1 ...6 7 8 10 11 12 ...16 Das Bad, am Ortsende von Titisee und vor dem Aufstieg zum Feldberg gelegen, bot an diesem Abend auf der Wiese viel Platz. Die Familien packten gerade zusammen und die Urlauber machten sich ebenfalls Richtung Abendessen auf. Die übrig gebliebenen starken Jungs, gafften den Grazien hinterher, trauten sich aber sichtlich nicht zu pfeifen.
Katrins durchtrainierter Körper schien außer Muskeln nichts zu kennen. Wogegen Sam als Vorbild für eine Brust-OP Modell stehen könnte.
„Sind die echt?“ Da war auch schon die etwas bewundernde oder vielleicht auch provozierende Frage der jungen Kollegin.
„Na klar. Oder denkst du etwa, ich würde für so einen Scheiß Geld ausgeben?“
„Das kann man gut behaupten, wenn man es nicht braucht.“ Samantha musterte jetzt ihre Kollegin einmal genauer, während sie mit Gänsehaut das doch schon sehr frische Wasser betrat.
„Du willst mir aber nicht sagen, dass du meinst, du bräuchtest Unterstützung durch Silikon?“ Jetzt mussten beide lachen.
„Natürlich nicht. Obwohl ich schon Zeiten und Freunde hatte, die auf eine etwas größere Oberweite standen. Diese wäre mir allerdings beim Modeln eher negativ in die Quere gekommen. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber dort bezeichnet man meine bestehende Handvoll schon als zu üppig.“
Da musste Sam grinsen: „Schon klar. Ich habe ebenfalls, allerdings schon mit vierzehn, gemodelt. Zu der Zeit waren meine Maße noch perfekt. Welche Angebote mir dann zwei Jahre später, als die Formen ausgebildet waren, ins Haus flatterten, brauche ich dir als Expertin ja wohl nicht weiter erläutern.“
Sie waren während ihres Frauengetratsches bereits schon gut zweihundert Meter in den See hinein geschwommen. Beide hatten eine gute Brusttechnik, weshalb das gemeinsam flotte Vorankommen auch während der Unterhaltung Programm war. Sam war irgendwie begeistert, endlich eine Freundin gefunden zu haben, welche auch noch ihre sportlichen Ambitionen teilte.
Sam: „Was machst du sonst noch so, außer Radfahren und Schwimmen?“
„Ich bin eigentlich ein kleiner Sportjunkie. Im Winter gehe ich gerne Ski fahren, sowohl Langlauf wie auch Abfahrt. Wenn es das Wetter und die Bedingungen zulassen, gehe ich auch gerne mal Schneeschuh wandern. Der Feldberg eignet sich hierfür wirklich perfekt. Ja, und im Sommer nehme ich ab und zu an einem Triathlon oder Bike-Marathon teil. Wettkämpfe gibt es hier überall in der Gegend. Wenn du Lust hast, nehme ich dich gerne mal mit.“
Sam antwortete, mit verzogener Grimasse: „Ich weiß nicht so recht, ob mir der Aufwand um das ganze Training das wert ist.“
Doch Katrin ließ sich nicht von ihrem Plan abbringen: „Vorschlag! Wir schwimmen um die Wette zurück. Wenn du gewinnst, dann lass ich dich mit dieser Idee in Ruhe. Sollte ich aber gewinnen, bekommst du morgen den Termin für den nächsten Minitriathlon am Titisee.“
Sam hatte bereits gewendet und sich mit Kraulen den ersten Vorsprung herausgeschwommen. Es war jedoch ein weiter Weg bis zum Strandbad zurück und sie hoffte einfach, dass Katrins stärkere Disziplin die Brusttechnik vom Hinweg war. Der Plan schien anfänglich aufzugehen, denn die Kollegin zog einfach nicht gleich. Erst fünfzig Meter vor dem Ziel erreichte Katrin die gleiche Höhe und war sogar noch in der Lage, das Tempo zu erhöhen.
Samantha war keine schlechte Schwimmerin und hatte in der Jugend einige Pokale eingefahren. Doch die Technik und der Elan der aktuellen Kontrahentin waren schon sehr beeindruckend. Nicht zu vergessen war da noch Samanthas Konditionsdefizit.
Katrin tratschte kräftig weiter, während sie locker aus dem See stieg, wogegen ihre Vorgesetzte schon fast ein Sauerstoffzelt benötigte.
Katrin: „Bei deinem Stil und der Kondition sollten wir wohl gleich den nächsten Wettkampf ins Auge fassen.“
„Ich denke ……..“ Sam musste erst mal Luft holen, „dass ich dich mit einer guten Bewertung für die nächste“ - wieder ein langes Luftholen - „Beförderung, nicht wirklich von diesem Plan abbringen kann?“
Die Antwort kam postwendend: „Wie wäre es mit einem Wettkampf? Wenn du……,“
doch Samantha schüttelte den Kopf: „Lass gut sein. Wenn wir diese Wettkampfspielchen auf anstehende Beförderungen umlegen, dann wirst du mich bald in der Rangordnung überholen.“
Sie legten sich in die Sonne und überließen der Luft die Aufgabe des Trockenföhnens. Gegen 20 Uhr und bei etwas nachlassender Hitze bestiegen sie wieder ihre Bikes und machten sich auf den Rückweg.
Der Ort, durch den eine Dreißigerzone führte, war noch voller Touristenströme. Vor allem die erste Straße rechts, welche in einen verkehrsberuhigten Bereich direkt am See entlangführte und sich mit Verkaufsständen von Kuckucksuhren- und Souvenirs aus dem Schwarzwald geschmückt zeigte, quoll vor Menschen fast über. Diese Seitenstraße wäre mit dem Fahrrad selbst zu dieser Uhrzeit nicht unfallfrei befahrbar gewesen.
Die Passage ließen sie aber schön brav rechts liegen und orientierten sich Richtung Ortskern.
Dort gab es eine Pizzeria mit der Aufschrift Pferdestall, die mit einer erhöhten Terrasse punktete und somit den Blick auf das wuselnde Geschehen ermöglichte.
Ja, und da konnten die Damen dann nicht widerstehen. Es reichte ein gemeinsames Kopfnicken, um die Fahrräder abzustellen und einen der zwei letzten kleinen Tische zu ergattern. Obwohl nur auf einen Drink verabredet, orderten beide die Speisekarte. Während sie die gemischten Salate bestellten, erklärten die Damen dem Kellner fast im Duett, wie wichtig es wäre, dass er ihnen dazu zwei Portionen Bruschetta serviere. „Wenn wir vielleicht noch eine Flasche Valpolicella bekommen könnten, wäre der Abend perfekt“, ergänzte Katrin die Bestellung und Samantha stimmte kopfnickend zu. Als beim ersten Anstoßen dann auch noch zwei Gitarristen in spanischem Outfit auftauchten und die Gipsy Kings zu covern versuchten, ging eher ein gefühlter Urlaubstag, als ein chaotischer Arbeitstag, zu Ende. Sie lachten viel, ließen dem Wein die Chance ihre Zungen zu lösen und rundeten das Dinner um 21 Uhr mit einem Grappa ab.
Somit war die Fahruntüchtigkeit endgültig besiegelt. Ohne groß zu diskutieren zog Katrin ihr Handy aus der Tasche und rief ihren jüngeren Bruder an, welcher brav schon zehn Minuten später mit seinem VW Bus aufkreuzte.
„Ich hoffe, dass mir durch diesen Dienst an der Polizeigewalt zukünftige Strafzettel erspart bleiben“, grinste Thomas und verstaute dabei schon die Fahrräder im Kofferraum.
Er war schlaksig, dunkelblond und auf gutem Weg, ein kleiner Gigolo zu werden. Die Schönheit musste bei dieser Familie in den Genen fest verankert sein und mit der Beimischung von Charme hatten die Eltern sichtlich auch nicht gegeizt.
„Könnt ihr zwei Hübschen mir auch noch erzählen, warum sich die Polizei heute Abend betrinkt? Gibt es etwas zu feiern oder schwenkt ihr gerade euren Liebeskummer runter“.
Die Mädels waren beide auf die Beifahrerbank gerutscht und konnten dabei das Lachen nicht mehr in den Griff bekommen. Doch mit Thomas Frage kam plötzlich der Grund für diesen Ausflug schlagartig zurück. Sie hatten über alles Mögliche gesprochen, aber nicht Mal ansatzweise den aktuellen Fall gestreift. Zum Glück hatte Katrin eine unbändige Erzähllaune an den Tag gelegt, sodass Samantha ihre ungewöhnliche Vergangenheit noch ein wenig in der Schublade lassen konnte.
Doch in diesem Moment herrschte Stille im Privattaxi und vor den Augen der Mädels zeigte sich gerade dasselbe grausame Bild.
„Okay!!! Ich ziehe diese Frage zurück. Aber wo soll ich euch absetzen?“
Die Antwort kam wieder im Duett: „Zu Hause natürlich!“ Sie ließen die gute Laune nun nicht mehr ganz versiegen und begannen mit der Planung des Triathlons.
„Wenn ihr zwei da mitmacht, dann werde ich mich sofort als Masseur zur Verfügung stellen!“ Thomas grinste die Mädels an und schweifte dabei mit dem Blick über die weiblichen Konturen.
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