Weißt du Jenna, manchmal glaube ich, das Leben ist wie eine dornige Pflanze, murmelte er leise.
Eine Distel meinst du?
Ja genau, wie eine Distel!
Denkst du schon wieder viel zu viel über die Welt nach, alter Mann?, rügte sie ihn mit ausdrucksloser Miene.
Quatsch, das ist mir nur gerade in den Sinn gekommen.
Und warum ist das Leben jetzt wie eine Distel?, fragte sie und sah ihn dabei freundlich grinsend an, so wie man es tat, wenn man ein Foto von sich machen ließ.
Weil die Distel von außen fein zu betrachten ist, mit ihren kräftig grünen Blättern, den grazil-geschwungenen Umrissen, umgeben von Sonnenscheinglanz und anderen Pflanzen. Aber wenn man ihr zu nahekommt, wenn man ihre Schönheit wirklich fühlen, ihr Wesen wirklich spüren und ihre Kraft voll auskosten möchte, dann… wird sie einen verletzten.
Er blickte auf, aber ihn erreichte keine Antwort mehr, nur Stille. Denn er saß doch wieder allein in seiner dunklen Kammer, umgeben von Nichts und Schwärze. Vor ihm auf der Kommode stand das Bild seiner Frau, die schon vor Jahren gestorben war.
Bald Jenna, sprach er in die Nacht hinein, bald komme ich zu dir.

Diese Geschichte war nur zum Teil von der Distel inspiriert, die ich in einem Waldstück nicht weit entfernt von dem Haus meiner Eltern fotografiert habe. Hauptsächlich dachte ich beim Schreiben an das Buch Unsere Seelen bei Nacht von Kent Haruf. Mich hat damals fasziniert, dass Kent einfach keine Gänsefüßchen zum Markieren der direkten Rede verwendete. Außerdem hatte seine Geschichte etwas ganz Besonderes, eine wunderschöne Intimität und ein graziles Feingespür. Ich kann dieses Buch wirklich sehr empfehlen.
Kokosnuss-Bananan-Pfannkuchen
Saftig süßer Saft vom Ahorn ergießt sich über den warmen Pfannkuchen, gleich dem geschmolzenen Gold, das sich formt zu einer Kostbarkeit.
Viel Bedacht floss in das Rezept hinein, oft erprobt und stets verfeinert, irgendwann dann kombiniert mit Bananen, Nuss und Kokosmilch, die doch gar so gut zusammenpassten. Denn das Süße liebt das Salzige, erschafft ein kräftiges Aroma, bei dem jeder Bissen einem Abenteuer gleicht, einer Reise, einem auf und ab so wie die sanften Wogen auf ruhiger See.
Dieses Gericht, es macht alles besser, es entrückt für einen kurzen Moment von Schwere und von Schinderei, vom All- und Arbeitstag, vom garstigen Gerede und der steten Heuchelei. So sitze ich nun hier, mit gezückter Gabel, hungrigem Magen, großen Augen und esse… Salat. Bin auf die Diät. Fuck.

220 g Mehl
3 Esslöffel Backpulver
3 Esslöffel Kokosflocken
1 Prise Salz
2 reife Bananen
2 Eier
240 ml Kokoswasser
240 ml Kokosmilch
180 ml Milch
1 Teelöffel Vanillieextrakt
2 Teelöffel Kokosöl (flüssig)
Die Bananen zerdrücken und dann nach und nach die restlichen Zutaten unterheben, bis eine glatte Masse entstehen. Anschließend einzelne Teig-Kleckse in die Pfanne geben und warten bis Blasen entstehen. Wenden und auch die andere Seite goldbraun braten.
Dieses Rezept ist eines meiner liebsten Cheat-Meals und zugegebenermaßen abgekupfert von keinem geringeren als Dwayne „The Rock“ Johnson, dem weltberühmten Hollywood-Star und ehemaligen Wrestler. Ich folge seinem Instagram-Kanal, weil ich seine Arbeitsmoral und seine sportliche Leistungsfähigkeit bewundere. The Rock empfiehlt die Pancakes übrigens mit einer dünnen Schicht Erdnussbutter und einem großzügigen Schuss Ahornsirup. Einfach unglaublich lecker!
Hellrosa bewegt sich’s, Stund um Stund wie die pappig-süßen Zuckerwattewolken im heißen Bronzekessel. Schön anzusehen beim sich im Kreise Drehen, spielerisch und manchmal wild wie die jungen Mädchen im Frühling, die sorglosen, die freien. Diejenigen, welche ihr Leben noch vor und vielleicht das Schönste gar schon hinter sich haben.
Denn das Wissen kommt erst später, wie Aufwachen aus einem viel zu tiefen Schlaf, die Art Schlaf, die einen noch lange im Bann hält, die Art Schlaf, die einen verwirrt ins Leere starren lässt, die Art Schlaf, bei der man sich wünscht, man wäre nie mehr aufgewacht.
Dass es sich eben weiterdreht, Tag um Tag, dass es nicht anhalten wird, für dich nicht, für mich nicht, für keinen von uns, und wenn, dann nur des Zufalls wegen. Dass es nie mehr in die andere Richtung geht, immer nur der einen folgend, stets im Sinn der Uhr, streng und eisern, Jahr um Jahr.
Außer ich sprenge es in tausend Fetzen. Oder du. Oder wir. Sprengen und schlagen, bis nichts mehr übrig bleibt, nur noch helle, rosa Fetzen.

Wien! Ich kann diese Stadt wirklich sehr empfehlen. Leider hatte ich dort nur einen Tag zur Verfügung, doch es reichte für den Naschmarkt, den Prater und ein paar andere schöne Flecken in der Innenstadt. Tatsächlich durfte ich diese wunderschöne Metropole nur wegen Corona besuchen. Mein Vater hatte dort einen Geschäftstermin und wir standen, ohne es zu wissen, ganz am Anfang der Pandemie. Es gab noch keine richtigen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, allerdings hielt sich das Gerücht, dass vereinzelt ICEs angehalten worden seien und sich deren Weiterfahrt wegen Kontrollen um Stunden verzögert habe. Ein Risiko, das mein Vater nicht eingehen wollte und weil ich gerade zu Hause war, fragte er mich, ob wir uns die sechsstündige Fahrt nach Wie nicht „teilen“ könnten.
Rückblickend gesehen, muss ich mich also bei Corona für diese tolle Erinnerung bedanken und auch für das tolle Foto eines wunderschönen Karussells auf dem Wiener Prater.
„Ziemlich schön, findeste’ nicht?“
„Nein… nein, ganz und gar nicht“, stotterte Dover’s Sitznachbar und warf ihm zornestrunken bitterböse Blicke zu. Ob es seine Schuld war?, fragte sich Dover und versuchte es erneut.
„Aber, aber, es is doch wirklich ein schöner Sonnenuntergang. Meiner Meinung nach einer der schönsten, den unsere alten Knochen miterlebt haben und da gab es doch schon einige.“
„Du Mistkerl!“, fauchte er ihn an und obwohl Dover es sich nicht anmerken ließ, traf ihn die Beleidigung doch mitten ins Herz. Ob es seine Schuld war?, fragte er sich erneut.
„Nun, vielleicht ist Schauen ja nicht so dein Ding. Aber hören, das konntest du immer schon gut, hören! Dieses wunderbare, herrliche Plätschern vom Wasser. Es schläfert richtig ein, findeste’ nicht?“
„Bitte, ich will nur…“, begann der Mann aufs Neue, doch dieses Mal kam Dover ihm mit ruhiger Stimme und freundlichem Lächeln zuvor. Er wollte ihn mit seiner Großherzigkeit umschließen, ihn darin regelrecht ertränken.
„Nein, kommt nich in Frage. Schau doch, ich hab dich extra an diesen einzigartigen Ort gebracht, weil ich nun mal keinen schöneren kenne. Is mir nicht leichtgefallen, is es mir, weil ich eigentlich hier niemanden hin mitnehme, aber für dich, ja für dich hab ich eine Ausnahme gemacht.“
Offensichtlich von seinen Worten berührt, begann der Mann zu schluchzen. Dover streckte die Hand aus und klopfte ihm auf die Schulter.
„So ist’s richtig, nu immer raus damit. Es ist doch wirklich schön hier, findeste‘ nicht?“
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