Artjom Maier
Die du im Himmel bist
Ein spiritueller Fantasy-Roman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Artjom Maier Die du im Himmel bist Ein spiritueller Fantasy-Roman Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Epilog
Impressum neobooks
„Und dort drüben, unterhalb des Großen Bären, ist der Löwe“, Artreyu zeigte mit dem Finger in den leuchtenden Sternenhimmel.
„Der Löwe wurde bereits in Mesopotamien und im alten Ägypten mit der Sonne in Verbindung gebracht. Im alten Ägypten beispielsweise bemerkten die Menschen, dass die Sonne immer das Gestirn des Löwen durchwanderte, wenn das Wasser im lebensspendenden Nil anstieg.“
Liora hörte ihm gerne zu, sie schmiegte sich noch fester an ihn und folgte Artreyus Finger der im Zick-Zack durch die Luft wirbelte und auf einen Stern nach dem anderen deutete.
„Du bist so ruhig“, unterbrach Artreyu seine leidenschaftlichen Ausführungen über die Sterne.
„Ich höre dir bloß zu“, entgegnete Liora. Artreyu nahm Lioras Hand, und die beiden lagen schweigend nebeneinander und blickten in den Himmel.
In dieser klaren, warmen Sommernacht regte sich nicht die geringste Brise am dunklen See. Artreyus Geländewagen stand mitten im kniehohen Gras, nicht weit vom Ufer des kleinen Sees entfernt. Die einzigen Anzeichen der Zivilisation in dieser Gegend waren lediglich der SUV und seine Fahrspur. Der Geländewagen hatte überhaupt keine Mühe das Gras platt zu fahren.
Der See erstreckte sich über mehrere Dutzend Meter. Auf der einen Seite war ein kleiner Wald, die andere Seite des Sees war, bis auf einige einzelne Bäume, nur von einer Wiese bedeckt. Da Artreyu und Liora sich hier schon seit einer Weile aufhielten, hatten sich ihre Augen an die völlige Dunkelheit gewöhnt. Jede Abwesenheit von einer künstlichen Lichtquelle machte den beiden nichts mehr aus. Und da der Mond in dieser Nacht besonders hell leuchtete, herrschte eine mystische Atmosphäre, die an ein Märchen oder an einen alten Studiofilm bei Nacht erinnerte.
„Ich hatte heute wieder diesen Traum“, durchbrach Artreyus Stimme die Stille der Nacht.
„Den von den Sternen?“, hakte Liora nach.
„Den von der Sonne“, gab Artreyu zurück.
„Erzähl ihn mir!“
„Es ist immer wieder das Gleiche. Ich träume wie ich in den Himmel schaue und dort die Sonne sehe. Die Sonne scheint mit mir zu kommunizieren doch ich verstehe sie nicht. Ich starre einfach weiter in sie hinein und genieße ihre warmen Strahlen. Oft träume ich sogar davon, dass ich ihre Strahlen berühren kann. Es ist fast so, als ob die Sonne ihre Arme nach mir ausstreckt. Heute habe ich davon geträumt, wie mir die Sonne etwas herunterwarf und darauf deutete, dass ich es aufheben sollte. Als ich es in der Hand hielt, war es eine Art ganz kleine Sonne, sie wurde daraufhin durchlässig und fuhr mitten in meine Handfläche hinein.“
„Das ist ein wunderschöner Traum, er bedeutet sicher etwas Gutes!“
„Solche Träume habe ich schon seit meiner frühesten Kindheit.“
„Ich weiß, und manchmal träumst du von tanzenden Sternen“, gab Liora lächelnd zurück.
„Ja, du müsstest es einmal sehen, die Sterne drehen sich mit einer großen Geschwindigkeit auf verschiedenen Bahnen, leuchten in allen nur erdenklichen Farben und immer wenn ich so einen Traum habe fühle ich mich irgendwie besser. Als ob es eine Bestätigung ist, dass ich auf dem richtigen Weg bin, verstehst du?“ Artreyu blickte zu Liora die einfach nur nickte, und ihn sanft anlächelte. Heute hatte sie ihre langen braunen Haare zu einem Zopf gemacht. Zusammen mit dem Kleid mit Blumenmuster sah sie sehr sommerlich aus. Artreyu hatte heute zu seiner Jeans ein Hemd statt eines T-Shirts an, er hatte schon seit Jahren kein Hemd mehr angezogen. Seit er sein Geschäft aufgegeben hatte und seine Berufung gefunden hatte, zog er sich nicht mehr so formell an.
„Ich verstehe“, sagte sie schließlich nach einer Weile, „ich denke, du weißt etwas tief in dir drin, was die Menschen schon längst vergessen haben.“
Artreyu starrte nun seit einiger Zeit Liora an. Er konnte nicht anders, denn etwas stimmte nicht.
„Was meinst du?“, fragte Artreyu geistesabwesend ohne ein Auge von Ihr zu lassen. In letzter Zeit war Liora nicht mehr so wie früher. Sie war sehr gelassen, sie war nie schlecht gelaunt, sie schien vollkommen im Reinen mit sich selbst zu sein. Sie versprühte ihre Ausgeglichenheit auch auf andere Menschen.
Seit einigen Monaten lächelten alle Menschen, wenn sie sich nach einem kurzen Small Talk von Liora verabschiedeten. Freunde, Verwandte, Nachbarn alle mochten plötzlich ihre Nähe, selbst Tiere liefen auf sie zu. Nicht, dass früher das Gegenteil der Fall war, aber irgendwie wurde es zunehmend auffällig. Was aber am auffälligsten war, und was Artreyu sich am wenigsten erklären konnte war ihr Leuchten. Manchmal schien Liora einfach zu leuchten! Nicht ihre Ausstrahlung, nicht das Leuchten ihrer braunen Augen, welches sie schon immer hatte, seit Artreyu sie das erste Mal gesehen hat. Nein, sie leuchtete im wahrsten Sinne des Wortes. So wie jetzt. Hier lag sie zusammen mit ihm auf dem Dach des Geländewagens, schaute in die Sterne und war von einem leichten Leuchten umgeben. Artreyu sah es immer öfter des Nachts. Es war als ob sie jemand mit einem Spiegel anleuchten würde, welcher in einem dunklen Raum steht und dort die Sonne reflektiert. Er schaute sich nach einer Lichtquelle um. War es heute der Mond? Das Licht der Sterne? Er wusste es nicht.
„Was ich meine?“, Liora strich sich über das Haar. „Versuche doch mal das nächste Mal wenn du von der Sonne träumst wirklich zuzuhören, was dir die Sonne sagt. Du sagst sie kommuniziert mit dir aber du verstehst nichts. Lerne es zu verstehen.“
„Wie soll ich das anstellen?“
„Du wirst es schon schaffen, du weißt wie man die Dinge angeht. Wenn es einer weiß dann du!“ Plötzlich drehte sie ihren Kopf zu Artreyu, „Hattest du da oben auch diesen Traum?“
„Im Weltraum?“
Sie nickte.
„Ich weiß es nicht mehr, ich glaube nicht.“
„Es muss überwältigend sein von da oben die Erde zu sehen und den unendlichen Raum um sich herum zu wissen“, schwärmte Liora, sie schien sogar noch stärker zu leuchten als zuvor, was Artreyu immer stärker irritierte.
„So überwältigend, dass ich fast meinen Job verloren hätte“, gab Artreyu mit einem Lächeln zurück.
„Mach dir nichts daraus! Sowas passiert eben“, Liora strich ihm übers Haar.
„Ich hoffe es passiert das nächste Mal nicht wieder.“
Liora setzte sich auf, räkelte sich und gähnte. Plötzlich hatte sie einen Einfall:
„Übernachten wir doch heute hier!“, als sie nun saß, und auf eine Antwort wartete ging von ihr weiterhin ein sanftes Leuchten aus, obwohl sie ja die Position gewechselt hatte. Artreyu suchte automatisch nach einer Lichtquelle doch tappte wieder buchstäblich im Dunkeln.
„Artreyu?“
„Ja?“, antwortete er zögerlich und offensichtlich aus seinen Gedanken herausgerissen.
„Sollen wir heute hier schlafen?“, wiederholte sie die Frage Silbe für Silbe.
„Liora?“
„Artreyu?“
„Du leuchtest!“
„Was?“, gab sie mit einem verschmitzten Lächeln zurück. Ihre Körpersprache verriet dass sie sich nicht auf dieses Gespräch einlassen wollte, sie benahm sich als ob sie sich ertappt fühlte, aber es nicht zugeben mochte. Doch das Leuchten wurde sogar noch intensiver. Sie leuchtete nicht mehr, sie strahlte! Und zwar so stark, dass Artreyu auf dem Dach des Geländewagens aufsprang, und um Liora sein Hemd legte, in der Hoffnung das Strahlen irgendwie zu unterbrechen. Er konnte zwar erkennen, dass sie nicht brennt aber er wusste nicht wie er ihr anders helfen konnte. Angst und Verzweiflung stiegen in ihm auf.
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