni 2019
Copyright © der Originalausgabe Betty Paessler
Impressum:
Betty Paessler
c/o Autorenservice Kamer
Benninger Str. 26
87700 Memmingen
Mail: kontakt@leben-trotz-borderline.com
https://leben-trotz-borderline.com
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile und des Covers, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
In Gedenken
an alle Borderliner*innen
die es nicht geschafft haben,
um Hilfe zu bitten.
Es sind nicht die äußeren Umstände,
die das Leben verändern,
sondern die inneren Veränderungen,
die sich im Leben äußern.
(FlowFinder)
Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen in der Bevölkerung 6 – 9%
Häufigkeit der Borderline-Störung in der Gesamtbevölkerung ca. 1,5 %
Ausgeglichenes Geschlechterverhältnis − ca. 20% aller Patienten in psychiatrischen Kliniken leiden an Borderline-Störung, die meisten davon sind weiblich
In Gefängnissen ca. 30% der männlichen Insassen und ca. 20% der weiblichen Insassen von Borderline betroffen
Suizidversuche ca. 60%; vollendete Suizide ca. 7%
Deutliche Häufung anderer psychischer Erkrankungen wie Posttraumatische Belastungsstörung, Alkohol-/Drogensucht, Angststörungen, Affektive Störungen
Im Verlauf deutliche Häufung kardiovaskulärer Erkrankungen, Arthritis, Diabetes
1
Symptome der Borderline-Störung
Verzweifeltes Bemühen, Verlassenwerden zu verhindern
Instabile, intensive zwischenmenschliche Beziehungen
Identitätsstörung (Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung)
Impulsivität in mindestens 2 potenziell selbstschädigenden Bereichen
Wiederholte Suizidalität oder selbstschädigendes Verhalten
Emotionale Instabilität
Chronisches Gefühl der Leere
Unangemessene, heftige Wut oder Kontrollschwierigkeiten
Bei Belastung vorübergehende paranoide oder dissoziative Symptome
Ich habe einmal irgendwo Folgendes gelesen und ich muss aus heutiger Sicht sagen, dass ich nie wieder etwas Zutreffenderes im Zusammenhang mit mir selbst gelesen habe.
Zitat:
„ Wenn wir uns vorstellen, dass Pferde Gefühle sind, dann sitzen normale Menschen auf einem Ackergaul und die PatientInnen mit Borderline-Störung auf einem Araberhengst. Er geht schnell durch, ist schwer zu kontrollieren und nur langsam zu bremsen. Reiten lernen müssen alle Menschen, aber Borderline-Patienten müssen Spitzenreiter werden, die täglich am Training teilnehmen müssen.“
Menschen, die an einer Borderline-Persön-lichkeitsstörung leiden, fühlen sich innerlich zerrissen, haben ein gestörtes Selbstbild und eine gestörte Körperwahrnehmung.
Ich hatte schon immer Probleme damit, meine Gefühle zu steuern. So etwas benennt die Psychologie als 'Störung der Affektregulation' . Neben den Anspannungszuständen zeigt sich die gestörte Affektregulation in Form von Gefühlen innerer Leere oder einer vollständig fehlenden Gefühlswahrnehmung bis hin zu fehlendem Schmerzempfinden.
Es kam bei mir immer wieder zum Auftreten mehrerer, sich widersprechender Emotionen gleichzeitig. So spürte ich Freude und Wut oder Ekel und Erregung nahezu gleichzeitig. Ich litt fast mein ganzes Leben unter Stimmungsschwankungen, impulsiven Gefühlsausbrüchen, Schwarz-Weiß-Denken, Katastrophieren, starker Verzweiflung, Verlustängsten und Ohnmachtsgefühlen.
Oft handelte ich aus einer Situation heraus, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Nicht selten kam es dann auch vor, dass mir speiübel wurde, sobald das klare Denken wieder einsetzte. Handlungen aus dem Gefühl heraus gehörten fast schon zur Tagesordnung. Auch das Handeln nach den angenommenen Gefühlen und Gedanken anderer gehörte zu mir und führte oftmals dazu, dass mein Gegenüber völlig überfordert mit mir war. In den seltensten Fällen konnte ich das auch für mich selbst erkennen. Für mich waren meine Gefühle, Gedanken und Handlungen selbstverständlich. Ich dachte, das ergeht jedem so.
Da die Borderline Persönlichkeitsstörung vor allem die Gefühlswelt, also das emotionale Empfinden beeinflusst, ist eine Ausprägung in fast allen Lebensbereichen zu spüren. Durch das leicht aggressive und gereizte Verhalten gegenüber anderen ist es äußerst schwierig Betroffene mit Kritik zu konfrontieren, da sie damit meist nur sehr schwer umgehen können. Durch die starken Stimmungsschwankungen und die Überempfindlichkeit ist es für das Umfeld meist schwer einzuordnen, wie es dem Betroffenen wirklich geht. Es kann schnell zu Missverständnissen kommen, da Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung sich oft ungerecht behandelt oder zurückgewiesen fühlen. Sie kommen mit der damit verbundenen, subjektiv empfundenen Enttäuschung nur schwer zurecht.
Eine Affektregulation ist auch die Unfähigkeit, innere gefühlsmäßige Zustände zu kontrollieren. Hierbei handelt es sich um hochgradige Spannungszustände, die ich oftmals als unerträglich empfand. Sie zwangen mich, wie wahrscheinlich jeden Borderliner, Strategien zu entwickeln, um diesen Zustand zu verändern oder ihm zu entkommen. 8 von 10 Borderlinern fügen sich Selbstverletzungen (im Folgenden als SV bezeichnet) bei, indem sie sich mit Messern oder Rasierklingen in die Haut schneiden. Einige fügen sich auch bewusst Verbrennungen zu. Aber auch Drogenkonsum oder gefährliche Verhaltensweisen, wie beispielsweise das Rasen mit dem Auto oder dem Balancieren auf Geländern werden zum Spannungsabbau eingesetzt. Auch das harte Schlagen mit den Händen oder dem Kopf gegen eine Wand oder auch das Treten gegen Gegenstände können Teil der SV sein. Während meiner Zeit in der Therapie habe ich bei fast jedem Teilnehmer andere Verhaltensmuster wahrgenommen, so dass einheitliche Verhaltensweisen oder -abläufe nicht festzustellen oder zu erkennen waren.
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