Denn deinen Namen will ich herrlich machen
In Frankreich, selig preisen sollen dich
Die spätesten Geschlechter – und gleich jetzt
Erfüll ich es. – Knie nieder!
Er zieht das Schwert und berührt sie mit demselben.
Und steh auf
Als eine Edle! Ich erhebe dich,
Dein König, aus dem Staube deiner dunkeln
Geburt – Im Grabe adl ich deine Väter –
Du sollst die Lilie im Wappen tragen,
Den Besten sollst du ebenbürtig sein
In Frankreich, nur das königliche Blut
Von Valois sei edler als das deine!
Der Größte meiner Großen fühle sich
Durch deine Hand geehrt, mein sei die Sorge,
Dich einem edeln Gatten zu vermählen.
DUNOIS tritt vor.
Mein Herz erkor sie, da sie niedrig war,
Die neue Ehre, die ihr Haupt umglänzt,
Erhöht nicht ihr Verdienst, noch meine Liebe.
Hier in dem Angesichte meines Königs
Und dieses heilgen Bischofs reich ich ihr
Die Hand als meiner fürstlichen Gemahlin,
Wenn sie mich würdig hält, sie zu empfangen.
KARL.
Unwiderstehlich Mädchen, du häufst Wunder
Auf Wunder! Ja, nun glaub ich, daß dir nichts
Unmöglich ist. Du hast dies stolze Herz
Bezwungen, das der Liebe Allgewalt
Hohn sprach bis jetzt.
LA HIRE tritt vor.
Johannas schönster Schmuck,
Kenn ich sie recht, ist ihr bescheidnes Herz.
Der Huldigung des Größten ist sie wert,
Doch nie wird sie den Wunsch so hoch erheben.
Sie strebt nicht schwindelnd irdscher Hoheit nach,
Die treue Neigung eines redlichen
Gemüts genügt ihr, und das stille Los,
Das ich mit dieser Hand ihr anerbiete.
KARL.
Auch du, La Hire? Zwei treffliche Bewerber
An Heldentugend gleich und Kriegesruhm!
– Willst du, die meine Feinde mir versöhnt,
Mein Reich vereinigt, mir die liebsten Freunde
Entzwein? Es kann sie einer nur besitzen,
Und jeden acht ich solches Preises wert.
So rede du, dein Herz muß hier entscheiden.
SOREL tritt näher.
Die edle Jungfrau seh ich überrascht
Und ihre Wangen färbt die züchtge Scham.
Man geb ihr Zeit, ihr Herz zu fragen, sich
Der Freundin zu vertrauen und das Siegel
Zu lösen von der fest verschloßnen Brust.
Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo
Auch ich der strengen Jungfrau schwesterlich
Mich nahen, ihr den treu verschwiegnen Busen
Darbieten darf. – Man laß uns weiblich erst
Das Weibliche bedenken und erwarte,
Was wir beschließen werden.
KARL im Begriff zu gehen.
Also seis!
JOHANNA.
Nicht also, Sire! Was meine Wangen färbte,
War die Verwirrung nicht der blöden Scham.
Ich habe dieser edeln Frau nichts zu vertraun,
Des ich vor Männern mich zu schämen hätte.
Hoch ehrt mich dieser edeln Ritter Wahl,
Doch nicht verließ ich meine Schäfertrift,
Um weltlich eitle Hoheit zu erjagen,
Noch mir den Brautkranz in das Haar zu flechten,
Legt ich die ehrne Waffenrüstung an.
Berufen bin ich zu ganz anderm Werk,
Die reine Jungfrau nur kann es vollenden.
Ich bin die Kriegerin des höchsten Gottes,
Und keinem Manne kann ich Gattin sein.
ERZBISCHOF.
Dem Manne zur liebenden Gefährtin ist
Das Weib geboren – wenn sie der Natur
Gehorcht, dient sie am würdigsten dem Himmel!
Und hast du dem Befehle deines Gottes,
Der in das Feld dich rief, genuggetan,
So wirst du deine Waffen von dir legen,
Und wiederkehren zu dem sanfteren
Geschlecht, das du verleugnet hast, das nicht
Berufen ist zum blutgen Werk der Waffen.
JOHANNA.
Ehrwürdger Herr, ich weiß noch nicht zu sagen,
Was mir der Geist gebieten wird zu tun;
Doch wenn die Zeit kommt, wird mir seine Stimme
Nicht schweigen, und gehorchen werd ich ihr.
Jetzt aber heißt er mich mein Werk vollenden,
Die Stirne meines Herren ist noch nicht
Gekrönt, das heilge Öl hat seine Scheitel
Noch nicht benetzt, noch heißt mein Herr nicht König.
KARL.
Wir sind begriffen auf dem Weg nach Reims.
JOHANNA.
Laß uns nicht still stehn, denn geschäftig sind
Die Feinde rings, den Weg dir zu verschließen.
Doch mitten durch sie alle führ ich dich!
DUNOIS.
Wenn aber alles wird vollendet sein,
Wenn wir zu Reims nun siegend eingezogen,
Wirst du mir dann vergönnen, heilig Mädchen –
JOHANNA.
Will es der Himmel, daß ich sieggekrönt
Aus diesem Kampf des Todes wiederkehre,
So ist mein Werk vollendet – und die Hirtin
Hat kein Geschäft mehr in des Königs Hause.
KARL ihre Hand fassend.
Dich treibt des Geistes Stimme jetzt, es schweigt
Die Liebe in dem gotterfüllten Busen.
Sie wird nicht immer schweigen, glaube mir!
Die Waffen werden ruhn, es führt der Sieg
Den Frieden an der Hand, dann kehrt die Freude
In jeden Busen ein, und sanftere
Gefühle wachen auf in allen Herzen –
Sie werden auch in deiner Brust erwachen,
Und Tränen süßer Sehnsucht wirst du weinen,
Wie sie dein Auge nie vergoß – dies Herz,
Das jetzt der Himmel ganz erfüllt, wird sich
Zu einem irdschen Freunde liebend wenden –
Jetzt hast du rettend Tausende beglückt,
Und einen zu beglücken wirst du enden!
JOHANNA.
Dauphin! Bist du der göttlichen Erscheinung
Schon müde, daß du ihr Gefäß zerstören,
Die reine Jungfrau, die dir Gott gesendet,
Herab willst ziehn in den gemeinen Staub?
Ihr blinden Herzen! Ihr Kleingläubigen!
Des Himmels Herrlichkeit umleuchtet euch,
Vor eurem Aug enthüllt er seine Wunder,
Und ihr erblickt in mir nichts als ein Weib.
Darf sich ein Weib mit kriegerischem Erz
Umgeben, in die Männerschlacht sich mischen?
Weh mir, wenn ich das Rachschwert meines Gottes
In Händen führte, und im eiteln Herzen
Die Neigung trüge zu dem irdschen Mann!
Mir wäre besser, ich wär nie geboren!
Kein solches Wort mehr, sag ich euch, wenn ihr
Den Geist in mir nicht zürnend wollt entrüsten!
Der Männer Auge schon, das mich begehrt,
Ist mir ein Grauen und Entheiligung.
KARL.
Brecht ab. Es ist umsonst sie zu bewegen.
JOHANNA.
Befiehl, daß man die Kriegstrommete blase!
Mich preßt und ängstigt diese Waffenstille,
Es jagt mich auf aus dieser müßgen Ruh,
Und treibt mich fort, daß ich mein Werk erfülle,
Gebietrisch mahnend meinem Schicksal zu.
Ein Ritter eilfertig.
KARL.
Was ists?
RITTER.
Der Feind ist über die Marne gegangen,
Und stellt sein Heer zum Treffen.
JOHANNA begeistert.
Schlacht und Kampf!
Jetzt ist die Seele ihrer Banden frei.
Bewaffnet euch, ich ordn indes die Scharen.
Sie eilt hinaus.
KARL.
Folgt ihr, La Hire – Sie wollen uns am Tore
Von Reims noch um die Krone kämpfen lassen!
DUNOIS.
Sie treibt nicht wahrer Mut. Es ist der letzte
Versuch ohnmächtig wütender Verzweiflung.
KARL.
Burgund, Euch sporn ich nicht. Heut ist der Tag,
Um viele böse Tage zu vergüten.
BURGUND.
Ihr sollt mit mir zufrieden sein.
KARL.
Ich selbst
Will Euch vorangehn auf dem Weg des Ruhms,
Und in dem Angesicht der Krönungsstadt
Die Krone mir erfechten. – Meine Agnes!
Dein Ritter sagt dir Lebewohl!
AGNES umarmt ihn.
Ich weine nicht, ich zittre nicht für dich,
Mein Glaube greift vertrauend in die Wolken!
So viele Pfänder seiner Gnade gab
Der Himmel nicht, daß wir am Ende trauern!
Vom Sieg gekrönt umarm ich meinen Herrn,
Mir sagts das Herz, in Reims' bezwungnen Mauern.
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