Ewa A.
Du in meinem Kopf
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Inhaltsverzeichnis
Titel Ewa A. Du in meinem Kopf Dieses ebook wurde erstellt bei
Impressum Impressum
1. Dinge, die man hasst
2. Dinge, die man nicht begreifen kann
3. Dinge, die man nicht sehen will
4. Dinge, die man nicht tun will
5. Dinge, die man nicht wahrhaben will
6. Dinge, die man nicht erwartet
7. Dinge, die man nicht erleben will
8. Dinge, die man nicht glauben kann
9. Dinge, die man nicht ahnen kann
10. Dinge, die man nicht wissen kann
11. Dinge, die man nicht fühlen will
12. Dinge, die einen zornig machen
13. Dinge, die man vergessen will
14. Dinge, die man verändern will
15. Dinge, die man sich wünscht
16. Dinge, die man nicht so meint
17. Dinge, die man nicht kontrollieren kann
18. Dinge, die einen umbringen
19. Dinge, die man haben will
20. Dinge, die man tun muss
Ein paar Worte
Weitere Werke der Autorin
Impressum neobooks
Text:
Copyright © 2020 Ewa A.
Alle Rechte vorbehalten
Cover:
Copyright ©
www.sturmmöwen.at
Korrektorat:
https://korrektoratia.jimdosite.com/
Verlag:
E. Altas
Bundesstr. 6
79423 Heitersheim
ewa.xy@web.de
https://www.facebook.com/EwaA.Autorin
Die Geschichte sowie die Personen und die Orte in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Begebenheiten, Orten, lebenden oder toten Personen sind in keiner Weise beabsichtigt und wären purer Zufall.
Hazel
Es war ein milder Spätsommerabend und durch den Park von New Stamford schwebte der verlockende Duft von Popcorn und Zuckerwatte. Kinderlachen, Stimmengewirr und Musikfetzen wehten in einer warmen Brise zu uns heran. Das grüne Laub des Ahornbaums warf seine unruhigen Schatten auf den Zeichenblock, der auf meinen Oberschenkeln ruhte und auf dem das Gesicht eines Mädchens langsam Formen annahm. Es sollte das meiner besten Freundin Sam darstellen, die neben mir quer auf der Wiese lag und meinen Oberschenkel als Kopfkissen benutzte.
»Ehrlich gesagt, wäre ich echt froh, wenn meine Mom mir ein Date besorgen könnte.«
Der traurige Unterton in ihrer Stimme ließ mich innerlich zusammenzucken. Sams Mom war vorletztes Jahr nach einer schweren Krankheit gestorben. Kein Wunder also, dass sie die Versuche meiner Mutter, mich mit irgendwelchen Kerlen zu verkuppeln, in einem ganz anderen Licht als ich sah. Sie wäre mit Sicherheit glücklich, wenn ihre Mom ihr damit noch auf die Nerven gehen könnte.
»Verdammt, Sam. Ich beschwere mich hier über Kleinigkeiten, dabei ... Es tut mir leid«, nuschelte ich zerknirscht.
Sam schloss für eine Sekunde die Lider und grinste mich dann traurig an. »Hey, nein. Schon okay. Ich wollte nicht rumheulen.«
Mit einem Seufzen malte ich an der Nase meiner Zeichnung weiter. »Naja, vielleicht hättest selbst du irgendwann keinen Bock mehr darauf, fast jede Woche einen komischen Typen zu treffen, den deine Mutter dir ausgesucht hat. Entweder sind sie genauso angepisst wie ich oder – noch schlimmer - übereifrig bei der Sache, was echt eklig ist.«
Sam lachte auf. »Nun komm schon, ganz so schlimm ist es nicht. Sie schleppt dir nur ab und zu einen Kerl an.«
»Nein, sie schleppt sie nicht an. Sie zwingt mich zu den Knallfröschen hin – in Lucys Diner. Und doch: Es ist furchtbar. Scheißegal, wie oft sie das macht, es wird nicht besser. Denk doch bitte mal an den miesen Wurm, der mir ständig auf die Möpse gestarrt hat. Zu allem Übel war er noch zwei Jahre jünger als ich und reichte mir gerade bis ans Kinn. Und nur zur Erinnerung: Ich selbst bin schon ein Zwerg.«
Sam kicherte. »Mag ja sein, Schneewittchen, aber vielleicht hat er dir ja deswegen ständig auf die Hupen gestarrt, weil die praktischerweise auf seiner Augenhöhe lagen. Oder eher standen? Hingen?«
Mit einem warnenden Knurren beendete ich das Zeichnen, um Sam einen mörderischen Blick zuzuwerfen. »Hingen? Ich glaube, du tickst wohl nicht ganz richtig! Bei mir hängt nichts.«
Doch Sam scherte sich nicht darum und amüsierte sich weiter auf meine Kosten. »Möglicherweise war er aber auch nur kurzsichtig und dachte, er würde dir in die Augen schauen.«
»Klar«, stimmte ich sarkastisch zu. Noch immer angewidert von dem vergangenen Date schüttelte es mich. »Der Troll war widerlich.«
»Hey, kann ja sein, dass ihre neuste Eroberung ein wirklich netter Kerl ist?«
»Nie und nimmer. Ich sollte mich weigern, ihn zu treffen.«
»Wann ist das Date?«
Ich versuchte, mich an die morgendliche Unterhaltung mit meiner Mom zu erinnern. »Übermorgen, wenn ich mich recht entsinne. Also am Mittwoch soll ich den nächsten Trottel in Lucys Diner treffen.«
»Dann hast du ja noch genügend Zeit, dich darauf vorzubereiten.«
»Ja, gute Idee. Ich sollte mir vorher die Kante geben oder irgendwelche Pillen einwerfen, die mich das kommende Date des Grauens im Vollrausch und ohne jegliche Erinnerung überstehen lassen.«
»Bloß nicht, sonst kann der Kerl mit dir anstellen, was er will und du merkst es nicht einmal.«
»Ohw, stimmt. Fataler Denkfehler. Verdammter Mist!«
»Ach, das überstehst du auch noch. Abgesehen davon besteht ja immerhin die Chance, dass es diesmal gar nicht so übel werden könnte.«
Fassungslos schüttelte ich den Kopf. »Deine Fantasie möchte ich haben, echt, he.«
»Dann sag deiner Mom doch einfach, dass du keinen ihrer aufgerissenen Kerle mehr treffen willst.«
»Das schaffe ich nicht«, jammerte ich und widmete mich wieder Sams Gesicht auf dem Papier. »Ich habe es ja schon probiert, aber sie wird dann jedes Mal traurig, weil sie glaubt, mir nicht helfen zu können, und ich bekomme dann ein total schlechtes Gewissen. Sie meint, wenn ich einen Freund hätte, wäre ich glücklich.«
»Wie kommt sie denn darauf?« Sam reckte den Kopf nach hinten, sodass da, wo zuvor ihr Scheitel neben meinem Zeichenblock gelegen hatte, ihre Augen auftauchten. Tiefe, grüne Seen staunten mich an. »Bist du das etwa – unglücklich?«
Ich zögerte, weil ich mich das selbst schon zu oft gefragt hatte. Was machte Glück aus? Hieß glücklich sein, jeden Tag aus vollem Hals zu lachen? Sich in seiner Haut wohlzufühlen? Freunde zu haben? Dann war ich glücklich. Aber wenn es bedeuten würde, von anderen akzeptiert oder zumindest nicht als Freak bezeichnet zu werden, sich insgeheim nicht schlecht zu fühlen, weil man eben nicht wie alle anderen um einen herum war, dann … ja. Dann müsste ich mich als unglücklich bezeichnen. Denn dank einiger meiner Mitschüler fühlte ich mich als Außenseiterin, als Freak, als schleimiger Bodensatz der Highschool, obwohl ich das nicht wollte.
Sam richtete sich auf, drehte sich zu mir und starrte mich voller Sorge an. »Hazel Penelope Brown, bist du etwa unglücklich?«
»Nein. Nein, natürlich nicht. Schließlich habe ich die beste Freundin der Welt. Wie könnte ich da unglücklich sein?«, wehrte ich übertrieben theatralisch ab. Allerdings blieb mir der fahle Geschmack einer Lüge auf der Zunge kleben.
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