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Copyright © 2022 bei P&L Edition, ein Imprint von Bookspot Verlag GmbH, Planegg
1. Auflage
Lektorat: Johanna Gerhard
Korrektorat: Celine del Rosario, Yvonne Singer
Satz/Layout und Covergestaltung: Martina Stolzmann
Alle Abbildungen © Wikipedia/Wikimedia
E-Book: Jara Dressler
ISBN 978-3-95669-173-7
www.bookspot.de
Meinen Dank an Christel
und unseren Manuel.
Immer wieder.
Was liegt am Ruhm,
da man den Nachruhm nicht erleben kann?
Marie von Ebner-Eschenbach
Vergänglich sind auch die Sterne am Himmel.
Janine Weger
Wer hoch steht, den sieht man weit.
Deutsches Sprichwort
Inhaltsverzeichnis
Spuren einer Heiligen – Hildegard von Bingen, Äbtissin, Heilkundige und Dichterin
Das attische Licht – Agnodike, Ärztin in Athen
Die Gefährtin – Maria Magdalena, Zeugin der Auferstehung
Mein Bild von Roxane – Die Prinzessin aus der Wüste
Die Königin bin ich – Maria Stuart und Elisabeth I.
Vierhändige Scherze am Klavier – Die Wiener Komponistin Marianna von Martines
Ein vermeintliches Paradies – George Sand und Frédéric Chopin auf Mallorca
Erinnerte Gezeiten eines Lebens – Clara Schumann, Pianistin und Komponistin
Die Unsterblichen und der Tod – Elisabeth von Österreich und Romy Schneider
Liebe aus dem Nichts geboren – Die Dichterin der Psychoanalyse Lou Andreas-Salomé
Aus einem ganz besonderen Leben – Marie Curie, zweifache Nobelpreisträgerin
Schwebender Engel – Käthe Kollwitz, Bildhauerin, Malerin, Grafikerin
Die Vermessung der Unendlichkeit – Henrietta Swan Leavitt, Astronomin
Das veruntreute Versprechen – Clara Immerwahr, Doktor der Chemie
Paula oder Die Sanduhr in meinem Kopf – Die Malerin Paula Modersohn-Becker
Von der Erotik der Mathematik – Dr. Amalie Emmy Noether, Mathematikerin
Ein Leben für die Malerei – Bilder von Gabriele Münter
Die Drachenburg oder das Hofatelie Elvira – Anita Augspurg und Sophia Goudstikker, Fotografinnen und Kämpferinnen für die Frauenrechte
Therese Courage – Therese Giehse, Schauspielerin
Das Leben als Bühne – Helene Weigel, Schauspielerin und Intendantin
Ein Tag im November – Luise Rinser, Schriftstellerin
Zahlen haben keine Farbe – Mary Jackson, Ingenieurin der NASA
Erinnerungen an eine Primadonna – Die legendäre Sopranistin Maria Callas
Spuren im Sand – Marilyn Monroe und Arthur Miller
Die erste deutsche Dichterin – Roswitha von Gandersheim
Was noch zu sagen wäre …
Spuren einer Heiligen
Hildegard von Bingen - Äbtissin, Heilkundige und Dichterin
Der Schrein mit den Gebeinen der Hildegard von Bingen befindet sich in der Pfarrkirche (ehemals Klosterkirche) von Eibingen. Am gleichen Ort wird auch ihr Reliquienschatz aufbewahrt.
Beschäftigt man sich mit dieser besonderen Frau, stellt sich bald unausweichlich die Frage: War Hildegard denn überhaupt eine Heilige? Erst im 16. Jahrhundert findet sich ihr Name im Verzeichnis der Heiligen. Und es war Papst Benedikt XVI., der 2012 Hildegard zur Kirchenlehrerin erhob.
Auf jeden Fall war Hildegard eine faszinierende, eine großartige Frau, auch im ziemlich nebligen Abstand von 900 Jahren. Sie verkörperte eine Idee, die auch noch heute anziehend wirken kann: Sie gab das Beispiel für Vertrauen auf Gott, für seine Gnade, Liebe und Weisheit.
Mit einem eher kleinen Artikel auf der Wirtschaftsseite einer Zeitung – leicht zu übersehen, da an dieser Stelle kaum zu erwarten – und nur wenige Tage darauf mit einem vielleicht zehnminütigen Feature in einer Kultursendung im Fernsehen, begann mein Interesse für Hildegard von Bingen. Ab da trug ich zusammen, was ich über diese Frau und ihre Zeit finden konnte.
Im vergangenen Jahr wurde ich gebeten, im Rahmen einer Vortragsreihe Große Frauen der Geschichte, vom Kloster Peterhof veranstaltet, über die Heilige Hildegard zu sprechen. Meine spontane Zusage hatte zur Folge, dass ich mein Wissen über Hildegard und ihre Zeit überprüfen und ordnen musste, am besten chronologisch. Daraus ergab sich zwangsläufig, mich auch mit den nicht unwesentlichen Widersprüchen während des Erdenweges der adeligen Frau zu befassen.
Da ich meine Zuhörer nicht zu sehr mit Daten und Fakten belasten wollte, wählte ich besondere Stationen aus der mehr als acht Jahrzehnten währenden Lebenszeit der Hildegard.
Denke ich mir Hildegard als Kind, sehe ich sie in einer blühenden Wiese sitzen, die Hände im Schoß gefaltet, das Gesicht dem Himmel zugewandt. Es ist wieder solch ein Moment, in dem sie ein helles Licht sieht, sich von einer strahlenden Aura umgeben fühlt. Sie ist ein dreijähriges Mädchen, als sie zum ersten Mal spürt, wie dieses Licht in ihr Herz dringt, und sie fest daran glaubt, dass Gott ihre Seele berührt.
Die Blumenwiese, die sie so sehr liebt, von der sie ihr Leben lang träumen wird, gehört zum Gut Bermersheim, welches ihrer Familie gehört. Das lassen mich meine Unterlagen als gesichert annehmen. Wann und wo Hildegard das Licht der Welt erblickte, ist nicht zweifelsfrei zu belegen. Von adeliger Herkunft wurde sie wohl im Jahre 1098 auf Gut Bermersheim oder aber in Niederhosenbach als zehntes Kind ihrer Eltern geboren.
Hildegard begreift früh, dass ihr Leben der Kirche gehören wird. Als zehntes Kind ist dieser Weg beinahe fest vorgegeben, sie ist die Dank- und Opfergabe der Familie an Gott. Das Mädchen sieht sich herausgehoben, bevorzugt, spürt eine Heiterkeit, wenn sie an ihre Rolle denkt. Sie selbst beschreibt, wie sie mit acht Jahren Gott dargebracht wurde und damit ihr geistig-religiöser Weg begann. In ihrer neuen Umgebung wird man sich sehr bald gefragt haben, wer die Hildegard denn sei, dieses Mädchen, das gern von dem Licht erzählt, das sie immer wieder sieht.
Mit zwei anderen jungen Frauen kommt Hildegard in das Benediktinerkloster Disibodenberg. Ihr Einfluss dort nimmt so zu, man kann beinahe von einer friedlichen Übernahme sprechen, dass sie von ihren Mitschwestern zur Magistra gewählt wird. In dieser Führungsrolle sehe ich die junge Hildegard vehement und zäh für ihre Überzeugungen streiten. Noch steht sie als Person selbst hinter dem, was sie sagt und tut, bezieht sich noch nicht auf die Weisungen des Himmels. Natürlich kann der Abt des Klosters eine Frau mit eigenen festen Vorstellungen nur schwer ertragen, so etwas passt nicht in die Zeit.
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