„Ich werde ebenso meine Fühler ausstrecken. Mal sehen was ich über meine alten Kontakte herausfinden kann.“
Carl: „Du meinst über deine alte Redaktion in Deutschland? Ja, vielleicht gibt es Neuigkeiten, die wir in den letzten Jahren nicht mehr mitbekommen haben. Gute Idee, Kerstin.“
Während Kerstin die Küche aufräumte, stöberte Carl im Internet in den Polizeiberichten, zu denen er immer noch Zugang hatte, um mehr über den Handel mit Organen in Südafrika zu erfahren. Dabei erfuhr er, dass in einem der bekanntesten Krankenhäuser von Durban diesbezüglich eine Razzia stattgefunden hatte. Tatsächlich kamen aus der ganzen Welt Patienten angereist, die dort neben legalen auch illegale Organe für teures Geld transplantiert bekamen.
Noch bevor die Sonne aufging, krächzten am nächsten Morgen mit voller Stimmengewalt wieder Hadidasse (hochbeinige Ibisse mit ihren gebogenen langen Schnäbeln, in etwa zwischen 50 und 110 cm Länge) ha, ha, ha, bis auch der letzte noch Schlafende im Umfeld geweckt wurde. Kerstin streckte sich auf ihrem Bettlaken aus und schaute liebevoll auf ihren noch schlafenden Gatten an ihrer Seite. Leise rollte sich sich aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Carl war zwar wach, jedoch noch zu müde, um seine noch schweren Lider zu öffnen.
In Gedanken war er schon wieder bei seinem neuen Fall, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass es für ihn ein gefährlicher neuer Fall werden würde.
„Schatz, komm steh auf, es gibt Frühstück auf der Terrasse. Es ist herrlich warm und wir können heute draußen frühstücken“, rief Kerstin aus der Küche.
Am Frühstückstisch schaute Kerstin Carl an und schmunzelte, während sie ihr weich gekochtes Ei aufklopfte.
„Ach Liebling, ich bin sehr glücklich mit dir. Ich spüre noch deinen heißen Atem auf meinem Körper, als du mich gestern Nacht geliebt hast. Es war wundervoll.“
Carl lächelte, nahm Kerstins Hand, küsste sie sanft und erwiderte:
„Du bist nach wie vor die schönste, klügste und reizvollste Frau für mich. Auch nach den vielen gemeinsamen Ehejahren hast du nichts von deiner erotischen Ausstrahlung verloren.“
„Du alter Schmeichler“, antwortete Kerstin kichernd.
Für diesen Tag planten sie schwimmen im Meer und Strandgang im Nachbarort. Mit dem Auto nur 10 Minuten entfernt.
„Ich habe schon unsere Badesachen eingepackt. Heute ist ein schöner windstiller Tag, um im Meer baden zu können“, sagte Kerstin.
„Ja, und nach dem Schwimmen gehen wir in das hübsche Strandlokal zum Lunch. Obwohl ich satt von deinem leckeren Frühstück bin, freue ich mich jetzt schon auf die köstlichen Prawns vom Grill“, schwärmte Carl begeistert.
Obwohl sie fast vor der Haustür einen kilometerlangen, menschenleeren Strand schnell zu Fuß erreichen konnten, fuhren sie ab und zu in den Nachbarort, der ebenso direkt am Meer lag, um in einem kleinen romantischen Fischlokal, geschützt in einer kleiner Lagune, frischen Fisch mit gut gekühltem Südafrikanischen Wein zu genießen.In der Ferienzeit vermieden sie dort hin zu gehen, da dieses Lokal sehr gerne von zahlreichen Touristen besucht wurde. Die Qualität der Speisen und auch die Qualität des Services verlor folglich während dieser Zeit .
„Ruf doch mal unsere Nachbarn an, vielleicht möchten sie mitkommen“, meinte Carl.
Chantal und Bob waren gebürtige Südafrikaner. Bob hatte über viele Jahre eine Schreinerei in Johannesburg geführt, die er von seinem Vater übernommen hatte. Während der Apartheid verwandelte er diese Schreinerei von einem Zweimannbetrieb in ein erfolgreiches Großunternehmen mit 200 Mitarbeitern. Chantal und Bob kauften in dieser Zeit ihr Haus in dem Dorf an der Südküste und nutzten es anfangs in der Ferienzeit, bis Bob die Firma an seine Söhne weitergegeben hatte und in Ruhestand ging. Chantal erledigte im Betrieb die Sekretariatsarbeiten und die Buchhaltung.
Wie Carl und Kerstin hatten sie seit zwei Jahren ganz ihren Wohnsitz gewechselt. Die beiden Paare lernten sich bei einer Veranstaltung im Golfclub kennen und waren sich sofort sympathisch und wurden Freunde. Während Bob mit Carl golfen war, genossen die beiden Freundinnen oft schöne Stunden für shoppings und lunchen.
„Ja, Chantal sagte, dass sie auch zur Strandbar kommen werden“, rief Kerstin Carl zu, während sie den Telefonhörer auflegte.
Carl saß wieder am Computer. Ihn ließen seine Gedanken über den Organhandel nicht los. Er wusste, dass es schwierig werden würde, an die großen Fische heranzukommen. Es war ihm durchaus klar, dass eine organisierte Dealerbande für Menschenhandel existierte, die auch vor Mord nicht zurückschrecken würde, wenn es nicht anders möglich war, um das lukrative Geschäft mit Kinderprostitution, Entführungen, Versklavungen und illegalem Organhandel umzusetzen. Die Opfer wurden mit Drogen gefügig gemacht oder getötet.
In wenigen Minuten erreichten Carl und Kerstin den endlosen goldenen Sandstrand. Mühelos überstiegen sie bizarre Felsformationen, die durch Ebbe und Flut immer wieder neu gezeichnet werden. Das Meer brillierte in atemberaubenden Blautönen. Von strahlend klaren Türkistönen bis zur farblichen Verschmelzung ins satte Tintenblau. Sie Sonne strahlte am blauen Himmel, sanfte Wellen luden zum Baden ein. Die Wassertemperatur war angenehm, wie über das ganze Jahr, nie unter neunzehn Grad. Zwischen den Felsen, nah am Wasser, fanden sie einen geeigneten Platz, um ihre Tasche mit den Badesachen abzustellen.
„Weißt du noch, als wir im Juni die Wale und Delphine beobachten konnten? Und dann das große Glück, das wir hatten, als das große Spektakel stattfand, direkt hier am Strand? Eine große Anzahl von Delphinen, Walen, Haien und den verschiedensten Seevögeln, die an unsere Küste kamen, Richtung Norden ziehend hinter Millionen von Sardinen her, genug Nahrung für alle Meerestiere. Wie sich die Seevögel wie Schwerter in das Meer stürzten, um zwischen den jagenden fressenden Walen, Haien und Delphinen unter Wasser so viel Nahrung aufzunehmen, dass sie sich mit vollem Magen nur wieder schwer vom Meer abhoben konnten?“
„Ja, das war ein gigantisches einzigartiges Schauspiel“, träumte Kerstin laut vor sich hin.
„Komm, zieh dich aus. Hier gehen wir schwimmen“, rief Carl, während er sich sein T-Shirt und seine Short auszog. Die Badehose hatte er sich zu Hause angezogen. Kerstin ließ sich nicht ein zweites Mal auffordern. Schnell entlud sich sich ihres Trägerkleidchens, dass sie trotz ihren 60 Jahren noch gut tragen konnte. Sie war immer noch schlank und jugendlich im Bikini anzusehen. Ihr halblanges braunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Schnell laufend, Hand in Hand, ließen sie sich in die leichte Brandung gleiten. Seidenweich umspülte das warme Meerwasser ihre von der Hitze aufgeheizten Körper. Carl tauchte unter, während Kerstin sich auf dem Rücken liegend auf den Wellen gleiten ließ. Prustend tauchte Carl neben ihr auf.
„Ich weiß nicht, wie du das machst. Du legst dich auf das Wasser und ohne dich zu bewegen, gehst du nicht unter? Hast du Knochen aus Gummi?“
Kerstin lachte, drehte sich auf den Bauch und umarmte Carl, der sich dabei kaum über Wasser halten konnte.
„Ich geh jetzt aus dem Wasser. Ich habe uns etwas leckeres zu trinken mitgenommen. Bist du auch durstig?“
Carl war nicht abgeneigt und schwamm ihr hinterher.
Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, öffnete Kerstin die Kühltasche und zog eine eisgekühlte Flasche Champagner hervor. Mit einem lauten Knall entkorkte Carl die Flasche. Kerstin hatte zwei Sektgläser in Papier eingewickelt, die Carl freudig mit dem prickelnden Getränk füllte.
„Gibt es etwas zu feiern? Unser Hochzeitstag war doch vor 3 Monaten?“, fragte Carl.
„Ja, genau heute sind wir 2 Jahre in unserem Paradies. Das ist Grund genug eine gute Flasche aufzumachen, oder?“
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