Alle, die Barry und Laurel kannten, sahen in ihnen ein sehr glückliches, verliebtes, perfektes Paar. Nichts würde sie je auseinanderbringen. Barry liebte Laurel über alles und erfüllte ihr jeden Wunsch. Sie hatten inzwischen eine wunderschöne, große Wohnung bezogen, obwohl sie die meiste Zeit im Ausland verbrachten. Er schenkte ihr einen chicen Sportwagen und überschüttete sie mit Geschenken. Laurel konnte sich die teuersten Kleider kaufen, was sie gar nicht wollte. Barry trug sie auf Händen und hatte immer kleine Überraschungen parat, auch wenn sie auf Reisen waren. Sie war ihm dankbar, aber es war für sie nicht das Wichtigste. Wichtig für sie war nur, dass sie und Barry zusammen waren, denn für Laurel war Barry der Mann ihres Lebens. Deshalb willigte sie vor ein paar Jahren auch sofort ein, als Barry sie fragte, ob sie mit ihm zusammen ziehen wollte. Sie war darüber sehr glücklich, denn nach ihrer ersten Reise war ihr klar, dass dieser Mann ihr Leben verändern würde. Ohne Barry hätte alles wenig Sinn.
„Wo bist du gerade wieder mit deinen Gedanken, Süße?“, holte Barry sie aus ihren Gedanken.
„Bei unserer nächsten Reise“, schwindelte sie.
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„Die wird toll, dass weiß ich jetzt schon. Diese Land hat alles zu bieten, was man sich nur wünschen kann. Du wirst begeistert sein. Ich war schon mal dort, mit David, bevor wir mit dem Studium begannen. Auf dieser Reise lernten wir auch Tommy kennen. Wir reisten über ein Jahr durch dieses Land. David kann nun solche Reisen vergessen. Irgendwann wird er es bestimmt bereuen.“
„Warum sagst du dass? David ist zufrieden und liebt sein jetziges Leben, so wie es ist, dass sieht man ihm an. Ich glaube nicht, dass er jemals bereuen wird, mit Katie verheiratet zu sein, einen Sohn und bald noch eine Tochter zu haben. Kannst du dich nicht in seine Lage versetzen? Könntest du dir wirklich nicht vorstellen, Kinder zu haben? Ich glaube, dass es ein unglaublich schönes Gefühl ist, wenn dein Kind dich umarmt und mit seinen großen Augen anlächelt.“
Laurel versuchte wieder ihm klar zu machen, dass ein Leben mit Kinder auch etwas wunderbares sein konnte. Sie dachte dabei an ihre eigene Familie.
„Was ist denn heute mit dir los? Nein, ich könnte es mir nicht vorstellen. Ich habe es dir doch erklärt. Es ist auch unnötig darüber nachzudenken. Wir könnten nicht mehr zusammen verreisen und überhaupt. Du hast es ja selbst mitbekommen. David und Katie müssen auf den Kleinen ständig Rücksicht nehmen und wenn dann erst das zweite Kind da ist. Nein, ich möchte mein Leben so leben, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Wir müssen auf niemanden Rücksicht nehmen. Ist es nicht dass, was wir immer wollten? Wir haben doch ein wunderschönes Leben“, nahm er sie nochmal in den Arm.
„Ja, dieses Leben wollten wir. Wir haben es vor ein paar Jahren so beschlossen“, antwortete sie knapp.
„Warum dann immer wieder der Versuch, mich umzustimmen?“
„Denkst du nicht, dass man eine Entscheidung, die man getroffen hat, weil man noch sehr jung war, revidieren könnte?“, sah sie ihn fragend an.
„Was willst du eigentlich von mir, Laurel? Was willst du mir damit sagen? Warum dieses eigenartige Gespräch. Langsam werde ich ungeduldig und ungehalten. Du kennst meine Meinung. Daran ist nichts zu ändern.“
Barry machte eine kleine Pause.
„Du bist doch nicht etwa schwanger?“, schaute er sie schockiert an.
„Nein, dass bin ich nicht. Du kannst beruhigt sein. Ich weiß ja, wie du darüber denkst und ich weiß auch, dass du mich verlassen würdest, auch wenn du es jetzt nicht zugeben würdest. Ja. Ich bin sicher, dass du das tun würdest“, sah sie ihn enttäuscht und traurig zugleich an.
Barry sagte nichts. Was sollte er ihr antworten? Er wusste ja selbst nicht, wie er sich verhalten würde.
„Du kannst mir keine Antwort darauf geben? Das dachte ich mir schon“, schüttelte sie den Kopf.
„Es ist unnötig darauf zu antworten. Ich verstehe einfach nicht, warum du mich das jetzt fragst? Du bist nicht schwanger. Also ist
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alles gut. Ich glaube auch nicht, dass du das wirklich willst. Also lassen wir jetzt endlich dieses Thema“, bat er sie.
„Ich glaube es einfach nicht. Du würdest es tatsächlich tun, Barry. Ich sehe es in deinen Augen. Liebst du mich denn überhaupt? Bist du dir sicher, dass du dein Leben mit mir verbringen möchtest, Barry?“
„Was redest du denn da? Natürlich liebe ich dich, dass weißt du doch. Du bist die Einzige, mit der ich alt werden möchte. Du bedeutest mir alles.“
„Ich habe plötzlich Zweifel daran.“
„Hör endlich damit auf. Das ist doch alles Unsinn.“
„Du hast auf meine Frage, was du tun würdest wenn ich schwanger wäre, nicht geantwortet, Barry. Ich hatte etwas anderes erwartet“, schüttelte sie enttäuscht den Kopf.
„Hör jetzt endlich damit auf. Ich liebe dich. Über alles. Das muss dir genügen und fang nie wieder mit diesem Thema an. Das hat sich für mich erledigt“, sah er sie eigenartig an.
Er wusste in diesem Moment, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte sie verletzt. Aber er wusste auch, dass er nicht mehr darüber reden wollte. Langsam kam er auf sie zu und nahm sie in den Arm, hob ihren Kopf und sah ihr in die Augen.
„Ich liebe dich, Laurel, dass ist die Wahrheit.“
Doch in ihrem tiefsten Inneren hatte Laurel Zweifel. Sie zweifelte plötzlich an seiner Liebe zu ihr. Wollte sie denn tatsächlich auf Kinder verzichten, nur um unabhängig und frei zu sein und um Barry nicht zu verlieren, weil er dieses Leben führen wollte? Sie dachte an Katie, Jannett, Kristen, Vivien und Susann. Wie fühlte man sich, wenn man Mutter war? Sie sahen so glücklich aus. Ob sie jemals dieses Gefühl erleben würde? So wie es aussah, wohl nicht, denn Barry wollte keine Kinder. Aber warum nicht? Was war der Grund?
Barry und Laurel kannten sich jetzt schon sechs Jahre und seit fünf Jahren waren sie ein Paar. Sie lernten sich in der Firma von Barrys Vater kennen. Laurel bewarb sich damals als Reisejournalistin. Als Barry ihr, im Büro seines Vaters, bei ihrem Vorstellungsgespräch begegnete, war er sofort von ihr fasziniert. Laurel hatte eine ganz besondere Ausstrahlung, was ihm nicht entgangen war. So sorgte Barry mit dafür, dass sie die Stelle bekam. Er suchte gerade nach einer neuen Partnerin, die mit ihm auf Reisen ging. Vorher war er öfter mit Carolina unterwegs, doch als er Laurel sah, wollte er sie unbedingt als neue Partnerin. Die Firma seines Vaters war bekannt für tolle, ausführliche und spannende Broschüren und Bücher über Reisen, neue besondere Reiseziele und Kurztrips in die ganze Welt, die mit außergewöhnlichen Fotos versehen waren. Barry war ein hervorragender Fotograf und er hatte schon mehrere Preise mit seinen Bildern gewonnen, die wirklich etwas ganz besonderes waren. Jedem Betrachter viel das sofort auf. Er hatte ein Händchen dafür, das Licht und die Farben einzufangen, so dass jedes Foto eine, für
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die Betrachter, besondere Ausstrahlung hatte. Nach ein paar Wochen nahm Barry Laurel zum erste mal mit auf eine Reise. Sie hatte sich vorher schon durch sehr gute Berichte dafür qualifiziert. Auf dieser Reise kamen sie sich dann zum ersten mal näher. Als Laurel zum ersten mal seine Fotos sah, war sie sofort begeistert. Und Barry fand ihre Reiseberichte und Informationen hervorragend. Sie waren ein echt gutes Team, was auch der Firma zu Gute kam. Nach einem Jahr zogen sie zusammen in eine Wohnung. Da Barry viele Freunde hatte, die alle ungefähr in seinem Alter waren, lernte auch Laurel sie nach und nach kennen. Sie freundete sich mit ihnen an. Aber viel Zeit für die Freunde blieb ihnen nicht. Barry und
Laurel waren viele Monate unterwegs und wenn sie zu Hause waren, musste das Buch, mit den dafür vorgesehenen Fotos und Berichte über die Reise, fertiggestellt werden. Die nächste Reise war da schon wieder in Planung. So sah man die Freunde nur selten. In ihrer Abwesenheit änderte sich ständig etwas in deren Leben. So staunten sie jedes mal darüber, wenn einer ihrer Freunde ihnen freudestrahlend mitteilte, dass sie Nachwuchs erwarteten. Als sie diesmal von ihrer Reise zurückkamen und bei David und Katie eingeladen wurden, waren beide wirklich überrascht, dass Katie wieder schwanger war und ihr zweites Kind erwartete.
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